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Liga-Lehren


Gründer: Voegi | Mitglieder: 65 | Beiträge: 1
23.01.2011 um 20:00 Uhr
Geschrieben von Voegi
Liga-Lehren XIX
Kubas liebliche Aura

Der VfL Wolfsburg überwindet sein Kindheitstrauma. SKY beweist die Raumkrümmung. Und Hamburg verkommt zur No-Go-Area. Meinen zumindest die Liga-Lehren:

Unvorstellbar
Irgendwie will man sich doch nicht so recht daran gewöhnen: Hannover 96, der Heiner Bremer des Fußballs, die Uschi Glas unter den abgetakelten Liga-Diven, findet sich weiterhin auf einem Champions League-Platz wieder – ein wahrhaft surreales Szenario mit der verstörenden Wirkung eines David Lynch-Streifens. Tante 96 in der Königsklasse, das will und kann man sich als ein dem Schönen zugetaner Mensch mit ästhetischem Restempfinden einfach nicht ausmalen. Eine Vision so unvorstellbar wie ein Prominenter im Dschungelcamp, ein Konzept unserer Bundeskanzlerin oder ein 3:0-Heimsieg des Effzeh. Also nach menschlichem Ermessen praktisch absolut unmöglich.

Trauma
Wie formulieren es entnervte Mütter gemeinhin, wenn sie das Wehklagen ihrer nölenden Blagen unterbinden wollen: "Nun mach doch mal einen Punkt". Bei Wolfsburgs Spielern scheint dieses kindliche Trauma in den letzten Monaten wieder aufgebrochen zu sein. Wie anders wäre sonst die Serie von zuletzt sieben Remis in Folge zu erklären. Doch Simon Kjaer hat inzwischen verstanden, dass man zur Emanzipation von elterlicher Bevormundung manchmal eben seinen Kopf durchsetzen muss. Bezüglich möglicher Neuverpflichtungen zeigte sich Manager Hoeneß hingegen nach wie vor unentschieden.

Justin
Die Liga hat also mal wieder einen neuen Hoffnungsträger: Julian Draxler, die königsblaue Reinkarnation von Lars Ricken mit der nominellen Erscheinung eines BILD-Polemikers und dem Antlitz eines verschüchterten Vorspringers beim Schwarzwaldcup in Hinterzarten. In Hannover durfte Felix Magaths selbstgebastelter Justin Bieber nun zum ersten Mal von Beginn an ran und machte seine Sache gleich ganz ordentlich. Was uns lehrt: Schalkes Kader hat nicht nur die Dimensionen einer Neuköllner Kindertagesstätte. Und Trainermanagerzeugwart Magath gibt auch eine talentierte Supernanny ab.

Raumkrümmung
Das Bonmot des Spieltags geht diesmal zweifelsohne auf das Konto von SKY-Kommentator Martin Groß, der Rodneis gekonnte Rettungsaktion gegen Arjen Robben mit der bemerkenswerten Einschätzung "Da stellt er seinen Körper zwischen sich und den Ball" würdigte. Eine vermeintlich widersinnige Beobachtung, die der Wissenschaft allerdings den lang ersehnten praktischen Nachweis der negativen Raumkrümmung liefert. Halten wir in dem Sinne fest, dass sich der FCK zwar unmittelbar vor und nach der Pause einen Gegentreffer fing, zwischen der 1. und der 2. Halbzeit aber keine einzige Torchance zuließ. Während Groß' Verbalschnitzer also von sprachlicher Irritation zeugte, bewies die ARD-Sportschau in ihrem Facebook-Auftritt die gewohnte fachliche Konfusion. Lauterns Gastspiel mit der Frage "Trifft Lakic auch gegen die Bayern?" anzuteasern, war selbst für die Verhältnisse der Erben Hubertys ein eher suboptimaler Einfall. Vielleicht sollte es sich aber auch nur um eine Gewinnspielfrage auf Neun Live-Niveau handeln. Denn Fakt ist: Lakic fehlte in München rotgesperrt und konnte den Ball daher nicht zwischen Tor und Pfosten bringen.

