Schon wenige Wochen nachdem Lleyton Hewitt sein Karriereende nach den Australien Open angekündigt hat, war den meisten Leuten bewusst welche Lücke er im australischen Tennis hinterlassen wird. Zu groß schienen die Fußstapfen Hewitts mit 30 ATP Titeln und 2 Grand Slam Erfolgen.
Doch wer jetzt eine lange Durststrecke im australischen Tennis vermutet liegt falsch. Vielversprechende, junge Talente stehen schon bereit und brennen darauf eine neue goldene Generation einzuläuten. Und obwohl die Erwartungen hoch sind und man sich nach 13 Jahren in Down Under wieder nach einem Grand Slam Titel sehnt, hat man doch Spieler in den Reihen die in der Zukunft durchaus für Furore sorgen könnten.
Nick Kyrgios (ATP Nr. 30)
Ungewöhnliche Frisuren sind das Markenzeichen von Nick Kyrgios
An erster Stelle müsste hier Nick Kyrgios genannt werden. Spätestens seit seinem sensationellen Sieg in Wimbeldon 2014 gegen die Nummer 1 der Welt Rafael Nadal ist er kein unbeschriebenes Blatt mehr. Er kann vor allem durch seinen guten Aufschlag und seine starke Vorhand überzeugen. Zusätzlich spielt er sehr aggressive und spektakuläre Grundlinienschläge was Ihn unberechenbar macht und mit denen er an guten Tagen jeden Gegner schlagen kann.
Die andere Seite von Kyrgios ist die des polarisierenden und extrovertierten Bad Boys. Mit Pöbeleien gegen Linienrichter, Interview Abbrüchen, Wutausbrüchen auf dem Platz oder zuletzt mit der Geschichte um Stan Wawrinka sorgt er immer wieder für Aufsehen und neue Skandale. Ungewöhnlich im sonst so schicken Gentlemen Sport Tennis. Mit diesem Verhalten mischt er zwar die ATP Tour auf und bringt Farbe ins bieder wirkende Tennis Geschäft, letztendlich büßt er so aber auch einiges an Sympathien ein und muss immer wieder Kritik von Topspielern wie Federer oder Murray hinnehmen.
Immer größere Werbeverträge, gestiegene Aufmerksamkeit und höhere Erwartungshaltungen haben dieses Verhalten bestimmt begünstigt. Bleibt abzuwarten wie er sich in dieser Hinsicht in Zukunft verhält, seinem Spiel würde es sicher gut tun wenn er diese Eskapaden abstellen könnte. Außerdem stellt sich auch noch die Frage ob er seine Leistung konstant über lange Zeit halten kann und ob sich seine Rückhand und seine Beinarbeit noch verbessert.
Ansonsten verfügte er jedoch über hervorragende Grundlagen und viel Potential um in der Weltrangliste noch weiter zu steigen und in einigen Jahren auch um Grand Slam Titel zu spielen.
Thanasi Kokkinakis (ATP Nr. 86)
Die nächste australische Hoffnung ist Thanasi Kokkinakis. Der Sohn griechischer Eltern kann auf eine erfolgreiche Jugendkarriere mit Finalteilnahmen bei den Australien Open und den US Open 2013 zurückblicken. Zudem konnte er mit seinem guten Freund Nick Kyrgios den Doppel Titel erlangen. Das Duo Kokkinakis/ Kyrgios oder auch die Special K´s harmonierte dabei ausgesprochen gut. Dies lag wahrscheinlich auch an dem gleichen Spielstil. Ebenso wie Kyrgios verfügt auch Kokkinakis über einen guten Aufschlag und eine beständige Vorhand. Vor allem der Aufschlag ist hier zu erwähnen, mit ihm holt er 75% der Punkte bei erstem Aufschlag.
