27.11.2008 um 14:18 Uhr
Wollen nicht oder Können nicht?
Zum zweiten Mal in Folge blamiert sich Werder Bremen in der Champions League und muss nun inzwischen im letzten Spiel darauf hoffen, in einer Gruppe mit Panathinaikos und Famagusta in den UEFA-Cup zu kommen. Blabamel genug, wenn wir dasselbe Bild nicht schon letztes Jahr gehabt hätten. Damals waren es Lazio Rom und Olympiakos Piräus, ebenfalls Gegner, die ein Team mit dem Anspruch, die zweitbeste Mannschaft Deutschlands zu sein - und das sollte Werder - schlagen müsste. Demnach kann es sich beim erneuten Ausscheiden nicht um einen Ausrutscher handeln, sondern um eine Demonstration, eine Untermauerung der eigenen Unfähigkeit, die niemand im Team so recht wahr haben will. Eine Mannschaft, die seit Jahren an der Spitze der Bundesliga steht, darf es sich nicht erlauben, gleich zwei Mal in Folge gegen - bei allem Respekt - derart minderklassigen Gegner zu scheitern. Sie hatten es schon vor dem gestrigen Spiel nicht verdient gehabt, im Achtelfinale zu stehen, man denke nur an die Chancenverwertung im Hinspiel oder an die peinliche Heimniederlage gegen Panathinaikos.
Der gestrige Auftritt war einfallslos und blutleer, das Gegenteil von dem, was man von einem Team erwartet, dass nach dem letzten Strohhalm greift. Ich hatte lange Zeit nicht das Gefühl, dass die Spieler wirklich wollten. Das zeigte sich am ehesten im Zweikampfverhalten. Die Zyprioten konnten am gegnerischen Strafraum immer wieder kombinieren wie sie wollten, ohne dabei wirklich zu glänzen. Kein Grüner kam mal auf die Idee, richtig aggressiv dazwischen zu hauen und den Ballführenden zu bedrängen. Die beiden Tore waren dann auch das Sinnbild dieser Einstellung. Beim ersten Gegentor steht keiner am zweiten Pfosten und der eingewechselte Spieler völlig frei, beim zweiten muss man sich fragen, ob Tosic und Fritz gerade zur Pinkelpause in der Kabine sind. Anders lässt sich derart viel Platz und Distanz der Gegenspieler kaum erklären. Schließlich hat sie ein nicht berechtigter Elfmeter ins Spiel zurück gebracht. Sat1 hat das zwar nicht wirklich aufgelöst, nach meinem Auge war da aber wenn dann nur eine geringe Berührung da und Hunt - ansonsten ebenfalls ein Totalausfall - fiel nicht gerade natürlich. Dass sie nach dem Ausgleich das Spiel sogar noch hätten gewinnen können, ist bei der Gesamtleistung eigentlich blanker Hohn und Almeidas Scheitern nur konsequent.
Wenn ich nun höre, man vertraue weiterhin auf Thomas Schaaf und lese, Werder sei weiterhin eine Spitzenmannschaft, dann zeigt mir genau das das Problem der Norddeutschen. Sie wollen es sich - zumindest nach außen hin, ob es innen anders ist will ich schwer hoffen - nicht eingestehen, dass dieses Team a.) seit Jahren auf der Stelle tritt und b.) seit Jahren auf den Flanken miserabel aufgestellt ist. Schaafs Verdienste hin oder her, aber irgendwann muss auch die sportliche Führung erkennen, dass er das Team in diesem Leben nicht mehr defensiv stabilisieren wird. Bestes Beispiel sind die Auswärtsspiele in Stuttgart: Seit Jahren fährt Werder dorthin und kriegt an einem guten Tag vier Stück, manchmal sind sie mit sechs gut bedient. Das liegt nicht mal zwingend am VfB, sondern daran, dass sich Bremer gerade dort - aber auch an genügend anderen Stätten - so einfach auskontern lassen, so blöd anstellt, dass die gegnerische Mannschaft gar nicht anders kann, als ein Schützenfest zu feiern.
