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15.07.2009 um 10:44 Uhr
Wieviel Barça steckt in Bayern?
Bei den nach Integrationsfiguren lechzenden Bayern-Fans hinterließ Neu-Trainer Louis van Gaal schon unmittelbar nach seinem Amtsantritt einen bleibenden Eindruck: Seine Ankündigung, seiner generellen Arbeitsweise mit dem Lizenzspielerkader UND drei Nachwuchskräften treu bleiben zu wollen, verschaffte ihm gehörigen Respekt, der in kürzester Zeit zur Anerkennung mutierte, nachdem der Holländer mit Holger Badstuber (20) nicht nur im Training in der Viererkette üben ließ, sondern diesen auch beim Test gegen Red Bull Salzburg (0:0) von Beginn an brachte. Mit dem jungen Diego Armando Contento (18) durfte im Test gegen den österreichischen Meister im zweiten Abschnitt zudem ein weiterer Spieler aus der bajuwarischen Nachwuchsabteilung ran.

Mit Aloysius Paulus Maria „Louis" van Gaal, wie er mit vollem Namen heißt, und dem zum Co-Trainer beförderten und als Schnittstelle zwischen Profi- und Nachwuchsbereich fungierenden Hermann Gerland wieder hin zu mehr Vertrauen in die eigene Ausbildung? Dabei könnten Badstuber, Contento und Co. just von Gerlands neuer, "starker" Position profitieren. Denn der "Tiger" geht - abgesehen von einem sechsjährigen Intermezzo - nun in seine 14. Saison beim bayerischen Vorzeigeclub, von denen er die meisten als Cheftrainer der Zweiten Mannschaft verbrachte und unter anderem Talente wie "Zwetschge" Misimovic, Paulo Guerrero, Bastian Schweinsteiger oder Philipp Lahm an die Bundesliga heranführte. Er kennt den Unterbau wie kein Zweiter und sieht sofort, ob ein junger Spieler das Zeug zum Profi hat.

In der Vergangenheit fiel die Entwicklung von Talenten wie die oben genannten Misimovic und Guerrero, aber auch die von Eigengewächsen wie Mats Hummels, Piotr Trochowski, David Jarolim oder Toni Kroos jedoch häufig den zumeist kurzfristigen Planungen der Vereinsbosse zum Opfer. Und so könnte der 20-Jährige Badstuber genau diesen Luxus genießen, der den Hummels`, Kroos`, Trochowskis und Guerreros nicht vergönnt war: zunächst vereinzelte, später immer regelmäßigere Einsätze, um sich und die zweifelsohne vorhandenen Fähigkeiten durch Spielpraxis und stetige Lernprozesse so weit zu verbessern, bis man irgendwann das Zeug zum Stammspieler, Leistungsträger oder - wie es beim großen Vorbild FC Barcelona mustergültig vorgemacht wird - zur Ikone hat.
Dort ist die Nachwuchsakademie "La Masia" eine Institution und seit 30 Jahren ein Gütesiegel für gute Jugendarbeit. Jordi Cruyff, Sohn des Barça-Idols Johann Cruyff, der ebenfalls in La Masia das Fußballspielen erlernte, beschrieb die Philosophie der einzigartigen und vermutlich erfolgreichsten und renommiertesten Ausbildungsstätte des Weltfußballs: "Es interessiert hier nicht, wie kräftig ein Junge ist, wie lange er rennen kann. Es interessiert nur: was kann er mit dem Ball. Darauf ist die ganze Ausbildung ausgerichtet: technisch einmalige Spieler hervorzubringen". Und als ob es eines Fazits bedürfe, fasst er zusammen: "Barça lehrt, nicht kräftig, sondern intelligent zu sein."

Und diese Philosophie steht nun seit 1979 über Allem. In allen Jugendmannschaften in La Masia wird dasselbe System gespielt, wie es Henry, Eto`o und Messi jede Woche in Perfektion zelebrieren. Trainer, Spieler und Präsidenten sind gekommen und gegangen - aber die Philosophie ist geblieben. Nur so konnten heutige Weltstars, Europameister und Champions-League-Sieger wie Victor Valdez, Carlos Puyol, Xavi, Andres Iniesta oder die jungen Weltstars Lionel Messi und Bojan Krkic sowie der in England tätige Cesc Fabregas, reifen und nahtlos in das System integriert werden. Wenn Experten dabei gerne vom „Barça-Gen" sprechen, dürfte dies die höchste Auszeichnung sein, die eine Nachwuchsakademie erhalten kann. Wenn die Ausbildung solch einen Stempel trägt, der den Weltfußball nachhaltig prägt. Das Resultat von Kontinuität, Konsequenz und Kompromisslosigkeit.

