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02.06.2011 um 18:13 Uhr
Wie besiegt man Barcelona II?
Zurück zum ersten Teil: Barcas taktische Besonderheiten

Schwachstellen:

Hoch stehende Abwehrkette nutzen:
Spontan fällt einem die grundsätzlich sehr offensive Ausrichtung aus, auf die alle Mannschaften versuchen zu reagieren, statt selbst zu agieren. Es ergibt sich schon fast logisch eine Konteranfälligkeit bei Barca, wenn die Abseitsfalle mißlingt.

Jose Mourinho war das letztes Jahr im Hinspiel gegen Barcelona aufgefallen, als ihm ein 3:1-Erfolg gelang. Immer wieder wurden die Stürmer steil geschickt, nach 25 Minuten war Inter bereits fünf Mal ins Abseits gelaufen. Auch Arsenal gelang der Siegtreffer dieses Jahr im Achtelfinale nach einem Konter.

Die Initiative ergreifen:
Die einzige Mannschaft, die es in der abgelaufenen Saison schaffte, Barcelona in der Champions League zu schlagen, war der FC Arsenal. Interessant: Es lief bei den Gunners erst, als Barca schon länger führte und ein Tor her musste. Logische Schlussfolgerung: Nicht nur reagieren, selbst agieren!

Indem Wenger mit Song einen defensiven Mittelfeldspieler auswechselte und mit Arshavin, den späteren Siegtorschützen, einen Flügelspieler brachte, verfügte Arsenal über eine offensive Dreierreihe hinter van Persie sowie einer offensiven Doppelsechs (Fabregas/Wilshere).

Fabregas deckte mit starker Laufleistung von über 12 Kilometern das komplette Zentrum ab (Copyright: uefa.com)

Das zentrale Barca-Mittelfeld konnte sich somit nicht mehr in der gegnerischen Hälfte festsetzen und war zu Defensivaufgaben gezwungen – Schwachstelle Nummer Zwei. Man muss Barca im Zentrum mit eigener Offensive beschäftigen.

Nicht faul sein:
Der Schlüssel, um Barca zu schlagen, liegt außerdem in der Laufbereitschaft. Zwei Mal schaffte die Mannschaft von Pep Guardiola überraschenderweise keinen Sieg in der Gruppenphase, in Kasan und in Kopenhagen (jeweils 1:1).

Beide Male hatten die Hausherren eine größere Strecke zurückgelegt (Kopenhagen 2,5 Kilometer, Kasan erstaunliche 11,3 Kilometer mit einer unfassbaren Teamleistung von 122,2 Kilometern). Beiden Mannschaften gelang es außerdem, das Zentrum vor der Abwehr permanent mit zwei bis drei Spielern zu besetzen.


Fazit:
Natürlich, man muss gegen Barcelona einen perfekten Tag erwischen, darf sich keine individuellen Fehler erlauben und so weiter. Aber um taktisch Barca beizukommen, müssen einige Faktoren schlicht beachtet werden.

Das Herzstück im 4-3-3 der Katalanen ist das offensive Zentrum. Hier dürfen sie keine Zeit haben, Pässe in die Schnittstellen zu spielen oder Tempoläufe zu starten. Das bedeutet im Umkehrschluss, dass das Zentrum permanent unter Druck gesetzt werden muss - mit drei Spielern.

Das können drei defensive Mittelfeldspieler sein, wie es etwa Mourinho dieses Jahr mit Real ausprobiert hat, es kann aber auch das System sein, dass Ferguson ausprobiert hat, was nur komplett schief ging, nämlich dass der zentrale offensive Spieler sich um den Spieler im defensiven Barca-Mittelfeld kümmert.

Geschieht dies nicht, kann der Sechser mit aufrücken und im Zentrum zusätzliche Überzahlsituationen erschaffen. Wichtig ist, dass man sich nicht so weit hinten reindrücken lässt, dass Xavi und Iniesta in der gegnerischen Hälfte ihr Passspiel aufziehen können.

