Werderphobie!

Sie rührt daher, dass ich irgendwie mein Leben damit kurzzeitig verbrachte Auswärtsspiele vom EFFZEH gegen Werder Bremen mir anzuschauen. Damals noch, als die Werder Hauptkampfbahn der von Bayer 05 Uerdingen glich und man froh war wenn 22 000 Zuschauer das Rund an der Weser füllten. Zeigler stand damals noch bei der Handvoll Bekloppten unbedacht" in der Ostkurve , also noch nicht am Mikrofon um grün-weiße Schlager rauszuhauen, und das Wetter war auch damals im Norden schon scheiße.



Am 8. September 1984 war mein erstes Auswärtsspiel an der Weser und es war der Tag an dem meine "Werder-Angst" unorthodoxe Formen annahm.

Spricht man "Werder Angst" englisch aus "Wördör-Ängst" denke ich unwiderruflich an ein Lied von Placebo. Und die Stimmung des Liedes drückt in ungefähr das aus, was mich neunzig Minuten später zum erschüttern brachte: Melancholie-Einsamkeit-Fluch-Hass-Revanche!

Diese 90 Minuten haben mein Leben geprägt! Mehr als sämtliche Schuleinheiten meines recht erfolgreichen jungen Daseins.

Mann ,muss wissen meine halbe Verwandtschaft kommt aus dem Wesereck, bzw. aus den dörflichen Gefilden im Süden, halt da wo die extrem hässlichen roten Dächer sind und wo einem der Geruch dieser elendigen Gülle das letzte bisschen Verstand aus dem Kleinhirn reißt.
Aus dem Emsland, wo sich Hase und Igel gute Nacht sagen, ich persönlich aber zum verrecken keine 3 Tage aushalten würde. Emsland halt! Da grüßt man sich auf der Straße! Die ganze Verwandtschaft.

Emsland. UND:ALLE WERDER!

Pah.
Nun gut, ich war ja 14 Jahre alt und damals konnte man mit mir noch machen was man wollte. Mein EFFZEH war extrem erfolgreich, man spielte immer zwischen Platz 1 und 5 und hatte damals auch noch keine Angstgegner. Noch nicht, das kam später:
und den Anfang machte dieser nass-kalte Spätsommertag!


Damals noch gegeneinander! copyright getty

Es war der 3. Spieltag einer Saison, in dem jeder FC Fan wieder mal lauthals die Meisterschaft verkündete – die letzte war immerhin schon 6 Jahre her!
Frohen Mutes ging ich mit meinem Vater und meinem Onkel- der gar nicht mein Onkel war und auch eigentlich gar kein Fußballfan, aber dazu später mehr- zum Spiel. Westkurve war angesagt, Nieselregen war angesagt und nach einem Sieg in Braunschweig und einem Unentschieden gegen Bielefeld, war eigentlich auch ein Sieg an der Weser angesagt!

Ich war jung, ich war verliebt in den FC und ich war damals noch emotionaler als heute. Ich war heiß!
Der FC an diesem Samstag weniger!!!

Schon in der ersten Halbzeit dominierte Werder das Spiel. Es sah wirklich nicht gut aus. Ballbesitz war so ungefähr unglaublich und in der 20.Minute schoss ein gewisser Norbert Meier das 1-0 für Werder.

Ich kann mich an das Tor kein bisschen erinnern, weiß aber noch haargenau wie mich näckische Häme von hinten Links niedermachten. Mein Pseudo-Onkel fuhr harte Geschütze auf, von wegen was für ne Karnevalstruppe der FC doch sei und wie ich nur zu so einer Mannschaft halten könne".
In der 44. Minute zeigte ich ihm den Stinkefinger! Klaus "Hero" Allofs schoss das 1-1.

Halbzeitstand!

Arschlecken!- dachte ich mir auf dem Weg zur Toilette.
Damals war es noch so, dass die EFFZEH Fans um die "Red Army Cologne" mehr Stimmung machten ohne Mikro, als die gesamten 12 000 Werderaner. Das beindruckte mich sehr jedoch bin ich auch von jeher ein Pessimist und ich glaube an diesem Bremer Samstag verfestigte sich meine Weltanschauung.
Ich hatte ein höllisch schlechtes Gefühl zur Halbzeit.

Es folgte die derbste Klatsche einer hochtallentierten Mannschaft, wie ich sie bis heute nicht mehr gesehen habe!
Zwischen der 46. Minute (Eflmeter Reinders!) und der 52. Minute (Kopfball Neubarth) schraubte Werder das Ergebnis auf 4-1. Ich glaube Völler war fürs 3-1 zuständig! Goldlöckchen!!!

Ich war fertig mit der Welt- Zeit abzuhauen! Bei so einem Zwischenstand würde ich heute Bier holen gehen und nicht wieder kommen. Damals durfte ich noch nicht. Damals musste ich mich ab der 52. Minute von meinem Onkel, der gar nicht mein Onkel ist, erniedrigen lassen. Mir kamen die Tränen. Es wurde immer schlimmer!

Ich weiß nicht ob ihr Erinnerungen habt an solche Situationen, aus denen man nicht flüchten kann. Wo der trockene Hals so weh tut und die Tränen einfach zu kullern beginnen. Man kann versuchen sie zu unterdrücken aber man bleibt meist machtlos. Situationen wo man durch muss, die aber so unendlich wehtun!!!
Gerade als Kind – gerade als EFFZEH- Fan!!!

Bis zur 64. Minute schraubte zweimal Meier das Ergebnis auf 6-1 hoch, danach war Werder satt! Sie ließen gewähren, Jimmy Hartwig durfte noch ein Tor fürn FC schießen, aber da war ich längst schon voll in meiner Werder-Angst! 6-2 Klatsche! Exodus!

Ich hab sie bis heute.
Mehr als bei Bayern oder bei Leverkusen.

Wenn unser FC gegen die Bremer spielt habe ich immer den 8.September 1984 in Erinnerung und ich habe bis heute Angst!
Auch am Samstag habe ich sie, obwohl Werder in Köln nur sechsmal gewinnen konnte. 25 Heimsiege in 40 Spielen. Langsam sollte mir das Mut machen.
McKenna und Brecko sind auch wieder im Kader. Ein Sieg ist Pflicht und in dieser Saison sind wir in Müngersdorf ganz gut!

Ich glaube an einen Dreier. Der FC weiß um was es geht, egal wer aufläuft!
Die Statistik spricht zu Hause für den FC, das hat man selten…
UND:
Mein Onkel, der gar nicht mein Onkel ist, wird das Spiel definitiv nicht verfolgen! Und falls doch:

FRANZ GO HOME!

Werder Phobie hin oder her:

COME ON EFFZEH!

PK vor WERDER, auf Wunsch von taneu ;)