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15.10.2009 um 14:22 Uhr
Viele Verlierer trotz 1:1
Nach dem enttäuschenden und knappen 1:1 gegen Finnland gibt es trotz Unentschieden diverse Verlierer. Eine Aufzählung:

Nach der gesicherten WM-Qualifikation gegen Russland waren die Erwartungen für das Spiel gegen Finnland nicht allzu hoch. Man wusste, dass Trainer Joachim Löw viel rotieren lassen würde und die Mannschaft nicht um Leben und Tod auf Sieg spielen muss. Doch etwas mehr haben wir uns dann doch erwartet. Die Tatsache, dass man auch eineinhalb Stunden nach Anpfiff der Partie erst den Fernseher hätte einschalten können, um die erste (!) Großchance der deutschen Mannschaft zu begutachten, spricht Bände. Zu dieser Zeit, in der 77. Minute, als Mesut Özil den Ball unkonzentriert im Fünfmeterraum mit dem rechten Außenrist über das Tor hämmerte, hat der ein oder andere Fan das Stadion in Hamburg wohl schon gelangweilt verlassen. Trotz der geringen Erwartungshaltung und des nicht vorhandenen Drucks von Seiten der Zuschauer wurden sie dennoch enttäuscht. Jogi Löws Elf war bis zur Schlussviertelstunde nicht in der Lage, die klug verteidigenden Finnen aus dem Konzept zu bringen. Diese Tatsache macht die Fans im Stadion, die in der Hoffnung auf ein munter befreites Aufspielen des deutschen Teams Geld für die Eintrittskarte ausgegeben hatten, zum größten Verlierer des gestrigen Abends.

Neben den enttäuschten Fans war auch Joachim Löw selbst vollkommen bedient. Seine Umstellungen erwiesen sich als nicht WM-tauglich, seine Experimente waren größtenteils gescheitert und seine taktische Neuerung in Form eines 4-3-3-Systems nahm Spielern wie beispielsweise Cacau die eigentlichen Stärken. Sein Team erntete zur Halbzeit, während und nach dem Spiel gellende Pfiffe von den Rängen und er muss sich nun mit der Erkenntnis auseinandersetzen, dass manche seiner Ersatzspieler nicht bereit waren, ihre große Chance zu nutzen, sich für die letzten Testspiele vor der WM in Südafrika aufzudrängen. Auch wenn das Team von Jogi Löw, vor allem das letztendliche Ergebnis betrachtend, eine hervorragende WM-Qualifikations-Bilanz aufweisen kann, behält man die Nationalmannschaft zunächst aufgrund des lust- und glücklosen Auftretens gegen Finnland in schlechter Erinnerung. Diese Tatsache macht das Spiel gegen Finnland zu einem leicht vermeidbaren Eigentor, denn man hatte sich um den Lohn beziehungsweise den Beifall für die zurückliegende Qualifikation gebracht.

Doch nicht nur Joachim Löw hatte sich für das gestrige Spiel einen anderen Verlauf gewünscht. Auch so mancher Akteur, der von Löws Umstellungen nach der gesicherten Qualifikation profitierte, hat gestern eine wichtige Chance verpasst. Ich bin mir dessen bewusst, dass sich Spieler nicht sofort im ersten Spiel beweisen können, doch es gehört zur nötigen Klasse eines guten Nationalspielers, im entscheidenden Moment die größtmögliche Leistung abrufen zu können. Ein entscheidender Moment war das Spiel gestern beispielsweise für die Herren Beck, Cacau und Trochowski, die vor allem in der gestrigen Form sich wohl kaum Hoffnung auf einen Stammplatz in der WM-Formation ausrechnen können. Das Engagement will ich keinem der Spieler absprechen, vor allem Beck ging immer wieder weite Wege auf rechtsaußen und auch Cacau und Trochowski waren bemüht, sich für die Stammformation zu empfehlen, doch es fehlte an Cleverness, Spielübersicht, Entschlossenheit und manchmal auch am Glück.