Außerdem darf man nicht den Fehler machen, nur zu reagieren. Das beste Beispiel lieferte der FC Arsenal dieses Jahr. Ab Mitte der zweiten Halbzeit schaffte man es, Barca hinten einzuengen, während zuvor und auch im Rückspiel alles auf Reaktion ausgerichtet war, und man kein Land sah gegen die Ballstafetten, die man in der eigenen Hälfte über sich ergehen lassen musste.

Zurück zu Teil I
Aufrufe: 16610 | Kommentare: 50 | Bewertungen: 31 | Erstellt:02.06.2011
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KOMMENTARE
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BronxBombers
02.06.2011 | 23:36 Uhr
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02.06.2011 | 23:36 Uhr
-8
so besiegt man barca :

____________Neuer____________
____Boateng__Lucio__Hummels__
Rafinha_____Gustavo_______Lahm
________Vidal____Schweini_______
____________________Ribery____
_________Robben_______________


1:0 durch robben in der 79. minute....
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Olic96
03.06.2011 | 11:00 Uhr
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Olic96 : 
03.06.2011 | 11:00 Uhr
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Olic96 : 
wenn man so devensiv spielen würde wie du da unten würden sie im mittelfeld alle räume haben dich hinten rein drängen früher oder später die lücke finden oder aus der distanz treffen
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possessionplay
03.06.2011 | 11:33 Uhr
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03.06.2011 | 11:33 Uhr
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Erstmal eine recht treffende Analyse der Spielweise, vor allem die Strategie des Positionsspiel sowie die Wichtigkeit von den Rollen Messis und der AV hast du sehr gut ausgearbeitet; dass die Grafiken gut und anschaulich sind, ist auch klar.

Allerdings bin ich mir nicht so sicher, dass das Offensiv-System dem der Ungarn wirklich so ähnlich ist. Bezüglich Laufintensität habe ich gelesen, dass die recht durchschnittlich ist, komisch, dass die Zahlen sich da so verschieden sind.

Nun zum Gegenplan:
Die wichtigsten Sachen hast du genannt, sowohl die Konteranfälligkeit - vor allem auf den außen, möchte ich hinzufügen - und die Wichtigkeit, gegen das Zentrum zu bestehen, sowohl zahlenmäßig als auch qualitativ. Ich stimme auch zu, dass dies auf verschiedenen Wegen geschehen kann und am besten mixt man hier durch und nutzt eine hybrid-Strategie.
Ich glaube aber nicht, dass man versuchen sollte, mitzuspielen. Sicher muss man selbst agieren, aber dies würde ich in der Verteidigung machen, also eine aktive Verteidigung. Arsenal konnte dies im Hinspiel machen, weil Barca a) sich in Trance gespielt und dann die Balance verloren hat und b) unglücklich gewechselt hat und deshalb Arsenals Lücken hinten nicht so ausnutzen konnte. Im Rückspiel haben sie im Zentrum zwar gut gearbeitet und gut dichtgehalten, aber der Preis war, dass nach vorne nichts ging und die außen komplett offen waren, eine riskante, aber zu gewissen Teilen effektive Strategie, aber ich würde nicht sagen, dass man selbst offensiv agieren kann, dazu fehlt den meisten Teams wohl die Klasse (da würde ich aber auch gerne von dir hören, wie genau du dir das vorstellst, denn vllt. habe ich deinen Ansatz auch falsch interpretiert).

