"Interlagos - Der Ort der Entscheidung"

Die Würfel sind gefallen! Jenson Button ist der neue Formel 1-Weltmeister. und er erwies sich mit einer beherzten Fahrt durch das Feld als ebenso würdig.

Nach der Rekord-Qualifikation unter sintflutartigen Bedingungen vom Samstag war die Ausgangslage wahrlich nicht einfach, aber mit einer beherzten Fahrt durch das Feld bewies er, dass ein durchaus würdiger Champion ist.

Allerdings konnte Button nicht anders, als bereits jetzt Weltmeister zu werden. Schließlich wurde die seit 2005 stets in Interlagos entschieden.

Doppelt hält bekanntlich besser und aus diesem Grund gab es für dessen Team Brawn GP einen weteren Anlass zum Feiern. Die Konstrukteurs-WM wurde ebenfalls vorzeitig entschieden. Glückwunsch nach Brackley!

Auch wenn es bereits unzählige Male erwähnt wurde, aber es ist schier unglaublich, dass dieses Team in der Saison 2009 beinahe nicht am Start gewesen wäre...

Fahrer des Rennens:

Das ist schon bitter. Bei all dem Jubel um Brawn GP und Button ging beinahe unter, dass Mark Webber den Brasilien Grand Prix gewann. Und das eindrucksvoll!

Durch seinen zweiten Startplatz konnte er sich von den hinter ihm stattfindenden Scharmützeln raushalten und drückte dem Rennen mit einer tadellosen und zugleich sauschnellen Leistung den Stempel auf.

Dennoch geht der Titel "Fahrer des Rennens" nicht an Webber.

Weitaus beachtenswerter war die Leistung von Lewis Hamilton. Trotz Startplatz 17 und außerplanmäßigem Boxenstopp am Ende der erste Runde, konnte er sich den dritten Platz sichern. Zwar setzte Hamilton konsequent auf eine Trockenabstimmung, wie unter anderem auch der bärenstarke Kubica, aber die Art und Weise wie er es umsetzt, war einfach nur erstaunlich.

Topteam des Rennens:

In Brasilien wurde wieder deutlich, welch glänzende Chance Red Bull Racing in dieser Saison auf beide WM-Titel besaß.

Der Speed war sowohl unter regnerischen als auch trockenen Bedingungen vorzüglich und wenn die Standfestigkeit mitspielt sowie die Strategie passt, dann kommt dabei ein Sieg heraus bzw. ein vierter Platz von Vettel, der allerdings lediglich von Platz 15 aus in Rennen ging.

Dennoch darf nicht vergessen werden, dass Red Bull Racing 2009 das mit Abstand erfolgreichste Jahr seiner Teamgeschichte erlebte und in Abu Dhabi eine weitere Möglichkeit besteht, einen Sieg zu feiern.

Flopfahrer des Rennens:

Diesmal muss ich Jaime Alguersuari tadeln. Als Rookie hat man es sicherlich nicht immer einfach, allerdings hat er mittlerweile einige Rennen hinter sich und sollte dementsprechend seinen Boliden besser im Griff haben.

Dennoch stand er das gesamte Wochenende über klar im Schatten von Sebastién Buemi, der ebenfalls ein Rookie ist und selbst Kamui Kobayashi hinterließ einen weitaus besseren Eindruck, obwohl dieser seinen ersten Grand Prix fuhr.

Kopf hoch, mit seinen 19 Jahren verdient sich Alguersuari noch einen Welpenschutz...

Flopteam des Rennens:

Als einziges Team brachte Williams beide Fahrer nicht ins Ziel. Zum einen lag es an Nakajima, der auf Kobayashi auffuhr und sich somit aus dem Rennen verabschiedete, sowie einem Getriebeschaden bei Rosberg, der bis dahin auf Punktekurs lag.

Überhaupt war es irgendwie nicht das Wochenende von Williams, denn obwohl es in Q1 und Q2 sehr verheißungsvoll aussah, konnte in Q3 "nur" Platz 7 und 9 erreicht werden.

