Der Fußball wird immer schnelllebiger, ergebnissfixierter, hektischer. Die größten Leidtragenden dieser Entwicklung sind die Trainer. Sie sind, wie es so schön heißt, das schwächste Glied der Kette. Wenn die Ergebnisse nicht stimmen, ist es im Zweifelsfalle immer billiger und einfacher, den Trainer auszutauschen denn die Spieler. Deswegen wird dies auch oft und gern getan, nicht immer erfolgreich.
Kontinuität ist beinahe schon ein Fremdwort geworden im Fußballgeschäft, selten ist ein Trainer mehr als 4 Jahre bei dem selben Verein tätig.
Ausnahmen hierzulande sind- oder waren- Thomas Schaaf, seit elf Jahren bei Werder Bremen tätig, oder dessen Vor-Vor-Vor-Vorgänger Otto Rehagel, 14 Jahren lang Trainer bei den Hanseaten. International fällt mir auf die Schnelle Sir Alex Ferguson ein, welcher seit 22 Jahrendie Geschicke Manchester Uniteds lenkt, Ende noch nicht absehbar.
An einen Trainer reicht dennoch keiner der Genannten heran:
Die Rede ist von Guy Roux, 44 Jahre lang Trainer des französichen Klubs AJ Auxerre, Um diesen geht es in diesem Blog.

Kindheit & Jugend

Guy Roux erblickte im Jahr 18. Oktober 1938 im elsässischen Colmar, nahe der deutschen Grenze, das Licht der Welt. Es waren unruhige Zeiten: ...deutschland rüstete auf, der zweite Weltkrieg war bereits absehbar. Als der Krieg ein Jahr später begann, wurde der Vater des damals 1 Jährigen Guy zu den Waffen gerufen. Im Jahre 1940 geriet er in Kriegsgefangenschaft. Die Familie hielt nun nichts mehr in Colmar. Sie zogen weg von der Front, ins beschauliche Auxerre, einer burgundischen Kleinstadt an den Ufern der Yonne. Hier entdeckte er das Fußballspielen für sich, und begann in der heimischen Wohnung zu kicken. Als die Kunstschüsse des kleinen Guy immer größeres Unheil an der Inneneinrichtung des Hauses. in dem die Familie wohnte, anrichten, meldeten ihn seine genervten Eltern schließlich 1952 beim ortsansässigen Fußballclub AJ Auxerre an.
Es zeigte sich bald, dass der kleine Guy nicht nur Vasen und Familienerbstücke, sondern auch dass Tor treffen kann. Im zarten Alter von 16 Jahren debütierte er erstmals für die A-Mannschaft von Auxerre, damals in der 6. Liga beheimatet. Rasch zeigte sich, dass er zu höherem berufen schien, als in der 6 Liga zu versauern.

Spielerkarriere

Dieser Meinung waren auch die Verantwortlichen des FC Limoges, der immerhin in der 3. Liga spielte, und so verpflichteten sie 1957 diesen vielversprechenden jungen Mann aus Auxerre.
Zunächst wurde Guy Roux noch ein Jahr an Stade Poitevin (Poitiers) verliehen, doch als er ein Jahr später zurückkam, avancierte er zum Stammspieler
So wurden Scouts des Londoner Stadteilclubs Crystal Palace auf Roux aufmerksam, schließlich sie luden ihn zu einem Probetraining nach London ein.
Doch dort konnte er nicht überzeugen, und der Verein entschied sich gegen eine Verpflichtung. Roux musste einsehen, dass er zwar für die 3. Liga überdurchschnittlich begabt war, es zu einer ganz großen Karriere nicht reichen würde. Zurück in Limoges verfolge er seine Spielerkarriere nur noch halbherzig, und war nicht mehr bei der Sache. Der Ehrgeiz war ihm abhanden gekommen, da er kein Ziel mehr hatte, gleichzeitig wollte er aber nicht auf den Fußball verzichten.
Im Jahr 1961 besucht Guy Roux seine Familie in Auxerre. Zufällig spielt gerade sein alter Klub, ein Friendly gegen Crewe Alexandra. Die Gäste kommen nicht nur aus England, sie spielen auch so. Bis zur Halbzeit haben sich mehrer Spieler von Auxerre verletzt, und langsam gehen den Franzosen die Spieler aus. Der Präsident, Jean Garnault, einer seiner Förderer zu seiner Zeit in Auxerre, bittet Guy Roux in die Bresche zu springen, eine Bitte die dieser nicht abschlagen kann. So streift sich Roux noch einmal für eine Halbzeit ins Trikot seines alten Klubs über.
Nach dem Spiel ist,Garnault schwer beindruckt von Roux' Taktikverständniss, und durch die Art wie er seine Mitspieler motiviert und komandiert.
Ein idealer Trainer denkt Garnault für sich. Sein Klub suchte zu diesem Zeitpunkt gerade einen neuen Trainer, die Wunschkanidaten hatten aber sämtlich kein Intersse gezeigt.So macht er seinem ehemaligen Schützling einen Vorschlag: Roux ist als Spieler gescheitert, kann vom Fußball aber nicht lassen. Auxerre dagegen sucht verzweifelt einen Trainer.
Also, was ist nahelegender, als dass Guy Roux dieser Trainer wird?
Auch Roux ist begeistert von dieser Idee und sagt sofort zu.