Eigenschaften die dem deutschen Rekordmeister in den vergangenen Jahren abhanden gekommen zu sein scheinen. In Zeiten, in denen Spieler und Trainer gekommen und gegangen sind - aber keine Philosophie zu erkennen war. Mit Christian Lell, Michael Rensing, Andreas Ottl und Bastian Schweinsteiger hat man versucht, einige Eigengewächse heranzuführen, die mangels Qualität, Spielpraxis oder Konstanz den mittleren bis ganz großen Durchbruch aber vermissen ließen. Selbst für den als Jahrhundert-Talent gepriesenen Toni Kroos fand man bisher keinen Platz und schob ihn daher im Januar diesen Jahres auf Leihbasis nach Leverkusen ab.
Während dessen zaubert Misimovic Wolfsburg zur Meisterschaft, Trochowski schießt sich in die Nationalmannschaft und Bayern wie beim ernüchternden 2:2 in der Rückrunde 2009 ab, Hummels avanciert in Dortmund zum Stammspieler und wird mit der U-21 Europameister.
Uli Hoeneß wird zwar nicht müde, die Jugendarbeit zu loben und auf die vielen Talente zu verweisen, die in der Bundesliga spielen und beim FC Bayern ausgebildet wurden. Dennoch entsteht so keine Identität, auch wenn Hoeneß nach Hamburg zeigt: „Dort spielen sogar Drei von uns."

Wäre es in Zeiten der Finanzkrise, der wirtschaftlichen Unsicherheit und des sportlichen wie finanziellen Ungleichgewichts nicht sinnvoller, sich wie der katalonische Namensvetter zum Ziel zu setzen, jedes Jahr ein Eigengewächs wie den jungen Angreifer Thomas Müller langsam heran zu führen und ihn bei entsprechenden Spielständen und in günstigen Situationen stetig mehr Bundesliga- und Champions-League-Luft schnuppern zu lassen statt sich alle zwei Jahre auf gigantische Shopping-Touren auf den europäischen Transfermärkten zu begeben? Oder wäre es nicht eine interessante Aufgabe, eigene, mit dem Verein verwurzelte Talente auszubilden statt „Jahrhunderttalente" für achtstellige Beträge aus Brasilien zu importieren, um sie dann auf der Bank versauern zu lassen?
Die Mehrheit der Fans würde ein solches Unterfangen sicher mittragen und begrüßen. Dazu wäre es aber nötig, die eigenen Ansprüche – die Selbstverständlichkeit der deutschen Meisterschaft und der immer präsente Traum eines erneuten Champions-League-Triumphs - zumindest kurzfristig zurückschrauben, um auf lange Sicht wieder Strukturen schaffen, die die sportliche Wettbewerbsfähigkeit über Jahre hinweg garantiert.
Aufrufe: 8360 | Kommentare: 22 | Bewertungen: 22 | Erstellt:15.07.2009
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gladbacherjung93
16.07.2009 | 12:49 Uhr
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16.07.2009 | 12:49 Uhr
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es war ein derby. und sie werden auch alles gegeben haben gegen espanyol, aber unabhängig davonm, denke icjh, dass derbys in sapnien nicht so eine große bedeutung haben wie in deutschland, mit 1-2ausnahmen
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algato
16.07.2009 | 17:49 Uhr
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algato : Stars ja, Talente nein
16.07.2009 | 17:49 Uhr
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algato : Stars ja, Talente nein
Da bin ich absolut deiner Meinung: die südamerikanischen Supertalente haben sich beim FC Bayern alle nicht entwickelt. Anstatt einem Breno oder einem Sosa wären ein Hummels oder ein Misimovic wesentlich günstiger und im Endeffekt auch besser gewesen.
Allerdings kommt man nicht drum herum, auch Stars zu importieren: sowohl für die Mannschaft als auch für die Marke sind die echten Stars unabdinglich. Sowohl für Bayern (Ribery) als auch für Barca (Henry, Etoó und demnächst Villa).

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