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22.03.2012 um 19:35 Uhr
Tanze Tango mit mir, Fernando 2
Wenn der Mentor am falschen Cocktail nippt

Zuvor ist aber noch WM in den USA und diesmal hat Redondo nichts Besseres vor und kann sich auch mit der strategischen und taktischen Ausrichtung des Trainers anfreunden. Als amtierender Confederations-Cup-Sieger und Titelträger der Copa América reist man als großer Favorit an. Nach einem Monstertor seines Mentors Maradona, dessen weitaufgerissenen Augen beim Jubel und einem zu starken Ephedrin-Cocktail ist aber bereits im Achtelfinale der letzte Tanz getanzt. Wieder einmal kann Redondo das Scheinwerferlicht nicht nutzen, um sich als internationalen Star zu präsentieren und seinem Talent gerecht zu werden. Der Guardian berichtet 2000 aber von einer schon damals scheinbar offensichtlichen Eigenschaft Redondos. Bei einer Trainingseinheit auf einem Campus-Gelände in Boston kommt es zum Trainingsspiel der Albicleleste. Hunderte „reiche" argentinische Studenten jubeln bei jedem Tor, Maradona läßt die Journalisten stehen und gesellt sich hinzu, das Spiel geht seinen Gang, wenn nicht ständig nach „Flaco" gerufen werden würde. „Flaco" bedeutet „Dünner" und war zu der Zeit Redondos Spitzname. Der wurde die ganze Zeit geschrien, weil „Flaco" einfach ständig und überall den Ball zu haben schien. Wirklich dünn war er dabei aber nicht, was bereits seine Name(dt.: "rund")verriet.

Wenn der Prinz zum König kommt

Eine Tatsache, die ihm im weißen Bühnenkostüm bei Real schnell zum Publikumsliebling und wichtigen Spieler macht. Nicht sein Körperumfang, sondern die Omnipräsenz auf dem Feld. In den sechs Jahren im weißen Trikot wird er als kreativer Staubsauger mit "Dysonsche" Saugkraft alles gewinnen was es zu gewinnen gibt. Doch der größte Triumph wird wohl die unglaubliche Zuneigung der Fans werden, welche ihn heute noch verehren. Dies hat zum einen natürlich mit den Erfolgen zu tun, andererseits steht Redondo für eine Art von Fußball, nach der man sich bei Real Madrid sehnt. Aufrecht, unermüdlich, mannschaftsdienlich, klug und mit einem außergewöhnlichen Spielverständnis gesegnet, hat er alles was das Volk von einem König erwartet. Doch zunächst ist er einmal „El Principe" und gewinnt gleich in der ersten Saison die Meisterschaft. Barcelonas Serie von vier Liga-Titeln ist endlich durchbrochen.

Ein Jahr später kommt der Meister wieder aus Madrid, allerdings landet Real auf dem unwürdigen sechsten Platz und der Stadtrivale Atlético macht das Rennen. Während Redondo in den nächsten Jahren Geschichte schreiben wird, ist Valdano nach seinem zweiten Jahr bereits eben diese. Fabio Capello kommt und krempelt den Laden um. Zu Redondo sagt er bei seiner Ankunft, dass dieser ihn nicht überzeuge. Ein Jahr und eine Meisterschaft später geht Capello zum AC Mailand und will Redondo mitnehmen. Der Italiener beschreibt ihn als „taktisch perfekt". Er besticht durch eine Spielintelligenz, die es ihm ermöglicht zum Taktgeber zu avancieren. Er wird zum Metronom in der Mitte des Platzes und begeistert jeden seiner Trainer. Jupp Heynckes, mit dem er 1998 gegen Juventus Turin die Champions League gewinnt, erklärt passenderweise im „RUND"-Magazin, dass Redondo eine „einzigartige Spielvision besaß". Die Besonderheiten Redondos sieht Heynckes darin, dass er „das ganze Spielfeld vor sich gehabt und jeden Winkel des Platzes gesehen hat."

