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Taktikecke


Gründer: Taktiker | Mitglieder: 190 | Beiträge: 21
22.09.2010 um 22:29 Uhr
Geschrieben von Taktiker
AS Rom - Der Weg einer Idee
Nachdem wir bereits von den taktischen Innovationen aus London, Valencia und Leverkusen gelesen haben, fahre ich heute in unserer Blog-Reihe zum Thema "Die innovativsten Teams der jüngeren Vergangenheit" mit dem AS Rom zwischen 2005 und 2008 fort.

Jetzt werden sich sicherlich Viele fragen, was der AS Rom in diesem Zeitraum erreicht habe? Tatsächlich ist es auf den ersten Blick nicht viel. In der Liga wurde man dreimal hintereinander Vizemeister, außerdem gewann man 2007 und 2008 den italienischen Pokal und holte 2008 den Supercup. In der Champions-League erreichte man 2007 und 2008 jeweils das Viertelfinale, wobei den meisten die 1:7-Niederlage aus dem Rückspiel im Viertelfinale 2007 am deutlichsten in Erinnerung geblieben sein dürfte. An diesem 10. April 2007 besiegte quasi der Lehrling den Meister. Trotz des objektiv betrachtet mäßigen Erfolgs in dieser Zeit, schufen Trainer Spalletti und Francesco Totti nicht nur einen neuen Spielertypen, sondern veränderten die Spielweise im Spitzenfußball maßgeblich. Doch dazu später mehr…

Verletzungssorgen – Ursache einer taktischen Innovation

Der AS Rom wird mit Sicherheit nicht als Erfolgsmannschaft dieser Zeit in die Geschichte eingehen. Doch aufgrund seiner innovativen Spielweise und seiner ganz neuen Art des Taktierens wird er vielen Beobachtern und Strategen in Erinnerung bleiben.

Aufgrund arger Verletzungssorgen im Sturm baute Spalletti sein Team um. Statt des vorher gespielten, standardmäßigen 4-2-3-1 ließ er in eben jenem System Francesco Totti als einzelnen Stürmer operieren.

Doch Totti ist nicht der Typ Stürmer, der vorne auf die Bälle wartet. Totti ist eigentlich eine hängende Spitze oder sogar eine Art Spielmacher. Er lässt sich gerne zurückfallen und entzieht sich so der gegnerischen Deckung. Doch anstatt sein Spiel aufgrund der neuen Position umzustellen, spielte Totti weiterhin in den, für ihn üblichen Räumen.

Natürlich stand er offiziell in vorderster Front, doch während der Angriffe ließ er sich gerne zurückfallen, und hinterließ die Abwehrspieler in einem Dilemma. Gingen sie mit, war die übliche Abwehrformation durcheinander gebracht, blieben sie stehen war Totti in guter Position frei und konnte mit seinen überragenden Fähigkeiten das Spiel der Roma lenken.



Francesco Totti, Schlüsselfigur im römischen System


Totti und / oder Trainer Spalletti, waren damit Erfinder eines Spielertyps, der wenig später in aller Munde sein sollte, die Rede ist von der "falschen Neun" (frei aus dem Englischen übersetzt: false nine).

Doch zurück zur Roma und ihrer neuen Spielweise. Da Totti sich ins Mittelfeld fallen ließ, entstanden Räume für die Mittelfeldspieler, die diese mit Tempoläufen zu nutzen wussten.
Das 4-2-3-1 wurde dadurch in der Realität zu einem 4-2-4-0. Trotz Rückkehr der Verletzten wurde an dem Spielsystem, aufgrund der Erfolge festgehalten. Später wurde es noch ein wenig modifiziert: mit drei ursprünglich defensiven Mittelfeldspielern, zwei offensiven und Totti in gewohnter Rolle. So ergab sich dann in der meisten Zeit eine Art 4-3-3-0-System, wie in der Grafik unten zu sehen.



Die letztendliche Grundaufstellung der Roma – gespielt wurde in einem variablen 4-3-3-0


Das Spiel der Roma war auf Konter ausgelegt. Nach dem Ballgewinn wanderte der Ball schnell nach vorne, die Mittelfeldmotoren Perrotta und Pizarro suchten entweder sofort den Pass auf die Außen, oder aber den entgegenkommenden Totti. Der Platz in vorderster Front blieb kurzzeitig unbesetzt, doch das gesamte Mittelfeld plus ein Außenverteidiger machten sich sofort auf den Weg, um den Strafraum zu besetzen. Besonders auffällig war, dass der AS Rom immer mehrere Spieler zugleich in den Sechzehner brachte, ohne mit einem klassischen Stürmer zu spielen. Besonders Vucinic, nominell ein klassischer Stürmer, aber im Mittelfeld positioniert, tat sich mit Diagonalläufen ins Sturmzentrum immer wieder als entscheidender Mann hervor. Doch auch Totti lief, nachdem er die gegnerischen Innenverteidiger aus ihrer natürlichen Verteidigungszone gezogen hatte, wieder in Richtung Strafraum und trat auffallend häufig als Torjäger auf.

Das folgende Video zeigt einige Tore der Saison 2007/08. Besonders gut zu beobachten sind die vielen römischen Spieler im Strafraum zum Zeitpunkt der Flanke, und das Tempo in jedem ihrer Angriffe.



Trotz der wirklich erfrischenden Spielweise, blieben der Roma die wirklich großen Erfolge verwehrt. Und so muss man sich die spöttischen Bemerkungen gefallen lassen, dass die Idee hinter ihrem Spiel größere Erfolge hatte als ihr eigenes Spiel. Dabei geht es weniger um das System (wahlweise als 4-2-4-0, 4-3-3-0 oder einfach 4-6-0 bezeichnet), als vielmehr um die Idee der fließenden Positionen.

Jeder Spieler muss in der Lage sein, wahlweise im defensiven Mittelfeld, auf dem Flügel oder im Sturmzentrum zu agieren, und das sowohl in der Defensive als auch in der Offensive. So schuf der AS Rom einen Spielstil, der in seiner späteren Entwicklung die Fußball-Gelehrten ins Schwärmen bringen sollte.

Doch dazu mehr im zweiten Teil. Dort führt der Weg nach Manchester, Barcelona, und findet seinen Höhepunkt erneut in Rom.
Aufrufe: 8453 | Kommentare: 4 | Bewertungen: 10 | Erstellt:22.09.2010
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KOMMENTARE
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Taktiker
23.09.2010 | 15:31 Uhr
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Taktiker : 
23.09.2010 | 15:31 Uhr
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Taktiker : 
Jetzt müsste eigentlich alles stimmen, danke.
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La_Pulga
23.09.2010 | 09:16 Uhr
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La_Pulga : 
23.09.2010 | 09:16 Uhr
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La_Pulga : 
Hier geht es zu Teil 2, bis Taktiker die Verlinkung geändert hat

http://www.spox.com/myspox/group-blogdetail/0,97961.html
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Romni
22.09.2010 | 23:38 Uhr
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Romni : 
22.09.2010 | 23:38 Uhr
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Romni : 
ich weiß comments nur unter Teil 2, kannst den auch gern wieder löschen - wollt nur anmerken das die Verlinkung zu Teil 2 falsch ist, die führt nämlich wieder hier her
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Taktiker
22.09.2010 | 22:56 Uhr
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Taktiker : 
22.09.2010 | 22:56 Uhr
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Taktiker : 
Kommentare bitte unter dem 2. Teil.
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