Edition: Suche...
01.08.2012 um 17:12 Uhr
Quo vadis, DFB?
Nach einem erneuten Turnier ohne deutschen Titelgewinn trotz hochgelobter Mannschaft und unter anderem einem Abgang in der DFB-Spitze in Form von Sammer stellt sich die Frage, was vom DFB in den kommenden Jahren zu erwarten ist.

Vor der Europameisterschaft in Polen und der Ukraine herrschte ein sehr großer Optimismus im Land, was den Titel betraf. Viele Sponsoren schmückten sich mit Nationalstolz, Aufbruchstimmung und generell war nicht nur in der Medienlandschaft eine Riesen-Euphorie zu spüren. Die Stimmung war beinaher hoffnungsvoller denn je, so hatte man den Eindruck.
"Wenn nicht jetzt, wann dann ?" Und Reus sagte gar "Der Weg zum EM-Titel geht nur über Deutschland."
Die Vorrunde verlief auch überzeugend. Tat man sich im ersten Spiel gegen Portugal schwer, so spielte man gegen die Niederlande und Dänemark stark auf.
Und auch das Spiel gegen Griechenland wurde euphorisch gefeiert mit schön herausgespielten Toren wie von Reus.

Doch gegen Italien, im Halbfinale hatte man das Gefühl, nach dem ersten Tor von Balotelli wirkte die Deutsche Mannschaft hilflos, obwohl man die Begegnung gut begonnen hatte. Dennoch wirkte das erste Tor wie Schock für die deutsche Mannschaft. Im weiteren Verlauf versuchte die Mannschaft dann den Ausgleich zu erzielen, wenngleich nur durch Chancen, bei denen man so ein wenig das Gefühl hatte, die Entschlossenheit fehlte, bzw. die Spieler seien noch in einer Schockstarre. Und so kam es am Ende (1:2-Niederlage) erneut dazu, dass Deutschland ein Turnier ohne Titel beendet.

Dabei stellt sich die Frage, woran es lag. Fehlt die Siegermentalität? Joachim Löw setzte bekanntlich bei dem Turnier auf eine Vielzahl an Bayern-Spielern, die in der vorangegangenen Saison jeglichen Wettkampf als Zweiter beendeten. Für solche Fälle ist wohl der DFB-Sportpsychologe Dr. Hans-Dieter Hermann, ein gefragter Mann in seinem Gebiet, tätig, um die Spieler aufzurichten.

Sicherlich wäre es zu einfach, durch eine einzige Niederlage die komplette Arbeit des DFBs in Frage zu stellen. Aber dennoch fehlte der DFB-Elf in den letzten vier Turnieren, bei denen man jeweils weit vorne dabei war, ein Titel. Und die deutsche Mannschaft besitzt eine Vielzahl an starken Einzelspielern, man sprach nicht ohne Grund während des Turniers von der bestbesetzten Bank der EM.

Aber wieso bekommt es eine Nationalmannschaft nicht hin, die mit so viel Qualität ausgestattet ist, in wichtigen Spielen, in denen die Lage nicht die Beste zu sein scheint, zu gewinnen?

Dazu ist wohl ein Vergleich mit der besten Fussball-Nationalmannschaft, Spanien, notwendig:

Gleichwohl Deutschland eine qualitativ hochwertige Mannschaft hat, gibt es in Deutschland nur eine Mannschaft, die auf internationaler Ebene mit den Großen mitreden kann: der FC Bayern München. Und eben dieser hat wie o.g. jeglichen Wettkampf als Zweiter beendet, was sicherlich zu einem Bruch im bajuwarischen Selbstbewusstsein geführt hat. Der Deutsche Meister dagegen ist in Deutschland das Maß aller Dinge, spielt dagegen auf CL-Ebene keinesfalls groß auf, was wohl auch den Dortmunder Spielern nicht entgangen sein dürfte. Der BVB mit seinen deutschen Nationalspielern hat sich vergangene Saison auf europäischer Ebene noch nicht profilieren können.

