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Frauen-Fußball@SPOX


Gründer: GNetzer | Mitglieder: 14 | Beiträge: 1
09.07.2011 um 01:29 Uhr
Geschrieben von Spielverlagerung
Frauen-WM: Trends der Vorrunde
Mit dem Abschluss der Vorrunde lassen sich für der Frauen-WM schon erste Schlüsse ziehen: Die Außenseiterteams haben sich defensivtaktisch im Vergleich zur letzten Weltmeisterschaft 2011 extrem verbessert, kein Gegner kann mal eben "im Vorbeigehen" besiegt werden. Daran beklagen nun vor allem die ansonsten was ihren Lieblingssport betrifft weitgehend unkritischen Fans die fehlende Attraktivität der Gruppenspiele. Dass es keine zweistelligen Ergebnisse mehr gibt ist sportlich ein sehr gutes Zeichen, drückt aber den für die Sofa-Experten relevanten Torschnitt, sodass diese genervt von "Mauerfußball" sprechen.

Jetzt muss man hier als neutraler Beobachter doch sehr stutzig werden, waren es doch eben diese Personen, die eine Weiterentwicklung des Frauenfußballs forderten, damit dieser endlich die verdiente mediale Aufmerksamkeit erhalten könne. Nun ist es so, dass der bisherige WM-Verlauf stark an die ein Jahr zurückliegende Weltmeisterschaft in Südafrika erinnert. Auch dort waren die ansonsten obligatorischen Kantersiege ausgeblieben, taten sich Favoriten gegen vermeintliche Fußballzwerge auffällig schwer und wurde die allgemeine defensive Grundausrichtung beklagt.

Bei den Frauen ist ebenfalls eine klare Tendenz zu defensiver Kompaktheit und schnellem Spiel in die Tiefe zu erkennen. Zudem sind alle Teams körperlich wesentlich weiter als noch vor vier Jahren, sodass die Spiele insgesamt deutlich schneller und athletischer und dadurch intensiver sind. Doch will keiner der kritischen Beobachter den Vergleich zu zurückliegenden Spielen vornehmen, stattdessen wird die fehlende Torgefahr beklagt und die trotz größtem medialen Bemühen das Nicht-Aufkommen der "WM-Stimmung" bedauert.

Um die allgemeine Entwicklung des Frauenfußballs objektiv und fair bewerten zu können, sollten jegliche Vergleiche mit dem Männerfußball allein schon aufgrund der physischen Voraussetzungen vermieden werden. Stattdessen kann nach der Vorrunde festgestellt werden:

Die moderne Fußballtaktik ist in den Frauen-Nationalmannschaften angekommen, defensivtaktisch orientieren sich die Mannschaften an den aktuellen Trends. Das heißt, dass die Viererkette inzwischen etabliert ist, dass auch bei den Männern angesagte 4-2-3-1 vorherrscht und ebenfalls die bekannten Ballrückeroberungsstrategien bekannt sind und offenbar auch gut trainiert wurden.

Statt von einer offensiv enttäuschenden WM zu sprechen kann man die gezeigte Spielweise auch als Zwischenschritt der Entwicklung sehen, denn noch vor vier Jahren wären mit denselben Offensiven wohl wesentlich mehr Tore gefallen und die Spiele dadurch vielleicht unterhaltsamer, aber eben auch qualitativ schlechter, gewesen. Dass sich der Frauenfußball rasant weiterentwickelt dürfte jedem Beobachter aufgefallen sein, um die aktuelle Entwicklungsstufe zu überprüfen kann man - anders als bei den Männern - immer noch die WM als Gradmesser benutzen.

Das bedeutet für den momentanen Entwicklungsstand des Frauenfußballs - mit den Eindrücken der Vorrunde - defensivtaktisch einen großen Sprung und insgesamt eine sehr gute Entwicklung in taktischer Hinsicht. Der Nachteil dieser sportlich erfreulichen Entwicklung ist jedoch, dass die Zuschauer und damit die potenziellen Frauenfußball-Fans keine offensive WM geboten bekommen und auch kein Spektakel auf dem Rasen. So wird die stets geforderte sportliche Entwicklung eventuell zum Bremsklotz für den Frauenfußball, jedoch versuchen die Medien das "Großereignis" trotz vergleichsweise ereignisarmer Spiele möglichst gut darzustellen, sodass im Nachhinein die defensive Spielweise nicht allzu schwer ins Gewicht fallen dürfte.

