Edition: Suche...
20.09.2010 um 15:37 Uhr
Von F´s und B´s
Lemgo, Lage, Bielefeld - nichts gegen die netten Städte Ostwestfalens aber etwas anders hätte ich mir meinen Urlaub schon vorgestellt! Bevor ich jedoch ab heute wirklich in Städte mit - nun ja - etwas größerer Anziehungskraft reise, musste ich mir die anscheinend erst noch verdienen. Um der Großbaustelle A2 eins auszuwischen habe ich mich also für die Deutsche Bahn als Reisemittel der Wahl entschieden und muss vielleicht als erstes einmal loswerden, dass ich im Gegensatz zu einem Großteil unserer Bevölkerung gerne und wenig meckernd auf Schienen quer durch Deutschland unterwegs bin - zumindest wenn man nicht umsteigen muss und auch erst ab 400 km Entfernung, denn sonst bin ich noch lieber mit meinem smart unterwegs!
Um so nachdenklicher stimmt es mich, was ich diesmal auf meiner Reise von Berlin über Zwischenstopp in Ostwestfalen ins Rheinland erleben durfte und spiegelt gleichzeitig wohl besser als jedes überzeichnete Klischee ein Stück der Mentalität unseres Landes wieder. Alles begann damit, dass mir im schönen Lemgo auffiel, dass ich meine Bahncard zu Hause liegen gelassen hatte. (DAS ist natürlich noch eher typisch für mich denn für die Gesamtbevölkerung).
Ich hatte noch ein wenig Zeit bis zur Abfahrt des Zuges Richtung kulturellem Epizentrum Bielefeld - was wiederum eher untypisch ist für mich...! Daher wollte ich das Reisezentrum in meine Gedankengänge mit einbeziehen ob ich mir nun eine normale Fahrkarte kaufen sollte, um mir später das Geld zurückzuholen oder die Ermäßigte, um auf einen netten Kontrolleur zu hoffen bzw die Bahncard später am Reisezentrum nachzureichen.
Schnurstracks steuerte ich also auf eine fachkundig aussehende Frau am Schalter zu und erläuterte ihr mein Dilemma. Zwar kam ihr das Problem bekannt vor, doch wollte sie sich für ihre eigentlich sehr schlaue Idee kurz absichern und rief den Bahncardservice an. Erstaunlicherweise hob dort auch Jemand nach weniger als 10 Minuten ab (vermutlich haben Reisezentren Standleitungen...) und unterstützte meine Ansprechpartnerin in ihrem intelligenten wie simplen Plan: Ermäßigtes Ticket kaufen und dem Kontrolleur im Zug dann anbieten, beim Bahncardservice anzurufen, die dann wiederum ihre Daten mit denen von meinem Personalausweis abgleichen sollen. Zwei Bahnmitarbeiterinnen mit einer übereinstimmenden Auskunft, dazu noch beim Hinausgehen der pfiffige Hinweis, doch erst mal so zu tun als suche man die Bahncard - kurzfristig belegte die DB in meiner nach oben offenen Sympathieskala für Nichtlebewesen einen Platz nur noch knapp unter den drei Fs: FC, Fahrstühle, Feierabend!

Somit schwebte ich in die Regionalbahn Richtung Bielefeld, es machte mir auch noch nichts aus, dass anscheinend sämtliche Schulen Lemgos gleichzeitig ihren Tagesbetrieb einstellten und ich somit einen ähnlichen Aktionsradius wie in der Kölner Südkurve hatte, nur die Stimmung war natürlich etwas schlechter - zumindest verglichen mit der Zeit VOR dem Anpfiff im Rheinenergiestadion aber das ist ein anderes Thema...
In Bielefeld bestieg ich dann einen Zug der mehr als 5 Kilometer ohne Stopp zurücklegte, musste dafür aber auch meine Fahrkarte vorzeigen. Siegessicher reichte ich dem Herrn das Dokument und erklärte ihm, mein Handy wählbereit im Anschlag, die Situation. Die erste kleine Falte legte sich auf meine Stirn als derer 20 über der Nase meines Gegenübers zum Vorschein kamen. Trotz meiner offen zur Schau getragenen Selbstsicherheit und dem Repetieren der Aussagen der DB-Frauen vom Hauptbahnhof Lemgo ließ sich der Kontrolleur zu keiner Entscheidung durchringen. Er ließ mich darüber im Unklaren ob er mir oder dem brüchigen Handynetz der handelsüblichen ICE nicht glaubte, sondern teilte mir nur mit, dass er mit seinem Kollegen die Sache besprechen wolle.
Soviel demokratisches Denken hätte ich der DB gar nicht zugetraut aber ich blieb weiterhin optimistisch!

