Edition: Suche...
Videos
Fotos
Favoriten
13.01.2012 um 21:08 Uhr
Thierry, j'adore!
Warum ist man Fan? Woher kommt das? Liegt es im Genom versteckt oder entscheidet der Kaiser höchstpersönlich über unser aller Schicksal? Emotionen und Gruppendynamik mögen ein großer Anziehungspol für viele Fans von Wettkampfsportarten sein. Schöne Sache. Doch wie bringen wir sie rüber und wie geben wir sie weiter an nachfolgende Generationen?

Wenn ich vor der Aufgabe stehen werde, ein Kind für die Grün Weißen zu begeistern, dann werde ich ihm die Geschichte vom HSV und den drei großen geplatzten Träumen erzählen. Ich werde mit aufgeregter Stimme und weit aufgerissenen Augen dort sitzen und diesem Kind klarmachen, was passiert ist. Ich werde ein Stück Papier nehmen, es zusammenknüllen und eine Kugel daraus formen. Ich werde eine Kette nehmen und die Kugel als Anhänger benutzen. Ich werde ihm diese Kette schenken und er wird begeistert sein.
Doch was viel essentieller ist, ist die Begeisterung für den Sport im Allgemeinen. Und dafür muss ich eine Geschichte aus dem Hut zaubern, die noch viel größer ist. Diese Geschichte steht stellvertretend für jeden Fan und fleißigen PlayStation Spieler, der mit seinen eigens erstellten Charakter seinen Verein von Titel zu Titel schießt.

Diese Geschichte beginnt mit einem Franzosen. Sein Name ist Thierry Henry,
geboren in Paris. Aufgewachsen in Paris und fußballerisch ausgebildet in Monaco. Von Arsene Wenger wurde er im Fürstentum entdeckt und später schnell in die Premier League importiert. In den sieben Jahren, in denen „Titi" für die Gunners spielte, erzielte er 226 Tore und gab etliche Torvorlagen. Weltfußballer hätte er werden müssen, doch es standen ihm Leute, wie Zinedine Zidane im Weg.

Die Hand hat er benutzt auf seinem Pfad. Gelogen hat er. Doch wer soll ihm das übel nehmen. Er ist Mensch. Kapitän der Grande Nation, die im Begriff ist zu scheitern. Im Affekt nimmt er die Hand zur Hilfe. Die Iren fliegen raus und dürfen nicht mit nach Südafrika. Maradonna besitzt die Hand Gottes. Damian Duff hätten sie wohl ein Denkmal gebaut, hätte er mit diesem Handspiel das entscheidende Tor vorbereitet. Alles alter Tobak. Alte Geschichten. Hundert mal diskutiert. Jeder weiß wer Thierry Henry ist.

Er ging. Weg von der Liebe, die ihn aufgebaut und stark gemacht hat. Nach Barcelona, wo er zeitweise ohne zu murren auf der Bank Platz nahm. Hier holte er den Titel, den er sich mit Arsenal so sehnlich gewünscht hatte. Dann New York. In seiner ersten kompletten amerikanischen Saison lief es gut für ihn. Dass er irgendwann zu Arsenal zurückkehren wird, davon macht Henry kein Geheimnis. MLS Spieler wie Beckham und Donovan lassen sich regelmäßig in der spielfreien Zeit ausleihen. Arsenal hat Sturmprobleme, da außer RVP niemand trifft. Afrika Cup vor der Tür. Henry darf kommen. Er hat sich verändert. Er ist langsamer, aber immer noch ein Wettkämpfer, der sich immer versucht weiter zu pushen. Weiter als die anderen. So hat er es als Kind von seinem Vater gelernt.


Er kommt aus einer Gegend, die aufgrund politischer Schnellschüsse aus dem Boden gestanzt wurde. Ohne viel Planung. Niedrige Mieten und Perspektivlosigkeit auf dem Land, sowie soziale Missstände in den nordafrikanischen Küstenrepubliken, taten ihr Übriges dazu. In den Banlieus kann es nur der zu etwas bringen und den tristen Betonbauten entkommen, der schneller ist als die anderen und einen unbändigen Willen mitbringt. Es gab einen Ball für den gesamten Block. Das Glück hier eine Familie zu haben, die dich unterstützt und hilft auf dem rechten Weg zu bleiben, ist unbezahlbar.