Eine haarige Angelegenheit

Sehen konnte man Redondo eigentlich immer sehr leicht. Sein aufrechter Gang und die langen, immer mit Brillantine gelegt wirkenden Haare haben einen gewissen Wiedererkennungswert. Zumindest spielen sie für Redondo eine wichtige Rolle als Ausdruck seiner Persönlichkeit. Der argentinische Nationaltrainer Daniel Passarella schmeißt ihn kurz vor der WM 1998 aus dem Kader. Offizielle Begründung: Redondo will sich nicht anpassen und auf links einsetzen lassen. Tatsächlich wollte Passarella an Redondos Persönlichkeit und duldete, Berichten zufolge, keine langen Haare, was auch Claudio Caniggia zu spüren bekam. Der hatte allerdings zu der Zeit andere Sorgen mit seinen Haaren – oder zumindest mit gewissen Spuren in eben diesen. Wieder keine WM, wieder keine Bühne und wieder „Tanze Tango mit mir". Nach Passarella kommt Marcelo Bielsa, auch ein überzeugter Menottista, beruft den Langhaarigen schnurstracks wieder zurück und dieser kommt auf seine Einsätze 27-29 mit einem 2:0-Heimsieg gegen Brasilien, wo er zum „Man oft he Match" gekürt wird und daraufhin zurücktritt.



Wenn Fernando mit dem Henning "Hacke, Spitze, eins, zwei, drei" tanzt

Die Saison zum Millenium-Wechsel wird dann zum Wechselbad der Gefühle. Die Meisterschaft ist zum vergessen. Johan Cruyff mokiert sich über die Ballverluste Madrids und insbesondere von Redondo: „Sie können sie nicht einmal mehr zählen!" Besonders in dieser Saison wird auch deutlich, was er für sein Spiel benötigt. Wenn seine Kameraden nicht laufen und sich anbieten, kann er sein bekanntes One-Touch-Fußballspiel nicht aufbauen. Sein Spiel wird fahrig, ungenau. Sein Drang nach vorne ist nicht so explosiv. So springt in „La Liga" nur der enttäuschende 5. Platz raus. In der Champions League herrscht dagegen verkehrte Welt und im Frühjahr setzt man sich gegen die stärksten Teams Europas durch. Unvergessen die Szene als er mit einem Hackentrick Henning Berg ausspielt und das Tor vorbereitet, vergessen ist allerdings seine fulminante Gesamtleistung in diesem Spiel mit einem Gegenspieler namens Roy Keane. ManUnited-Trainer Sir Alex Ferguson wundert sich nach dem Spiel bewundernd: "Was hat dieser Spieler in seinen Schuhen? Einen Magneten?"

Das Beeindruckende an seiner Leistung in diesem Spiel ist seine Fähigkeit der absoluten Dominanz. Defensiv wie Offensiv läuft schlichtweg alles über ihn und mit dem „backheel of Old Trafford" krönt er seine Leistung selbst. Im Halbfinale besiegt man Bayern München und stößt mit der überheblichen Spielart nicht ubedingt auf deutsche Gegenliebe. Redondo düpiert Effenberg und schiebt sich die Bälle mit seinem Freund Raul hin und her. Roberto Carlos will mitmachen und versucht sich am Fallrückzieher. Im Finale trifft man auf Valencia und wird Zeuge einer weiteren überragenden Leistung des „Gauchos". Ergebnis: 3:0, 2 CL-Trophäen, 1 MVP. Er wird zum besten Spieler der CL-Saison gewählt, doch in gewisser Weise bildet der Sieg gegen Valencia Redondos Ende. Es ist eine Art letzter Tango von Paris, auch wenn die Butter fehlt.

Hier geht's zu Teil 3


Aufrufe: 5203 | Kommentare: 1 | Bewertungen: 2 | Erstellt:22.03.2012
ø 10.0
KOMMENTARE
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funkbarrio
27.03.2012 | 17:42 Uhr
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funkbarrio : 
27.03.2012 | 17:42 Uhr
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funkbarrio : 
Etwas kurz? Vielleicht hast du den Link zum dritten Teil nicht gesehen, denn kurz ist es (mal wieder) nicht Da fehlt noch ein Teil, auch wenn der Schluss bei diesem hier Zeichenbedingt als kompletter Schluss missverstanden werden kann...

"Dysonsche" Saugkraft war ein kleiner Augenzwinker auf die Saugkraft der beutellosen Staubsauger von Dyson... Leider keine Geld von denen erhalten

Aber danke für das positive Feedback
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