Die Mannschaft hat sich wie erwähnt seit Jahren nicht weiterentwickelt. Sie macht immer wieder die selben Fehler und bekommt dafür dann hinterher - wie erwähnt nach außen hin - nicht mal eine echte Rüge. Es wird immer nur beschönigt und falls nicht, dann bleiben es doch leere Worte. Man muss doch wirklich kein Fußballfachmann sein um zu erkennen, dass Werder auf den Flanken, defensiv sowohl offensiv nicht einer Spitzenmannschaft gemäß aufgestellt ist. Was Dusko Tosic und Clemens Fritz gestern abgeliefert haben, sollte auch dem letzten die Augen öffnen, zumal sich Pasanen und Prödl auch nicht viel besser angestellt haben. Man kann ihnen nicht vorwerfen es nicht versucht zu haben, aber was die Flügelspieler angeht - von Wome über Owomoyela zu Tosic - haben sie immer wieder daneben gegriffen. Hier stand zu Beginn der Saison Handlungsbedarf, geschehen ist nichts. Auch das Stürmerproblem - Almeida, Rosenberg und Sanogo reichen nämlich gerade so für die Bundesliga, nicht aber für internationale Aufgaben - wurde mit der Leihe von Pizarro höchstens aufgeschoben, denn der wird seinen Rückschritt von Chelsea kaum länger als ein Jahr mitmachen. Mit Tim Borowski verließ eine echte Stütze, vom Großteil der letzten Saison abgesehen, das Team, adäquater Ersatz wurde nicht geholt, zumindest aktuell ist die interne Lösung gescheitert. Mesut Özil hat dieses Jahr zwar einige starke Spiele gezeigt, gestern aber wieder eindrucksvoll bewiesen, dass er eben "nur" ein Talent ist und niemand, der in einem so schwierigen Spiel das Ruder herumreißen kann. Ich habe jedenfalls nicht viele Flanken von ihm gesehen, was ja eigentlich die Aufgabe eines Flügelspielers sein sollte. Ich bin mir allerdings nicht sicher, ob Werder da eine andere Definition hat.
Auch wenn es doch äußerst billig erscheint, zu diesem Zeitpunkt den Trainer in Frage zu stellen, sollte Werder genau dies tun. Schaafs Verdienste in allen Ehren, aber irgendwann ist die Zeit reif für frischen Wind und die Zeichen dafür sind momentan mehr als nur deutlich. In der Liga folgt auf die gewohnten 5:1 Spektakel die nächste unnötige Niederlage, in der Champions League haben sie sich einmal mehr auf die Knochen blamiert, das so hart erarbeitete Prestige nach und nach wieder abgebaut. Werder sollte Mut zeigen und einen neuen Kurs einschlagen, nicht sofort, aber zur neuen Saison. Ein neuer Trainer kann diese Mannschaft von Grund auf neu ordnen und ihr ein besseres Defensivverständnis geben. Manchmal muss man eben trotz der erfolgreichen Vergangenheit und all den Verdiensten des Trainers Mut zeigen und auf ein neues Pferd setzen. Ansonsten droht Werder noch in fünf Jahren zwischen zweitem und drittem Platz hin und her zu schwanken und sich in der Champions League Teams zu ergeben, die vorher noch nie ein Auswärtsspiel in der Königsklasse gewonnen haben.
Vielleicht ist es ganz gut, dass die Bremer momentan in der Liga so schlecht dastehen, eine Saison ohne internationale Plätze wäre Anlass genug, die Spieler endlich zu hinterfragen, wie es die Münchner nach der verpatzen Saison 2006/2007 getan haben. Aber ich schätze, es wird so kommen, dass man sich doch wieder in Alibis retten kann, weil irgendwie doch noch die Qualifikation zur Champions League klappt. Und in einem Jahr reden wir dann wieder über genau dieselbe Problematik.
