Aua in Aue: Mit 0:2 verliert der Effzeh sein Gastspiel im Fernen Osten. Weil der hochgeschätzte kölsche Blätterwald nun von einem perfekten Fehlstart schreiben wird, soll es heute bei den Resten der Effzeh-Spox-Gruppe eben nicht darum gehen in der



Ausgangslage:
Nur einen Punkt aus zwei Liga-Spielen, dafür einen Pokalsieg mit einer guten kämpferischen Einstellung und zumindest zeitweise recht ansehnlichem Fußball – trotz einer Reihe von Verletzten (Chici, Matuschyk, Przybylko, Strobl) sollte der Effzeh deshalb nicht ohne Chancen die Reise ins Erzgebirge antreten. Zumal der Effzeh noch niemals in Aue verloren hatte – doch bekanntlich reißt ja jede Serie einmal. Auf einen Sieg im Pokal konnte allerdings auch der Gegner verweisen – der FC Erzgebirge hatte die Frankfurter Eintracht aus dem Wettbewerb befördert.


Spielverlauf:
Aue startete mit mächtig Druck und überaus aggressiv. Der Effzeh nahm die Zweikämpfe an, hatte aber trotzdem in der Anfangsphase dem Angriffswirbel wenig entgegenzusetzen. Es dauerte nur acht Minuten, bis Fabian Müller nach einem öffnenden Pass heraus aus einer Überzahl-Situation gegen Timo Horn einnetzen konnte. Vielleicht hätte der U 20-Nationaltorhüter eine Spur eher den Kasten verlassen können - einen Vorwurf kann man ihm daraus allerdings nicht machen. Eindeutig lag der Fehler bei der Abwehrreihe, die viel zu weit aufgerückt war.

Nach dem Tor beschränkte sich der FC Erzgebirge weitgehend auf die Verteidigung des eigenen Gehäuses. Folgerichtig kam der Effzeh besser ins Spiel und erarbeitete sich ein Übergewicht. Die Chancen häuften sich – und dabei wurde immer wieder Thomas Bröker gesucht, der in dieser Partie zum Ein-Mann-Sturm des Effzeh wurde. So etwa in der 24. Minute, als der Heimkehrer von Brecko geschickt wurde, oder kurz vor der Pause, als er mit wuchtigem Schuss nur das Aluminium trifft.

Allerdings: Immer wieder können die Auer mit schnellen Kontern für brandgefährliche Situationen in der Effzeh-Hälfte sorgen – besonders über den pfeilschnellen Neuzugang Sylvestr, der Kevin Pezzoni immer wieder seine (eng gesteckten) Grenzen aufzeigte. Selbst nach einer Gelben Karte konnte sich Pezzoni gegen seinen Widerpart zumeist nur mit unfairen Mitteln wehren und war bereits nach einer halben Stunde rotgefährdet. Holger Stanislawski reagierte und tauschte ihn gegen Kevin McKenna aus. Wie üblich: An Einsatz und Willen mangelt es dem Routinier nicht – ein Usain Bolt wird der Kanadier, der in der Kreisliga als Ü32-Mann bei den „Alten Herren" spielen könnte, nicht mehr. Die schnellen Vorstöße der Gastgeber konnte Timo Horn mit einigen tollen Paraden parieren – klasse, der Junge!

Nach der Pause ging die Mannschaft von Carsten Baumann, der mittlerweile noch weniger Haare auf dem Kopf hat als bei seiner Zeit beim Effzeh, wieder offensiver zu Werke. Der Effzeh nahm das an – kämpferische Leistung, Laufbereitschaft und auch der Einsatz in den Zweikämpfen stimmte. Allerdings: Im Aufbau blieb vieles durchsichtig, und trotz sicherlich vorhandener technischer Überlegenheit liefen sich die Angriffe immer wieder am gegnerischen Strafraum fest.

In der 55. Minute dann das 2:0: Der ansonsten starke Maroh klärt gegen Sylvestr, aber irgendwie würgt der den Ball noch zu Savran, der gegen den unglücklich stehenden Kevin McKenna einschießen kann. In der Folge eigentlich wenig Neues: Der Effzeh versucht sich durchaus ansehnlich im Spielaufbau und zeigt auch Kämpferherz – doch das haben auch die Auer, angetrieben von einem tollen Support der Fans. Ein Pfostenschuss von Clemens, mehrere Freistöße – etwas Zählbares kommt nicht heraus.


Erkenntnisse:

Ein ziemliches Sturm-Problem: Bröker, Bröker, immer wieder Bröker. Und sonst nichts. Hier muss sich etwas tun – entweder durch einen „Last-Minute-Einkauf", oder durch den Knoten, der nun irgendwann mal platzen muss. Dass Stani in der 80. Minute den defensiven Kübler bringt und stattdessen Kevin McKenna als Stoßstürmer nach vorne beordert, lässt tief blicken. Der Mann hat kein Vertrauen in sein Offensivpersonal – zum Beispiel in Chong Tese, der auf der Bank bleiben musste.

Ein Abwehr-Problem – zumindest bei Kontern: Wenn es Holger Stanislawskis zündende Idee gewesen sein sollte, Kevin Pezzoni als Innenverteidiger einsetzen zu wollen, so hat sie sich als Rohrkrepierer erwiesen. Der Mann ist zu langsam und ihm fehlt, sorry, auch ein Stück weit das Spielverständnis für diese Position. Auch Kevin McKenna ist – wie nicht zum ersten Mal beschrieben – nicht der Schnellsten einer. Bei Gegnern, die tief stehen und auf Konter hoffen (soll bei Zweitligisten ja vorkommen) sind das keine schönen Aussichten.

Stani hat seine Mannschaft noch nicht gefunden: Immer wieder gab es Positionswechsel – der starke Hector zum Beispiel wechselte von der Sechs auf die Außenbahn und anschließend in die Mitte. Übrigens: Der Junge ist richtig gut – und hat auf allen Positionen eine gute Figur gemacht.


Spieler im Fokus:

Timo Horn: An den Toren schuldlos. Hat durch Klasse-Paraden weitere Treffer verhindert Intelligentes Stellungsspiel. Hat das Zeug, ein Großer zu werden.

Thomas Bröker: Ein-Mann-Betrieb der Effzeh-Offensive. Großer Einsatz. Wenn er es auch noch schaffen würde, seine eigenen Vorlagen anzunehmen, wäre das Spiel anders ausgegangen.

Kevin Pezzoni: Nein, keine Häme mehr. Aber bitte auch kein Pezzoni mehr in der Innenverteidigung.

Jonas Hector: Variables und kluges Spiel, guter Einsatz. Eine echte Verstärkung.


Fazit:
Ein Punkt aus drei Spielen – keine tolle Bilanz. Aber auch kein Drama, weil ehrlich gesagt so etwas Ähnliches zu erwarten war. Der Effzeh ist eine junge Mannschaft, die sich finden wird. Das heißt nicht, dass es keine Probleme gibt, die gelöst werden müssen. Aber es heißt, dass nun etwas nötig ist, womit der Effzeh-Fan eigentlich nicht so reichlich ausgestattet ist: Geduld.