27.06.2011 um 14:29 Uhr
Geschrieben von Maxinho86
DFB-Wachablösung Part II ?
Im deutschen Fußball war in den letzten Monaten häufig von Wachablösung die Rede. Die Personalie Ballack dominierte über Wochen die Schlagzeilen und am Ende sahen dabei weder Bundestrainer Löw mit seiner Hinhalte-Taktik, noch der einstige „Capitano" durch sein bockiges Nachkarten sonderlich gut aus. Trotz allem war man insbesondere auf Seiten des DFB froh, mit dem Beginn der Frauen-WM und dem mittlerweile schon übertriebene Ausmaße annehmenden Hype um eine Neuauflage des Sommermärchens von 2006, endlich wieder für positive Schlagzeilen sorgen zu können. Mit dem gestrigen 2:1-Sieg über Kanada gelang den Damen dann auch ein guter Einstand ins Turnier, die von allen Medien herbeigeschriebene Euphorie-Welle scheint im wahrsten Sinne des Wortes auf Fußballdeutschland überzuschwappen, wie sich bei den zahlreichen La-Olas der fast 75.000 Zuschauer im weiten Rund des Berliner Olympiastadions zeigte. Auch an den Bildschirmen verfolgten knapp 18 Millionen Zuschauer das Spiel, eine fantastische Quote für die bislang immernoch stiefmütterlich behandelte Sportart.
Interessanterweise überraschte Bundestrainerin Silvia Neid vor Beginn der Partie mit einer so nicht erwarteten Aufstellung: Für die eigentlich gesetzte Torjägerin Inka Grings(32) begann die in der Vorbereitung überragende Célia Okoyino da Mbabi(23). Angesichts der großen Erfahrung und der fantastischen Torquote von Bundesliga-Rekordtorschützin Grings im Nationaltrikot(62 Tore in 91 Spielen) eine durchaus riskante Maßnahme. Diese zahlte sich jedoch aus, Okoyino da Mbabi avancierte mit ihrer technischen Rafinesse und Beweglichkeit zu einer der besten deutschen Spielerinnen auf dem Feld und krönte ihre starke Leistung zudem mit dem Tor zum 2:0. Schnell kommt einem hier erneut der Begriff der Wachablösung in den Sinn, auch wenn Grings später noch eingewechselt wurde. In jedem Fall wäre es wenig verständlich, wenn Grings im nächsten Spiel die jüngere Deutsch-Kamerunerin aus der Startelf verdrängen würde.
Bei einer anderen Starterin ist der Verbleib in der Anfangself allerdings nicht so eindeutig. Birgit Prinz, deren Bedeutung für den Frauenfußball noch weit höher anzusiedeln ist, als vergleichsweise beim abgesägten Michael Ballack für die DFB-Männer, muss sich vermutlich ernsthafte Sorgen um ihren Stammplatz machen. Vorausgesetzt Silvia Neid setzt das proklamierte Leistungsprinzip auf konsequentere Weise um als ihr männliches Pendant Löw. Denn insbesondere im Vergleich zu ihrer Sturmpartnerin da Mbabi fiel die Rekordnationalspielerin erstaunlich stark ab. So blieben nach ihrer frühen Auswechslung in der 55. Minute tatsächlich sehr wenige starke Szenen in Erinnerung. Einen gefährlichen Torschuss blieb Prinz komplett schuldig und auch von ihrer ansonsten so stark ausgeprägten Dynamik war wenig bis gar nichts zu sehen gewesen. Das eine mehrfache Weltfußballerin nicht gleich nach einem schwächeren Spiel aussortiert werden sollte, ist natürlich richtig und insbesondere in der ersten Halbzeit war die Gesamtleistung des Teams auch deutlich schwächer als in der zweiten Hälfte. Doch letztendlich bleibt die Frage, wie lange Silvia Neid noch auf die erneut überzeugende Alexandra Popp(20) verzichten kann, welche für Prinz ins Spiel kam und neben ihrer Torgefahr auch ihre großes Spielverständnis (etwa bei der Mario-Gomez-Gedächtnistorchance von Kerstin Garefrekes) unter Beweis stellte. Sollte Prinz sich nicht steigern können und stattdessen Popp demnächst statt nur Aluminium auch noch das Tor treffen, stünde vermutlich auch der Frauenfußball vor einer Wachablösung von ballackschen Ausmaßen. Doch angesichts der erstaunlich harmonischen Stimmung im Team, wie auch die beachtenswert uneigennützige Reaktion der jahrelangen Stammkraft Inka Grings auf ihre Nichtberücksichtigung verdeutlichte, ist davon auszugehen, dass selbst dies eine eventuelle Titelverteidigung nicht unbedingt gefährden würde. Auch sind die Charaktere Prinz und Ballack was ihr Ego anbetrifft doch als ziemlich gegensätzlich zu betrachten. Somit bleibt dem DFB wohl ein erneuter Wachablösungsskandal erspart und die Frauen-WM, das wurde beim Eröffnungsspieltag bereits deutlich, könnte tatsächlich so etwas wie eine kleine Schwester des Männer-Turniers von 2006 werden.
