20.07.2010 um 15:47 Uhr
Wo beginnt Fair Play?
Auch wenn wir mittlerweile Alle ein Verhältnis zur Tour haben wie Charlie Harper zu seiner Mutter, schafft es dieser Sport immer wieder Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Ob positiv oder negativ sei dahin gestellt, dennoch ist aktuell eine Debatte ausgebrochen, die die gesamte Sportgemeinde polarisiert und vor allem sie in zwei Lager spaltet.
Der Auslöser
Auf der schwierigen Pyrenäen Etappe der Tour de France widersetzte sich Alberto Contador dem, spätestens seit Jan Ullrich und Lance Armstrong geltenden, Gentlemen's Agreement auf den jeweils anderen Favoriten bei unvorhersehbaren Schwierigkeiten zu warten. Während Contadors großer Rivale Schleck mit seiner Kette zu kämpfen hatte, griff der Spanier aggressiv an und entriss Schleck letztendlich das gelbe Trikot. Zu seiner Verteidigung sei gesagt, dass auch der Classement-Dritte und Vierte Andy Schlecks Panne als "die Chance" sahen und ebenfalls kein Warten auf den Mann im gelben Trikot in Betracht zogen. Dass Schleck und Contador in einer eigenen Radsportklasse fahren, relativiert diese Entkräftigung jedoch beträchtlich.
Die Frage ist nun: Wo beginnt denn Fair Play?
Ich möchte mir keineswegs irgendwelche sportübergreifenden Vergleiche an den Haaren herbei ziehen, aber so ganz vorbei komm ich daran dann doch nicht.
Angesichts dessen, dass es sich bei Andy Schlecks Tragödie um eine Schwierigkeit am Material handelte, sollen ähnliche (in diesem Fall fiktive) Konstellationen aus anderen, noch medienwirksameren ,Sportarten erstellt werden.
Beispiel 1: Fußball WM, 89. Minute, Holland – Spanien 0-0
Rückpass von Heitinga auf den bisher überragenden Stekelenburg, dieser will den Ball rausschlagen und bleibt im eigenen Schnürsenkel hängen. Er fällt auf verhältnismäßig lustige Art und Weise hin und der heranstürmende Villa läuft aufs leere Tor zu...
Beispiel 2: NBA Finals Spiel 7, noch 5 Sekunden in der Overtime, Lakers – Miami 96-97
Kobe penetriert unnachahmlich in Richtung Zone, LeBron James eilt als Helpdefender Wade zur Seite, rutscht weg und reißt Wade mit zu Boden. Kobe zieht mutterseelenallein zum Korb und...
Die "das kann man doch gar nicht vergleichen" Kommentare werden sicher nicht lange auf sich warten lassen, doch in der Ansicht wie die genannten Akteure in der jeweiligen Situation reagiert hätten, sind wir uns wohl Alle einig. Auch Lebron James und Stekeelenburg hatten in gewisser Weise Probleme mit der Ausrüstung und wurden so zu tragischen Helden.
Ist nun im brutalen Geschäft des Profisports des einen Freud des anderen Leid oder nicht. Ganze Sportarten würden mit dem Ullrich-Armstrong Ehrenkodex eine Menge Attraktivität verlieren. Beispielsweise die Formel 1, unvorstellbar wenn regelmäßig der eine auf den anderen wegen einer Panne wartet.
Das Material und eine Portion Glück gehören halt im Leistungssport ab und an dazu, ob man diese Portion Glück jedoch über Freud und Leid entscheiden lässt, ist die immer wieder aufkommende Frage.
Was die menschlich bessere Lösung ist, dürfte uns ebenso klar sein.
Ich weiß nicht wem es noch so geht, aber ich kann mich da nicht zu hundert Prozent positionieren. Es soll schon der Beste in einem sportlichen Wettkampf gewinnen, jedoch gehören Material und eventuell auch Glück zu gewissen Sportarten einfach dazu.