Tja, zurück zu Arsenal: Warum waren die Außen so offen? Hier liegt eben der Faktor, der die Grundlage für die Barca-Dominanz bildet. Wenn man die AV nicht vernünftig deckt, hat man eig. eine Sechser-Kette, man kommt nicht nach vorne und ist dann im Zentrum sowieso verloren.
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adriano0589
03.06.2011 | 11:55 Uhr
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03.06.2011 | 11:55 Uhr
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@Possession

Ich versuchs mal :

Also zu den Ungarn: Einer der ganz großen taktischen Kniffe dieser (CL-) Saison war mMn, dass Guardiola Messi als Mittelstürmer aufgestellt hat. Die Parallele zur Offensivreihe der Ungarn aus den 50ern besteht deswegen für mich darin, dass der Mittelstürmer sich eben weit fallen lässt, was damals Hidegkuti gemacht hat, und was zu der Zeit eine riesen Umstellung war, und gegnerische Innenverteidiger reihenweise ausgeschaltet hat. Exemplarisch war damals ja dieses legendäre 6:3 in England, als die das erste mal seit mehreren Jahrzehnten zuhause ein Länderspiel verloren haben. Sprich der zurückfallende Mittelstürmer, gepaart mit stark besetzten Außenbahnen - das ist für mich die Parallele.


Und ist auch gleichzeitig eine gute Überleitung zu deiner Frage. Durch das System, das Barca spielt, werden mMn die gegnerischen Innenverteidiger eben fast verschwendet. Die Gefahr entwickelt sich auf den 15-20 Metern direkt nach der Mittellinie, und bis die Angrifswelle bei der Innenverteidigung anrollt, ist es oft schon zu spät bzw. wird sehr, sehr schwer. Deswegen wäre es für mich definitiv einen Versuch wert, mal ein 3-5-2 gegen Barca zu spielen. Also eine Dreierkette hinten, die sich fast vollständig auf Defensive konzentriert, und dann eben drei zentrale Mittelfeldspieler, die nicht zulassen, dass Barca das Zentrum in beiden Hälften komplett dominiert.

Essentiell ist es außerdem, dass man sich selbst in die Offensive einschaltet und Barca beschäftigt. Also beispielsweise zwei etwas defensivere Außen im Mittelfeld, eine Doppelsechs und dann ein ZOM hinter zwei Spitzen, um Barcas 6er zu beschäftigen. Die Außenbahnen wären besetzt, und gleichzeitig, und das ist in meinen Augen der Schlüssel, ist das Zentrum immer mit mindestens gleich vielen Spielern besetzt.

So in etwa:
----------------x---------------
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--x---------x-------x----------x
----------------x----------------
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possessionplay
03.06.2011 | 13:31 Uhr
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possessionplay : @adriano
03.06.2011 | 13:31 Uhr
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possessionplay : @adriano
Ja, sicherlich, aber wenn man es so sieht, dann müsste man sagen, dass nicht nur Hidegkuti (er war ja die erste Falsche 9), sondern Cruyffs Ajax sowie selbst die Roma von 2005-07 ähnlich waren. Aber das zu sagen, weil diese Teams - und sogar noch frühere Teams als die Ungarn - eine Falsche 9 und starke Außenbahnen hatten, kann ich nicht unterschreiben. Die Roma hatte eben eine Falsche 9 und starke Außenbahnen - wobei Barca im Gegensatz zu diesen ganzen Teams die Außenbahn nicht zweifach oder dreifach, sondern nur einfach besetzt - aber spielte komplett anders vom Stil.

Ja, was du dann schreibst, dazu kann ich nur sagen:
Sehr gut!
http://www.spox.com/myspox/group-blogdetail/3-Schluessel-fuer-Man--United,128531.html
Denke, dass du dich hier bestätigt sehen kannst. Wie ich finde, ist deine 3-5-2-Variante wohl die beste von denen, die man nach dem Prinzip, was ich in obigen Blog beschrieb, funktionieren. Allerdings nicht, weil es die effektivste ist, sondern weil es die beste Mischung aus Effektivität und Umsetzbarkeit liefert. Man macht das ZM dicht, man engt Messis Raum ein, hat dennoch mit dem Vertikal-IV Überzahl gegen Pedro und Villa und deckt die AV jeweils im 1vs1 ab.
Dennoch interpretiere ich deine Variante so - wahrscheinlich meintest du das mit "man soll sie im Mittelfeld beschäftigen" - dass man die Räume verengt und die Anspielstationen nimmt.
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adriano0589
03.06.2011 | 13:43 Uhr
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03.06.2011 | 13:43 Uhr
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Ja, genau. Die Räume im Zentrum dicht machen und auf Außen eins gegen eins stellen. Mich wundert es, dass das noch niemand versucht hat, wie in deinem Blog auch beschrieben.