Der gestrige Auftritt war einfallslos und blutleer, das Gegenteil von dem, was man von einem Team erwartet, dass nach dem letzten Strohhalm greift. Ich hatte lange Zeit nicht das Gefühl, dass die Spieler wirklich wollten. Das zeigte sich am ehesten im Zweikampfverhalten. Die Zyprioten konnten am gegnerischen Strafraum immer wieder kombinieren wie sie wollten, ohne dabei wirklich zu glänzen. Kein Grüner kam mal auf die Idee, richtig aggressiv dazwischen zu hauen und den Ballführenden zu bedrängen. Die beiden Tore waren dann auch das Sinnbild dieser Einstellung. Beim ersten Gegentor steht keiner am zweiten Pfosten und der eingewechselte Spieler völlig frei, beim zweiten muss man sich fragen, ob Tosic und Fritz gerade zur Pinkelpause in der Kabine sind. Anders lässt sich derart viel Platz und Distanz der Gegenspieler kaum erklären. Schließlich hat sie ein nicht berechtigter Elfmeter ins Spiel zurück gebracht. Sat1 hat das zwar nicht wirklich aufgelöst, nach meinem Auge war da aber wenn dann nur eine geringe Berührung da und Hunt - ansonsten ebenfalls ein Totalausfall - fiel nicht gerade natürlich. Dass sie nach dem Ausgleich das Spiel sogar noch hätten gewinnen können, ist bei der Gesamtleistung eigentlich blanker Hohn und Almeidas Scheitern nur konsequent.
Wenn ich nun höre, man vertraue weiterhin auf Thomas Schaaf und lese, Werder sei weiterhin eine Spitzenmannschaft, dann zeigt mir genau das das Problem der Norddeutschen. Sie wollen es sich - zumindest nach außen hin, ob es innen anders ist will ich schwer hoffen - nicht eingestehen, dass dieses Team a.) seit Jahren auf der Stelle tritt und b.) seit Jahren auf den Flanken miserabel aufgestellt ist. Schaafs Verdienste hin oder her, aber irgendwann muss auch die sportliche Führung erkennen, dass er das Team in diesem Leben nicht mehr defensiv stabilisieren wird. Bestes Beispiel sind die Auswärtsspiele in Stuttgart: Seit Jahren fährt Werder dorthin und kriegt an einem guten Tag vier Stück, manchmal sind sie mit sechs gut bedient. Das liegt nicht mal zwingend am VfB, sondern daran, dass sich Bremer gerade dort - aber auch an genügend anderen Stätten - so einfach auskontern lassen, so blöd anstellt, dass die gegnerische Mannschaft gar nicht anders kann, als ein Schützenfest zu feiern.
Die Mannschaft hat sich wie erwähnt seit Jahren nicht weiterentwickelt. Sie macht immer wieder die selben Fehler und bekommt dafür dann hinterher - wie erwähnt nach außen hin - nicht mal eine echte Rüge. Es wird immer nur beschönigt und falls nicht, dann bleiben es doch leere Worte. Man muss doch wirklich kein Fußballfachmann sein um zu erkennen, dass Werder auf den Flanken, defensiv sowohl offensiv nicht einer Spitzenmannschaft gemäß aufgestellt ist. Was Dusko Tosic und Clemens Fritz gestern abgeliefert haben, sollte auch dem letzten die Augen öffnen, zumal sich Pasanen und Prödl auch nicht viel besser angestellt haben. Man kann ihnen nicht vorwerfen es nicht versucht zu haben, aber was die Flügelspieler angeht - von Wome über Owomoyela zu Tosic - haben sie immer wieder daneben gegriffen. Hier stand zu Beginn der Saison Handlungsbedarf, geschehen ist nichts. Auch das Stürmerproblem - Almeida, Rosenberg und Sanogo reichen nämlich gerade so für die Bundesliga, nicht aber für internationale Aufgaben - wurde mit der Leihe von Pizarro höchstens aufgeschoben, denn der wird seinen Rückschritt von Chelsea kaum länger als ein Jahr mitmachen. Mit Tim Borowski verließ eine echte Stütze, vom Großteil der letzten Saison abgesehen, das Team, adäquater Ersatz wurde nicht geholt, zumindest aktuell ist die interne Lösung gescheitert. Mesut Özil hat dieses Jahr zwar einige starke Spiele gezeigt, gestern aber wieder eindrucksvoll bewiesen, dass er eben "nur" ein Talent ist und niemand, der in einem so schwierigen Spiel das Ruder herumreißen kann. Ich habe jedenfalls nicht viele Flanken von ihm gesehen, was ja eigentlich die Aufgabe eines Flügelspielers sein sollte. Ich bin mir allerdings nicht sicher, ob Werder da eine andere Definition hat.