Wo ist nun der Hebel an dem man ansetzen könnte, um Fair Play annähernd greifbar zu machen. Für mich ist Contador weder der Bad Boy des Radsports noch bin ich mit seinem menschlichen Verhalten so wirklich einverstanden.
Der Auslöser
Auf der schwierigen Pyrenäen Etappe der Tour de France widersetzte sich Alberto Contador dem, spätestens seit Jan Ullrich und Lance Armstrong geltenden, Gentlemen's Agreement auf den jeweils anderen Favoriten bei unvorhersehbaren Schwierigkeiten zu warten. Während Contadors großer Rivale Schleck mit seiner Kette zu kämpfen hatte, griff der Spanier aggressiv an und entriss Schleck letztendlich das gelbe Trikot. Zu seiner Verteidigung sei gesagt, dass auch der Classement-Dritte und Vierte Andy Schlecks Panne als "die Chance" sahen und ebenfalls kein Warten auf den Mann im gelben Trikot in Betracht zogen. Dass Schleck und Contador in einer eigenen Radsportklasse fahren, relativiert diese Entkräftigung jedoch beträchtlich.
Die Frage ist nun: Wo beginnt denn Fair Play?
Ich möchte mir keineswegs irgendwelche sportübergreifenden Vergleiche an den Haaren herbei ziehen, aber so ganz vorbei komm ich daran dann doch nicht.
Angesichts dessen, dass es sich bei Andy Schlecks Tragödie um eine Schwierigkeit am Material handelte, sollen ähnliche (in diesem Fall fiktive) Konstellationen aus anderen, noch medienwirksameren ,Sportarten erstellt werden.
Beispiel 1: Fußball WM, 89. Minute, Holland – Spanien 0-0
Rückpass von Heitinga auf den bisher überragenden Stekelenburg, dieser will den Ball rausschlagen und bleibt im eigenen Schnürsenkel hängen. Er fällt auf verhältnismäßig lustige Art und Weise hin und der heranstürmende Villa läuft aufs leere Tor zu...
Beispiel 2: NBA Finals Spiel 7, noch 5 Sekunden in der Overtime, Lakers – Miami 96-97
Kobe penetriert unnachahmlich in Richtung Zone, LeBron James eilt als Helpdefender Wade zur Seite, rutscht weg und reißt Wade mit zu Boden. Kobe zieht mutterseelenallein zum Korb und...
Die "das kann man doch gar nicht vergleichen" Kommentare werden sicher nicht lange auf sich warten lassen, doch in der Ansicht wie die genannten Akteure in der jeweiligen Situation reagiert hätten, sind wir uns wohl Alle einig. Auch Lebron James und Stekeelenburg hatten in gewisser Weise Probleme mit der Ausrüstung und wurden so zu tragischen Helden.
Ist nun im brutalen Geschäft des Profisports des einen Freud des anderen Leid oder nicht. Ganze Sportarten würden mit dem Ullrich-Armstrong Ehrenkodex eine Menge Attraktivität verlieren. Beispielsweise die Formel 1, unvorstellbar wenn regelmäßig der eine auf den anderen wegen einer Panne wartet.
Das Material und eine Portion Glück gehören halt im Leistungssport ab und an dazu, ob man diese Portion Glück jedoch über Freud und Leid entscheiden lässt, ist die immer wieder aufkommende Frage.
Was die menschlich bessere Lösung ist, dürfte uns ebenso klar sein.
Ich weiß nicht wem es noch so geht, aber ich kann mich da nicht zu hundert Prozent positionieren. Es soll schon der Beste in einem sportlichen Wettkampf gewinnen, jedoch gehören Material und eventuell auch Glück zu gewissen Sportarten einfach dazu.
Wo ist nun der Hebel an dem man ansetzen könnte, um Fair Play annähernd greifbar zu machen. Für mich ist Contador weder der Bad Boy des Radsports noch bin ich mit seinem menschlichen Verhalten so wirklich einverstanden.