Zu allem Überfluss wackelt durch diesen Doppelnuller der 6. Rang bei den Konstrukteuren, da sich BMW-Sauber nur noch 2,5 Punkte dahinter befindet...

Überholmanöver des Rennens:

Zur Freude eines jeden Formel 1-Fans gab es in Interlagos eine Menge an erstklassigen Überholmanövern zu bewundern.

Besonders Jenson Button tat sich dabei hervor. In dieser Saison hat er des Öfteren seine Fähigkeiten beim Überholen bewiesen und eine weitere Kostprobe davon gab es im Duell mit Sebastién Buemi.

Mit einem Überraschungsangriff vor dem Senna-S bremste er sich am Toro Rosso-Piloten vorbei, der diesem Manöver nichts mehr entgegensetzen konnte. Das war weltmeisterlich, Jenson!

KERS or CURSE:

Interlagos ist einfach prädestiniert für KERS. Vor allem die langen Geraden vor und nach dem Senna-S.

Beim Start erwies sich bei Räikkönen als großer Vorteil und beinahe wäre er dadurch auch an Webber vorbeigezogen. Leider endete das Manöver in einem defekten Frontflügel, sonst wäre das Resultat ohne Zweifel besser ausgefallen.

Ebenso war es bei Hamilton's Husarenritt nicht von Nachteil, wie man sehen konnte.

Lediglich Fisichella tanzte aus der Reihe, der sich von Kobayashi überrumpeln ließ. Aber KERS kann freilich nichts dafür, wenn der Fahrer es nicht entsprechend einzusetzen vermag...

KERS vs. CURSE 8:8

Glückspilz des Rennens:

Boxengasse. Ferrari. Flammen. Das gab es doch schon einmal. 2004 in Österreich, als ein gewisser M. Schumacher sogar das Rennen gewann.

Diesmal stand dessen Nachfolger Räikkönen kurzzeitig in Flammen. Der in der Boxengasse vor ihm fahrende Kovalainen riss bei dessen Stopp kurzerhand den Schlauch mit, wodurch der F60 samt Pilot vom heraustretenden Benzin eingesudelt wurde.

Räikkönen bekam sogar etwas Benzin in die Augen ab, allerdings konnte er glücklicherweise zu Ende fahren und sich immerhin einen sechsten Platz sichern.

Pechvogel des Rennens:

Interlagos und Rubens Barrichello. Das passt einfach nicht. Seit 1993 sprang als bestes Ergebnis lediglich ein dritter Platz heraus, obwohl die Ausgangslage des Öfteren sehr gut gewesen ist.

So auch 2009, aber im Ziel reichte es nur für Platz 8. Für den Sieg hätte es an diesem Tag eh nicht gereicht, aber der schleichende Plattfuß inklusive Boxenstopp passt einfach ins Bild. Und dann wird die WM ausgerechnet zugunsten des Teamkollegen entschieden. It's a hardknock life!

Besonderheit des Rennens:

Japaner in der Formel 1. Das ist eine ganz spezielle Beziehung. Selbst wenn es sogar nur normale Rennunfälle sind, sie ziehen diese einfach magisch an.

Bei Leuten wie Katayama, Inoue oder Takagi denkt man im Regelfall an spektakuläre Crashs. Selbst der (wahrscheinlich) beste Japaner Takuma Sato hat in dieser Hinsicht eine spektakuläre Vita.

In Brasilien kam es gar zum japanischen Duell zwischen Kobayashi und Nakajima. Und wie sollte es anders sein? Es gab eine Kollision. Mit zwei von Toyota befeuerten Boliden...

Nicht weniger unterhaltsam war die Auseinandersetzung zwischen Adrian Sutil und Jarno Trulli. Allerdings endete diese Diskussion friedlicher als damals bei Piquet sen. und Salazar.

Spruch des Rennens:

We are the champions!"

Das musste ja kommen. Der Klassiker unter den Musikliedern, wenn es darum geht einen Titel zu feiern. Aber es ist immer wieder schön zu sehen, wenn sich selbst erwachsene Männer wie Kinder freuen können. Von wegen abgebrühte Profis.

Allerdings, ein begnadeter Sänger wird Jenson Button in diesem Leben nicht mehr...