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Liga-Lehren


Gründer: Voegi | Mitglieder: 65 | Beiträge: 1
03.10.2010 um 19:59 Uhr
Geschrieben von Voegi
Liga-Lehren VII


Ein Kessel Buntes

Weiter geht's mit einem bunten Mix aus Mettigel, Homöopathie, Schnabeltassen und – pünktlich zum 20. Tag der Deutschen Einheit – einer gehörigen Portion Ostalgie:

Ein Kessel Buntes
…war ja eine beliebte Samstagsabend-Show in der DDR, also so eine Art Zonen-Wetten dass…? Und ja, eine subtile Form von DDR-Nostalgie lässt sich auch in unserer Bundesliga wiederfinden. Mainz' Siegesserie läuft weiter wie ein gut geölter Trabbi. Bayers Innenverteidigung kommt auf den Altersdurchschnitt der Puhdys. Soldos Analysen versprühen den Charme und Esprit eines Wolfgang Lippert. Und Demba Bas untere Extremitäten besitzen die Elastizität einer Spreewaldgurke. Bliebe nur die Frage, wieso gleichwohl keine Vereine aus Neufünfland in der Bundesliga vertreten sind. Wohl fühlen müssten sie sich da doch eigentlich.

Na gut
Wie bitte? Was? Tabubruch? Über Menschenmassen, die in einer unbarmherzigen Diktatur leben, von der Führung dauernd schikaniert und ihrer Menschenrechte beraubt werden, macht man sich nicht lustig? Na gut, dann ab jetzt eben keine Schalke-Scherze mehr.

Analogien
Oder doch. Diese Schalke-DDR-Analogie ist einfach zu überzeugend. Schließlich herrscht im königsblauen Kader derzeit ja eine Fülle wie in der Prager Botschaft anno 89. Und Punkte sind so zahlreich verfügbar wie Bananen unter Honecker. Nur die dauernden Platzverweise scheinen auf den ersten Blick nicht so recht erklärbar. Verbuchen wir aber einfach mal unter Republikflucht. Dazu passt immerhin auch das Fazit von Felix Magath. Denn wie resümierte der Schalker Staatsratsvorsitzende so treffend: "Heute sehe ich die Ursache darin, dass sich Einige bereits mit der Heimreise befasst haben". Meinte aber wohl Ausreise, der Felix.

Nostalgie
Tja, vor 20 Jahren war die Welt noch in Ordnung: Google gab es nur mit Hupf, Westerwelle war noch eine Standard-Disziplin im Windsurfen und uns Ouzo trank seinen allmorgendlichen Fernet noch nicht aus der Schnabeltasse. Alles war irgendwie so unschuldig: Loddar zahlte noch keine Alimente, Schweinsteiger war noch eine beliebte Variante des Eifeler Regionalverkehrs und Deutschland sollte auf Jahre hinaus unbesiegbar sein. Hach ja, war das schön. Und heute? Ist alles ganz anders. Die deutschen Schiedsrichter haben ihr ganz eigenes Verständnis vom Begriff Spiel-Anal-yse entwickelt. Der FC Bayern ist inzwischen holländischer als die Zimmerbelegung im Sauerlandstern. Und Topspiel ist jetzt, wenn ein Kraichgauer Provinznest an einen Bruchweg reist. Aber mit was? Mit Recht! Sechs Tore, viel Kampf, eine Menge Action, kurzum: Ein echter Kracher, der einem schon mal die Sinne verwirren kann, wie Rangnicks abschließende Bilanz bewies. Der sah die Gründe für die Niederlage nämlich darin, dass man "mehr Tore gemacht" habe "was das Toreverhindern angeht als Mainz". Klingt ein wenig wie der Arbeitstitel von Bertis Memoiren, entstammt aber dem leicht verwirrten Geist von Deutschlands Fußball-Prof Nummer eins. Ist aber keine Schande: Wenn in einem Spiel so viele Fehler fallen, dann kann einem im Interview schon mal ein Tor unterlaufen.