Aufrufe: 7137 | Kommentare: 18 | Bewertungen: 11 | Erstellt:20.07.2010
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KOMMENTARE
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20.07.2010 | 16:02 Uhr
0
jtkay :
oha war zwar zu erwarten, dass ein vergleichbarer blog bereits existiert, aber ich hab ihn trotzdem mal veröffentlicht...
1
20.07.2010 | 16:43 Uhr
0
Jasper32 :
1. Villa würde ihn 100 pro reinmachen.2. Kobe würde ihn 100% reinlegen.
Warum? Im Gegensatz zum Radsport haben sie eben nicht die Möglichkeit, nochmal später anzugreifen o.Ä. Es wäre völlig normal und jeder würde es verstehen.
Kleiner Hinweis noch zur Sache mit Schleck: Aus den TV-Bildern lässt sich auch etwas schließen, nämlich dass er sich schlicht verschaltet, d.h. selber der Hauptschuldige war an diesem Problem.
Abgeshen davon, dass es diesen Ehrenkodex eh nicht gibt in anderen Sportarten() entbehrt auch der Ullrich-Vergleich meiner Meinung nach jeglicher Grundlage. Beide sind gestürzt und hatten keinen Defekt. Außerdem konnte es sich Armstrong leisten, auf ulle zu warten, weil er einfach zu überlegen war.
Und man sollte diese ganze Story nicht auf diese Etappe reduzieren, denn man sollte auch mal die Etappe 3 unter die Lupe nehmen, auf der Andy der Engel seinen Vorsprung herausgefahren hat, dort hat er auch keine Rücksicht auf die anderen Favoriten genommen. Wer Wind sät...
2
21.07.2010 | 09:41 Uhr
-1
GNetzer :
(klugscheißermodus)In der Forschung bezeichnet man das, was du beschreibst, als Verschiebung der Funktionsmoral innerhalb verschiedener Sportmodelle. Zum Beispiel verschieben sich die dem Spiel zugrunde liegenden ethischen Grundlagen vom Freizeitsportmodell (1.Gesundheit, 2.Spaß) zum Hochleistungsportmodell (1.Erfolg, 2.Gesundheit). Die Moral wird zu einer Funktionsmoral nach dem Motto: "Erlaubt ist, was der Schiedsrichter nicht ahndet".
Dieses Modell von Nanda Fischer gibt dir Recht. Es ist aber hinterfragbar. Dem Modell zufolge würden aber beide Situationen von Villa und Kobe ausgenutzt werden um das Primärziel (sportlicher Erfolg zur Sicherung der Existenz) zu erreichen.
(/klugscheißermodus)
3
21.07.2010 | 14:35 Uhr
-2
marcellus : Fair Play
Fair play refers to all participants having an equitable chance to pursue victory and acting toward others in an honest, straightforward, and a firm and dignified manner even when others do not play fairly. It includes respect for others... (so bei: Weinberg & Gould, 1999., Canadian Commission for Fair Play, 1990.):*equitable (gerecht, fair)
--> hatte Schleck in dem Moment eine faire Chance um den Sieg der Etappe mitzufahren?
*acting in an honest, straightforward, firm and dignified manner (ehrlich und würdevoll?
--> hat Contador in dem Moment würdevoll gehandelt?
*respect for others?
--> hat Contador sich respektvoll gegenüber Schleck verhalten?
Fair play ist eine Frage von Moral, (Rad)Sport ist immer noch ein "Spiel" und wenn selbst bei Spielen Moral und Ethik keine Rolle spielen dann verwundert es nicht, dass es in der Gesellschaft ebenso ist (wobei die fehlende Ethik im Sport ja vielleicht auch von der fehlenden Ethik und Moral der Gesellschaft hervorgerufen wird).
