Nach einem verkorksten Saison- und Champions-League-Start hatte der FC Bayern am Samstag das Glück wieder auf seiner Seite und gewann knapp mit 2:1 gegen Eintracht Frankfurt. Könnte dieser unscheinbare Pflichtsieg die Wende zum Guten markieren?

Der "Bayern-Dusel" ist auf jeden Fall wieder zurück in München. Nach mehreren glücklosen Partien in der Liga profitierte Gott van Gaal am Samstag zunächst vom Glück des Tüchtigen. 7 Minuten nach seinem Führungstor wurde Frankfurts Alexander Meier alleine auf Butt zulaufend zu Unrecht wegen Abseits zurückgepfiffen. Die Bayern im Glück – und mit einem cleveren Trainer. Louis van Gaal, der zuletzt nur Mittelpunkt von Diskussionen um sein vermeintliches Götter-Image war, beorderte Kopfball-Ungeheuer Daniel van Buyten für die letzten Spielminuten in die Offensive. Prompt erzielte jener van Buyten per Kopf das Siegtor. Vielleicht wird sich van Gaal in Zukunft mehr auf seine taktischen Fähigkeiten konzentrieren, anstatt auf ausreichende Selbstdarstellung in der Öffentlichkeit zu achten. Die Bayern-Fans würden es ihm danken, der Erfolg vom Samstag gibt ihm Recht, auf dem richtigen Weg zu sein. Der große Knall in den Münchner Medien im Falle eines Punktverlusts gegen Frankfurt konnte verhindert werden, es gilt nun weitere Siege einzufahren.

Dabei helfen sollen die wieder genesenen Martín Demichelis und Arjen Robben. Demichelis, der eine ordentliche letzte Saison spielte, kann in guter Form statt dem zwar aufstrebenden aber unerfahrenen Holger Badstuber für mehr Sicherheit und Ruhe in der Viererkette sorgen, während der 25-Millionen-Einkauf Robben (3 Tore und 2 Assists in 5 Ligaspielen!) die Offensive beleben und entscheidende Tore erzielen kann, wie schon am Samstag gegen Frankfurt, als er zum Ausgleich traf. Bei der grauenvollen Chancenverwertung von Müller, Klose und Toni in jenem Frankfurt-Spiel wäre dies bitter nötig.

Bei Ribery und Olic wird sich Louis van Gaal jedoch noch gedulden müssen. Der geniale Franzose, von dem das Offensivspiel der Münchner ungewöhnlich abhängig ist, fällt wahrscheinlich für die gesamte Vorrunde aus, auch wenn Bayern-Doc Müller-Wohlfahrt heute ein früheres Comeback nicht ausschloss. Ivica Olic hingegen wird wohl in ein paar Wochen wieder spielen können, wann genau ist nicht bekannt. Ob früher oder später, der ablösefreie Olic ist gesund als Stammspieler gesetzt, im Gegensatz zum 30-Millionen-Sorgenkind Mario Gomez.

Damit sind wir beim nächsten Problem der Bayern, ein Problem, das die große Wende verhindern könnte: Die Stürmer vergaben gegen Frankfurt eine Großchance nach der anderen; sei es Klose, Toni oder gar der zuletzt in der Liga so treffsichere Müller. Sie alle müssen sich beweisen, vor allem Klose und Toni sind nach eifrigem Bankdrücken zu Beginn der Saison verunsichert. Sie wissen dass sie nicht gesetzt sind, sobald Olic und Ribery zurückkommen und stehen damit unter enormem Leistungsdruck. Wenn ein Stürmer in einer solchen Situation das Tor nicht mehr trifft, wie am Samstag geschehen, nagt das am Selbstvertrauen. Der Stürmer wird nervöser vor dem Tor, Bälle verspringen, die Laufwege stimmen nicht mehr. So zuletzt gesehen beim nun unglücklichen Bankwärmer Mario Gomez. Ob dieses Negativ-Szenario bei allen Bayern-Stürmern eintritt, bleibt abzuwarten. Klose und Toni haben ihr großes Formtief bei den Bayern eigentlich schon überwunden. Treffer im Pokal-Spiel am Mittwoch wären jedenfalls Balsam für die angeschlagenen Stürmer-Seelen.

Eine weitere Hürde auf dem Weg des FC Bayern zur Besserung ist das anstehende Programm in der Liga. Am kommenden Spieltag geht's nach Stuttgart, wo Markus Babbel und sein Team mit dem Rücken zur Wand stehen. Ein Sieg gegen Bayern könnte ein Befreiungsschlag werden, um den freien Fall in der Tabelle zu stoppen und Trainer Babbel seinen Job zu sichern. Anschließend warten Schalke (Momentan auf Platz 4) und Tabellenführer Leverkusen auf die Münchner. Der aktuell zweitplatzierte HSV wird beispielsweise wohl nicht zu überholen sein, das Programm der Labbadia-Truppe im November (Gladbach, Hannover und Bochum) klingt im Vergleich zu Bayerns Gegnern eher nach einem gemütlichen Spaziergang.

Fazit: Die Wende ist zu schaffen, auch wenn nun größere Hürden genommen werden müssen. Die vermeintlich leichten Hürden wurden in dieser Saison schon zu häufig gerissen, man denke an die Niederlage gegen Mainz 05 oder an das ebenso vermeidbare 0:0 gegen den 1. FC Köln. Doch es würde zum FC Bayern passen, wenn er diesem nun enormen Druck in allen drei Wettbewerben standhält. Die Ausfälle der Superstars müssen beim vor allem offensiv überbesetzten Finanz-Krösus der Liga eigentlich zu beheben sein. Davon abgesehen: Der FC Bayern hat auch schon MIT Robben, Ribery und Olic verloren, z.B. 0:1 gegen den Hamburger SV am 7. Spieltag. Jener dezimierte aber erfolgreiche HSV beweist in der laufenden Saison bisher eindrucksvoll, wie effektiv man langfristige Verletzungen von Stammspielern kompensieren kann. Aber zurück zum FCB: Wenn van Gaal in dieser schwierigen Situation das richtige Händchen beweist, den Ersatzspielern das Selbstvertrauen zurückgibt und das Glück auf seiner Seite hat, könnte sich wieder alles zum Guten wenden. Ob nach oben oder nach unten, eins steht fest: Die kommenden Wochen werden entscheiden, in welche Richtung es für Bayern im DFB-Pokal, in der Champions-League und in der Bundesliga gehen wird. Man darf gespannt sein!