Irgendwie bekomme ich das Gefühl nicht los, dass manche Dinge einen verfolgen und immer wiederkommen. Das gründet sich nicht nur darauf, daß heute morgen von meinen 137 Liedern auf der MP3-CD im Shufflemodus als erstes "Atemlos durch die Nacht" durch's Auto schallte, sondern auch an anderen Dingen - zum Beispiel unserem VfB.

Erneut scheint uns ein Übergangsjahr bevorzustehen, erneut ist ein Trainer nach Amtsantritt prompt aus dem DFB-Pokal mit dem VfB geflogen - und prompft scheinen wir den - gefühlt - 10. Fehlstart in Folge hinzulegen.

Ist wirklich alles wie immer? Oder sind es neue Probleme, die auftauchen? Ein kurzer Abriss:

Was ist wie immer?

Wir haben einen neuen Trainer - und fliegen erstmal aus dem Pokal raus - der letzte Trainer, bei dem das nicht so war, war ironischerweise Armin Veh, dessen erstes Pokalspiel nach Amtsantritt damals aber auch erst in der Folgesaison über die Bühne ging - aber Babbel, Labbadia, Schneider - alle drei haben ihre ersten Pokalspiele verloren (bei Gross und Stevens waren wir schon rausgeflogen...)

Die Stimmung ist wieder mal vor der Saison angespannt - wie letztes Jahr auch gehe ich pünktlich zum ersten Spieltag in Urlaub - als ich letztes Jahr zurückkam, war man aus der Europa League geflogen, Bruno Labbadia davor schon und wir hatten einen neuen Trainer, aber keine Punkte auf dem Konto.

Dass in ein paar Wochen ein neuer Trainer auf der Bank hocken wird, glaube ich nicht, bei den Punkten bin ich nicht ganz so optimistisch.

Die Vorzeichen für einen wiederholten Fehlstart sind neben altbekannten Dingen durch neue Faktoren eher noch verstärkt als verringert worden.

Was kommt dazu?

Zuallererst war das (ungeplante) Pokalaus gegen den VfL Bochum, wo man doch recht chancenlos war, kein Grund zur Euphorie. Zwar haben wir mit Schalke, Augsburg, Mainz und Paderborn noch ein paar andere Bundesligisten als Gesellschaft im Club der Ausgeschiedenen und Bochum ist sicher auch stärker als Dresden, Magdeburg, Chemnitz und vielleicht auch Leipzig, aber die Art und Weise des Ausscheidens erinnerte doch teilweise stark an die Planlosigkeit etlicher Spiele in der Labbadia-Ära.

Wir verlieren die Spiele nicht erst am Schluss: die letzten beiden Spiele (Hull und Bochum) wurden beide in der Anfangsphase verloren - bei beiden Spielen lag man nach weniger als 10 min 0:1 im Rückstand - beide Male aus ähnliche Weise - mehr dazu gleich - gegen Hull nach 15 min sogar gleich mit 0:2 - in Bochum fiel der Treffer kurz nach Wiederbeginn - jedesmal in der ersten paar Minuten des Spielabschnitts.

Man lief also immer fast die komplette Spielzeit einem Rückstand hinterher - und fand keine Mittel gegen die sich zurückziehenden und auf Konter lauernden Gegner.

Wenn da am Sonntag ein Ibrahima Traore auf der Außenbahn zum Sprint ansetzt, sehe ich angesichts der aktuellen Abwehrleistungen schwarz für uns - auch weil Sven Ulreich aktuell alles andere als souverän hält.

In einem Interview mit einer bekannten Boulevardzeitung mit vier Buchstaben hat Armin Veh erklärt, er fordere "Harakiri"-Fußball - da wäre dann ein Torwart gefordert, der ein echter Rückhalt ist.

Womit wir beim nächsten Problem wären: die Torhüterposition. Sven Ulreich hat in den letzten Jahren uns etliche Punkte gerettet, hat aber auch immer wieder seine Böcke drin gehabt. Letztes Jahr ist er aus meiner Sicht nur deshalb nicht von Thorsten Kirschbaum abgelöst worden, weil Kirsche mehrere Wochen verletzt war.

Angesichts der zum Teil kapitalen Fehler, die er in den letzten Spielen drin hatte, wie seine Mitschuld beim jeweiligen 0:1 sowie mehreren Fehleinschätzungen bei Flanken sehe ich ihn aktuell eher als Unsicherheitsfaktor denn als Erfolgsgarant für unsere Mannschaft.