Auch wenn gewisse Parallelen zu Kyrgios vorhanden sind, so sind such wenn gewisse Parallelen zu Kyrgios vorhanden sind, so sind sie von ihrer Art und dem Charakter doch grundverschieden. Kokkinakis wirkt ruhiger und zurück haltender. Für seine 19 Jahre hinterlässt er in Interviews doch einen ziemlich reifen Eindruck. Dennoch scheut sich er auch nicht davor in Interviews große Ziele vorzugeben und von dem Gewinn vieler Titel zu reden.
In den ersten beiden Jahren im Profibereich konnte sich Kokkinakis über 450 Weltranglisten Plätze nach vorne arbeiten. Dabei konnte er bei den Australien Open den an Nr. 11 gesetzten Letten Gulbis ausschalten und auch beim stark besetzten Turnier in Indian Wells bis in die dritte Runde vordringen.
Das Jahr 2016 fing für ihn aber alles andere als gut an. Nachdem er schon die letzte Saison vorzeitig beendet hat, wird er auch bei den Australien Open pausieren um seine anhaltenden Schulterschmerzen auszukurieren. Mit neuem Coach will er dann bei den French Open wieder agieren und schnellst möglich die Top 50 knacken.
Bernard Tomic (ATP Nr. 17)
Die aktuelle Nummer 1 Australiens ist Bernard Tomic. Der in Stuttgart geborene Tomic wanderte mit drei Jahren mit seinen Eltern nach Australien aus und findet sich im Moment auf Platz 17 der Welt wieder.
Ähnlich wie Kokkinais und Kyrgios konnte auch Tomic in seinen jungen Jahren einige große Erfolge feiern. So konnte er zwei Grand Slam Siege bei den Junioren einfahren und drei Mal das wichtigste Nachwuchsturnier der Welt, den Orange Bowl für sich entscheiden. Als er dann mit 16 Jahren bei den Australien Open das erste Mal bei den Herren an den Start ging und in die zweite Runde einziehen konnte, wurde er zum jüngsten Spieler der je ein Match bei diesem Grand Slam gewinnen konnte.
2011 folgte dann der nächste Meilenstein. In Wimbeldon konnte er als Qualifikant bis ins Viertelfinale einziehen und wurde erst vom späteren Sieger Novak Djokovic gestoppt. Der letzte dem in so jungen Jahren dies gelang war ein gewisser Boris Becker.
In den Jahren darauf konnte er verschiedene Erfolge bei Challenger Turnieren verzeichnen und auch 3 ATP Titel holen. 2015 arbeitete er sich dann relativ unbemerkt bis in die Top 20 vor. Relativ unbemerkt weil er vor allem neben dem Platz (ganz australisch) für einige Schlagzeilen sorgte. So landete er nach einer Party in seinem Hotelzimmer im Gefängnis oder wurde aus dem Davis Cup Team ausgeschlossen.
Grund für viele Experten wie zum Beispiel Australiens Tennis Legende Pat Rafter deutliche Kritik zu äußern. Diese zielte vor allem des öfteren auf den fehlenden Trainingseinsatz und den Wille jeden Tag hart zu arbeiten. Inzwischen scheint es so als würden die Hoffnungen doch eher auf Kyrgios liegen, dem viele den Sprung in die Top 10 eher zutrauen als Tomic.
Für Tomic ist es sicherlich förderlich wenn der Druck und die Erwartungshaltungen ein bisschen nachlassen oder zumindest auf zwei Schultern verteilt werden. Zwar hat er gegen Topspieler weiterhin seine Probleme und sein Spiel bedarf auch noch einiger Verbesserungen, jedoch hat er auch schon gezeigt wie stark er auf Rasen spielen kann und mit 23 Jahren wird er sich auch noch weiterentwickeln.
Das Jahr 2016 fing für ihn auf jeden Fall schon mal gut an. Er konnte in Brisbane Kei Nishikori schlagen und wurde erst im Halbfinale von Milos Raonic ausgebremst.