In Spanien dagegen sind es der FC Barcelona und Real Madrid, die auf nationaler, als auch internationaler Ebene mitreden können. Sicherlich, die Bundesliga mag ausgeglichener Sein als die "Zwei-Klassen-Gesellschaft" Primera Division. Dennoch liefern sich der FC Barcelona und Real Madrid Jahr für Jahr in Spanien einen ebenbürtigen Kampf um die Meisterschaft. Und das eben auf einem sehr, sehr hohen Niveau.
Die beiden spanischen Vereine stellen mit Abstand die größten Spieler-Kontingente ihrer Selección.
Sicherlich ist der FC Barcelona europäisch aktuell wohl etwas besser dran als Real Madrid. Dennoch sind beide Vereine in der letzten CL-Saison beide im Halbfinale unter denkwürdigen Umständen ausgeschieden: Real Madrid im Elfmeterschießen gegen Bayern München, was bekanntlich immer Glückssache ist. Und der FC Barcelona gegen ein Chelsea-Bollwerk, das stark an Rehhagels Griechen 2004 erinnerte.

Und auch auf Junioren-Ebene spielt Spanien den wohl besten Fussball, was sicherlich in einem sehr hohen Maße auf die Jugendarbeit Barcelonas zurückzuführen ist.

In Deutschland ist dagegen die treibende Kraft, welche die Jugendarbeit predigte, vom DFB zum FCB gewechselt: Matthias Sammer.

Matthias Sammer hat durch seine Arbeit als Sportdirektor die Bedeutung der Jugendarbeit immer wieder unterstrichen und auch viele Reformen auf den Weg gebracht, die der Nachhaltigkeit der Jugendarbeit dienen sollen.
Diese Reformen wird Robin Dutt nach eigener Aussage auch weiterführen, wodurch ein allzu großer Einschnitt auf den ersten Blick nicht zu erwarten ist.

Sammers Weggang kann jedoch dennoch einen Schaden für den DFB darstellen, denn Sammer war bekanntlich unbequem und prangerte Gegebenheiten, die er als Missstände empfand, gerne an. Er sorgte für Reibung innerhalb des DFB, was von Robin Dutt tendenziell eher weniger zu erwarten ist. Dutt zeigte sich in seinem letzten beiden Trainerstationen (Freiburg, Leverkusen) als besonnener Trainer.

Ich persönlich betrachte den Wechsel am Posten des DFB-Sportdirektors ein wenig mit Argwohn. Schließlich war Sammer stets darauf bedacht, den maximalen Erfolg der Nationalmannschaft zu erreichen, und handelte demnach lautstark und nach seinem Gewissen, um den DFB auf eine Ebene mit Spanien zu bringen. In seiner Amtsperiode erreichte Deutschland immerhin in jedem Turnier mindestens das Halbfinale. Dennoch befinden sich nicht alle Junioren-Nationalteams auf Weltklasse-Ebene.
Ob sich das mit dem besonnenen Dutt ändern wird, wird sich zeigen. Zumindest hat es ein wenig den Anschein, dass der DFB diese Personalentscheidung getroffen hat, den "Quälgeist" Sammer durch den ruhigen Dutt zu ersetzen, um kritischen, internen Auseinandersetzungen aus dem Weg zu gehen.

Klar ist auf jeden Fall, dass im spanischen Fussball eine Vielzahl an talentierten Spielern in die Nationalmannschaft nachkommen. Vor allem Spieler aus Barcelona. Diese werden durch die vereinseigene Jugendakademie La Masia bekanntlich vorrangig mit exzessivem Training am Ball ausgebildet. Das Deutsche Spiel dagegen ist eher auf die Physis ausgerichtet.

Abschließend lässt sich sagen, dass die Hoffnung besteht, dass die Jugendarbeit, die Matthias Sammer entscheidend geprägt hat, und der Fakt, dass alle Vereine der 1. und 2. Bundesliga seit nicht all zu langer Zeit die Pflicht haben, Nachwuchsleistungszentren zu besitzen, und sich diese noch etablieren und entwickeln müssen, ein Titel in Zukunft möglich ist. Es brauch Geduld, die Reformen sind zumindest schon mal gegeben.

