Es gibt Hunde die beißen auf Igeln rum. Wirklich! Und sie machen es nicht nur ein mal, nein sie lernen nicht, wenn ihnen wieder so ein stachliges Ding über den Weg läuft, tun sie es noch mal. Den Igeln passiert meist nicht viel, aber die Hunde leiden fakirartige Schmerzen. Die Stacheln müssen teilweise unter Narkose entfernt werden. Einem solchen Fall, ist es zu verdanken, dass ich mir doch das Spiel im Nachhinein auf FC-TV in voller Länge anschauen durfte, weil ich jetzt warten muss, dass mein Patient aus der Narkose erwacht.
Der Vergleich hinkt nicht allzu sehr: es gibt Effzeh-Fans, die schauen sich jedes Jahr das Heimspiel des 1. FC Köln gegen Borussia Dortmund an. Ungefähr genau so schmerzhaft, wie die Fresse voller Igelstacheln zu haben.


Ausgangslage

Mentale Waschstraße. Das Management des 1. FC Köln bedient sich der psychologischen Trickkiste. Alle Spieler sollen in Gedanken durch eine Waschstraße gehen und sich die Frustration der letzten Wochen einfach wegwaschen. Selbst die von Lukas Podolski geäußerte Kritik soll dieser Waschanlage zur Beute fallen. Müdigkeit kann man nicht einfach wegwaschen, weshalb Faryd Mondragon zunächst auf der Bank Platz nehmen sollte. Er befand aber, dass wenn er zum spielen zu müde sei, dann sei er auch nicht fit genug für die Bank, und bat um einen Platz auf der Tribüne. Dementsprechend konnte man ihn vor der Partie locker plaudernd mit Michael Meier beobachten. Ein Schelm, wer Arges denkt und meint, hier wurden bereits erste Modalitäten über einen Wechsel in die USA abgesprochen.
Willi Wolff würde formulieren: "Herr Meier, äähh, wenn jetz so ein äähh verdienter Spieler wie dä äääh Faryd ääh Mondragon äääh den Wunsch doch jetzt schon jeäußert hat ääh in die USA ähh, sollte man dann nicht äääh also kann man den nischt einfach jehen lassen?"
Herr Meier verdreht die Augen und fügt nach einer Bedenkpause an: "Herr Wolf, wir werden mit dem Spieler reden und die Sache intern klären"
Woraufhin Soldo ihm ins Wort fällt: "Ich erwarte, dass Mondi sein Vertrag diese Woche noch verlängert, sonst..."
Lymberopoulos fällt ihm ins Wort: "So liebe Kollegen, lassen Sie uns über das Spiel sprechen!"

Also gut wenns sein muss:

Passend zur emotionalen Waschstraße gießt es aus Strömen. Dafür hat die Südkurve eine besondere Choreo vorbereitet. Hat mir sehr gut gefallen.
Varvodic im Tor, ansonsten der Effzeh wie zuletzt. Es entwickelt sich von Beginn an ein rassiges Spiel, zunächst mit deutlich spielerischen Vorteilen auf Seiten der Gäste. Vor allem Lucas Barrios ist von der kompletten Effzeh-Abwehr nicht in den Griff zu bekommen, und hätte allein in den ersten 15 Minuten gefühlte 10 Tore machen können.
Aber auch auf der Gegenseite gab es ein paar gute Szenen. Clemens wäre auf und davon gewesen, wenn Hummels nicht eingschritten wäre und zurecht gelb gesehen hat. Wobei... Mohamad bekommt dafür immer rot.
Podolski kann es auch mit rechts! Beweis in der 9. Minute, der hätte gut mal drin sein können. Und unser Youngster Clemens hätte auch ruhig den Nachschuss verwandeln können.
Mit 1:0 und gegen nur noch 10 Leute, das wäre doch mit Sicherheit gut gegangen.
Stattdessen schlafen unsere Außenverteidiger mal wieder in der 20. Minute. Rechts kann Kagawa in Ruhe Anlauf nehmen, als Brecko kommt ist alles zu spät, Flanke auf den langen Pfosten, Ehret kann Barrios nicht halten, wobei den hätte heute keiner gehalten, und jetzt auch noch Billard: Pfosten, Kuba, Tor, Geromel schlägt den Ball von hinter der Linie raus. 0:1
Das Spiel bleibt interessant. Es geht hin und her, auf beiden Seiten ein paar gute Chancen, leicht spielerische Überlegenheit der Dortmunder, was die Kölner mit Kampfgeist wett machen.
82. Minute: langer Ball von Varvo, Abwehr eines Dortmunders auf den rechten Fuß von Poldi, geschickt gestoppt, auf den linken rüber, BUMM ! Poldi-Tore sind einfach geil! Und dann rennt er zu den Fans und zeigt auf das Wappen und man sieht ihm an, was dieser Verein ihm bedeutet. Und weil das so ist, darf er auch solche Dinge wie diese Woche zur Aussprache bringen. Vor allem wenn hochstilisierte Leitlinien und Hightech-gepushte Pressekonferenzen von emotionslosen Zombies vorgetragen und abgehalten werden.
Zurück zum Spiel: ach ja, Dortmund, Heimspiel, Nachspielzeit, Nervenflattern, wie auch immer, ohne Worte. 1:2 Endstand

Fazit

So sollen sie spielen, dann können sie auch meinetwegen verlieren, hab ich früher immer gesagt. Aber doch nicht in der Nachspielzeit.
Und irgendwo müssen ja auch mal Punkte her. Also: in einer Woche muss ein Dreier her.
Eien Sache, die mich aber wirklich nervt: wieso muss Petit immer die Freistöße von halblinks geradaus aufs Tor bolzen. Das sieht gefährlich aus, aber es hat jetzt ca. 20 mal nicht geklappt. Das sollte man mal umstellen.

Noten:
Varvodic (2): manchmal erschien er ein bischen hampelig, nervös, hatte aber fast alle Situationen gut im Griff, an den Toren schuldlos
Geromel (3): für ihn eher mäßige Leistung, viele Stockfehler, bekam mit seinen Nebenleuten Barrios nicht in den Griff, in der Spieleröffnung dafür gewohnt souverän
Mohamad (3): für Spox die Gurke des Spiels! Seitdem Poldi gut spielt brauchen die wohl jemand anderen, gut war er nciht, aber wirklich schlecht auch nciht, ähnlich wie Geromel
Brecko (4): unauffällige Leistung, beim ersten Gegentor geschlafen
Ehret (3): nach vorne hui, nach hinten pfui, aber das wissen wir ja schon
Petit (3): hatte es schwer gegen die spielerisch starken Dortmunder, Leistung in Orndung
Matuschyk (3): eher unauffällig, aber gewohnte Ballsicherheit, kaum Fehlpässe
Lanig (2): oft am Spiel nach vorne beteiligt, auch defensiv einer der besseren
Clemens (2): ein Aktivposten auf der rechten Seite, macht mir Spaß der Junge
Jajalo (2): macht sich langsam auch sehr gut, bringt Unruhe über links
Podolski (2 ): bester Kölner, für die 1 darf er nicht so oft im Abseits stehen
Chihi und Nova: das Kölner Tor fiel nach ihrer Einwechslung, habe aber keinen der beiden wirklich bemerkt, ohne Benotung.

PK danach: