Edition: Suche...
17.08.2009 um 10:01 Uhr
Wenn Träume wahr werden.... (?)
Der Welttrainer und die Amateure - wenn Träume wahr werden. Doch nicht alles, was wie ein Fußballmärchen wirkt, endet auch wirklich mit einem Happy End.


Jeder, der selbst einmal Fußball gespielt hat, kennt diesen Traum. Eines Tages taucht ein Scout auf, erkennt das eigene wahre Potenzial und öffnet das Tor ins Profigeschäft.
Schon bald merken die meisten aber, dass dieses Szenario ziemlich unwahrscheinlich ist. Es gibt so viele Spieler, wieso sollte das vermeintliche Glück gerade mich treffen?
Was die meisten nicht sehen: Der Sprung zu einem großen Klub bedeutet noch lange nicht die gesicherte große Karriere mit dem dicken Konto.


Alberto Mendez ist einer der Spieler, die das vermeintliche Glück hatten, entdeckt zu werden. Mendez war 1996, als Wenger seinen Weg kreute, 22 Jahre alt und spielte beim 1.SC Feucht in der Landesliga Bayern Mitte, also fünfte Liga. Der Betriebwirtschaftsstudent spielte eine starke Saison und hatte mit einigen Treffern entscheidenden Anteil am Aufstieg der Feuchter. Vor dem letzten Spiel gegen den ESV Rangierbahnhof Nürnberg, der heute in der Kreisklasse spielt, war bereits alles entschieden. Im Vorfeld kamen dann Gerüchte auf, Arsène Wenger höchstpersönlich würde sich dieses Spiel ansehen. Wieso in aller Welt sollte sich der Trainer des FC Arsenal ein deutsches Fünftligaspiel, bei dem es um nichts mehr geht, anschauen? Ein Spiel, in dem es um nichts mehr ging?
Einige taten diese Gerüchte als Schwachsinn ab, und Mendez selbst kannte den Namen Wenger gar nicht einmal. Er glaubte es einfach nicht, dass Wenger ihn im Auge hatte, sonst hätte er wohl mehr gegeben.
In dem Spiel ging es für Feucht um nichts mehr, das allgemeine Engagement war dementsprechend und man verlor die Partie sogar. Mendez spielte ein unterirdisches Spiel, falls der Arsenal-Coach da sein sollte, gab es also eigentlich keinen Grund, den Halbspanier zu verpflichten. Doch Wenger handelte mal wieder anders als erwartet, überwies den Feuchtern 600.000 Mark und holte Mendez tatsächlich nach London.


Auch Stefan Malz hatte Arsène Wenger auf der Liste, und zwar drei Jahre später. Er war ein durchschnittlicher Bundesligaprofi, ein Spätstarter, der mit 27 Jahren noch nicht allzu viele Bundesligaspiele auf dem Buckel hatte und für den die Zeit bei den Löwen vorbei war, denn er war nicht mehr erwünscht. Keine allzu starke Bewerbung also für höhere Aufgaben.
Doch der Gunners-Coach war von Malz überzeugt: "Stefan wird für uns ein sehr wichtiger Spieler." Zudem gab er zu, ihn über längeren Zeitraum beobachtet zu haben. Was zum Teufel sollte dieser durchschnittliche Mittelfeldspieler bei Arsenal? Selbst Malz konnte sich das nicht so wirklich erklären, die Presse und die Fußballwelt schon mal gar nicht.

Im selben Jahr interessierte sich Arsenal auch für Moritz Volz, einem 16-Jährigen Talent von Schalke. Man bot ihm eine Ausbildung im Nachwuchszentrum des FC Arsenal an. Natürlich gab es zwar keine Garantie dafür, dass er später einen Platz im Profikader bekommen würde, doch Umgang mit den großen Stars sollte er auf jeden Fall bekommen, denn schon damals waren Profiteam, Reserve und Nachwuchs eng miteinanderverknüpft. Volz entschied sich gegen Schalke, seine Herzensangelegenheit, und ließ sich auf das Abenteuer London ein.

Und auch der Franzose Amaury Bischoff, der bei Werder Bremen unter Vertrag stand, geriet vor etwa einem Jahr in Wengers Fokus. Bei Bremen hatten ihn immer wieder Verletzungen gestoppt, so dass er in der ersten Mannschaft nur auf ein Spiel kam, eine Einwechslung im UEFA-Cup. Und dann meldete sich Arsenal. Obwohl Bremen ihn halten wollte, folgte er dem Lockruf aus London und lehten die Vertragsverlängerung der Grün-Weißen ab. Ein 21-Jähriger, der zuvor in Bremens Reservemannschaft spielte, bekommt ein Angebot von Arsenal. Auch das wirkt irgendwie surreal.


