Ski und Rodel gut - Fußball und Ergebnis nicht.

Auf diesen Satz kann man das Fazit des Stuttgarter Europa League-Auftritts bei Young Boys Bern eigentlich herunterdampfen.

Aber man wäre ja kein Blogger, wenn man das, was man kurz und prägnant ausdrücken könnte, nicht auch auf rund 6000 Zeichen auswälzen könnte.
Und ausserdem ist ja Blogpokal.

Widmen wir uns also dem Treiben im Schweizer Schnee, das natürlich in Anbetracht der Witterungsbedingungen und der Stuttgarter W-Mannschaft zwar nur begrenzte Aussagekraft hatte, aber dem man gerade wegen Ersterem zumindest einen gewissen Unterhaltungswert nicht absprechen konnte.



Den Kalauer, dass der VfB am Mittwochabend eher unauffällig auftrat (weiße Trikots, weißer Boden, ihr versteht schon, oder?), spare ich mir an dieser Stelle mal, denn billige Kalauer sind nun wahrlich meine Sache nicht – um hier direkt mal böse Vorurteile aus dem Weg zu äh räumen.

Jedenfalls schickte Chefübergangsübungsleiter Jens Keller an diesem Abend eine mit vielen Rekonvaleszenten, Reservisten und Spielern der Reservemannschaft gespickte Elf auf die Berner Spielpiste, von denen es für viele darum ging, sich zu zeigen und als Alternative für die Startelf anzubieten. Nachhaltig aufdrängen konnte sich davon kaum einer.

Nachdem man aufgrund der winterlichen Bedingungen rund 30 Minuten später als geplant begann, entwickelte sich passend zu diesen Bedingungen eine Partie von eher übersichtlichem Niveau, in der beide Mannschaften sich bemühten etwas Fußball in die Loipe zu bringen. Bern hatte dabei leichte Pistenvorteile und auch die etwas besseren Möglichkeiten, ohne allerdings wirklich zwingend zu agieren. Die größte Gefahr fürs Stuttgarter Tor strahlten dabei meist dann noch die Rückpässe zum eigenen Torhüter aus.

Pünktlich zur Drittelpause kam es dann zur ersten Unterbrechung, um den Niederschlagsmassen Herr zu werden. So fehlten zwischen diversen Räum- und Streufahrzeugen eigentlich nur noch eine Zamboni um die Assoziationen an Wintersport zu komplettieren. Aber es war ja durchaus sinnvoll, schließlich galt es heute eben in erster Linie nicht Bälle, sondern Schnee von der Linie zu kratzen.
Und auch Torwart Marc Ziegler beteiligte sich fleißig am strafräumen der Strafräume.



Kurz nach Wiederanpfiff wurde es dann aber auch in sportlicher Hinsicht interessanter. Erst legte Elson eine schöne Schneeeule in den Berner Strafraum, für die er folgerichtig Gelb kassierte und es nicht den erhofften Penalty gab. Wenige Minuten später war es dann mit David der falsche Degen, der die erste Kerze im schwäbischen Gegentoradventskranz anzündete und ein schönes Sonntagspäckchen in den Winkel legte. Kein Wunder, war doch Degen im Strafraum ungefähr so allein gelassen, wie ein äthiopischer Skilangläufer beim Wasalauf.
Auch bis zur Halbzeit verdienten sich die Bernaisen den Pausentee weitaus mehr als die Schwaben, die Glück hatten, dass Ziegler mittlerweile warm gespielt war.

Nach dem Bully zur zweiten Hälfte gab es dann aber ein völlig anderes Bild im Berner Wankdo...äh Stade de Suisse, denn der VfB übernahm die Initiative und konnte schon in der 48. Minute den Ausgleich erzielen. Der PogrebnyTank staubte eiskalt ab, nachdem der Puck vorab fröhlich durch die Schweizer Abwehr curlte.

Und damit nicht genug, denn überraschenderweise (zumindest für mich) blieb der VfB im Anschluss daran weiterhin dominant und erzielte 20 Minuten später nach einem Puderzucker-Chip von Camoranesi auf Schipplock, der dann den Ball perfekt an Keeper Wölfli vorbeischaufelte.
Auch danach schien der VfB alles im Griff zu haben.

Doch selbst im dichtesten Schneetreiben kann der Schein trügen.

Was sich nämlich ab der 78. Minute abspielte, können vermutlich nur der Weihnachtsmann oder WikiLeaks wirklich erklären.

Beinahe wie schon vor wenigen Wochen auf dem Betzenberg (obwohl zu großen Teilen anderes Personal), entschloss sich die Mannschaft plötzlich das "Einbruch" in Wintereinbruch hervorzuheben.



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Das fünfminütige Drama in Kurzform:

Minute 78: David, der falsche Degen, ist Sieger im Paartanz mit Molinaro, der seinen Rittberger gründlich versaut; der aufs Tor gezogene Ball wird per missglücktem Toeloop von Niedermeier zu Sutter gepasst, der dann formgerecht vollendet

Minute 81: Ein langer Einwurf geht unbehelligt an den Pirouetten drehenden schwäbischen Abwehrspielern vorbei und gelangt zu Mayuka, der anschließend zum Riesen-Tor-Lauf startet und am spät rauslaufenden Ziegler vorbei einnetzt

Minute 82: Sutter tanzt sich wie einst Alberto Tomba durch drei Stuttgarter Slalomstangen und bringt den Ball scharf vor das Tor, wo Mayouka nur noch reinrutschen brauchte.

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Wie oben erwähnt, unter den gegebenen Umständen und mit dem Kader kann man eigentlich nicht übermäßig viel in dieses Spiel hineinlesen. Und selbstverständlich ging es primär -neben Spielpraxis- darum, sich nicht zu verletzten, schließlich hatte man die Qualifikation für die nächste Runde ohnehin in der Tasche. Und auch das Ziel "Gruppensieg" wurde erreicht, da man trotz der Niederlage im direkten Vergleich besser als Bern da steht nach dem 3:0 Hinspiel-Sieg.

Aber die Art und Weise, wie man auch dieses Spiel wieder, ohne große Not, vollkommen verwachst hat, ist schlicht erschreckend und kann nicht gut für das Innenleben des Teams sein.
Besonders das Abwehrverhalten teils in Halbzeit 1 und vor allem eben in dieser fünfminütigen Phase jagt mir jetzt noch Schneeschauer über den Rücken.

Auch wenn Fredi Bob-ic und Jens Skikeller im Anschluss zur Abwechslung mal nicht in Ausreden flüchteten: Mein Vertrauen in die Verantwortlichen aber ebenso in die Mannschaft schmilzt momentan mit jedem Auftritt und auch für das Spiel am Samstag gegen Hoffenheim sehe ich derzeit keinen Silberstreif am Horizont.

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