Piotr Trochowski, der sonst im Dress des HSV regelmäßig für Wirbel am gegnerischen Strafraum sorgt, war gegen Finnland zu sehr darauf fixiert, sich vor heimischem Publikum zu beweisen. Zu eindeutig waren seine Laufwege, zu unkonzentriert sein Abschluss. Auch Andreas Beck fiel es schwer, sich ins Rampenlicht zu spielen. Zwar lief das Spiel oft, angetrieben durch Beck, über die rechte Seite, doch es fehlte an Durchschlagskraft und Entschlossenheit. Zudem waren Becks Vorstöße in Zusammenarbeit mit Cacau meist ideenlos, was sich beispielsweise in der 33. Minute verdeutlichte: Nach einer Kombination über Ballack und Cacau kam Beck erneut an den Ball und versuchte von rechts in den Strafraum einzudringen. Doch im Duell mit Porokara fehlte ihm der Mut und nach ein paar versuchten Übersteigern drehte er ab, versuchte nochmals mit schlichten Körpertäuschungen seinen Gegner abzuschütteln bis er schließlich aus der Drehung heraus unpräzise flankte. Finnlands Keeper Jääskeläinen bedankte sich für die leichte Beute und pflückte die Hereingabe gelassen herunter. Abgesehen von der mangelnden Unterstützung für die Offensive sah Beck auch als Verteidiger nicht immer gut aus. Vor dem Gegentor verlor er sowohl Zweikampf als auch das anschließende Laufduell gegen den flankenden Porokara.

Einer der schwächsten, wenn nicht gar der schwächste Akteur neben Thomas Hitzlsperger war sein Kollege aus Stuttgart: Cacau. Er zeigte sich zwar engagiert, doch konnte sich als rechter Flügelstürmer nie entscheidend durchsetzen. Zu seiner Entschuldigung gilt es zu erwähnen, dass er in Stuttgart in dieser Saison bisher immer als zweiter Stürmer in einem klassischen 4-4-2-System spielte und in Löws Formation als offensiver Rechtsaußen auch seiner Mittelstürmerqualitäten beraubt wurde. Dass er dennoch meist vollkommen desorientiert war und so wenig Gefahr ausstrahlte wie gestern, lässt sich nur durch die taktische Änderung Löws nicht begründen.

Zwar werden die drei genannten Akteure weiterhin ihre Chancen erhalten, doch der gestrige Auftritt war schlicht und ergreifend ein Eigentor, ein Schritt in die falsche Richtung. Der Fairness halber gilt es zu erwähnen, dass auch ein Großteil des rechtlichen Teams eine schwache Partie ablieferte, doch vor allem Beck und Cacau sind wohl von den gestern aufgelaufenen Spielern am weitesten von der Stammelf für die WM entfernt. Trochowski darf sich dank seiner größeren Länderspielerfahrung und den teilweise ordentlichen Auftritten zuvor noch größere Hoffnung auf einen Stammplatz machen. Dennoch sollte auch er sich nicht mehr allzu viele Partien in der Form vom Spiel gegen Finnland erlauben.
Aufrufe: 2421 | Kommentare: 15 | Bewertungen: 5 | Erstellt:15.10.2009
ø 7.0
KOMMENTARE
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Mutu77
15.10.2009 | 15:55 Uhr
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Mutu77 : 
15.10.2009 | 15:55 Uhr
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Mutu77 : 
Du hast Cacau einmal mit O geschrieben (Cacao).

Artikel ist gut geschrieben, aber generell wird mir ein wenig viel Wirbel um die Sache gemacht
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xxlhonk
15.10.2009 | 17:47 Uhr
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xxlhonk : 
15.10.2009 | 17:47 Uhr
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xxlhonk : 
Ich bin da bei Mutu.
Solange ich zurück denken kann (und das ist sehr lange), hat die N11 nach einer erfolgreichen Qualifikation nie auch nur ein anständiges Spiel gemacht.
Nie.
Und das wird sie auch nie tun, denn wenn wir ein anständiges Spiel sehen wollen, müssen auch alle 11 Spieler auf dem Platz gewinnen und alles geben wollen.
Tun das nur zwei oder drei nicht, rteicht das Niveau nicht.
Und das liegt weder an den "Ersatzspielern" noch an der Aufstellung.
Das ist eine Qualitätsfrage und auch eine Mentalitätsfrage.
Und ich kann die N11 Spieler verstehen.
Die haben alle am WE ein Spiel mit ihrem Arbeitgeber.
Niemand will sich verletzten.
Erst Recht nicht, wo man nach Südafrika fährt.
Wer sich jetzt verletzt gefährdet seinen Status.
Will keiner.
und wollte auch nie einer.
Das weiß man aber.
Einer der Gründe, warum ich mir solche N11-Spiele niemals anschaue.
Weder im Stadion, noch im TV.
Da gucke ich lieber Turbine Potsdam - TeBe Berlin.
Auch als Frauenfreundschaftsspiel.
Also.
Nicht aufregen.
Weder über das Spiel, noch über die Spieler.
Und dieses Spiel bloß nicht als Bewertungsgrundlage nehmen.
Löw wird keinem der eingesetzten Spieler nach diesem Spiel sagen:
DU bist raus.
Das kommt, wenn überhaupt, später.
Aber nicht nach der Qualifikation.