Letztendlich schaffte aber keiner der vier wirklich seinen Durchbruch. Die Karrieren verliefen nicht so, wie sie es vielleicht ausgemalt hatten.


Der hoffnungsvolle Mendez wurde immer wieder von Verletzungen gestoppt und kam über einige Umwege zur viertklassigen SpVgg Weiden. Dort hat er kürzlich wieder mediale Aufmerksamkeit durch seinen Treffer im DFB-Pokal gegen Dortmund erregt. Bei den Gunners konnte er sich nie durchsetzen, was auch an seiner Einstellung lag: Er begriff erst viel zu spät, dass Fastfood und Softdrinks nicht zu einer Profikarriere passen.

Auch Malz schaffte nicht den Durchbruch: Er kam nicht über die Reservistenrolle und ein paar Kurzeinsätze hinaus und verließ Arsenal später in Richtung Kaiserslautern. Mittlerweile hat er seine Karriere beendet.

Das gleiche Schicksal teilt Moritz Volz. Auch er schaffte es nicht, sich zu etablieren. Später ging er dann zum FC Fulham, wurde dort zwischenzeitlich Stammspieler und wurde sogar einmal für die Nationalmannschaft nominiert. Mittlerweile spielt er jedoch in der zweiten englischen Liga bei Ipswich Town. Trotzdem bereut er seinen Schritt nicht.

Das dürfte Amaury Bischoff hingegen schon. Arsène Wenger setzt zwar große Hoffnungen in ihn, doch der Franzose konnte sie nicht erfüllen. Sein Vertrag wurde nicht verlängert, aktuell steht er ohne Verein da.

Alle vier haben das Risiko Ausland und die Herausforderung Arsenal angenommen, doch alle vier haben sie nicht vollkommen bewältigen können. Der Fußball ist ein hartes Geschäft, und nur die besten aller Talente schaffen es nach oben. Diesen vier war das Glück nicht beschert, genauso wie so vielen vor ihnen und so vielen nach ihnen - vor allem bei Arsenal, dem Klub, bei dem auf die Veredelung von Talenten höchste Priorität gesetzt wird.
Es gibt eben nicht nur Spieler wie Fabregas, die bei Arsenal zu Weltstars reifen, sondern auch die Gescheiterten. Und diese sollten wir nicht verdrängen.
Aufrufe: 6892 | Kommentare: 19 | Bewertungen: 34 | Erstellt:17.08.2009
ø 9.4
KOMMENTARE
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Van_Bommel_Fan
18.08.2009 | 14:09 Uhr
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Van_Bommel_Fan : Sehr Gut
18.08.2009 | 14:09 Uhr
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Van_Bommel_Fan : Sehr Gut
Ein Blick in Bereiche jenseits des Scheinwerferlichts der Fußballwelt...sehr schön recherchiert!!!
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desafinaoo
18.08.2009 | 14:43 Uhr
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desafinaoo : 
18.08.2009 | 14:43 Uhr
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desafinaoo : 
Wunderschöner Blog.
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Eusebio14
18.08.2009 | 14:52 Uhr
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Eusebio14 : 
18.08.2009 | 14:52 Uhr
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Eusebio14 : 
richtig geiler blog

so geht es vielen jungen spielern heutzutage
man kann halt das größte talent auf erden sein..wenn man sich nicht 100%ig reinhängt oder einem einfach durch verletzungen und weiteres der weg erschwert wird bleibt man halt das ewige talent das es nie ganz nach oben geschafft hat.
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Ultimate_United_11
18.08.2009 | 14:57 Uhr
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18.08.2009 | 14:57 Uhr
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Alberto Mendez hat sogar ein Championleaguetor geschossen... berichteten jedenfalls die Medien vor dem Pokalspiel gegen den BVB. Von Moritz Volz hat man eig. nur vor Jahren mal einen bericht in der Bravo Sport gelesen.