Schönes Beispiel zum Schluss: Di Canio
http://www.fcn-helden.de/?601A0
Final: Nur weil fair play immer weniger eine Rolle spielen zu scheint, sollte es doch die oberste Maxime im Sport sein. IMHO
Bei youtube:
1. http://www.youtube.com/watch?v=Xjv2-pws1fw
2. http://www.youtube.com/watch?v=XWO98zEWnDo
3. http://www.youtube.com/watch?v=mw6MYwokbhU
4. http://www.youtube.com/watch?v=QI9vXV5CD_8
3
21.07.2010 | 14:48 Uhr
-1
MaxTPayne : "Fair Play" von Armstrong
"Auf der schwierigen Pyrenäen Etappe der Tour de France widersetzte sich Alberto Contador dem, spätestens seit Jan Ullrich und Lance Armstrong geltenden, Gentlemen's Agreement auf den jeweils anderen Favoriten bei unvorhersehbaren Schwierigkeiten zu warten."Wer sich an die Tour evtl. noch erinnern kann hatte Armstrong schon einen riesigen Vorsprung vor Ullrich.
Wäre der Abstand zwischen Armstrong und Ullrich genau so knapp gewesen wie bei Contador und Schleck wäre Armstrong auch weiter gefahren....
2
21.07.2010 | 15:27 Uhr
-1
Boggler :
Zu dem konkreten AC/Andy - Fall will ich nur sagen das wohl weniger das weiterfahren als viel mehr das beschläunigen der Stein des Ansosses ist.
Eine vergleichbare Situation wäre für mich die folgende:
WM - Finale, 85 Minute , Spielstand 1:1 Ein Ball wird in die Spitze gespielt, Zweikampf, der Verteidiger spielt den Ball wieder in die gegnerische Hälfte, bleibt aber tief in der eigenen Hälfte verletzt liegen (Knie verdreht, umgeknickt,...). Die angreifende Mannschaft sieht das und nutzt die Tatsache das der verletzte Spieler das Abseits aufhebt gnadenlos aus. Pass in die Tiefe und der Stürmer läuft alleine auf das Tor zu... Und nun???
1
21.07.2010 | 15:50 Uhr
0
Ich denke Alberto hat nicht falsch reagiert. Jeder hätte es so gemacht, und im Radsport gehört das Material eben dazu.. Und es könnte ja auch ein Fehler von schleck gewesen sein.. Aber egal.
0
21.07.2010 | 16:02 Uhr
0
Boggler :
@peaceandlove:
warum muss der Schiri da abpfeifen? der hat keine Kopfverletzung oder sowas. Er liegt einfach am Boden und halt sich das Knie...
0
21.07.2010 | 19:54 Uhr
0
Nember :
Ich denke wirklich, dass der Radsport in diesem Falle eine kleine Ausnahmestellung einnimmt und deshalb nicht mit anderen Sportarten, zumindest nicht auf einzelne Situationen anwendbar ist.
Da es im Radsport wie bereits erwähnt noch den Rest des Berges gibt...hätte er bei dem Defekt auf Andy gewartet, hätte er es immer noch 300 Meter weiter oben versuchen können, da wären dann immer noch paar Kilometer Berg gewesen.
So haftet dem ganzen tatsächlich ein fader Beigeschmack bei, da es ja eben nicht die 89. Minute bzw. 5 Sekunden vor Schluss war.
In der 70ten Minute wird beim Fußball bei einer Verletzung des Gegners der Ball ja auch viel eher ins Aus geschlagen, als bei einem Konter in der 92. Minute. Das liegt halt in der Natur des Gewinnens.
Wäre das gleiche Missgeschick morgen Schleck 1,5 Kilometer vor der Bergankunft auf dem Tourmalet passiert, hätte ich es nachvollziehen können, dass Contador angreift, da sich halt keine andere Chance mehr ergeben hätte, aber so bin ich relativ klar auf der Seite von Schleck bzw Unfairness von Contador.
Kann allerdings auch nicht zu 100% ausschließen, dass ich nicht ein wenig eingenommen bin, da ich Schleck deutlich symphatischer finde als Contador, nicht zuletzt, weil Contador für mich ein definitiver Doper ist oder zumindest war.
Just my 2 cents
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