Damit nicht genug. Selbst in Berlin tut sich die Hertha schwer Gegenliebe zu finden. Wie wäre es anders zu erklären, dass in einer Stadt mit weit über 3 Mio Einwohnern, der Verein weniger Fanclubs hat als z.B. Leverkusen (ca. 115.000 Einwohner). Auch mit der Anzahl von etwa 18.000 Mitgliedern sieht Berlin, selbst gegen Vereine aus kleinen Städten, wie Werder Bremen (34.500 Mitglieder), alt aus. Im Vergleich: Branchenprimus Bayern München hat über 150.000 Mitglieder.

Hertha braucht Kontinuität

Warum also hat ein so traditionsreicher Verein, aus Deutschlands bevölkerungsreichster Stadt, verhältnismäßig so wenig Unterstützung? Warum fällt es, in einem Umfeld mit so viel Potential, so schwer finanzkräftige Sponsoren zu finden? Warum kann jungen Talenten nicht die Perspektive aufgezeigt werden, die sie bei anderen Vereinen offenbar finden?

Ralle meint die Antwort zu kennen. „Wenn ick den Preetz schon sehe, will ick dem am liebsten eine uff die Fresse keulen, verstehste?!" Auch Manni und Körti scheinen in Michael Preetz den Hauptschuldigen für die Misere auszumachen. Sie murmeln auf jeden Fall zustimmend in sich hinein.

Preetz Bilanz ist tatsächlich nicht gerade blitzsauber. Zu viele Trainer mussten unter seiner Egide kommen und gehen. Besonders die Posse um Markus Babbel und die, immer wieder aufkommenden, Gerüchte über die persönlichen Animositäten zwischen Preetz und seinem früheren Männerfreund haben einen fahlen Nachgeschmack hinterlassen.

Aber festzuhalten bleibt auch, dass es Hertha bis dato nicht gelungen ist in der Post-Dieter-Hoeneß-Ära an Profil zu gewinnen. Dem Verein fehlt der Glamour und die Kosmopolität (Kosmopolitik?! Kosmopolitismus?! Naja, die Weltmännischheit eben), die eine Stadt wie Berlin verdient hätte. Das ist wohl kaum etwas, das von heute auf morgen generiert werden kann. Es ist jedoch sehr wohl etwas für das man heute schon die Weichen stellen muss.

Und in Körtis Kernaussage, „[...] die janzen Millionärsfatzkes rausschmeißen und Die A-Jugend ranlassen" steckt zumindest in Ansätzen das richtige Konzept. Der BSC braucht jetzt vor allem Kontinuität. Einen Trainer, der langfristig mit jungen Spielern arbeiten kann und auch ein Management, das ruhig und kompetent den Verein neu ausrichten kann. Denn das vielzitierte Bild vom schlafenden Riesen trifft wohl auf wenige Vereine besser zu als auf die Berliner.

Ob Preetz dafür der richtige Prokurist ist, bleibt zumindest zweifelhaft. Als die Expertenrunde sich auflöst ist die Stimmung schlecht. Aber ein „Ha-Ho-He" geht Manni trotzdem noch über die Lippen. „Hertha BSC" kommt es unisono von Körti und Ralle zurück. Echte Männer stehen eben zu ihrem Verein.