Studium und Fussball sind unvereinbar, diese Tatsache wurde mir in den letzten Tagen mit brutaler Offenheit vor die Nase geknallt. Keine 2 Spieltage ist die Bundesligarückrunde 08/09 jung, und proportional zum Alter der Saison schwindet auch mein Konzentrationsvermögen bezüglich der vermeintlich wichtigen Dinge im Leben.



Da verschwindet schon mal das Skript zum Bürgerlichen Recht 1 unter der neusten Ausgabe des Kickers, jedoch auch hier nicht ohne etwaige Assoziationen zur schönsten Nebensache der Welt zu hinterlassen.
Irgendwas von einem Abstraktionsprinzip stand da drin, Trennung von Verpflichtungsgeschäft (Paragraph 433: Kaufvertrag) und Verfügungsgeschäft (Paragraph 925: Eigentumsübertragung) soll das sein.

Für die normal Sterblichen unter uns: Das Wechselhickhack um Podolski ist nicht abgeschlossen, noch gibt es anscheinend Stolpersteine, über die die beteiligten Parteien noch nicht gehagelt sind.
Der Kaufvertrag ist zwar unter Dach und Fach, zur Eigentumsübertragung muss der gute Würstchen-Uli den Domstadt-Heiligen aber erst noch mit der Schubkarre den Rhein entlang nach Köln verfrachten.
Und das muss der erst mal schaffen, da kann ja an jeder Ecke der 1860-Stevic mit seinen Freunden von der Jugo-Mafia lauern. Sollte der Bayern-Manager den Weg bis in die Karnevalshochburg trotz aller Umstände doch tatsächlich bewältigen, müssen die Kölner ja auch erst mal ihre Gegenleistung erbringen.
Pflicht ist das nämlich für ein erfolgreiches Verfügungsgeschäft lehrt der Jurist. Dazu müsste der FC aber erst mal den Pixel-Poldi verkaufen, dabei sind die 25 Euro pro Quadratmillimeter auf der Prinzenvisage noch nicht mal von der Steuer absetzbar.
Hier lehrt mich also die moderne Rechtssprechung: Mission noch ganz und gar nicht accomplished, weitere 5 Artikel täglich bezüglich der Zukunft Podolskis stehen uns noch ins Haus. Am Ende wechselt der dann eh für 68 Millionen Euro zu City und die Kölner schauen in die Röhre. Inhaltsirrtum nennt man das, Bayern war nie klar, dass das den Kölnern nicht klar war. Oder so ähnlich...



Da ist der Lehrsatz, den der Soziologe bezüglich dem sogenannten Image vorlegt doch wesentlich leichter zu verdauen. Man erwirbt nicht nur ein Produkt, sondern stehts auch Vorstellungen, Gefühle und Empfindungen heisst es da.
Welche Vorstellungen die Schalker Verantwortlichen bei der Verpflichtung von Kevin Kuranyi hatten, ist zwar nicht überliefert, die Gefühle und Empfindungen der Fans gegenüber dem ehemaligen Stuttgarter dürften aber in etwa dem Image der personifizierten Nutella nach dem Wechseldrama 2.0 gegen Ende der Transferperiode entsprechen.
Mit umschreibenden Adjektiven spar ich jetzt mal, ist schließlich ein Blog und keine Show auf MTV.

An dieser Stelle vielleicht ein kurzer Appell: Im Wörterbuch den Begriff Kommunikationsverzerrwinkel nachschlagen, die Trennung von Realebene und Metaebene wird da beschrieben. Soll heissen: Eine dauerhafte Diskrepanz zwischen dem was ich sage ("Ich werde alles für Schalke geben") und dem was ich tue (Ball aus 2 Metern am leeren Tor vorbeischieben) führt zu einer sozialen Beziehungsfalle und in der Folge zu Vertrauensverlust. Hätten wir das also auch geklärt…



Ähnlich abgekühlt wie die Schalker Fanliebe ist auch das Verhältnis von den Hoffenheim- und Bayernverantwortlichen. Gemeinsame Standpunkte sind da in letzter Zeit kaum noch auszumachen, einzig und allein der Taylorismus (Erfolg durch System von Organisationsmaßnahmen und strikter Arbeitsteilung) in Sachen Trainerstab, scheint sowohl bei der Hochfinanz als auch bei den Hoppern in Mode. Gerüchten zufolge sind jetzt beide an einem Entertainmenttrainer dran, die Bayern haben anscheinend die Nase vorn und können demnächst Verzug bei der Verpflichtung von Helge Schneider vermelden, Hoffenheim wird sich Wohl oder Übel mit Dita von Thesen begnügen müssen.



Kurze Anmerkung: Während sich Uli Hoeneß mit der beladenen Karre auf den Weg macht und die Schalker Fans den Hexenhammer wieder herausholen, ekelt sich die alte Dame aus Berlin mit dem Minimalprinzip durch die Liga. Hoher Ertrag bei möglichst geringem Aufwand. Der Antrag auf Übernahme dieser Beschreibung zum Eintrag "Berlin Herta BSC: Deutscher Fussballverein" in den Duden ist gerade raus.



Das einzige Fach, in dem ich mir sicher war vorm geballten Bundesligagüterbündel Ruhe zu finden, war die Einführung in die VWL. Betonung liegt auch hier wieder auf "war". Fängt der Professor mit Produzentenrente und Co. an. Soll grafisch den Bereich darstellen, in dem ein Anbieter sein Angebot für deutlich weniger verkauft hätte, trotzdem aber einen höheren Preis bekommt. So hab ich das verstanden und man ahnt vllt. schon, worauf das wieder hinausläuft. Fussballgedanken, diesmal im hohen Norden angesiedelt, ehemalige Hansestadt, Nigel de Jong, Manchester City, ohne weitere Worte...

Vielleicht eins noch. Grundzüge der VWL lehrt: Substitute sind leicht ersetzbare Güter, Butter und Margarine zum Beispiel, da kann man schnell und ohne Probleme von Einem auf das Andere wechseln. Davon hat Felix Magath 45 Stück in seinem Kader.



Bevor jetzt aber das große Zittern um meine weitere berufliche Laufbahn beginnt, ein abschließender Satz zur allgemeinen Beruhigung: Verknüpfungslernen ist so ziemlich die beste Art zu Lernen, meint zumindest der Psychologe. Ihr versteht schon...



PS: Und an alle grübelnden Bayernfans zur Beruhigung: White lehrt, dass jeder nur die Leistung entsprechend seines Platzes in der Hierarchie einer Gruppe bringen kann. Soll heissen: Nicht verzweiflen wenn der Lukas in Köln auf einmal wieder knipst, der kann dort gar nicht anders...