Eine Real-Life Doku für interessierte..

Trainer? Haben immer Unrecht, sind Pappnasen, stellen grundsätzlich die Falschen auf und ihre Taktik ist meistens maximal so gewitzt wie der Schäferzug beim Schach. Ob Kreisklasse oder Bundesliga, ob Champions League oder Dorfteichcup-Gründe fürs Scheitern werden oft zuerst beim Coach gesucht. Selbsternannte Experten kommen aus allen Löchern gekrochen und treffen sich auf Sportportalen, in Stammkneipen oder schimpfen einfach verzweifelt alleine vor sich hin. Eine wunderbare Situation, keine Verantwortung, viele Ideen und vor allem ein Blick dafür, was alles nicht funktioniert. Natürlich hätte jeder dieser Stammtischexperten die deutsche Nationalmannschaft locker durchs EM-Halbfinale gecoacht. Einen kettenrauchender Italiener und einen in die Jahre gekommenen Spielmacher zu stoppen kann auch wirklich nur für Bundes-Jogi ein Problem darstellen.
Die Nachfolge vom alten Osram beim FCB könnten wir alle antreten, schließlich ist keiner von uns so senil und vergisst Woche für Woche das Auswechseln. Ach was gibt es eigentlich leichteres als auf den gut gepolsterten Trainersesseln zu lümmeln und sein Team zum Erfolg zu führen? Und jetzt behaupte ja keiner ich könnte das nicht, welcher Trainer würde es schließlich schaffen mit Dynamo Dresden auf den Thron Europas vorzupreschen???Keiner? Unsinn sagt mein Fußballmanager 2012 Spielstand.


Ja, so oder ähnlich desillusioniert war ich im als im Dezember 2010 auf der vereinsinternen Jahresmitgliederversammlung Stimmen laut wurden, es wären zu wenige Trainer im Verein und man suche einen engagierten, kompetenten Sportfreund, der sich dem kümmerlichen Rest unserer D-Junioren annehmen könnte. Eine erschreckend einfache Aufgabe für jemanden, der alles besser weiß als jeder Bundesligacoach und zumindest in der surrealen Welt als Manager alles gewonnen hat, was das Herz begehrt. Da sich der BVB mit Kloppo auf dem Vormarsch befand und eine Trennung dort nicht absehbar schien, dachte ich mir fange ich halt klein an und bringe erst einmal Kinder zwischen 9 und 12 Jahren auf Hochtouren. Sollte kein Problem sein, Hauptsache die Pokale glänzen ähnlich schön wie im Fernsehen und die Zuschauer sind nicht so ein Operettenpublikum wie in der Allianzarena teilweise zu Gange ist.

6Wochen später, angekommen in der Realität.
Ein kalter Februar Tag, 17 Uhr, Rückrundenauftakt der D-Junioren. Ambitioniert schloss ich das Sportplatztor auf, mit Plänen über technisch perfekten, kombinationssicherem Zauberfußball ala Barcelona im Gepäck und fragte mich wie viele Jungs das erste Training unter dem neuen „the special One" am Fußballhimmel erleben wöllten.
17:10 Uhr war mir klar, das es wohl nur einer sein wird und ich wiedererwartend heute auch nicht mit der Presse sprechen muss, sondern nur mit einem Vater der wild entschlossen ist seinen Sohn abzumelden, weil der Verein ein Sauhaufen, der Platz eine Kathastrophe und die Anzahl, sowie die Qualität der Mitspieler seines Filius absolut nicht seinen Erwartungen entspricht. Und wenn man ehrlich ist, hatte er nicht mal Unrecht. Die Mannschaft die ich trainieren sollte nahm aufgrund der geringen Spieleranzahl(6) nicht am Spielbetrieb teil und am Training scheinbar auch nicht. Der Sportplatz glich einer Mischung aus einer Wiese und Matsch(wobei der Matsch klar in Führung lag) und der Vorstand war geschlossen nicht anwesend, obwohl das doch eigentlich vereinbart war. Sein Sohn(Spieler mit der Rückennummer 6) schien dagegen Lust auf Fußball zu haben und konnte zu meinem erstaunen den Ball doch ungefähr doppelt so oft oben halten wie es mir jemals gelungen war. So stand ich da an meinem ersten Tag als Trainer und sehnte mich in mein warmes Zimmer vor den Flachbildschirm zurück. Dynamo stand schließlich im Weltpokalfinale.


Anm.: Dies soll die Eröffnung einer Blogreihe werden in der ich meine eigenen Erfahrungen als Jugendtrainer verarbeite. Ich habe die Aufgabe seit Dezember 2010 inne und würde in den nächsten Blogs die seit dem vergangene Zeit zusammenfassen und damit einen Einstieg und zugleich eine Übersicht der Entwicklung geben. Danach möchte ich wöchentlich oder zweiwöchentlich meine Arbeit mit den Kindern und deren Entwicklung reflektieren. Hierzu werde ich Auszüge aus meiner Trainingsarbeit geben, meine Einflüsse erläutern und natürlich über die Punktspiele(ja mittlerweile gibt es welche) berichten. Ich erhoffe mir daraus eine bessere Einschätzung für meine eigene Arbeit und wäre begeistert wenn es interessierte Leser und Feedbackhinterlasser gäbe. Für Anregungen, Kritik und/oder andere Erfahrung wäre ich nicht nur offen sondern ich bitte förmlich darum.

Zudem möchte ich eventuelle Fehler entschuldigen, da es ist mein erster Blog ist .


für alle denen es gefallen hat hier gehts zu teil 2