Im Folgenden sollen fünf U18-Spieler vorgestellt werden, die trotz ihres Alters schon im Fokus stehen und die womöglich spätestens in ein paar Jahren jeder in Europa kennen wird.

Tin Jedvaj (AS Rom, 17 Jahre, Kroate)
Er ist schon kein Unbekannter mehr. Tin Jedvaj wechselte im Sommer von Dinamo Zagreb zum AS Roma und das kostete der Roma rund fünf Millionen Euro. Dabei darf der Innenverteidiger bereits auf über ein Dutzend Pflichtspiele in der ersten kroatischen Liga zurückblicken, wo er mehr als gut mithalten konnte. Dem 1,88 Meter großen Abwehrspieler mangelt es gewiss noch an defensiver Zweikampfstärke. Dafür hat Jedvaj schon das Auge und Stellungsspiel eines europäischen Spitzenverteidigers. Er verkörpert den neuen Typ mit starker Technik und sehr guter Passquote sowie Vertikalspiel im Aufbau. In ihm schlummert auf alle Fälle das Talent für große Aufgaben und die Roma kann sich auf mehr als nur einen Perspektivspieler freuen.
Im Februar unterzeichnete Jedvaj noch einen Vertrag über siebeneinhalb Jahre bei Dinamo und sprach davon, dass er mit beiden Beinen auf dem Boden bleiben möchte. Nun kam sehr schnell der Wechsel in ein neues Land, in eine viel stärkere Liga. Ob er genauso reifen kann wie an der Seite von Josip Simunic in Zagreb, dahinter steht ein großes Fragezeichen.
Im Defensivzweikampf und bei körperbetontem Spiel des Gegners weist der junge Kroate noch einige Schwächen auf. Diese kann er aufgrund mangelnder Erfahrung auch nicht unbedingt kaschieren. Auf seine Entwicklung darf man gespannt sein. Vom Potential her könnte Jedvaj aber in die Riege der modernen Innenverteidiger vorstoßen.

Zakaria Bakkali (PSV Eindhoven, 17 Jahre, Belgier)
Die Flut an talentierten belgischen Spielern scheint nicht abzureißen und Zakaria Bakkali gehört quasi schon zur Generation nach Kevin de Bruyne und co. Der kleingewachsene Offensivspieler ist bereits Bestandteil der erweiterten Stammformation des PSV Eindhoven und erst kürzlich machte er mit einem Dreierpack gegen NEC Nijmegen auch international auf sich aufmerksam. Auf dem Zettel einiger Premier-League-Klubs soll der marokkanisch stämmige Spieler schon zu finden sein.
Er wechselte 2008 von Standard Lüttich zum PSV Eindhoven und durchlief seit dem die Jugendmannschaften des niederländischen Klubs. Im letzten Jahr unterschrieb er einen Dreijahresvertrag und ist somit zumindest bis 2015 an PSV gebunden. Im Alter von 15 Jahren erhielt Bakkali die Auszeichnung Best Young Player in the World, was nicht zuletzt seinem Auftreten auf dem Platz geschuldet ist.
Der Belgier ist mit 1,64 Meter relativ klein geraten, aber bereits in seinem Alter mit einem kompakten Körper ausgestattet. Er ist beidfüßig und kann im 4-3-3 alle drei Positionen in der vordersten Reihe einnehmen. Bei seiner körperlichen Konstitution ist Bakkali natürlich mit einem starken Antritt und aufgrund des niedrigen Schwerpunkts mit einem für Verteidiger forderndem Dribbling ausgestattet, da er sich mit großer Dynamik aus dem mannorientierten Deckungsverhalten durch Drehungen lösen kann.
Er genießt bei PSV eine gute Ausbildung und kann unter Phillip Cocu zu einem viel beachteten Flügelstürmer reifen. Ein Wechsel nach England würde dem Spieler zu diesem Zeitpunkt nicht gut tun. Die Fans der belgischen Nationalmannschaft müssen derweil noch zittern. Denn obwohl er für einige U-Mannschaften gespielt hat, steht anscheinend der Entschluss noch aus, für welche A-Auswahl Bakkali spielen möchte.

Youri Tielemans (16 Jahre, RSC Anderlecht, Belgier)
David Henen, den jungen Angreifer des RSC-Reserve-Teams, kennt mittlerweile Halbeuropa. Doch der Klub aus Brüssel hat noch andere heiße Eisen im Feuer. Im Gegensatz zu Henen durfte Youri Tielemans bereits für die erste Mannschaft von Anderlecht auf der wichtigen Sechserposition auflaufen. In der Jupiler Pro League machte er gegen Cercle Brügge Anfang August sogar sein Startelfdebüt.
Seit seinem fünften Lebensjahr ist er bei Anderlecht und durchlief folglich alle Jugendmannschaften. Im vergangenen Jahr gewann Tielemans mit der U17 die Meisterschaft und nun kam der große Sprung in die erste Mannschaft. Noch dazu spielt er auf der Doppelsechs. Doch diese komplexe Aufgabe scheint ihm zu liegen.
In den bisherigen Einsätzen kippte er zuweilen zwischen die Innenverteidiger ab und übernahm schon das Aufbauspiel bei RSC. Trotz seines Alters und der 1,76 Meter Körpergröße tritt er bullig auf. Neben einer guten Übersicht und überlegtem Passspiel brilliert er auch durch Fernschüsse und Freistöße, die selbst aus größerer Entfernung gefährlich auf das Tor kommen können.
Tielemans bringt alles mit, um sich in den kommenden Jahren zu einem sehr guten Box-to-Box-Player zu entwickeln. Natürlich darf Anderlecht nichts überstürzen und gewisse Schwächeperioden wird es auf alle Fälle geben. Er könnte schließlich auch noch zwei Jahre in der U19 spielen.