Interessanterweise überraschte Bundestrainerin Silvia Neid vor Beginn der Partie mit einer so nicht erwarteten Aufstellung: Für die eigentlich gesetzte Torjägerin Inka Grings(32) begann die in der Vorbereitung überragende Célia Okoyino da Mbabi(23). Angesichts der großen Erfahrung und der fantastischen Torquote von Bundesliga-Rekordtorschützin Grings im Nationaltrikot(62 Tore in 91 Spielen) eine durchaus riskante Maßnahme. Diese zahlte sich jedoch aus, Okoyino da Mbabi avancierte mit ihrer technischen Rafinesse und Beweglichkeit zu einer der besten deutschen Spielerinnen auf dem Feld und krönte ihre starke Leistung zudem mit dem Tor zum 2:0. Schnell kommt einem hier erneut der Begriff der Wachablösung in den Sinn, auch wenn Grings später noch eingewechselt wurde. In jedem Fall wäre es wenig verständlich, wenn Grings im nächsten Spiel die jüngere Deutsch-Kamerunerin aus der Startelf verdrängen würde.
Bei einer anderen Starterin ist der Verbleib in der Anfangself allerdings nicht so eindeutig. Birgit Prinz, deren Bedeutung für den Frauenfußball noch weit höher anzusiedeln ist, als vergleichsweise beim abgesägten Michael Ballack für die DFB-Männer, muss sich vermutlich ernsthafte Sorgen um ihren Stammplatz machen. Vorausgesetzt Silvia Neid setzt das proklamierte Leistungsprinzip auf konsequentere Weise um als ihr männliches Pendant Löw. Denn insbesondere im Vergleich zu ihrer Sturmpartnerin da Mbabi fiel die Rekordnationalspielerin erstaunlich stark ab. So blieben nach ihrer frühen Auswechslung in der 55. Minute tatsächlich sehr wenige starke Szenen in Erinnerung. Einen gefährlichen Torschuss blieb Prinz komplett schuldig und auch von ihrer ansonsten so stark ausgeprägten Dynamik war wenig bis gar nichts zu sehen gewesen. Das eine mehrfache Weltfußballerin nicht gleich nach einem schwächeren Spiel aussortiert werden sollte, ist natürlich richtig und insbesondere in der ersten Halbzeit war die Gesamtleistung des Teams auch deutlich schwächer als in der zweiten Hälfte. Doch letztendlich bleibt die Frage, wie lange Silvia Neid noch auf die erneut überzeugende Alexandra Popp(20) verzichten kann, welche für Prinz ins Spiel kam und neben ihrer Torgefahr auch ihre großes Spielverständnis (etwa bei der Mario-Gomez-Gedächtnistorchance von Kerstin Garefrekes) unter Beweis stellte. Sollte Prinz sich nicht steigern können und stattdessen Popp demnächst statt nur Aluminium auch noch das Tor treffen, stünde vermutlich auch der Frauenfußball vor einer Wachablösung von ballackschen Ausmaßen. Doch angesichts der erstaunlich harmonischen Stimmung im Team, wie auch die beachtenswert uneigennützige Reaktion der jahrelangen Stammkraft Inka Grings auf ihre Nichtberücksichtigung verdeutlichte, ist davon auszugehen, dass selbst dies eine eventuelle Titelverteidigung nicht unbedingt gefährden würde. Auch sind die Charaktere Prinz und Ballack was ihr Ego anbetrifft doch als ziemlich gegensätzlich zu betrachten. Somit bleibt dem DFB wohl ein erneuter Wachablösungsskandal erspart und die Frauen-WM, das wurde beim Eröffnungsspieltag bereits deutlich, könnte tatsächlich so etwas wie eine kleine Schwester des Männer-Turniers von 2006 werden.
Aufrufe: 2072 | Kommentare: 1 | Bewertungen: 2 | Erstellt:27.06.2011
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KOMMENTARE
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"..stiefmütterlich behandelte Sportart..."
Seit wann wird Fußball hierzulande stiefmütterlich behandelt?
Und warum erwarten alle immer das Gleiche von den Damen wie von den Herren?
Verstehe ich nicht.
Zu Prinz und Grings.
Beide sind über den Zenit hinweg.
Und beide haben mehr als würdige Nachfolgerinnen gefunden.
Bambi und Popp wird das neue Traumduo da vorne.
Wenn Frau Neid WM werden will, wird sie das bald auch so spielen lassen.
Prinz ist einfach zu alt und langsam und kam nicht ins Spiel. Im Gegensatz zu Ballack sieht sie das aber selber ein.
Und Grings war viel zu eigensinnig.
Vielleicht war sie, wie fast alle Deutschen, einfach nur übermotiviert. Aber so wird das nichts mit den beiden.