Aura
Für das tragikomische Highlight sorgte indes Dortmunds Robert Lewandowski, als er den Ball am Stuttgarter Kasten nonchalant vorbeijammerte, obwohl selbiger zu diesem Zeitpunkt so offen war wie das Bein eines Kettenrauchers. Lewandowski ist jedoch entschuldigt, wurde er in dem Moment des Zickleresken Versagens doch offenkundig beseelt von der lieblichen Aura seines Mitspielers Blaszczykowski, dem in Freiburg ein ähnliches Kunststück in zugegebenermaßen originellerer Choreographie gelungen war. Als erfahrener Fachmann erkannte Jürgen Klopp diese komplexen Zusammenhänge natürlich sofort und zog die einzig logische Konsequenz: Er wechselte Blaszczykowski wenige Minuten später aus.

Newsflash
Kleiner Trost für Kuba: Castro agierte in Gladbach ganz fidel. Während sich der Capitano mal wieder eine kleine Auszeit von der Verletzungsauszeit nahm. Aber hier nun weitere Meldungen:
Gerhard Mayer-Dornfelder erhält von einer bulgarischen Uni als Anerkennung seines stets vollen Einsatzes um die internationale Druckbetankung die Ehrendoktorwürde spirituosis causa. Dass Bulgarien seinen Nationaltrainer zum Frauenbeauftragten befördert hat, wurde hingegen noch nicht bestätigt.
Hoffe wartet noch auf den neuen Stürmer. Die geniale Erfolgsformel "Ba weg, Babel her, macht in der Summe ein Bel mehr" erweist sich noch nicht als praktikabel. Was profitabel klang, könnte also blamabel enden. Aber schon die Bibel lehrt uns: So ein Sturmbau zu Babel kann sich manchmal etwas hinziehen.
Und Matze Sammer hat dem HSV einen Korb gegeben. Begründung: Weil beim DFB noch viele Aufgaben auf ihn warten. Eine solch dramatische Entwicklung war bei Aufnahme der Verhandlungen aber auch nun wirklich nicht absehbar. Doch um sich den HSV vom Hals zu halten, bleiben einem manchmal eben nur noch Plattitüden.

Flucht
Schon auffallend, oder: Siegenthaler, Sammer, van Nistelrooy – bekamen beim Gedanken an Hamburg allesamt zunächst einen feuchten Schlüpfer und hatten dann doch schnell die Hose voll. Womit wir zu dem traurigen Ergebnis kommen: Der HSV ist derzeit so beliebt wie Frank Rost in einer spirituellen Tantra-Gruppe. Um dem Schreckgepenst Hamburg aus dem Weg zu gehen, nahm Frankfurts Stamm-Innenverteidigung gar eine Kollektivverletzung auf sich. Frei nach dem Motto: Ehe ich nach Hamburg fahre, leg' ich mich lieber auf die Bahre. Alex Meier brauchte dagegen etwas länger für die unausweichliche Erkenntnis. Nach 30 Minuten ließ er sich dann angewidert die Backe perforieren, nur um dem Elend endlich zu entfliehen. Passend zur Massenflucht war der Frankfurt-Kick teilweise echt: Zum Davonlaufen. Die Eintracht soll denn auch umgehend nach Spielende die Heimreise angetreten haben.

Nachtrag
Bedauerlicherweise hatten wir es zuletzt versäumt, dem Maskottchen dieser Reihe zum Ehrentag zu gratulieren und das bezaubernde Geburtstagsständchen seines Namensvetters zu würdigen. Das ist aber schnell erklärt: Als Bademantel-Udo Spirituosen-Udo mit den Worten "Du merkst gerade, wie die Menschen dich lieben. […] Du hast seit vielen Jahrzehnten mit unendlich vielen tollen Spielen uns allen das Wochenende über Jahre hinweg verschönt…", zum Ehrentag lobhudelte, war uns eine journalistische Aufarbeitung schlichtweg unmöglich: Wir fanden die Tastatur nicht mehr – unter all der Kotze. Dabei hätten sich doch so schöne Lattek-Lovesongs aus dem schier unerschöpflichen Bockelmann-Repertoire angeboten, zum Beispiel "Ich soff noch niemals in New York", "90 Jahr, weißes Haar", "Aber bitte mit Fahne", "Leber ohne Leiden" oder aber "Merci, Cherry!". Schade aber auch. Wir gratulieren gleichwohl etwas verschämt nachträglich: Alles Gute, Ouzo. Oder wie du sagen würdest: Prost!
Aufrufe: 12117 | Kommentare: 68 | Bewertungen: 60 | Erstellt:23.01.2011
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