Die Talente müssten dazu jedoch die Chance bekommen, sich auch auf europäischer Klub-Ebene präsentieren zu dürfen. Werden diese daran nicht von Legionären gehindert, ist es zumindest um die Nachhaltigkeit gut bestellt.
Aufrufe: 1844 | Kommentare: 1 | Bewertungen: 2 | Erstellt:01.08.2012
ø 6.0
Löw  |DFB  |Bayern  |sammer  |
KOMMENTARE
Um bewerten und sortieren zu können, loggen Sie sich bitte ein.
Sark
02.08.2012 | 21:54 Uhr
0
0
Sark : 
02.08.2012 | 21:54 Uhr
0
Sark : 
Mir gefällt deine Einschätzung zur EM nicht wirklich. Gegen die Niederlande ging in der 2. HZ nicht mehr viel. Gegen Dänemark war das Spiel ebenfalls nicht gut. Die Dänen haben bewusst Spielanteile abgetreten und Deutschland konnte damit nichts anfangen. Wie ein schlechtes Bayern-Spiel mit glücklichem Ende.
Griechenland war ein netter Aufbaugegner.
Außerdem lobst du mir Chelsea zu sehr. Nix Griechenland 2004. Barca hatte Chancen ohne Ende und war einfach zu dumm, die zu nutzen. Etwa wie im Finale. An der Abwehrarbeit lag das kaum.

Aber zum eigentlichen Thema: Der Vergleich mit Spanien hinkt.
Auch vor 40 Jahren hatte Spanien die individuell bestbesetzte Mannschaft, die sich aus aus 2 Vereinen zusammensetzte. Das Problem lag jahrzehntelang darin, aus 2 Blocks 1 Mannschaft zu machen.
Das Vize-Argument lasse ich auch nicht gelten. Bei einer Finalniederlage kann man sagen, dass die Bayern zu verkrampft waren, aber das ganze Turnier über?
Der Erfolg der Jugendmannschaften sagt auch recht wenig aus. Nicht für heute. Was sagt das denn aus? Die aktuell nachkommenden Talente sind taktisch und technisch ausgezeichnet geschult und auf Physis ist das Spiel mittlerweile auch nicht mehr ausgelegt.


Wie bei Spanien früher, sehe ich das Problem beim Trainer.
0
COMMUNITY LOGIN
Du bist nicht angemeldet. Willst Du das ändern?
Benutzername:
Passwort:
 

Wir aktualisieren unsere Nutzungsbedingungen und unsere Datenschutzrichtlinie. Wir haben neue Community-Richtlinien zur Inhaltsnutzung - Verhaltenskodex eingeführt und mehr Informationen darüber bereitgestellt, wie wir Ihre Daten erheben und nutzen. Indem Sie unsere Website und unsere Dienste weiterhin nutzen, stimmen Sie diesen Aktualisierungen zu.
Neueste Kommentare
Warriors2015
Artikel:
Aber wenn du unbedingt zwei Szenen vergleichen willst, dann doch lieber den
29.04.2024, 13:05 Uhr - 30 Kommentare
Johnson32
Artikel:
;-)))
29.04.2024, 13:04 Uhr - 11 Kommentare
AgileBeast
Artikel:
Ah okay, das mag sein mit dem Platzverweis, kann ich nichts zu sagen. Muss i
29.04.2024, 13:04 Uhr - 94 Kommentare
newbrooklyn
Artikel:
Wäre schön uns konsequesnt, wenn die Journalisten bezüglich UH, keine Fragen
29.04.2024, 13:03 Uhr - 0 Kommentare
Bluesclues
Artikel:
Mega schade aber war ja leider abzusehen. Was der mit seinen 39 Jahren da no
29.04.2024, 13:03 Uhr - 2 Kommentare
DanTheMan89
Artikel:
@dani13 und endlich das Standard Monopol rausgestrichen wird!!
29.04.2024, 13:03 Uhr - 6 Kommentare
Shinobu
Artikel:
Werft dieses A...... bitte raus!!!!!!!!!!!!!!!!!!
29.04.2024, 13:02 Uhr - 90 Kommentare
Matan
Artikel:
bradley beal war nie mvp kandidat in seiner besten scoring season wurde er
29.04.2024, 13:01 Uhr - 18 Kommentare
Gogal
Artikel:
Cam Johnson nicht zu vergessen.
29.04.2024, 12:56 Uhr - 17 Kommentare
anny_1996
Artikel:
Ein Harden wird nicht nochmal so viel Treffen, wie gestern. Kawhi ist raus a
29.04.2024, 12:54 Uhr - 81 Kommentare