Auch wenn es doch äußerst billig erscheint, zu diesem Zeitpunkt den Trainer in Frage zu stellen, sollte Werder genau dies tun. Schaafs Verdienste in allen Ehren, aber irgendwann ist die Zeit reif für frischen Wind und die Zeichen dafür sind momentan mehr als nur deutlich. In der Liga folgt auf die gewohnten 5:1 Spektakel die nächste unnötige Niederlage, in der Champions League haben sie sich einmal mehr auf die Knochen blamiert, das so hart erarbeitete Prestige nach und nach wieder abgebaut. Werder sollte Mut zeigen und einen neuen Kurs einschlagen, nicht sofort, aber zur neuen Saison. Ein neuer Trainer kann diese Mannschaft von Grund auf neu ordnen und ihr ein besseres Defensivverständnis geben. Manchmal muss man eben trotz der erfolgreichen Vergangenheit und all den Verdiensten des Trainers Mut zeigen und auf ein neues Pferd setzen. Ansonsten droht Werder noch in fünf Jahren zwischen zweitem und drittem Platz hin und her zu schwanken und sich in der Champions League Teams zu ergeben, die vorher noch nie ein Auswärtsspiel in der Königsklasse gewonnen haben.
Vielleicht ist es ganz gut, dass die Bremer momentan in der Liga so schlecht dastehen, eine Saison ohne internationale Plätze wäre Anlass genug, die Spieler endlich zu hinterfragen, wie es die Münchner nach der verpatzen Saison 2006/2007 getan haben. Aber ich schätze, es wird so kommen, dass man sich doch wieder in Alibis retten kann, weil irgendwie doch noch die Qualifikation zur Champions League klappt. Und in einem Jahr reden wir dann wieder über genau dieselbe Problematik.
Aufrufe: 1317 | Kommentare: 2 | Bewertungen: 0 | Erstellt:27.11.2008
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KOMMENTARE
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27.11.2008 | 17:36 Uhr
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Raz : Ich glaube es ja auch nicht...
... dass die Bremer das packen, aber es würde eben ins Gesamtbild der letzten Jahre passen, dass sie durch eine Qualifikation für die Königsklasse wieder über die offensichtlichen Problemzonen hinwegsehen und mit Beschönigungen und Durchhalteparolen um sich werfen. Daher die Aussage.
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Diego ist nunmal kein Ribery wie man gestern mal wieder gesehen hat. Da ist auch, wie du schon sagtest keiner drin, der mal dazwischen haut wie Van Bommel oder früher der Ballack oder Effenberg. Zudem fehlt es Bremen an Spielern die wirklich einem das Gefühl vermitteln das sie gewinnen wollen, wie z.B. ein Lucio oder Kahn.
Gestern war einer dieser Typen in der Person von Wiese leider verletzt. Ich habe gehofft das Bremen das ruder noch mal rum reist und endlich mal wieder ein Wunder herbeiführt wie damals gegen Anderlecht nach 0:3 zu Pause und am ende noch 5:3.
Leider war es nichts, und deutschland hat sich mal wieder in der CL bis auf die Knochen blamiert. Naja zumindest ein Teil davon. Hoffentlich sind nächstes Jahr mit Leverkusen und Hoffenheim zwei Mannschaften in der CL die neben dem FC Bayern mal wieder was reißen in der CL. Ich denke das beide Mannschaften das Potential dazu haben. Die Bremer gehören einfach momentan nicht nach europa.