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Taktikecke


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13.04.2011 um 08:48 Uhr
Geschrieben von possessionplay
Man. United 2-1 Chelsea
Champions League: 12.04.2011

Chelsea musste einem 0-1-Rückstand aus dem Hinspiel hinterherlaufen - und das taten sie dann letztlich auch im wahrsten Sinne des Wortes. United ist hochverdient im Halbfinale.



Formationen
Personell gesehen passierte die vor dem Spiel erwartete Umstellung bei Chelsea auf ein 4-3-3. Auf dem Platz sah das dann aber wieder anders aus, eher wie ein tannenbaumähnliches 4-3-2-1 mit Anelka und Lampard hinter Torres.

Ein wenig verwunderlich kam diese Formation schon daher. Der Tannenbaum ist normalerweise bekannt dafür, eher ein Konter-System zu sein, was hier für Chelsea aber keinesfalls eine Strategie sein könnte. Verwunderlich ebenso, dass Lampard im OM, aber Malouda im ZM spielte und nicht umgekehrt.

Lampard stand so nämlich sehr hoch und wirkte nicht wirklich souverän in seiner Rolle, denn Anelka, der sich immer wieder fallen ließ, nahm ihm den Raum, um den Ball im Mittelfeld aufzunehmen.

In so einer Rolle wäre auch Malouda sehr gut gewesen, der dies schon einige Male sehr gut gezeigt hat und deshalb auch ein besseres Verständnis mit Anelka entwickelt hat, so dass man sich abwechselt, um sich deshalb eben nicht die Räume zu klauen bzw. andere verwaisen zu lassen.

Dann hätte Lampard mit seinen gefährlichen Vorstößen aus der Tiefe diese geschaffenen Räume auch besser nutzen können, aber so stand sich Chelsea meistens selbst im Weg. Torres kann wohl derzeit nicht mehr zeigen als Ansätze, Lampard fehlte komplett die Bindung und insgesamt fehlte Bewegung und Zug ganz vorne – auch wenn man zunächst das Spiel dominierte.

Dass man – nachdem die gefährliche Anfangsphase, in der man United mit Präsenz durch aufrückende AV und ZM überrannte und nach hinten drückte – gefährlich vor das Tor von United kam, lag auch daran, dass Chelsea die Breite im Spiel fehlte. Während die Außenverteidiger sich zwar an den Seitenlinien anboten, aber bei ihren Vorstößen keine Gefahr heraufbeschwören konnten, ballten sich die fünf Mittelfeldspieler auf engstem Raum, einzig Malouda stellte hier partiell eine Ausnahme dar.


Chelseas Aktivster: 70 Pässe

Somit war es ein Leichtes für Fergusons Mannen, in einem kompakten 4-1-4-1/4-4-1-1 das Mittelfeld dicht zu machen. Und auch wenn man theoretisch in der Mittelfeldzentrale eine Unterzahl von 3-5 hatte, so kamen doch entweder die äußeren Mittelfeldspieler (vor allem Park) in die Mitte gegen Chelseas Mittelfeld unterstützend oder die Außenverteidiger zogen sich zu einer engen Viererkette gegen Chelseas hängende Spitzen.


Die Spiegelung von Chelseas Formation, der flexible Wechsel zwischen zwei und einem Sechser, das Übergeben von ihren Spielern in Zusammenwirkung mit eng stehenden Mannschaftsteilen und Chelseas eigenen Schwächen führte dazu, dass diese meist nur über die Außen (Flanken) gefährlich wurden, wenn sie mal konsequent dort spielten.

United-Strategie
Nach etwa 30 Minuten übernahm dann Manchester selbst die Initiative und dominierte fortan das Spiel. Durch das 4-3-2-1 von Chelsea waren die Außenverteidiger von United frei, was diese immer wieder in Vorstößen ausnutzten. Sie konnten meistens ungehindert in die Hälfte der Gäste spazieren und wurden dort erst von den Halbspielern in Empfang genommen.

Das führte nicht nur dazu, dass United leicht die ersten beiden Linien Chelseas überspielt hatte, sondern auch in Notfallsituationen sehr oft den Ball zum AV spielen konnte, um in Ballbesitz zu bleiben. Die Kontrolle der Außenbahnen ging nun mehr und mehr an United über.

Carrick und Giggs benutzten den Ball im Zentrum sehr bedacht. Carrick verschob sehr viel horizontal und verteilte gut die Bälle, während der 39-jährige Giggs vertikaler spielte, viele Verlagerungen spielte, Löcher vor der Abwehr stopfte oder durch seine Vorstöße ins offensive Mittelfeld oder in den 16er United das gab, was Chelsea vermisste.


Quelle: zonalmarking.net

Bevorzugt spielte United über die Flügel, wo sie die Schwachstelle der Blues sahen. Und diese nutzten sie aus – so wie es auch Schalke und Bayern gegen Inter gemacht haben. Auf außen kreierten sie mit den beiden Außenspielern und dem extrem viel arbeitenden und aktiven Rooney, der überall zu finden war, eine Überzahl und umspielten Chelsea.

Meistens folgte dann ein direkter Seitenwechsel auf einen Außenspieler auf der anderen Seite, der entweder frei war, weil Chelseas AV weit eingerückt war, oder weil er sowieso als AV frei war. So konnte United auf Ballbesitz spielen und ließ die Zeit mit schönen Pass-Stafetten gefahrlos herunterlaufen.