Ganz toller Blog. Schön das nicht nur die positiven Beispiele gezeigt werden sondenr auch was passieren aknnw enn man das Abenteuer falsch angeht.
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Kaiser01
18.08.2009 | 15:13 Uhr
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Kaiser01 : 
18.08.2009 | 15:13 Uhr
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Kaiser01 : 
Interessantes Ding.
Talent ist nicht alles, Einsatz und der Wille es zu schaffen sind fast noch wichtiger!
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HFC
18.08.2009 | 15:34 Uhr
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HFC : Richtig Gut
18.08.2009 | 15:34 Uhr
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HFC : Richtig Gut
sehr stark
Ein richtig guter blog
interresant zu lesen auf jedenfall 10 punkte
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Flokke
18.08.2009 | 19:29 Uhr
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Flokke : 
18.08.2009 | 19:29 Uhr
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Flokke : 
Interessante Eindrücke!

Das sich Wenger tatsächlich in der 5. Deutschen Liga rumgetrieben hat, hätte ich nicht für möglich gehalten.

Apropot Bischoff, vor Kurzem gab es mal ein Gerücht, das der 1. FC Köln an ihm interessiert sein soll, auch West Brom, Birmingham und Celtic sollen ein Auge auf ihn geworfen haben, aber scheinbar waren diese Gerüchte haltlos.
Er ist noch ein junger Spieler, da sollte er normalerweise doch einen Verein finden...
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tobzzzzn
18.08.2009 | 20:45 Uhr
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tobzzzzn : 1A Blog
18.08.2009 | 20:45 Uhr
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tobzzzzn : 1A Blog
Feiner Blog, liest sich so wie das Geschäft wirklich ist. Gerade das Aufzeichnen der Ambitionen und späteren Wirklichkeit ist dir gut gelungen, was allerdings nicht vergessen werden darf:
Selbst, wenn der Durchbruch bei einer elitären Nachwuchsakademie nicht glücken sollte, ist das kein Beweis dafür, dass das Geschäft gemein oder rücksichtslos ist. Wir haben in jeder Branche / jedem Bereich des Lebens eine "natürliche Auslese", der kann sich selbst ein großes Talent nicht entziehen. Es reicht nicht begabt zu sein, der Weg nach oben führt über Hürden, die manchmal wenig mit dem eigentlichen Sport zu tun haben.

Ich kenne zwei Spieler aus meiner Region, die Angebote von Zweitligisten abgelehnt haben, weil sie nicht in die Drucksituation kommen wollten, in der sie nicht mehr so unbeschwert und frei nach Nase spielen würden. Das Geschäft kennt auch Verweigerer und Rebellen, die es nicht für nötig halten, dem Ruf des Geldes hemmungslos zu folgen.

Talente müssen lernen mit dem Druck im (Fast-)Profigeschäft umzugehen, um wirklich erfolgreich sein zu können.

10 P.
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Taktiker
18.08.2009 | 21:43 Uhr
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Taktiker : 
18.08.2009 | 21:43 Uhr
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Taktiker : 
Schöner Blog, gut recherchiert. Hab nie was davon gehört, war aber sehr interessant, danke.
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Anwar9
19.08.2009 | 00:05 Uhr
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Anwar9 : 
19.08.2009 | 00:05 Uhr
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Anwar9 : 
guter blog!!
bin nach der jugend auch direkt in die landesliga, hatte dort nen mitspieler, der für zwei jahre bei rot weiß oberhausen spielte, mit mehreren einsätzen für die erste mannschaft, aber veletzungen warfen ihn immer zurück, kam damals wieder zurück und kickt jetzt wieder landesliga und bleibt dabei obwohl er erst 22 ist.
der weg zum profi hängt von vielen faktoren ab, nicht nur vom talent wie viele meinen, es gehört viel glück, der wille, positive einstellung, eine gute form etc. zu um enteckt und gefördert zu werden. ich selber hatte mal die chance vor zwei jahren in der u23 von bayer leverkusen zu spielen, mein berater hatte mir alles eingefädelt, naja war im urlaub in italien dort wurde mir alles erdenklich wichtige wie tunesischer reisepass, geldbörse, handy gestolen, musste nach tuensien mir alles neu machen, man sagste mir das sowas höchstens 2 wochen dauert, kam mir gut weil in 2 wochen die vorbereitungen für die saison begangen, naja durch die schlampige arbeit der ämter in meinem heimatland, die 5 wochen dafür benötigten, hab ich 3 wochen der vorbereitung verpasst, is klar das ein verein wie leverkusen dann bei allem respekt zum fussballerischen, nicht mehr nach dir fragt. mit meinem berater hab ich selbstverständlich auch keinen kontakt mehr, stichwort ruf. najan auf öden ascheplatzen machts zwar nicht so viel spaß wie auf rasen aber nun gut....
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