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30.06.2012 um 19:01 Uhr
The Lost Habit Of Winning 2
Falsche Zufriedenheit

Unsere Mannschaften reißen nichts mehr, weil sie zufrieden sind. Sie werden selbst nach Misserfolgen und Niederlagen gefeiert. Wer nach einer Niederlage ein gefeierter Held ist, der braucht nicht zu siegen. Damit meine ich nicht, dass wir unsere Spieler nach einem zweiten Platz steinigen und konsequent ausbuhen sollten, Gott bewahre, wir müssen noch immer hinter ihnen stehen. Aber man darf niemanden für Misserfolge feiern. Wir müssen sie antreiben besser zu werden, ihnen Rückendeckung auf ihrem Weg geben statt ihnen den Eindruck zu vermitteln die Abkürzung über den zweiten Platz täte es auch.


Fehlender Hunger

Mir fehlt allgemein aber auch der Hunger bei weiten Teilen der Fans, speziell bei der Nationalelf. Oft habe ich den Eindruck der Großteil der Public Viewer will nur Party. Fußball als reines Mittel zum Zweck, als Vorwand zum gemeinschaftlichen Saufen und feiern. Da rücken Spiel und Ergebnis schnell in den Hintergrund. Eine Mannschaft braucht Fans die wollen, die geil auf Titel sind. Die sie anpeitschen und ihnen das Gefühl geben siegen zu müssen. Dies tun aber 500.000 Leute am Brandenburger Tor nicht. Die feiern einfach. Egal, ob man gegen Griechenland siegt oder gegen Italien verliert. Es wird gefeiert.


Der fehlende Glaube an die eigene Stärke

Diesen Glauben habe ich schon mal angesprochen, möchte ihn aber noch kurz an einem aktuellen Beispiel thematisieren. Das aktuelle deutsche Team ist das beste seit ich Fußball gucke. Auf nahezu jeder Position steht ein Spieler der zu den Besten auf seiner Position gehört. Selbst auf der Bank sitzen großartige Leute. Vor der EM waren wir der erklärte Favorit auf den Titel, neben Spanien. Wir siegen gegen Holland und Portugal und dann kommt Italien. Was machen wir? Wir stellen unser gesamtes System um, eines das seit Jahren funktioniert, um den 33 Jahre alten Pirlo in Manndeckung nehmen zu können. Diese Mannschaft, dieses Aufgebot an Stars, gespickt mit Talenten und erfahrenen Spielern hat eine solche Angst vor einem alten Andrea Pirlo, dass sie alles wofür sie steht über den Haufen wirft.
Eine selbstbewusste Mannschaft macht sowas nicht. Natürlich muss man auf einen Fußballer wir Pirlo achten. Nur sind wir der Favorit. Wir sind die bessere Mannschaft, haben die besseren Spieler und spielen den besseren Fußball. Die sollen Angst haben, die sollen ihr System umstellen, nicht wir. Wer eine solche Angst vor dem Gegner hat wird verlieren.


Mangel an Leadern?

Zu Zeiten wie diesen predigt man gerne mal, dass ein richtiger Leader fehlen würde. Jemand der dazwischen haut und das Team mitreißen kann. Ein Effenberg, ein Kahn, jemand mit Eiern. Diese Meinung teile ich nicht. Ein solcher Spieler kann helfen, ist aber nicht notwendig. Spanien dominiert ohne solche Spieler. Warum? Weil sie an ihre Stärke glauben. Niemand muss denen sagen wie gut sie sind, niemand muss da dazwischen hauen. Es ist nicht nötig. Sie wissen, dass sie besser sind, sie sind es gewohnt zu siegen. Sie haben "The Habit Of Winning", da müssen wir auch wieder hin.
Aufrufe: 3689 | Kommentare: 12 | Bewertungen: 22 | Erstellt:30.06.2012
ø 8.2
KOMMENTARE
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blubb0r
30.06.2012 | 19:13 Uhr
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blubb0r : 
30.06.2012 | 19:13 Uhr
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blubb0r : 
Schlüssige Argumentationskette, gut&strukturiert geschrieben, passendes Fazit!