Henry hat nicht nur ewige Liebe geschworen, sondern diese auch verinnerlicht. Während seiner letzten Monate in Barcelona wurde viel über seine Zukunft gesprochen und spekuliert. Es wurden viele Vereine aus England oder auch Italien oder Spanien genannt. Für ihn war das Kapitel Europa aber geschlossen. Wo sollte er noch hin? In England würde er kein anderes Shirt als das von Arsenal tragen. In Spanien hat er bei dem großen Klub gespielt und alles gewonnen. Reizt da einen noch die Seria A? New York lässt sich seine Dienste viel kosten. Kaum ein anderer Klub konnte da mithalten.

Doch auch seine Beziehung zu Arsenal ist jetzt eine andere. Er hat den Klub als Stürmer, als Profi, verlassen. Er kommt wieder als ein Fan. Er sieht sich selbst nicht als Alternative für die Bank oder als Held, auch wenn er mittlerweile als Bronzestatue vor dem Emirates jubelt (nach einem Solo über den kompletten Platz gegen Erzfeind Tottenham). Er will ein Teil der Mannschaft sein. Ein Bankplatz? Für ihn zu optimistisch. Gegen Leeds gehört er dann doch zum Kader.

0:0 nach 60 Minuten. Arshavin und Co schießen alles nebens Tor, was ihnen vor die Füße kommt. Arsenal hat zuletzt trotz Chancenüberlegenheit immer wieder Punkte verloren. Die Fans sind nervös. Henry macht sich warm. Das Stadion macht mit.

Nach 70 Minuten ist der Moment gekommen. Chamakh geht vom Platz. Titi kommt. Die Zuschauer klatschen und singen, als ob es keinen Morgen gäbe. Er wirkt sichtlich berührt und nervös.

80. Minute. Pass von Alex Song in die linke Strafraumhälfte. Henry nimmt den Ball an und schiebt ihn aus spitzem Winkel ins lange Eck. So als wäre er nie weggewesen. So wie immer. Er explodiert, rennt wie ein junger Hund erst Richtung Publikum, dann Richtung Bank. Die Freude in seinem Gesicht ist überwältigend. Da war er. Der Fan, der seinen Controller aus der Hand gelegt hat und Teil des Spiels geworden ist. Wer von uns hat sich denn noch nie vorgestellt wie das wohl ist, ein Tor für seine Mannschaft zu erzielen. Und es war ja nicht nur irgendein Tor. Es war das Siegtor, das entscheidende Tor. Man stelle sich dieses Grinsen in unseren Gesichtern beim bloßen Gedanken daran vor.


