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04.06.2012 um 21:52 Uhr
Vorsicht, Baustelle! II/III
Wenn man vor lauter Dribbeln das Tor nicht sieht

Für das Spiel nach vorne wird mittlerweile darauf vertraut, dass Ribéry seine Topform aus der Saison auf die Nationalmannschaft übertragen kann. Die beiden letzten Testspiele haben den Anschein gemacht, als ob es ihm gelingen würde, auch wenn er ähnlich wie Evra und anders als in München wahrlich kein Publikumsliebling ist. Zwei Tore und eine Vielzahl an guten Aktionen haben allerdings auch das Publikum etwas milder gestimmt. Im Sturm steht mit Benzema ein weiterer hochkarätiger Name und Anti-Gomez, der wohl einer der technisch stärksten Stürmer der Welt ist, jedoch allzu oft die einfachen Tore nicht macht und zuviele Chance braucht. Sein Ersatz ist Olivier Giroud, der eine starke Saison gespielt hat, allerdings international keine Erfahrung vorweisen kann. Außerdem gesetzt ist der englische Meister Samir Nasri, der etwas konstanter werden und das Spiel nicht verlangsamen sollte, aber beim Spiel gegen Bosnien Verantwortung übernahm und den Elfmeter kurz vor Schluss verwandelte.

Auch der dribbel- und sprintstarke Jérémy Ménez kann jederzeit eingesetzt werden und hatte ein paar starke offensive wie defensive Aktionen nach seiner Einwechslung gegen Serbien. Ähnlich dribbelstark mit gewissen Spielmacherqualitäten ist auch Valbuena. Doch das alte Problem der Franzosen im Sturm bleibt auch unter Blanc vorhanden: mangelnde Chancenverwertung und das Herausspielen eben solcher. Einmal mehr bewiesen beim Testspiel gegen Serbien, als man in der ersten Halbzeit ein Feuerwerk an Chancen herausspielte, doch nur zwei Tore erzielte. Allerdings war die offensive Ausrichtung und Spielfreude dermaßen ansteckend, dass mehrmals die Laola-Welle durch die Körper der für gewöhnlich eher reservierten Frankreich-Fans ging. Das Tor-Manko gilt es auszumerzen, um wirklich zu den Favoriten gezählt werden zu können.

Die Baupläne auf Flipchart

Blanc versucht kurz vor der EM gerade die Offensive zu verstärken und den Unterhaltungswert der „Bleus" zu steigern. Zu Beginn war er darauf bedacht Beton anzurühren und der Mannschaft ein starkes defensives Fundament auf Kosten der Offensive zu legen. Nun wechselt er scheinbar langsam zu einer offensiveren Ausrichtung. Ein Schritt in diese Richtung wäre ein Novum bei den Franzosen, die auch bei ihren letzten Triumphen eher defensiv ausgerichtet waren. Vom 4-2-3-1 und 4-5-1 ist er mittlerweile in der Vorbereitung eher bei einer 4-3-3-Aufstellung angelangt, auf die es vermutlich zur EM hinauslaufen wird. Während seiner Zeit als Team-Chef wurde hauptsächlich im 4-2-3-1 mit wechselnden Spielern aufgelaufen. Hinzu kommen noch wenige Versuche mit einem 4-4-2-System, welches den formstarken Giroud auf den Plan brächte. Das Spiel gegen Serbien hat aber gezeigt dass man auch mit nur einer Spitze eine Vielzahl an Chancen kreieren kann, auch wenn die Serben in der ersten Halbzeit keinen EM-würdigen Einsatz gezeigt haben. Die Spielweise und Stärke der „Bleus" liegt vor allem in der Kompaktheit und dem Einbringen eines jeden Spielers. Seit diesem Jahr ist auffällig, dass die Offensivkräfte verstärkt nach hinten arbeiten.

Zimmert ihn endlich rein

Dabei sollten sie aber das Tore schießen nicht vergessen. 15 Tore in 10 Spielen ist nicht gerade Raymond Kopa. Das Phänomen, das französische Stürmer im Klub treffen, aber in der „Équipe" plötzlich versagen ist nicht neu. Wie der Blog Spielverlagerung.de beim Spiel gegen Serbien bemerkt, haben die Offensivkräfte jetzt gewisse Freiheiten, die dazu führen, dass z.B. ein Ribéry ungewöhnlich oft auch über rechts kommt. Generell herrscht eine große Bewegung in den Offensivreihen, so dass es zeitweise scheint, als habe niemand wirklich eine feste Position. Besonders auffällig bei Benzema, der im 4-3-3 nicht mehr so isoliert scheint wie im 4-5-1 zuvor.

Auch wichtig für das französische Spiel sind neben der Laufbereitschaft das druckvolle und schnelle Kurzpassspiel. Letzteres zeigt die technische Klasse der einzelnen Spieler. Gerade im Offensivspiel hat man darüberhinaus mit Ribéry, Nasri, Malouda, Ménez, aber auch einem Valbuena und natürlich Benzema alles Spieler, die in „1 gegen 1"-Situationen den Unterschied ausmachen können und im Prinzip variabel einsetzbar sind. Technisch weniger beschlagen ist Olivier Giroud, der allerdings durch Einsatz, Kopfballspiel und seiner Form auffällt. Ein Sturmduo Benzema/Giroud könnte zwar spannend sein und wurde kurz in Erwägung gezogen, dürfte sich aber zur EM erledigt haben. Trotz der Offensivqualitäten wurden über die gesamte Qualifikation hinweg sehr wenige Chancen herausgespielt und Tore geschossen. Ein Grund hierfür war die im alten System fehlende Unterstützung aus der Defensive und dem daraus resultierende „in der Luft hängen" des Stürmers.

Der Doppel-Polier

Im defensiven Mittelfeld gibt es eine Art zweifache „Box-to-Box"-Aufstellung. Es fehlt mit Diaby ein weiterer „Liebling" vom Team-Chef, doch Cabaye erweist sich in den letzten Spielen als Schaltzentrale. Spielt Debuchy als rechter Außenverteidiger und stürmt nach vorne lässt sich Cabaye etwas zurückfallen. Er übernimmt die Funktion des Spielmachers und ist für die Spielöffnung verantwortlich. Daneben spielt M’Vila, der die drittmeisten Spielminuten in der EM-Qualifikation hatte, aber beim Debüt-Match gegen England nach seiner Verstauchung aus dem Serbien-Spiel wohl nicht dabei sein wird. Ihm kommt eher die klassische Auslegung des Box-to-Box-Spielers. Beide gelten als technisch beschlagene Spieler, die dem Passspiel der Franzosen durch schnelle Spielöffnungen besser entsprechen als Diarra, der zwar als Staubsauger gute Arbeit leistet, aber durch zu viele Querpässe und dem zu langen halten des Balls das Spiel oft verlangsamt. Seit den Versuchen mit dem 4-3-3 wirkt der Anschluss zwischen Verteidigung und Angriff besser. Gegen Serbien konnte Malouda Punkte in dem Mittelfeld-Trio sammeln. Ob er aber wirklich kurz vor dem Ende seiner internationalen Karriere endlich seine Position bei „Les Bleus" gefunden hat bleibt abzuwarten.

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Aufrufe: 1892 | Kommentare: 0 | Bewertungen: 2 | Erstellt:04.06.2012
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