Chelsea hat das damals beim 0:0 im Camp Nou, worauf dieses Skandal-1:1 in London folgte, perfekt gemacht. Mit Essien, Lampard, Ballack und Mikel war das Zentrum quasi dicht, dazu ist dann jeweils einer der vier auf die Flügel ausgewichen und hat dem AV geholfen. Das war quasi die Blaupause! Nur ist bei Barca jetzt eben noch dieses taktische Mittel mit Messi im Zentrum dazu gekommen, was es noch schwerer macht, gegen sie zu verteidigen.
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possessionplay
03.06.2011 | 14:01 Uhr
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03.06.2011 | 14:01 Uhr
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Ja, in der Tat verwunderlich, dass dies niemand machte. SAF hätte man es eigentlich zugetraut, weil er auch gerne unorthodoxe Taktiken auspackt.

Aber wahrscheinlich trauen sich viele nicht, weil die Spieler daran nicht gewöhnt sind und es aufgrund der Tatsache, dass eben so ungewöhnlich scheint, von den Spielern selbst und bei Misserfolg von den (konservativen) Medien Kritik kommt.
Bei Ferguson denke ich, dass er wahrscheinlich dann doch gedacht hat, dass es riskant ist, so etwas in einem CL-Finale zum allerersten Mal überhaupt zu probieren. Das ist schon eine komische Situation als Trainer.
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adriano0589
03.06.2011 | 14:06 Uhr
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03.06.2011 | 14:06 Uhr
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Ja, wahrscheinlich lag es wirklich einfach daran, dass es eben das Finale war. Ich hatte darauf gehofft, dass er eben etwas anderes versuchen würde, wegen dem Finale 2 Jahre davor - aber er hat ja tatsächlich einige Fehler 1:1 wiederholt. Mal schauen was Mourinho sich in der nächsten Saison so einfallen lässt, seine 3 6er waren ja ein guter Anfang, wenn auch für meinen Geschmack insgesamt einfach zu defensiv. Bestraft wurde es in den Clasico-Wochen aber ja erst, als Pepe vom Platz geflogen ist, also gibt ihm der Erfolg eigentlich (mal wieder) Recht.
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UweMoyela
09.06.2011 | 13:17 Uhr
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UweMoyela : 
09.06.2011 | 13:17 Uhr
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UweMoyela : 
Ganz starker Blog - herzlichen Dank für die Mühe. Wie schon so oft vor mir geschrieben: In der Theorie klingt es einfach (s. schnell vorgetragene Konter). Für mich als Anhänger dürfen sie natürlich auch im nächsten Jahr so weitermachen. Aber auch Barca wird sicher mal einen schlechten Tag erwischen. Es kommt der Tag, da werden sie von einer großen Mannschaft geschlagen, und das nicht auf Mourinho-Weise. Wir werden sehen... Wird sofort bei Twitter rausgehauen ;)
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La_Pulga
09.06.2011 | 13:24 Uhr
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La_Pulga : 
09.06.2011 | 13:24 Uhr
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La_Pulga : 
Toller Blog mit vielen interessanten Statistiken!

Barca kann man, wie jedes andere Team der Welt, natürlich schlagen.

Aber man kann Barca nur schlagen, wenn man, wie du richtig sagst, selber die Initiative ergreift und immer wieder nach vorne spielt! Wer nur verteidigt, der kommt gegen Barcelona nicht weit...

Allerdings muss schon viel zusammen kommen, damit Barca verliert... Ich behaupte einfach mal, dass Barcelona nicht zu schlagen ist, wenn alle einen super Tag erwischen. Aber weil das nunmal quasi nie der Fall ist, kann man mit den richtigen Gegenmitteln schon Punkte einfahren!
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