Horst
Was waren das nicht alles für spöttische Kommentare, die die Niederrhein-Borussia in den letzten Wochen ertragen musste. Da verglich man die Abwehrabteilung schon mal mit dem Yeti (tatsächliche Existenz trotz vereinzelter Sichtung zweifelhaft), sprach vom permanenten Après-Ski-Feeling (dauernd ist die Hüte voll) und legte Logan Bailly ein schlämmereskes "Schab Rücken – vom Bücken" in den Mund. Doch damit ist jetzt Schluss. Gegen Steves Wonderboys gab's nur einen Gegentreffer, dem auch noch Diegos eingesprungene Heckenschere vorausging. War also genauso unberechtigt wie weitere Häme. Weißte Bescheid…

Dalli Dalli
Der Effzeh kam sich in der Anfangsviertelstunde in Freiburg dagegen vermutlich vor wie bei Dalli Dalli. Wohin man auch schaute, überall nur Rosenthal. In dem Sinne halten wir fest: Katastrophale Abwehrfehler, haarsträubende Fehlpässe und unerklärliche Nachlässigkeiten müssen wir leider abziehen – die waren doppelt. Aber fragen wir lieber die Effzeh-Fans: Ihr seid der Meinung, das war… effzeh!

Kommunikation
Wie sagte es Joachim Gauck am Samstag so schön: "Wir schwächen die Schwachen, wenn wir sie nicht fordern!". Louis van Gaal hat sich die Worte unseres Schattenbundespräsidenten offensichtlich zu Herzen genommen. Oder wie wäre der Einsatz von Braafheid, Gomez und Demichelend ansonsten zu erklären? Auf den muskelschwachen Lazarjen verzichtete van Gaal allerdings. Der fläzte sich dafür am Samstagsabend auf Gottschalks Diwan. Und zwar im Deutschland-Trikot, weil er zwei bayrischen Studenten nicht zugetraut hatte, mittels skurriler Quietsch- und Quetsch-Laute zu kommunizieren. Das Misstrauen konnte man Robben aber nicht so recht verübeln. Denn wenn man den FCB so spielen sieht, will man einfach nicht daran glauben, dass sich Bayern untereinander verständigen können.

Menü
An sich war das ja ein richtiger Feinschmecker-Spieltag mit edlen Kicks, aber einem doch eher rustikalen Entrée. Denn so einen Spieltag mit Hann-Over gegen Pauli einzuläuten, ist in etwa so, als würde man zu einem gehobenen Zehn-Gang-Menü einen Mettigel als Amuse-Gueule reichen. Nicht nur das Spiel war dann auch dementsprechend, auch SKY passte seine Berichterstattung dem Mettigel-Themenabend an. Kommentator Mattias Stach übernahm – nominell – den Igel-Part und überließ die optische Umsetzung der Mett-Rolle wie üblich Faltenmonster Rollo Fuhrmann. Und zur Abrundung gab's in der Halbzeit noch ein Interview mit Dieter Schatzschneider – bei näherer Betrachtung ja auch irgendwie eine Art Mettigel.

Und was gab's sonst?
Champions League! Schalke siegte 2:0 und überwand laut Steffenberg die eigene "Verunsicherheit", während Werder mal wieder in alter Gewohnung die Hütte voll bekam. Und die Bayern haben endlich ihr großes Trauma überwunden. Nach Super Marios unrühmlichem Abgang im Oktober 99 hieß es in München ja bis zuletzt, dass man Basler besser meiden soll. Aber wie das so ist mit hartnäckigen Phobien, am Ende hilft nur eine knallharte Konfrontationstherapie. So auch beim Basler-Komplex der Bayern, denen aber – siehe van Buyten – zunächst die Knie schlotterteten. Letztlich behalf man sich mit einem genialen Rückgriff auf die Grundsätze der Homöopathie, nach der man ja Gleiches mit Gleichem behandeln soll. In dem Fall hieß das dann: Wenn ein Basler dauernd die Sau raus lässt, muss man gegen die Basler eben einen Schweini ran lassen. Klingt absurd, hat aber geholfen. Homöopathie eben, ist wie die Bundesliga: Versteht kein Schwein(i), erfreut sich aber wachsender Beliebtheit. Und wir freuen uns schon jetzt auf das Abstiegsendspiel zwischen Schalke und dem VfB. Aber erst in zwei Wochen. Bundesliga verträgt man derzeit ja nur in homöopathischen Dosen.
Aufrufe: 9886 | Kommentare: 25 | Bewertungen: 57 | Erstellt:03.10.2010
ø 8.6
KOMMENTARE
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ANDARSful
03.10.2010 | 20:40 Uhr
1
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ANDARSful : 
03.10.2010 | 20:40 Uhr
-1
ANDARSful : 
Welcher Lob wurde denn noch nicht ausgesprochen?Welcher Lob ist noch nicht sanft beschrieben?

10ner natürlich
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Maulwurfen
03.10.2010 | 20:10 Uhr
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Maulwurfen : 
03.10.2010 | 20:10 Uhr
-1
Maulwurfen : 
Wie immer sehr stark Voegi
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