Wenn Köpfe platzen könnten, wäre das Trikot wohl noch zu retten gewesen

Es sind Spiele wie diese, die mir vor Augen führen, was Henry sportlich geleistet hat. Aber es gibt vielleicht bessere oder komplettere, modernere Stürmer. Es gibt Spieler, die weitaus länger ihrem Klub die Treue gehalten haben und immer nur das eine Jersey trugen. Für mich hat Henry aber etwas ganz anderes an sich. Eine ganz eigene Magie. Jeder, der ihn bei Arsenal im Highbury hat spielen sehen, sagt das Gleiche. Ein Geschenk, welches mir nie zu Teil wurde. Der Mensch Henry, für mich einzigartig. Er strahlt auf mich eine solche Sympathie und Ruhe aus, dass ich es kaum glauben kann. In einem Interview sagte er einmal, dass er seine Freundschaft nicht so einfach hergibt, sondern nur einen kleinen Kreis enger Vertrauter besitzt. Im Zeitalter von Facebook und in einem oberflächlichen Geschäft, wie es der moderne Fußball nun einmal ist, eine seltene Ansicht. Wenn ich anfange Parallelen zu suchen und diese dann auch finde, komme ich regelmäßig zu dem Entschluss, dass uns wohl nur das Talent für den Ball unterscheidet. Zumindest glaube ich das in diesen Momenten.
Aufrufe: 9332 | Kommentare: 18 | Bewertungen: 33 | Erstellt:13.01.2012
ø 9.8
KOMMENTARE
Um bewerten und sortieren zu können, loggen Sie sich bitte ein.
Zyrock
15.01.2012 | 14:50 Uhr
2
-1
Zyrock : 
15.01.2012 | 14:50 Uhr
-1
Zyrock : 
Toller Blog über den in meinen Augen komplettesten Stürmer aller Zeiten. Fast eine Schande, dass er nie Weltfußballer geworden ist. Auch wenn er sagt er ist erst Arsenal-Fan geworden, als er gegangen ist, glaube ich er war es die ganze Zeit. Er hat es aber erst gemerkt, als er nicht mehr in London war. Als er plötzlich den größten Pokal im Vereinsfußball gewonnen hat und wusste, dass das nicht sein Traum war, weil er es nicht mit seinem Club geschafft hat.
Bei allem, was negativ über ihn gesagt werden kann: Henry ist eine lebende Legende, einer der größten Gunner aller Zeiten und im Moment einfach nur ein Fan, der für wenige Wochen den Traum aller Fans leben und (wieder) für seinen Verein spielen darf!
2
Monaldinho
15.01.2012 | 15:00 Uhr
1
0
Monaldinho :  defintiv 10 Pkt.
15.01.2012 | 15:00 Uhr
0
Monaldinho :  defintiv 10 Pkt.
Also sehr viel mehr braucht man darüber nicht zu sagen Henry ist einer der sympathischsten Fussballer überhaupt und zudem noch einer der Besten !

Ich habe das Spiel gegen Leeds gesehen das Emirates stand Kopf und ich glaube die ganze Fussballwelt die das gesehen hat ebenfalls es war einfach nur Gänsehautfeeling !!

Solche wunderbaren Geschichten schreibt nur der Fussball und ich hoffe das Titi in den restlichen knapp 2 Monaten noch ein paar mal einnetzen wird für die Gunners !!
1
Pirolmaster
15.01.2012 | 16:38 Uhr
0
0
15.01.2012 | 16:38 Uhr
0
Stark!
0
KoBr24
15.01.2012 | 16:51 Uhr
0
0
KoBr24 : 
15.01.2012 | 16:51 Uhr
0
KoBr24 : 
Ich finde gerade die ersten Abschnitte dieses Blogs sehr sprunghaft. Außerdem ist dein Schreibstil an manchen Stellen extrem abgehackt. Das stört leider beim lesen, weil es nicht flüssig ist.

Schade, man hätte mehr aus der Story - Thierry Henry machen.


Btw. ich bin mir nicht sicher, ob Arsene Wegner Henry bei Monaco entdeckt hat, aber zumindest hat Thierry vor Arsenal noch kurz bei Juventus Turin gespielt.
0
rudeloy
15.01.2012 | 18:07 Uhr
0
0
rudeloy : 
15.01.2012 | 18:07 Uhr
0
rudeloy : 
abgehackt kann sein. aber so hatte ich es bei beim schreiben im Gefühl.

Titi ist 1993 zu Monaco gegangen und Wenger hat den Club 94 wieder verlassen. Aber Henry sowie Wenger haben in Interviews einen Kontakt in Monaco bestätigt. Titi war als junger Spieler sehr begeistert, dass ihn Wenger damals schon mit Vornamen kannte, obwohl er nur Nachwuchsspieler war.
0
Gnanag
15.01.2012 | 19:10 Uhr
0
0
Gnanag : @anti
15.01.2012 | 19:10 Uhr
0
Gnanag : @anti
Klar, hast Recht. Ich hätte es ihm und Arsenal damals eben sehr gegönnt, waren einfach ein tolles Team.

Aber dass ihr gewonnen habt ging natürlich auch absolut in Ordnung, schon allein wegen Ronnie, den musste man ja liebhaben
0
julius91
15.01.2012 | 22:36 Uhr
0
0
julius91 : 
15.01.2012 | 22:36 Uhr
0
julius91 : 
Sehr gute hommage an henry.