In Hamm wurde dann nicht nur der Zug geteilt, sondern auch das DB-Personal ausgetauscht - und die Einwechselspieler belebten auch prompt das (Possen)Spiel! Mein neuer Reiseleiter hielt sich nämlich strikt an die taktischen Anweisungen seiner Vorgesetzten, im Fußball würde man ihn wohl mit dem Typ "Jeremies" oder "Ramelow" (für die Jüngeren unter uns, auch möglich: "Maik Franz") gleichsetzen: Keine Kreativität aber gnadenlos im Zweikampf! Er ging weder auf Finten, Diskussionen noch Argumente ein sondern repetierte immerzu seinen Satz: "Wer seine Bahncard vergisst muss ein normales Ticket kaufen und kann sich später nach Entrichtung der 7 € Bearbeitungsgebühr die Hälfte des Ticketpreises rückerstatten lassen"! Diesen Satz hörte ich mir vier mal als Antwort auf unterschiedlichste Fragevariationen oder Vorschläge meinerseits an. Ich überlegte kurz ob ich mal schauen sollte wie häufig er den Satz hintereinander aufsagen kann, beließ es dann jedoch bei einem resignierten Kopfschütteln.

Nun kann ich mit so viel Borniertheit nur sehr schlecht umgehen und überlegte verzweifelt wie ich zumindest mit einem etwas besseren Gefühl die Sache beenden könnte. Übertragen auf den Gegenspieler von Jens Jeremies würde das wohl bedeuten: "Er hat mich zwar schachmatt gesetzt obwohl ich die besseren Ideen hatte aber vielleicht kann ich wenigstens noch eine Gelb-Rote-Karte gegen ihn erwirken". Leider kam ich jedoch auf keine Idee die einen Platzverweis nach sich ziehen würde (Ist auch schwierig bei einem Auswärtsspiel ohne Schiedsrichter) und so hielt sich meine Genugtuung in Grenzen als ich ihm die 24,50 € Nachzahlung in einem Schein und ca 35 Kleinstmünzen überreichte, Letztere klaubte ich in einer 2-minütigen Prozedur aus sämtlichen Taschen zusammen.

Bei der ganzen Sache ging es mir weniger um die Nachzahlung von 7 € (bringt ja hoffentlich auch einen Lerneffekt mit sich) als mehr um das leider nicht untypische Verhalten bei der DB: Die eine Hand weiß nicht was die andere tut, man bekommt immer wieder unterschiedliche Aussagen, bürokratische Regeln gelten mehr als der gesunde Menschenverstand und spätestens beim Gang zur Rückerstattung merkt man was die Aktion vor allem gekostet hat: Zeit und Nerven!
Somit wurde die DB in der erwähnten Sympathieskala nach kurzem Zwischenhoch auch gleich wieder heruntergestuft und so befindet sich die Bahn passender Weise nun eher am Ende der Tabelle in der Region der drei anderen B´s: Bayer(n), Beckenbodenbehandlungen und Buttersäure!

Zum Glück ruft jetzt aber auch noch ein anderes B und das lautet "Brasilien". Diesmal hoffentlich ungehindert von Aschewolken fliegen wir zunächst an den Äquator in den Norden des Landes, spielen dort ein von RedBull organisiertes Event "Nord- gegen Südhalbkugel" und anschließend geht es dann direkt weiter in den Urlaub nach Nevada und Kalifornien!
Bevor ich noch weiter für Missstimmung unter den Bloglesern sorge wegen Anstiftung zum Neid beende ich jetzt diesen Beitrag, packe die letzten Dinge und düse Richtung Frankfurter Flughafen!

Ich bin dann mal weg,

Euer Jonas
Aufrufe: 1667 | Kommentare: 2 | Bewertungen: 6 | Erstellt:20.09.2010
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KOMMENTARE
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taneu
20.09.2010 | 17:16 Uhr
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taneu : 
20.09.2010 | 17:16 Uhr
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taneu : 
Na, zum Glück gibts nach Brasilien keine Bahnverbindung, also keine direkte, vielleicht über Kamtschatka, aber da ist echt kalt.
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Red_7
20.09.2010 | 17:31 Uhr
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Red_7 : 
20.09.2010 | 17:31 Uhr
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Red_7 : 
Mal schauen.

Ich werde die Bahn in Richtung Nordrhein Westfalen am Wochenende mal anschauen, wie viele Abräumer unterwegs sind...
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