Aber das lernt ihr auch noch.
Früher oder später.
Ihr müsst nur ein paar WMs mehr auf den Buckel bekommen

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Büchsenmacher
15.10.2009 | 17:59 Uhr
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Büchsenmacher : Habe zwar wesentlich
15.10.2009 | 17:59 Uhr
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Büchsenmacher : Habe zwar wesentlich
weniger WM 's auf dem Buckel
wie der olle da
sehs aber ähnlich die Spannung
war raus bis zu den Freundschaftsspielen
vor der WM kannste da nicht mehr viel
erwarten !
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Josh9
15.10.2009 | 18:05 Uhr
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Josh9 : 
15.10.2009 | 18:05 Uhr
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Josh9 : 
Für Löw waren beide Spiele auf jeden Fall sehr aufschlussreich.

er weiss jetzt ungefähr wer in der ersten 11 spielt und wer nich.

Trottlowski,Cacau, Gomez, Hitzl werden auf jeden Fall die Bank bekleiden.
Aufgedrängt haben die sich nicht.

Kleine Baustelle ist vielleicht noch der rechte Aussenverteidiger.

Ansonsten sieht es alles ziemlich gut aus.
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jackoncrack
15.10.2009 | 18:17 Uhr
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15.10.2009 | 18:17 Uhr
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Ich fand den Beck in der 2. Halbzeit eingentlich gar nicht so übel, hatte wahrscheinlich die meisten Ballkontakte. Und hat was nach vorne gemacht.
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Daniel_R
15.10.2009 | 18:21 Uhr
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Daniel_R : 
15.10.2009 | 18:21 Uhr
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Daniel_R : 
@josh9: Zum Thema "Rechter Außenverteidiger": Schau mal in meinen vorletzten Blog
@jasoncrack: Wie gesagt, engagiert war Beck durchaus, aber was meinst du mit "er hat was nach vorne gemacht"? Die meisten seiner Flanken landeten beim Gegner, zudem waren seine Vorstöße meist ziemlich durchschaubar.
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jackoncrack
15.10.2009 | 18:27 Uhr
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15.10.2009 | 18:27 Uhr
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Wenigstens flankt er (im Vergleich zu manchen anderen Verteidigern) und macht was nach vorne, bzw. wie du schon schriebst, trägt er den Ball nach vorne. Naja, also wie soll ich sagen, wenn die ganzen Mitspieler um dir rum, nichts gebacken kriegen, ist es halt vielleicht auch schwer, besonders zu glänzen.
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Josh9
15.10.2009 | 18:27 Uhr
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Josh9 : 
15.10.2009 | 18:27 Uhr
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Josh9 : 
ja, habs gerade gelesen.

Schäfer seine Auftritte waren unterirdisch.
Lahm sehe ich auf links.

Boateng in die IV ist auch ein Risiko. ist einfach zu grün der junge.
Westermann gefällt mir da auch nicht so richtig.

naja, ist noch ein wenig hin bis zur WM

gegen kleinere Gegner würde ich schon Beck auf RV stellen.
Beck braucht halt auch einen spielstarken RM mit dem er sich durch die Seite kombinieren kann.
Gegen große Gegner vielleicht eher Friedrich obwohl der zur Zeit echt nicht in Topform ist. eher in Flopform
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jackoncrack
15.10.2009 | 18:29 Uhr
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15.10.2009 | 18:29 Uhr
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Sonst Beck auf Rechts und Boateng IV, wäre die wie ich finde humanste Lösung...
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jackoncrack
15.10.2009 | 18:32 Uhr
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15.10.2009 | 18:32 Uhr
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Also, Beck hatte ja letztes Jahr sogar den Ribery gemeinsam mit Weis im Griff...nun n schlechten Saisonstart und aufsteigende Form. Trotz alle dem wie Josh schrieb, bisschen jung und grün für die ganz großen Kaliber bei der WM
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