Real Madrid fällt in letzter Zeit vor Allem durch teure Star-Transfers auf. Perez zahlt Rekord-Ablösen für Ronaldo oder Kaka um Real Madrid wieder zum besten Club Europas zu machen.
Barca dagegen bildete aktuelle Weltstars wie Messi oder Iniesta aus, hatte 7 Spieler aus der eigenen Jugend im CL-Finale und gewann.
Real dagegen verlor gegen Liverpool im Achtelfinale wobei die Engländer mehr Spanier (4) stellten als der Hauptstadt-Club (3).
Weltweit bekannt aus der Cantera sind derzeit nur Casillas (Welttorhüter) und Raúl.

Aber: Nicht erst seit dem Real Madrid heute U-18 Club-Weltmeister wurde (im Finale gegen Barca!!! 2:1), ist klar das das Problem nicht in der Cantera an sich liegt.

Derzeit spielen über 100 Spieler aus Reals Jugend im spanischen Profibereich. Darunter Top-Talente wie Mata (der 2. bester Vorlagengeber der Liga und Stammspieler bei Valencia ist, 20 Jahre) oder Granero (unumstrittener Stammspieler und Schlüsselspieler bei Getafe)
Und auch international sind die Canteranos aus Madrid gefragt, z.B. Arbeloa, der bei Liverpool gesetzt ist.

Aber warum es dennoch nur 8 Spieler in den Kader der 1. Mannschaft der Königlichen geschafft haben (dabei nur 2 im absoluten Stammkader) hat viele Gründe.

Ein gutes Beispiel wäre Roberto Soldado. 2005/06 wurde der Canterano in die erste Mannschaft geholt und traf für Real sowohl in der Liga als auch in der Champions League.
2006/07 wurde er nach Osasuna ausgeliehen um Spielpraxis zu sammeln. In seiner ersten Saison erzielt er 11 Tore, nach dieser kehrte er zurück in die Hauptstadt. Unter Schuster wurde er 5. Stürmer, da ihm neben Raúl und van Nistelrooy auch Saviola und der damals schwache Higuaín vorgezogen wurden.
In der gesamten Saison spielte er nur in 5 Spielen, dabei größtenteils nur für wenige Minuten und erzielte kein Tor. Zur vergangenen Saison ging er zum FC Getafe wo er wieder regelmäßig trifft (z.B. auch gegen Real Madrid).
Ob Soldado das Potential für Real Madrid gehabt hätte ist fraglich, aber Fakt ist das ihm nie eine Chance gegeben wurde sich zu beweisen.

Ähnlich ist es bei Miguel Torres, einem talentiertem Linksverteidiger, der 2006/07 den Platz des verletzten Roberto Carlos einnahm und wegen seiner Stabilität und Konstanz sofort überzeugte. Bereits in der Winterpause wurde jedoch mit Marcelo ein 18-jähriger Brasilianer verpflichtet, der Roberto Carlos in der offensiven Interpretation der LV-Position ähnelte. Im Sommer kam noch Heinze, sodass Torres nur sporadisch eingesetzt wurde und sich wegen der fehlenden Spielpraxis nicht mehr groß weiterentwickeln konnte.

Schuld an vielen Fehlern war dabei Ramon Calderon.
Er plante nach der Meisterschaft 2007 ein großes Projekt mit dem Trainer Bernd Schuster zu starten, um Real Madrid in 4 Jahren wieder an die internationale Spitze zu führen. Calderons' und Schusters Idee dabei war, junge talentierte Spieler zu verpflichten, die zu großen Stars werden sollten (Sneijder, Robben, Drenthe) zusätzlich sollten erfahrene Männer wie Pepe oder Heinze zum aktuellen Erfolg beitragen.

Das dabei komplett übersehen wurde, was für talentierte Spieler in der eigenen Jugend warten erklärt die geringe Zahl an Canteranos im A-Team.

Doch nicht nur in der 1. Mannschaft werden Fehler gemacht. Auch die Castilla stellt mittlerweile den Anspruch auf mehr sportliche Erfolge, so werden gerne Talente aus aller Welt für Real's B-Elf zusammengekauft (Christopher Schorsch, Palanca), die zwar wichtig für den aktuellen Erfolg sind, aber die eben mit 20-21 Jahren nicht mehr genug Potential haben um noch den Sprung in die 1. Elf zu schaffen.

Unter Perez' erhoffen sich viele einen Wandel in der Jugend-Politik, begründete er doch in seiner ersten Amtszeit das "Zidanes y Pavones"-Prinzip: große international anerkannte Stars (Zidane) sollten in der Offensive glänzen, während Jugendspieler (Pavone) die "Arbeiter-Positionen" besetzen sollten, die Defensive. Natürlich beherbergte dieses System den großen Fehler das man mit jungen Talenten in der Abwehr international und auch national keine Titel erringen kann, aber es ist zumindest ein Ansatz, die Canteranos in die 1. Mannschaft zu integrieren.

Ob es diesen oder überhaupt einen Ansatz die Jugend zu integrieren in dieser Amtszeit aber überhaupt geben wird ist jedoch nicht sicher.
So verkündete Valdano (Generaldirektor und Stellvertreter Perez') das zur Zeit kein Spieler der Castilla das Potential hätte in den Kader ersten Elf aufgenommen zu werden. Ein Schlag ins Gesicht für Spieler wie Palanca, Gary oder Schorsch, die sich Chancen ausgerechnet hatten den Sprung ins A-Team zu schaffen.
Ein weiteres Zeichen, das Perez diesmal wohl weniger der eigenen Jugend vertraut als zugekauften Kräften ist der diskutierte Transfer von Marcano zu Madrid. Marcano ist ein Talent von Santander und Perez erhofft sich in ihm wohl den nächsten Sergio Ramos, den er ebenfalls in jungen Jahren von Sevilla holte und der zum Stammspieler reifte - Perez' erster gelungener Transfer für die Defensive war.
Ob Marcano ähnlich einschlägt ist ungewiss, ob er besser ist als der ähnlich junge und sehr talentierte Canterano Miguel Torres ist auch nicht sicher.

Sicher ist zumindest das Perez weniger in die Breite des Kaders investiert (wie Calderon), als in die Qualität der ersten Mannschaft. Damit könnten viele Canteranos in Zukunft einen Platz auf der Bank sicher haben und zudem im Training von den großen Stars lernen (wie Messi von Ronaldinho).

Die größte Hoffnung für eine Wendung zum Guten bei diesem Mißstand ist jedoch Zinedine Zidane. Der Berater Perez' hatte bereits in einem Interview beanstandet, das die Jugend Real's mehr Förderung und Vertrauen bedarf. Die Behebung dieses Missstandes wäre durchaus in seinem Interesse schließlich spielen seine Söhne beide in der Cantera der Königlichen.

Es bleibt also zu hoffen, das Perez neben Ronaldo und Kaka eben auch auf Talente wie Sarabia setzt, der Real Madrids U-18 heute mit seinem 2:1-Siegtreffer gegen Barca zum Klubweltmeister machte...