Auch wenn sich nicht alle Passagen mit meiner persönlichen Einschätzung decken, so finde ich deine Perspektive nachvollziehbar bzw verständlich

10P
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PhreQuincY
30.06.2012 | 20:23 Uhr
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PhreQuincY : 
30.06.2012 | 20:23 Uhr
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PhreQuincY : 
Schönes Ding Micho, trifft es auf den Punkt.
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ShakhtarDonetskFan
01.07.2012 | 15:24 Uhr
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01.07.2012 | 15:24 Uhr
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gut geschrieben aber siehst einiges anders als ich es für richtig halte..
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redcompletion
01.07.2012 | 15:39 Uhr
5
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01.07.2012 | 15:39 Uhr
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das loben der Niederlagen ist absolut peinlich, da gebe ich dir Recht.
Das wir auf jeder Position so top besetzt sind ist leider nur mit Fanbrille so, in Wahrheit sind ein Podolski,Schürrle,Kroos,Boateng,Klose bei weitem (noch) nicht Weltspitze, Lahm und BS31 bauen konstant ab und ein Müller stagniert leider - aber der zeigte wenigstens Herz in der Niederlage.
Auch ist es eine große Charackterschwäche das keiner (abgesehen von Hummels,der bei der 5. Nachfrage nach seinem Patzer) den Mumm hat zu sagen es ging auf seine Kappe - grade ein Lahm,BS31,Poldi und Kroos - der erst den Fußball bemängelt um ihn dann mit seiner typischen Ballverschleppung noch viel schlechter zu machen - da MUSS mehr kommen und auch endlich mal von der Presse den Finger auf die Wunde gelegt werden, denn viel mehr als: "hach, wieder verloren - schade", oder " schon wieder Vize - wie fühlt sich das an?" kommt ja nicht, warum wird nicht ein Kroos direkt gefragt: " wieso verbessern Sie seid 2 Jahren ihren schwachen Antritt nicht endlich?" oder an Gomez:" wieso trainieren Sie nicht endlich mal Doppelpässe und Ballan- und -mitnahme?!"
Und Spanien dominiert ohne solche Spieler - klar wenn man die Fouls von Alonso/Ramos/Xavi nicht sieht kann man so denken
5
Müllerer
01.07.2012 | 16:08 Uhr
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Müllerer : vor allem:
01.07.2012 | 16:08 Uhr
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Müllerer : vor allem:
"Mir fehlt allgemein aber auch der Hunger bei weiten Teilen der Fans, speziell bei der Nationalelf. Oft habe ich den Eindruck der Großteil der Public Viewer will nur Party. Fußball als reines Mittel zum Zweck, als Vorwand zum gemeinschaftlichen Saufen und feiern. Da rücken Spiel und Ergebnis schnell in den Hintergrund. Eine Mannschaft braucht Fans die wollen, die geil auf Titel sind. Die sie anpeitschen und ihnen das Gefühl geben siegen zu müssen. Dies tun aber 500.000 Leute am Brandenburger Tor nicht. Die feiern einfach. Egal, ob man gegen Griechenland siegt oder gegen Italien verliert. Es wird gefeiert."
Beim Spiel gegen Dänemark saß ich in einer Kneipe
Bender trifft:
Die Leute fallen sich in die Arme, Modefans kreischen, es wird gefeiert; sind wir Europameister?
Nein, wir haben gerade den einen Treffer gegen Dänemark erzielt.
Schlusspfiff
Sekunden später: Autogehupe, Autokorso,Menschen jubeln, kreischen, feiern, hängen aus den Wägen, hupen unentwegt.
Jetzt sind wir aber Europameister!?
Nein, als Gruppenerster im Viertelfinale.
Mehr nicht.
So what...
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Scarlett
01.07.2012 | 16:38 Uhr
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Scarlett : 
01.07.2012 | 16:38 Uhr
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Scarlett : 
Wtf?
Lasst den Menschen doch ihre Freude. Es gibt in jedem Metier nun mal "Trittbrettfahrer".
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Voegi
MODERATOR
01.07.2012 | 17:14 Uhr
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Voegi : 
01.07.2012 | 17:14 Uhr
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Voegi : 
sowohl inhaltlich als auch sprachlich mit das beste, was ich zu diesem thema in den letzten tagen gelesen habe. begeistert mich. bravo!!!
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sike
01.07.2012 | 17:17 Uhr
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sike : 
01.07.2012 | 17:17 Uhr
-1
sike : 
Gefällt mir sehr gut!
Kurzweilig und doch sehr gut verständlich, weil ausführlich dargelegt.

