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10.03.2012 um 18:38 Uhr
San mia wieder mia?
Wer letzte Woche den WM-Schwergewichtskampf zwischen Wladimir Klitschko und Jean-Marc Mormeck verfolgt hat, wird sich an die Mut- und Planlosigkeit erinnern, mit der der französische Herausforderer in Düsseldorf in den Ring gestiegen war. Voraussetzungen, unter denen er für den Weltmeister kein Gegner, sondern vielmehr ein bemitleidenswertes Opfer war. In der vierten Runde erlöste der „Steelhammer" den überforderten „Marksman" schließlich mit einem KO.
Wer heute Nachmittag die Partie zwischen dem FC Bayern München und der TSG 1899 Hoffenheim verfolgt hat, wird sich durch die desolate Vorstellung Kraichgauer an Sportsfreund Mormeck erinnert gefühlt haben und möglicherweise fragen, ob es nicht sinnvoll wäre, Fussball-Schiedsrichtern, nach dem Vorbild der Ringrichter, ebenfalls die Möglichkeit zu geben ein Spiel, durch Feststellung eines technischen KO's, vorzeitig zu beenden. In diesem Fall würden Referees, sobald offensichtlich wird, dass sich eine Mannschaft gegen die Übermacht der anderen nicht mehr wehren kann, Gnade walten lassen und die Begegnung umgehend abpfeifen. Bleibende Schäden gilt es im Sport ja zu vermeiden. Und solche Schäden drohen in einem Spiel, in dem es schon zur Halbzeit 5:0 steht. Gerüchteweise würden die Kollegen Völler und Holzhäuser einen entsprechenden Antrag unterstützen.
Leider ist der Sieg über Jean-Marc Mormeck nicht der Kampf, mit dem Wladimir Klischko in die Annalen des Boxsports eingehen wird. Dafür ist er schlichtweg zu leicht zu erringen gewesen. Dem 7:1 des FC Bayern über die TSG Hoffenheim droht das gleiche Schicksal. Auch der Wert dieses Sieges, obgleich er eine hervorragende Reaktion auf die Niederlage in Leverkusen war, wird, wenn sich die erste Begeisterung über seine Höhe gelegt hat, unter dem Makel der „Wehrlosigkeit des Gegners" leiden. Ob er also als Wendepunkt in der vermeintlichen Krise der Bayern taugt, bleibt abzuwarten. Dabei ist es sogar denkbar, dass sich die Münchener heute selbst einen stärkeren Gegner gewünscht hätten, um ihre Klasse auf der prestigeträchtigeren Bühne zu präsentieren, die Gegenwehr ist. Doch für die unterirdische Leistung der Hoffenheimer kann man den FC Bayern (nicht alleine) verantwortlich machen. Und das eine Mannschaft daraus ihren Nutzen zieht, ist der Sinn und Zweck des Fussballs. Deshalb muss man dem Rekordmeister zu dem, auch in der Höhe verdienten Sieg, gratulieren. Alles andere hätte den Kampf um die Meisterschaft auch nicht spannender gemacht. Doch der Wert dieses Kantersieges über Hoffenheim wird erst am kommenden Dienstag ermittelt werden. Im Achtelfinal-Rückspiel gegen Basel werden die Bayern voraussichtlich (oder ganz sicher – sorry, Hoffenheim!) stärker gefordert werden. Zumindest lässt einen das heutige Spiel aber zuversichtlicher auf diese Champions-League-Partie schauen. Bis dahin bleibt es mit dem 7:1 wie mit der Prüfungsnote 1,0. Sie fast schon zu gut, um als wahrlich hervorragende Leistung Anerkennung zu finden. Sie lässt einen irgendwie grübelnd zurück. Deshalb freut man sich in manchen Fällen mehr über eine erkämpfte 2,0, weil der Note 1,0 oft der latente Verdacht anhängt, maßgeblich durch einen allzu freundlich gesinnten Prüfer zustande gekommen zu sein. Und die Leistungsüberprüfung der bayerischen Offensivabteilung unterließen die Hoffenheimer heute konsequent; sie winkten sie bloß durch ihren Strafraum. Exemplarisch dafür war der Fehlpass von Isaac Vorsah auf Franck Ribery Sekunden nach Spielanpfiff. Er stellte die folgenden 90 Minuten sozusagen unter ein Motto.
Es bleibt also abzuwarten, ob der Sieg über Hoffenheim dem FC Bayern nachhaltigen Rückenwind für den Rest dieser Saison geben wird. Wenn er es tun sollte, war er womöglich der fulminante Beginn einer spektakulären Aufholjagd, in der alle Leistungsträger der Münchener wieder zu ihrer alten Form zurückfanden. In jedem Fall hat er das Torverhältnis des FC Bayern deutlich verbessert. Sowas kann am Ende ja auch wichtig sein.
Eine Randnotiz soll am Ende auch noch Erwähnung finden: Das Abklatschen zwischen Arjen Robben und Thomas Müller nach dem Tor des Niederländers zum zwischenzeitlichen 4:0 wirkte auffallend „entschuldigend". Vielleicht hätte Robben, dem nach diesem Treffer grundsätzlich nichts vorzuwerfen ist, einen Querpass auf den frei stehenden Müller spielen sollen. In dieser Szene hätte eine Vorlage Robbens seinen Kritikern, die ihm zu viel Egoismus vorwerfen, etwas Wind aus den Segeln genommen. Und mit Thomas Müller hätten heute wirklich alle Offensivkräfte der Bayern mindestens ein Tor geschossen. Aber wie gesagt: eine Randnotiz. Und auch für Robben gilt: Wer trifft, hat recht.
Das spannendste, was einem nach diesem Spiel nun bleibt, ist zu sehen, wie der Rekordmeister mit diesem Sieg sowohl auf dem Platz als auch in der Öffentlichkeit umgehen wird. Wird die Meisterschaft wieder zum Ziel ausgerufen? Und was wird in Hoffenheim passieren? Hat sich die Babbel-Elf bleibende Schäden zugezogen? Nach Leverkusens 2:3 in Wolfsburg liegt der Verdacht nahe, dass einen eine 1:7-Klatsche, zumindest kurzzeitig, aus der Bahn werfen kann. Doch zuvor die Bayern - am Dienstag gegen Basel. Leistungsbestätigung, bitte! In diesem Sinne: Schaun mer mal... und nicht das Handtuch werfen!

Aufrufe: 1893 | Kommentare: 0 | Bewertungen: 3 | Erstellt:10.03.2012
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