Es gibt glaube ich keinen Fußballer der dermaßen sympatisch und liebenswürdig herüber kommt wie Thierry Henry. Allein als ich seine rede zur einweihung seiner bronzestatue gesehen habe ist mir ganz warm geworden. Ein Fußballer wie er sein soll! Es gibt wenige Fußballer die von Fans aller Clubs dermaßen respektiert und bewundert werden. Es waren nicht nur seine unglaubliche Performance auf dem Feld sondern auch seine persönlichkeit abseits des Platzes die ihn zur Legende machen der nahezu jeder Fußballfan Respekt zollen kann.
Danke dass du das in diesem Beitrag so schön zur Sprache gebracht hast, besser hätte man es kaum formulieren können!
#thekingisback
0
funkbarrio
16.01.2012 | 04:18 Uhr
0
0
funkbarrio : 
16.01.2012 | 04:18 Uhr
0
funkbarrio : 
Ich finde den Ansatz mit dem Fan und dem Video-Spiel ziemlich interessant, aber leider aus der puren Emotion aus dem mir das Teil geschrieben scheint und die sicherlich beabsichtigt ist, nicht genügend ausgebaut.

Ich weiß nicht, ob ich mich täusche, aber das Teil scheint mir in einem emotionalen Moment runtergehauen geworden zu sein und zweimal durchgelesen hast du es wahrscheinlich auch nicht...

Finde es prinzipiell ganz gut, aber aus der guten Idee hätte man vielleicht mehr draus machen können... Kurze Sätze ist ein Stilmittel, den ich persönlich mag und normalerweise auch eine gewisse Schnelligkeit reinbringt. Das passt eigentlich ganz gut zu dem Text. Ist halt nicht jedermanns Sache...
0
COMMUNITY LOGIN
Du bist nicht angemeldet. Willst Du das ändern?
Benutzername:
Passwort:
 

Wir aktualisieren unsere Nutzungsbedingungen und unsere Datenschutzrichtlinie. Wir haben neue Community-Richtlinien zur Inhaltsnutzung - Verhaltenskodex eingeführt und mehr Informationen darüber bereitgestellt, wie wir Ihre Daten erheben und nutzen. Indem Sie unsere Website und unsere Dienste weiterhin nutzen, stimmen Sie diesen Aktualisierungen zu.
Neueste Kommentare
TakeItEasy
Artikel:
Booker ein Bust :et:
29.04.2024, 12:51 Uhr - 14 Kommentare
Dortmund_ftw
Artikel:
hat der noch was im Tank oder ist es jetzt zeit für Saudi Arabien?
29.04.2024, 12:50 Uhr - 0 Kommentare
Sunset
Artikel:
Nur als RV. Und dann maximal 10 Millionen Gehalt. Mehr rechtfertigt seine L
29.04.2024, 12:50 Uhr - 3 Kommentare
Turnbeutel
Artikel:
Nübel hat halt wirklich mindestens 1 Minute der Nachspielzeit den Ball gehal
29.04.2024, 12:50 Uhr - 25 Kommentare
Poehler09
Artikel:
isEgal Warum hat wohl Ricken den Posten bekommen und nicht Kehl oder wer ext
29.04.2024, 12:49 Uhr - 108 Kommentare
sdf
Artikel:
Ich dachte er nennt sich selbst
29.04.2024, 12:49 Uhr - 0 Kommentare
Sunset
Artikel:
Wenn Mick sich aktuell gut anstellen tut, fährt er nächste Saison für Alpin,
29.04.2024, 12:48 Uhr - 2 Kommentare
CinqueStelle
Artikel:
In den Spielen macht es den Eindruck als hätte towns seine Rolle angenommen.
29.04.2024, 12:46 Uhr - 13 Kommentare
BundesBabo23
Artikel:
Bei Bayern hatte Nagelsmann wenig Spielraum den Holzfuss Goretzka aus dem Sp
29.04.2024, 12:45 Uhr - 14 Kommentare
midgard
Artikel:
Was wäre denn mit Pavlovic, wenn Tuchel seine Holding 6 bekommen hätte. Der
29.04.2024, 12:44 Uhr - 81 Kommentare