Ein guter Torwart kann der Abwehr Sicherheit und Stabilität verleihen - ein Torwart, der nicht auf der Höhe ist, kann das ganze Team auch mit runter ziehen. Thorsten Kirschbaum ist für mich der ruhigere der beiden Keeper, die für mich ernsthaft für einen Einsatz in Frage kommen, der vielleicht in eins-zu-eins-Situationen nicht die Stärken wie Sven Ulreich hat, aber insgesamt einen souveräneren und solideren Eindruck macht.

Ulle ist aus meiner Sicht nicht mehr die klare Nummer Eins - müsste ich die Mannschaft für den Sonntag aufstellen, würde bei mir Kirsche von Beginn an im Kasten stehen. Nicht als Entscheidung für die komplette Saison - aber zumindest für die ersten 5 oder 6 Spiele.

Darüber hinaus ist der Kader durch etliche Neuzuänge aufgebläht, ein paar Leute sollen noch verkauft oder verliehen werden und scheinen keine wirkliche Perspektive zu haben. Auch das ist ein potentieller Unruhefaktor im Team, weil es dadurch immer einige Unzufriedene gibt. Es sieht aktuell nicht unbedingt so aus, als ob alle Ladenhüter a la Kvist, Holzhauser, Sararer und Co. noch vor Transferschluss einen neuen Verein finden - für die Stimmung im Team wäre es aber denke ich hilfreich, wenn hier die Weichen zeitig gestellt werden, um hier Ruhe reinzubringen.

Wobei aus meiner Sicht ein William Kvist eine Chance verdient hätte, ebenso wie Marco Rojas, der ja auch trotz guter Vorbereitung und etlichen Toren in Testspielen aktuell auf dem Abstellgleis steht.

Auch weil die Neuen mir noch nicht ganz in Stuttgart angekommen scheinen: Florian Klein bot sich im Spiel gegen Hull permanent an, bekam aber so gut wie keinen Ball, meist erst dann, wenn er wie wild an der Außenlinie winkte - das hatte schon fast was von Slapstick.

Oriol Romeu war gegen Hull noch der Ballsicherste Spieler auf dem Feld, gegen Bochum sah er bei beiden Gegentoren aber auch nicht besonders glücklich aus. Kostic ist erst ein paar Tage dabei und muss sich noch eingewöhnen, von ihm darf man noch nichts erwarten - dafür aber umso eher von den Etablierten:

wenn ich dann aber die unmotivierten Auftritte eines Vedad Ibisevic sehe, die übermotivierten von Martin Harnik und fehlerbelastete wie die von Daniel Schwaab, Antonio Rüdiger und (siehe oben) Sven Ulreich und darüber hinaus noch etliche Missverständnisse zwischen den Spielern auf dem Platz nicht die Ausnahme sind sondern fast die Regel, dann hat man entweder in der Vorbereitung nicht sauber gearbeitet oder die Saison kommt einfach noch ein paar Wochen zu früh.

Mein Ausblick auf die nächsten Wochen

So optimistisch ich in die letzte Saison gegangen bin, so pessimistisch sehe ich dieses Jahr: ich befürchte einen wiederholten Horrorstart mit einer Niederlage in Gladbach mit (mindestens) zwei Toren Unterschied und der üblichen Heimpleite gegen den Effzeh. Danach kommt dann das Auswärtsdesaster beim FC Bayern.

Bis das dann alles rum ist, bin ich auch wieder aus meinem Urlaub zurück und werde sehen, ob ich mit meiner - nicht sehr optimistischen Prognose - recht hatte oder ich mich (hoffentlich) geirrt habe.

Wer mich kennt, weiss, daß ich kein Freund von Armin Veh bin (und wohl auch nicht mehr werde). Er hat mich einmal schon Lügen gestraft, als er 2007 mit dem VfB Meister wurde (was ich eher dem Unvermögen der anderen Teams als dem Können von Armin Veh zuschreibe), als ich den VfB dem Abstieg näher wähnte als dem Titel. Vielleicht schafft er es wieder - das wäre dann wieder etwas, was sich wiederholen würde - und wegen mir gerne dürfte.

Ich wünsche allen (hoffentlich) frohes Mitfiebern mit dem VfB - hoffe auf den ein oder anderen Punkt - und bin dann mal weg... wir lesen uns Mitte September wieder...

Wie seht Ihr die aktuelle Lage - ebenso wie ich, oder sehe ich alles viel zu schwarz? Ich freue mich über Euer Feedback!