Vedad Ibisevic hat eine höchst mittelmäßige Hinrunde hinter sich. Das letzte Spiel gegen den VFL Wolfsburg war symptomatisch für seine bisherige Saison: Mehrere Großchancen - die ein Bundesligastürmer normalerweise im Tor unterbringen sollte - ließ er liegen. Selbst wenn er ansonsten ordentlich spielte und auch die Vorlage zum 2:0 durch Gylfi Thor Sigurdsson gab: Für einen Stürmer war seine Chancenverwertung nicht nur in diesem Spiel, sondern über die komplette Saison mangelhaft.


Letztendlich schoss er 5 Tore, dazu gesellen sich 2 Torvorlagen. Keine wirklich überragende Bilanz. Außerdem musste er häufiger um seinen Stammplatz zittern, vor allem nach seiner unnötigen roten Karte im Pokal gegen Ingolstadt drohte er diesen fürs Erste zu verlieren.
Nichtsdestotrotz kämpfte er sich zwar immer wieder zurück in die erste Elf, doch insgesamt waren diese 17 Saisonspiele kein Vergleich zu so erfolgreichen Zeiten wie der Hinrunde 2008, als Ibisevic fast den Rekord von Gerd Müller (der einst zu 20 Hinrundentoren kam) knackte und 18 Tore erzielte.

Alleine durch diese wirklich phänomenale Hinrunde zahlte er die 1,0 Millionen Euro Ablöse zurück, die er der TSG 2007 kostete, als er von Alemannia Aachen kam. Damals spielte er beim Team von Ralf Rangnick auch nur ein Jahr, das unter der Kategorie "durchwachsen" eingeordnet werden kann, groß überzeugen konnte er im Grunde genommen nie.
Er war nicht einmal Stammspieler, da im Sturm Chinedu Obasi und Demba Ba fast über die komplette Saison gesetzt waren. Nur wenn einer von diesen ausfiel oder er mal zu einem Kurzeinsatz kam konnte er seine durchaus vorhandene Klasse aufblitzen lassen.




So sah man Ibisevic zuletzt doch häufiger: Verzweifelt. Noch sucht er vergeblich seine Form aus dem zweiten Halbjahr 2008.


Der Knackpunkt hin zu den fast legendären Toren beim Herbstmärchen in Hoffenheim war dann aber die Vorbereitung auf die Saison 2008. Ibisevic legte damals schon eine richtig starke Vorbereitung hin, konnte in den Testspielen (auch wenn diese bekanntlich nicht immer sehr aussagekräftig sind) immer wieder auf sich aufmerksam machen und konnte die meisten Vorbereitungstore der TSG schießen.
Hinzu kam, dass Chinedu Obasi unbedingt nach China wollte, wegen den olympischen Spielen. Dies bedeutete, dass er für die TSG zum Beispiel beim ersten Saisonspiel gegen Cottbus nicht dabei sein konnte. Und so war Ralf Rangnick gezwungen Vedad Ibisevic spielen zu lassen, was wie gesagt wegen der starken Vorbereitung jedoch sowieso kein Problem war. Und prompt gelangen dem Bosnier zwei Treffer, unter anderem das erste Bundesligator Hoffenheims überhaupt in der Bundesliga!

Damals nahm das Märchen seinen Lauf und Ibisevic gelangen weitere 16 Tore, sein letztes in der Saison war das 1:0 gegen den FC Bayern München. Ibisevic hatte damals alles was einen ganz starken Stürmer auszeichnet: Er stand immer dort wo ein Stürmer stehen muss, immer richtig. Dazu kam, dass er unglaublich abschlussstark war, fast jeder Ball von ihm fand zu diesen Zeiten den Weg ins Tor. Vor allem letzteres kann man vom Bosnier heutzutage leider nicht mehr behaupten.

Gespannt warteten also alle auf die Rückrunde, die Frage war ob Ibisevic an seine unfassbaren Leistungen anknüpfen kann. Doch dann sollte sich Ibisevic das Kreuzband reißen. Im Testspiel gegen den Hamburger SV, bei dem leider der Grundstein für eine richtig schlimme Hoffenheimer Rückrunde gelegt wurde, verletzte er sich schwer. Früh stand fest, dass die Saison für ihn gelaufen war, weitere Tore würde er nicht schießen können.

So richtig in Fahrt kam Ibisevic seitdem nicht mehr. Zwar schenkte ihm Hoffenheim frühzeitig und noch während seiner Verletzung das Vertrauen, als man seinen Vertrag nochmals um ein paar Jahre verlängerte. Aber schon der Anfang der nächsten Saison war nur sehr durchschnittlich, das erste Tor seit der schweren Verletzung ließ lange auf sich warten.

Gegen die Hertha aus Berlin allerdings war es dann soweit. Gleich in den ersten Minuten des Spiels legte er den Ball in die Maschen, zwei weitere Tore sollten noch in der ersten Halbzeit folgen. Ibisevic schien zurück zu sein, langsam kam Hoffnung auf, dass er endlich ansatzweise wieder die Leistungen bringen kann, die er vor seiner Verletzung brachte. Mittlerweile muss man aber ernüchtert feststellen, dass er dies nicht schaffen konnte.

Und so wird mittlerweile sogar wild darüber spekuliert ob ein Abschied aus Hoffenheim anstehen könnte. Unter anderem wurden zuletzt die Tottenham Hotspurs und der SV Werder Bremen als mögliche neue Arbeitgeber ins Gespräch gebracht. Zwar erwiesen sich diese Gerüchte mehr oder weniger als Ente, dennoch zeigt es, dass Ibisevic in Hoffenheim längst nicht mehr unantastbar ist.



Ich würde mir auf jeden Fall wünschen, dass Ibisevic in Hoffenheim bleibt und weiter möglichst oft für uns einnetzten kann, denn für die TSG ist Ibisevic ja fast schon so etwas wie eine ganz, ganz kleine Legende.
Zumindest war er die prägende Figur als Hoffenheim Herbstmeister wurde. Und das wird so schnell niemand vergessen, besonders nicht in Hoffenheim!