Sportlich werden sich in den KO-Spielen die Defensivkonzepte der Topteams erstmals gegen andere Spitzenmannschaften beweisen müssen, zudem müssen die bisher größtenteils enttäuschenden Offensivleute zeigen, dass sie auch gegen kompakte Gegner Mittel und Wege finden, um zum Torabschluss zu kommen.

Interessant in diesem Zusammenhang dürften die Viertelfinals Brasilien - USA am Sonntag sowie das deutsche Spiel gegen die Japaner am Samstagabend (20.45h) werden. Gerade das deutsche Team muss dann offensiv wesentlich effektiver und kreativer agieren, und gleichzeitig die insgesamt zufrieden stellende defensive Stabilität beibehalten, will man ins Halbfinale einziehen und damit den Traum vom WM-Titel im eigenen Land bewahren.

Weitere Hintergrundartikel zur Fußballtaktik findet man ebenso wie Spielanalysen zur Frauen-WM und vieler weiterer Spiele auf Spielverlagerung.de. Ebenso können Sie uns gerne bei Facebook und Twitter folgen, um immer auf dem Laufenden zu bleiben.
Aufrufe: 1229 | Kommentare: 3 | Bewertungen: 2 | Erstellt:09.07.2011
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KOMMENTARE
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korsakoff
09.07.2011 | 23:26 Uhr
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korsakoff : 
09.07.2011 | 23:26 Uhr
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korsakoff : 
Okay, "lockerer Sieg" ist anders, aber das Ergebnis zeigt, dass Frauenfußball so weit ist, dass die personell mit Abstand beste Mannschaft mit nicht vorhandener taktischer Schulung auch in Grund und Boden gecoacht werden kann. Auch das spricht für Weiterentwicklung im Frauenfußball.
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korsakoff
09.07.2011 | 15:32 Uhr
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korsakoff : 
09.07.2011 | 15:32 Uhr
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korsakoff : 
Ich finde, der Frauen-Fußball zeigt sich sehr viel athletischer als noch vor sehr wenigen Jahren - die Entwicklung geht sehr stark in Richtung mehr Tempo. Auch die etlichen technischen Fehler sind weniger geworden und viele Mannschaften probieren immer, nach vorne zu spielen. Oft fehlt aber die Präzision bzw. die eine oder andere herausragende Einzelspielerin.

Wenn ich an die Japanerinnen denke: Die spielten in der Vorbereitung fast identisch: Ganz nett anzuschauen bis zum Strafraum, aber dann keinen Schimmer wie hineinzukommen, selbst mit größeren Räumen (wie z.B. im ersten WM-Spiel) - weswegen ich an einen lockeren und klaren Sieg der deutschen Mannschaft ausgehe.

Ich bin gespannt, wie es mit Frauenfußball in den nächsten Jahren weitergehen wird. Die jungen Spielerinnen scheinen körperlich schon den 26-27jährigen haushoch überlegen zu sein (nicht zuletzt deshalb habe ich immer noch den Eindruck, dass die U20-WM vor einem Jahr insgesamt sogar hochwertiger war) und die Entwicklung sollte keinen Abbruch erleben.
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katewoman
09.07.2011 | 14:24 Uhr
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katewoman : 
09.07.2011 | 14:24 Uhr
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katewoman : 
Fachlich einwandfreier Artikel! Auch ein guter Aspekt einmal aufzuzeigen wie konträr Erwartungshaltungen und Fortschritt einander gegenüber stehen.

Viele haben erwartet, dass alle Teams die gleichen (schnellen) Entwicklungen gemacht und sich Frauenfußball im Schatten des Männerfußballs zu einer tödlichen Allzweck-Unterhaltungswaffe gemausert hat. Aber wie bei vielen Dingen im Leben muss man da auch Gnade walten lassen. Und vor allem Zeit.

Ich bin mir sicher, der Frauenfußball wird noch wesentlich mehr erreichen in den nächsten Jahren, sollte die Unterstützung und das Interesse gleichbleibend hoch sein.
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