Mich kotzt es auch heftigst an, wenn ich den Löw danach im Interview höre "Ja gut, das geht auf meine Kappe. Aber wir haben trotzdem ein gutes Turnier gespielt." --> Interessiert mich nen Scheiß. Wenn man nach großartigem Kampf und der 15. Unterbrechung wegen Krämpfen einer an diesem Tag stärkeren Mannschaft unterliegt stell ich mir sechs Bier in den Rachen und kann damit leben. Aber nach so einem Spiel wie gegen Intalien beschleicht mich irgendwie das Gefühl, dass wir nicht alles versucht haben. Also würden die Spieler in der HZ in der Kabine sitzen und die Hälfte sagt: "Verdammt, ich habs gewusst. 0:2. Das wird doch eh nichts mehr." Und dann ihren Stiefel runterspielen ohne absoluten Willen zu zeigen.
Das liegt meiner Meinung nach auch nur bedingt an der Aufstellung. Nach den Korrekturen zur zweiten HZ hat sich ja auch bloß nichts geändert.
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think
01.07.2012 | 17:23 Uhr
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think : 
01.07.2012 | 17:23 Uhr
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think : 
Sehr guter Blog, auch wenn ich der Ansicht, dass auch bei Niederlagen genauso gefeiert wird, nicht ganz zustimmen kann.

Ganz stark sind die letzten beiden Passagen.
Dass man sich nur auf den Gegner einstellt, anstatt auf die eigene Stärke, die eigenen Fähigkeiten zu Vertrauen ist und war schlicht und einfach völlig verkehrt. Dass dürfte inzwischen jeder (auch Jogi Löw) kapiert haben.

Die Leader-Diskussion stellst du genau richtig dar: nur weil der letzte deutsche Titel mit einigen so genannten echten Typen gewonnen wurde, heißt das nicht das es heute genauso geht. Unser letzter Titel liegt eben schon fast 20 Jahre zurück! Die Mannschaften die jetzt gewinnen (also v.a. Spanien) haben solche Fußball-Kämpfer nicht mehr nötig. Da sollte man sich ein Beispeiel nehmen, nicht an einer Mannschaft von 1996!
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j4g0_fcb
01.07.2012 | 17:24 Uhr
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j4g0_fcb : Hätten diese Mannschaften...
01.07.2012 | 17:24 Uhr
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j4g0_fcb : Hätten diese Mannschaften...
gegen Italien verloren? dazu zweierlei:
1. Wie du selbst ja auch schreibst, hat selbst Lombardis Sieegermentalität ihn nicht immer vor Niederlagen bewahren können.
2. auch wenn das Spiel 90 Minuten dauert und die deutschen am Ende immer gewinnen, sind sie doch auch in der Vergangenheit oft genug besiegt worden. Wenn ein Engländer sowas über Deutschland schreibt, ist das in etwa so, wie die Panik und die Reaktionen auf die Niederlage gegen ausgerechnet (Angstgegner) Italien.
Fazit: Ger hat bisher immer gegen Italien verloren, wenns um was ging. Wenn also für alle früheren Generationen der Siegerwille vorauszusetzen ist, ist er es nicht, der für die Niederlage verantwortlich ist.
Wenn er nicht für alle früheren Generationen vorauszusetzen ist, müsstest du erst zeigen, dass der bei den gewonnen Titeln den Unterschied gemacht hat.
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