Ich weiß, es wird eigentlich Zeit, mal wieder etwas über mein Abenteuer als Teilzeit-Manager von Ebbsfleet United zu schreiben. Da geht auch tatsächlich einiges zur Zeit. Die Finanzen der letzten sechs Monate wurden offengelegt, wochenlang wurde der Gewinn der FA-Trophy gefeiert und jetzt kommen auch die richtigen Entscheidungen wie: Wieviel darf der Trainer die Woche für Spielergehälter ausgeben? Es wird also wirklich spannend bei Myfootballclub.

Aber für einen Fußball-Fan - und das bin ich ja irgendwie hauptsächlich - ist natürlich viel spannender, was hinter den sieben Bergen bei den 16 Zwergen abgeht. Und deshalb geht's jetzt hier erst einmal darum, wieso Deutschland nach dem verpatzten zweiten Spiel doch noch Europameister wird.

Högschtes technisches Niveau

Gestern saß ich an einem Sturmfrei-Abend alleine zuhause auf dem Sofa, habe mich erst einmal wie immer vor lauter Freude über die vielen Optionen ohne Frau und mit schlafendem Kind überfressen und musste dann auch noch zusehen, wie Holland Frankreich auseinandernimmt. Hätte ich doch lieber ne DVD reingeworfen oder das Internet neu sortiert...

Aber nun gut, man muss ja auch mal gucken, was andere können - und wir nicht. Offensiv ist Holland - so wie Portugal - wohl nur schwer das Wasser zu reichen. Direktspiel auf högschtem technischen Niveau und dazu Leute, die den Ball dann entweder humorlos oder - wenn nötig - pfiffig ins Tor hauen.

Makel Viererkette oder Torwart

Aber, auch das hat man gesehen, die Defensive ist - so wie bei Portugal - keineswegs absolute Spitzenklasse. Während bei Portugal die Viererkette zwar bärenstark aber der Torwart nicht so pralle ist, ist es bei Holland umgekehrt. Aber ein Schwachpunkt in der Abwehr - ok, ok, wir haben mehrere - ist ja schon genug. Hätte Frankreich jemanden gehabt, der Tore schießen kann, wäre das wohlmöglich 3:3 ausgegangen. Das Gleiche gilt natürlich für das Italien-Spiel der Holländer.

Deshalb ist mein EM-Favorit nach den ersten Gruppenspielen: Spanien. Allerdings haben die ihr zweites Spiel noch nicht gemacht. Aber: Spanien hat ebenfalls eine brillante Offensive, mit Knipsern wie Villa oder Torres, aber dazu auch eine Abwehr, durch die nur schwer durchzukommen ist, mit einem Torwart, der in guter Laune auch mal die Unhaltbaren rausholt.

Vorrundenfavorit Spanien

Das wäre dann genau die Mischung, die man braucht, um einen großen Titel zu holen. Allerdings liegt genau da der Haken. Wenn es in die K.o.-Runde geht, werden die Karten wieder neu gemischt. Diese Alles-oder-Nichts-Spiele mögen sie nicht in Holland, Portugal oder Spanien. Da kommen dann Mental-Nationen wie Kroatien oder eben auch Deutschland wieder ins Spiel.

Deshalb: Mein Favorit nach der Vorrunde ist Spanien. Schafft es Deutschland in die K.o.-Runde und kommt am zweiten Duell mit Kroatien vorbei - um Portugal mache ich mir da mal keine Sorgen, weil die uns mit ihrer offensiven Art in einem K.o.-Spiel perfekt liegen -, würde das Finale in Wien dann wohl Deutschland - Spanien heißen.

Mental-Finale

Und während der Spanier dann denkt: Ach, den deutschen Holzfuß fideln wir schon weg, konzentrieren wir uns auf dieses eine Spiel und bei konzentriertem Fußball - das haben die ersten 30 Minuten gegen Polen gezeigt - sind wir nur schwer zu knacken und aufzuhalten.

Also Kopf hoch, das klappt schon. Wir dürfen uns nur nicht an der Begeisterung der Ösis am Montag verschlucken... Das ist ja noch Vorrundenfußball und das können WIR nicht so gut.