Nach dem vierten Spieltag heißt es jetzt erst einmal Länderspielpause - Zeit für ein erstes Resümee. In der Bundesliga waren bisher 12 Punkte zu vergeben und nur der BVB schaffte die maximale Ausbeute. Mit vier, mehr und weniger überzeugenden, Siegen führt der Meister von 2011 und 2012 auch jetzt wieder die Tabelle an. Die bayerische Rotation und Peps Schonungsmaßnahmen für den Supercup ließen in Freiburg die ersten beiden Punkte liegen. Die kürzlich verstärkten Schalker stellten sich den Leverkusenern in den Weg, in Hannover wird die Heimstärke zelebriert und Mainz jubelt sich dank Müller zu drei Siegen.
Borussia Dortmunds Neuzugänge, Aubameyang und Mkhitaryan, schlugen beide voll ein und stellen Götzes Abgang komplett in den Schatten. Die Schwarz-Gelben haben sich nicht nur teuer, sondern eben auch sehr intelligent verstärkt. Die beiden Neuen passen ideal in Klopps System, bringen Schnelligkeit, Übersicht und Offensivdrang mit und machen das Team unberechenbarer und im Umschaltspiel bei Kontern noch gefährlicher, als sie es ohnehin schon waren. Wenn Gündogan wieder zurückkehrt, die Defensive stärkt und die Bälle ähnlich gut verteilt, wie vor seiner Verletzung, dann darf Dortmund in dieser Saison ebenfalls wieder einiges zugetraut werden.
Nur wenige Kilometer weiter rüsten sich die Königsblauen für den Angriff auf die Spitze. Heldt erklärte das Ziel sehr deutlich: Falls der FC Bayern patzen sollte, muss es Schalke 04 sein, die hinter dem Triple-Sieger an der Reihe sind. Nicht Dortmund, nicht Leverkusen, sondern das Team aus Gelsenkirchen. Mit dem Last-Minute-Transfer von EX-Milan-Star K.P. Boateng scheint das alles gar nicht mehr so abwegig, wie noch vor geraumer Zeit. Kevin Prince besitzt Eigenschaften, die dringend benötigt wurden - sein Kampfgeist, seine Robustheit, seine Erfahrung, seine Fähigkeiten am Ball, seine Coolness beim Abschluss und natürlich seine Präsenz, das sind Dinge, die auf Schalke lange vermisst wurden. Der Sieg über Leverkusen war zumindest das erste, langersehnte Ausrufezeichen und gibt Hoffnung für die weitere Spielzeit.
Bayer 04 Leverkusen ließ Schürrle an die Stamford Bridge ziehen und baute ein "Magisches Dreieck" auf. Das Magische Dreieck gehörte in den 90er Jahren zum VFB Stuttgart und bestand aus Elber, Bobic und Balakow. Jetzt aber fand sich in Leverkusen ein ähnliches Trio mit Kießling, Sam und Son - Offensivpower und pure Torgarantie. Seit dieser Saison übernimmt Hyypiä die Alleinverantwortung, lässt im 4-3-3-System agieren, indem er mit Bender, Castro und Reinartz über drei eher defensive Mittelfeldspieler verfügt, die seiner Tormaschine den Rücken freihalten sollen. Schafft Bayer im Rückwärtsgang kompakt zu bleiben, könnten sie es in dieser Saison schaffen den Abstand zu den Top Zwei sehr gering zu halten.
Der FC Bayern befindet sich, im Gegensatz zur Werkself, noch in der Findungsphase. Das anfangs überfüllte Mittelfeld verdünnte sich in den letzten Wochen enorm, denn nach dem Abgang Gustavos und der Verletzung von Thiago fallen jetzt auch noch Martinez und Götze aus. Schweinsteiger, der beim Supercup noch leicht angeschlagen pausieren musste, dürfte in Kürze wieder bei vollen Kräften sein. Das Duell mit dem FC Chelsea wurde auf dramatische Art, in letzter Sekunde noch gewonnen und bringt erst mal Ruhe an die Säbenerstraße. Zeit wird Guardiola sicher noch brauchen und von daher gilt es, zumindest bis Ende Oktober, Anfang November Punkte einzufahren, egal wie. Der Zauberfußball, den sich alle erhoffen und alle prophezeien, wird voraussichtlich noch etwas auf sich warten lassen - zum Wohl der Bundesliga und speziell der Konkurrenz. Wenn der Bayernexpress dann nämlich erst so richtig in Fahrt kommt, besitzen die Münchner den Kader, um an die letztjährige Erfolgszeit anknüpfen zu können. Die Dominanz auf dem Feld war von Anfang an vorhanden, das heißt, dass die Spieler Peps System zumindest verstanden haben. In den nächsten Wochen und Monaten richtet sich der Fokus also "nur" noch auf die Chancenverwertung, denn vorhanden sind sie allemal, und dem Umschaltspiel von Offensive auf Defensive. Gegnerische Konter sollen vermieden und die Lücke zwischen Abwehr und Angriff minimiert werden. Ein Prozess, der eben etwas Zeit erfordert, aber genau diese Zeit wird Heynckes' Nachfolger bekommen, um die neue Bayern-Ära weiter zu prägen.
In der nächsten Woche richten sich jedoch alle deutschen Blicke auf die Nationalmannschaft. Schafft es Jogi Löw, nach dem enttäuschenden Auftritt gegen Paraguay, sein Team wieder in die Spur zu bringen? Auch wenn er nicht aus dem Vollen schöpfen kann, werden zwei Siege erwartet, denn die Bundesliga zeigt sich derzeit nämlich von ihrer besten Seite und somit sind spätestens auch jetzt die Vertreter unserer Republik gefordert, endlich wieder Fußball zu bieten, den sich alle wünschen - ganz speziell in Bezug auf die im nächsten Jahr anstehende Weltmeisterschaft.
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