Alen Halilovic (17 Jahre, Dinamo Zagreb, Kroate)
Mit 16 Jahren, 4 Monaten und 6 Tagen war er bei seinem Einsatz in der Champions-League-Gruppenphase 2012 gegen PSG der zweitjüngste Spieler in der Geschichte der Königsklasse. Alen Halilovic setzt eine lange Reihe an talentierten kroatischen Kickern fort. In den letzten Jahren produzierte gerade Dinamo Zagreb immer wieder neue Talente und der offensive Mittelfeldspieler zählt zu hundert Prozent dazu.
Er ist 1,70 Meter groß und sehr schmächtig. Dafür besitzt Halilovic eine unglaubliche Ballbehandlung und kann es locker in Eins-gegen-Eins-Situationen mit Defensivspielern aufnehmen und so neue Räume schaffen oder den Ball hinter defensive Linien bringen. Der 17-Jährige verfügt über einen starken Antritt und eine ebenfalls sehr gute Schusstechnik.
Sein enormes Potential wurde auch bei den Tottenham Hotspurs erkannt, die bereitgewesen wären rund 15 Millionen Euro zu bezahlen. Dinamo Zagreb hätte dem Verkauf auch zugestimmt, allerdings legte Vater Sejad Halilovic, ehemaliger Profi von Dinamo, sein Veto ein. Er möchte nicht, dass sein Sohn bei den Spurs auf der Bank oder Tribüne versauert. Dies wirkt verständlich, hat der 17-Jährige riesiges Potential aber noch nicht das Spielverständnis, um sich schon auf der ganz großen Bühne zu behaupten.
Beim letzten Länderspiel Mitte August gegen Lichtenstein wurde Halilovic in der Halbzeitpause für Luka Modric eingewechselt und auch schon manches Mal mit dem Mittelfeldakteur von Real Madrid verglichen. Allerdings hinkt dieser Vergleich und er möchte ihn auch nicht dulden.
Der jüngste Profi und zugleich jüngste Torschütze der kroatischen Liga-Geschichte wurde in den vergangenen Monaten in seinem Heimatland zu einem öffentlichen Spekulationsthema. Mit ihm werden größte Erwartungen verbunden, die aber auch sehr hemmen können. Hinzu kommt Vereinsboss Zdrawko Mamic, der in der Vergangenheit durch zwielichtige Praktiken bekannt wurde und auf seine jungen Talente gerne Druck ausübt. Sollte Halilovic damit fertig werden, werden viele Fußball-Fans noch Freude an ihm haben.

Anthony Martial (17 Jahre, AS Monaco, Franzose)
Im Schatten der Millionen-Verpflichtung der Monegassen transferierte man in diesem Sommer auch ein vielversprechendes Talent an die Cote dAzur. Anthony Martial verlässt mit 17 Jahren seine Heimatstadt Lyon und wechselt von Olympique zum Klub von Mäzen Dmitry Rybolovlev. Ob dies allerdings der richtige Schritt war, ist äußerst fraglich. Unter den gegebenen Umständen wird er in den drei Jahren Vertragslaufzeit nicht unbedingt auf eine hohe Anzahl an Einsätzen kommen, sollte Martial nicht verliehen werden.
Im Mittelsturm der Monegassen besetzen Superstar Falcao und Emmanuel Rivière die Plätze. Doch Martial ist kein reinrassiger Mittelstürmer. So kam er bei der U19-Europameisterschaft für Frankreich als Flügelstürmer auf beiden Seiten zum Einsatz. Auch bei seinen Kurzeinsätzen für Lyon nahm er auf dem Flügel die Position ein und startete von da aus einige sehenswerte Dribblings.
Der 1,80 Meter große Martial, der Wurzeln in Guadeloupe hat, lebt vor allem von seiner Dynamik und kann mit großem Tempo auf Gegenspieler zu gehen oder in Räume vorstoßen. Da er des Öfteren als Rechtsfuß auf der linken Seite als inverser Flügelspieler agiert und seine Torabschlüsse häufig mit der Innenseite geschlenzt werden, wurden bereits Vergleiche mit Thierry Henry formuliert.
Damit tut man Martial keinen Gefallen. Aber in ihm schlummert viel Talent, ob nun als echter Torjäger oder doch zurückgezogener Offensivspieler. Mit dem Wechsel zum AS Monaco wird es interessant zu beobachten sein, ob seine Entwicklung in Folge mangelnder Einsatzzeit stagnieren wird.