Quelle: zonalmarking.net

Zug zum Tor entwickelten sie trotzdem – vor allem als es noch 0-0 stand. Vor der Pause änderten sie dies auch noch, als Hernandez eine Giggs-Flanke nach vorheriger Spielverlagerung eindrückte (43.). Das Tor fasste wichtige Punkte von Uniteds-Spiel gut zusammen: Spielverlagerung, Giggs, Flügelspiel.

Zweite Halbzeit
Ancelotti ersetzte Torres durch Drogba, der viele Bälle hielt und Chelsea somit mehr Optionen ermöglichte. Auch bewegte er sich gut in die Schnittstelle zwischen Vidic und Evra – so wie auch sein Ausgleichstor fiel (77.), welches aber umgehend von Park gekontert wurde – oder etwas weiter nach außen, um dort einige Hereingaben zu bringen, was aber erst im weiteren Verlauf effektiver wurde.

Deshalb orientierte sich zunächst Anelka und später der für diesen eingewechselte Kalou etwas weiter ins Sturmzentrum, um die Lücke dort zu füllen, während Lampard nun eher wie ein Zehner in einem 4-3-1-2 zu spielen schien.

Auch deshalb fehlte allerdings der Druck auf die beiden zentralen Mittelfeldspieler von United, die das Spiel kontrollierten, so dass United das Spiel letztlich souverän nach Hause brachte. Chelsea war in der zweiten Halbzeit längst nicht mehr so gefährlich, wurde von Uniteds Dominanz, ihrer starken Defensivarbeit und auch ihrem Konterspiel in den Schatten gestellt.

Fairerweise muss man sagen, dass Ramires´ Platzverweis (70.) sie auch schwächte.

Fazit
United war hier klar besser: Sie kontrollierten und diktierten über weite Strecken das Spiel und auch die Flügel, spielten flexibler. Defensiv standen sie sehr gut, offensiv nutzten sie die Schwächen des Gegners.

Chelsea hingegen war enttäuschend. In der zweiten Halbzeit mussten sie treffen, hatten aber fast keine Torchance und wurden dominiert. Bereits davor fehlten ihnen – trotz der Systemumstellung, wodurch man immerhin kein "broken team" mehr war – konstante Breite, konstanter Druck im Mittelfeld, Kreativität und auch die passenden Spielertypen in den passenden Positionen.
Aufrufe: 3073 | Kommentare: 4 | Bewertungen: 2 | Erstellt:13.04.2011
ø 9.5
KOMMENTARE
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possessionplay
13.04.2011 | 19:42 Uhr
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13.04.2011 | 19:42 Uhr
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TJonin
13.04.2011 | 17:22 Uhr
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TJonin : 
13.04.2011 | 17:22 Uhr
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TJonin : 
nun macht den guten Mann nicht älter als er ist
Giggs ist doch erst 37...
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La_Pulga
13.04.2011 | 11:41 Uhr
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La_Pulga : 
13.04.2011 | 11:41 Uhr
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La_Pulga : 
Schöner Blog!

Ich hab Chelsea aber gestern eher mit Raute gesehen, Lampard auf der 10 und Anelka quasi als freien Mann... Eine richtige Struktur oder ein echter Plan war bei Chelsea aber nicht zu erkennen und das war schon enttäuschend. Die einzigen Blues die gestern überzeugt haben waren Drogba und Essien...

Die Sache mit Torres kann ich gar nicht nachvollziehen, entweder er spielt gar nicht, oder er spielt durch, aber so ein Mittelding bringt keinem was! Chelsea braucht einen kleinen Umbruch, vor allem Lampard ist nicht mehr dazu in der Lage das Gesicht des Teams zu sein!

Beim 0:1 hat Chelsea so ziemlich alles falsch gemacht... Anelka lässt Giggs laufen und aus dem Zentrum rückt überhaupt keiner raus, das war wirklich peinlich!


Zu United: Hab erst ab Minute 34 geguckt und mir haben die Red Devils gut gefallen... Waren sehr präsent und ballsicher und deutlich überlegen! Schlüssel zum Sieg war gestern Rooney, der ähnlich wie Anelka, den freien Mann gespielt hat, aber halt 10mal besser und effektiver war!
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mrpink27
13.04.2011 | 09:28 Uhr
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mrpink27 : 
13.04.2011 | 09:28 Uhr
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mrpink27 : 
Hat mir sehr gut gefallen dein Bericht. Ich hab das Spiel nicht gesehen, aber jetzt eine gute Vorstellung davon was taktisch abgelaufen ist.

Chelsea ist mir ein Rätsel. Die haben schon lange keine guten Mittelfeldspieler für Außenpositionen und Lampard fühlt sich in einer Doppelsechs (als offensiver Part) auch nicht unbedingt wohl. Eine 4-4-2 fällt für die also eher flach. Tannenbaum könnte gehen, wobei die Rolle von Malouda oder Lampard zu prüfen wäre. In der defensiven Dreierreihe würde ich beide nicht einsetzen. Außerdem fehlt dem System auch die Breite.
Eigentlich ist ein 4-3-3 mit einem defensiven Mittelfeldspieler das passende Chelsea System, auch wenn dann ein Stürmer auf die Bank muss. Ich frag mich warum die seit Jahren an ihrem System rum doktorn.

Haben die schon mal 4-2-3-1 probiert? Mit Malouda und Anelka außen und Lampard hinter der Spitze. Nicht optimal aber sicher besser als Tannenbaum oder 4-4-2.
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