Erste Trainerjahre

Doch bei aller Anfangseuphorie muss Guy Roux bald erkennen, dass es um den Verein nicht zum besten steht. Auxerre drücken 8000 Frances schulden, dennoch wird in naher Zukunft der Aufstieg erwart.
Er entwickelt ein langfristiges Konzept, dass auf Nachhaltigkeit und langsamer, aber stetiger Entwicklung beruhte. Zu diesem Zweck setzte er, auch gezwungenermaßen durch den Schuldenberg auf junge Spieler, sorgte dafür dass die Jugendmannschaften ausgebildete Jugendtrainer
bekamen, und verordnete ihnen ein festes System, dass auch die erste Mannschaft spielte, um die Integration von Jugendspielern in diese zu vereinfachen.
Dieses System war das 4:4:3, an dem er bis zu seinem Rücktritt festhielt, und dass zu seinem Markenzeichen wurde.
In seiner ersten Saison erreichte mit dieser jungen, rundumerneuerten mannschaft einen sehr guten 5. Platz.
1962, im Alter von 24 Jahren, wurde er zum Wehrdienst einberufen, er kam nach Trier, das damals zur franz. Besatzungszone gehörte. Auch dort sprachen sich seine Trainerqualitäten herum, und er wurde Trainer der Fußballauswahl des dort stationierten 25. Regiments, mit dem er prompt die Militärmeisterschaft gewann.
In den zwei Jahren in denen Guy Roux seinen Wehrdienst ableistete, konnte Auxerre nur knapp die Klasse halten, und so empfing man ihn mit offenen Armen als er '63 aus dem Wehrdienst entlassen wurde und er nach Auxerre zurückkehrte.
Dort traf Roux allerdings nicht mehr, auf seinen alten Förderer Garnault, den es zum burgundischen Fußballverband gezogen hatte. Aber auch dessen Nachfolger Jean-Claude Hamel trug sein Konzept mit.
Dieses trug langsam erste Früchte, Auxerre steigt bis 1969 zweimal auf. 69/70 trat der Klub nun in der Division 4 an. Und der wundersame Auftieg setzte sich fort: Die Saison 73/74wurde zu einem einzigen Triumph, Auxerre kassierte nur 1 Niederlage, gewann 15 mal, und stieg als Tabellenerster in die Division 3 auf. Doch dabei sollte es nicht bleiben.

Sprung ins Profigeschäft

In der Saison 73/74 belegte Auxerre Platz 4 hinter den Reserven von Marseille, Lyon, und Saint Etienne. Da den Zweiten Mannschaften der Aufstieg verwehrt war, feierte man in Auxerre den Aufstieg in die Division 2. Damit hatte der Verein den Sprung in den Profibereich geschafft. Doch obwohl der Verein nun einen richtigen Sponsor hatte, einen eigenen Fanshop, und als Zweitligist auch eine gewisse Anziehungskraft für Spieler besaß, war die Situation kritsch. Der Verein war zwar schuldenfrei- die...
(Fortsetzung auf S.2)