12.06.2009 um 23:55 Uhr
Quo Vadis DFB/DFL? Teil 1
Es ist schon interessant. Wahrscheinlich noch nie war ein Jugendfußballereignis wie jetzt ganz aktuell die U21 EM in Schweden in den deutschen Medien so präsent wie in diesem Sommer. Warum? Weil die Hoffnung einen Titel zu erringen wohl so groß ist wie nie zuvor, die Erfolge der U17 und der U19 bei deren Europameisterschaften haben zu verstärktem Interesse für unsere Jugend geführt. Grund zum Optimismus gibt es, viele der jungen Spieler sind bei ihren Clubs gesetzt oder fallen in die engere Wahl, es sind erfahrene und qualitativ starke Spieler wie Marin oder Özil die uns alle hoffen lassen. Nicht nur auf diesen möglichen Titel sondern auch auf eine starke A-Nationalelf in der Zukunft und eine stärkere Liga. Aber warum kommt das Interesse erst so spät?
Eine Kritik...
2009 ist es soweit, Deutschland hat seine Jugendnationalteams entdeckt. Ja, es ist unglaublich, wir haben ewig gebraucht!!! Und das, obwohl kaum eine große Fußballnation es nötiger hatte als wir, die Jugend zu entdecken. Macht man sich mal ein Bild vom europäischen Spitzenfußball sieht man schnell einige verschiedene Philosophien, denn jede Nation hat ihre eigene Mentalität und ihre eigenen Gegebenheiten.
Da wären zunächst die Engländer. Nicht erst seit heute weiß man: in der Premier League ist soviel Geld vorhanden wie in keiner anderen Spitzenliga. Das wirkt sich aus, ein Aufsteiger dort bekommt annähernd soviel Geld als Prämie wie der deutsche Meister. Natürlich können sie Stars bezahlen, die in Deutschland zu teuer wären. Die Folge daraus zeigt sich in der Zusammensetzung englischer Mannschaften, der Ausländeranteil ist hoch, Engländer werden nur vereinzelt eingesetzt und dabei fast nie in Schlüsselpositionen, gravierendstes Beispiel dieser Art ist und bleibt vorerst wohl auch Arsenal London wo mit Wallcott aktuell nur ein Engländer im engsten Kreis der Stammelf partizipiert. Die Topspieler sind mit wenigen Ausnahmen allesamt Ausländer, bevorzugt Franzosen und Spanier. Dass die Engländer dennoch ein recht starkes Nationalteam haben liegt einfach daran, dass ihre Liga an sich schon internationale Erfahrung bedeutet, dafür muss nicht jeder dieser Spieler Champions League spielen, außerdem werden sie taktisch von erfahrenen Teamchefs ausgebildet, die komplizierte und lehrreiche Ausbildungen hinter sich bringen oder einfach aus dem Ausland kommen.
Die Premier League macht also einfach folgendes:
- Stars aufkaufen
- Jugendspieler aufkaufen
- Trainer aufkaufen
In ihrer Jugendausbildung wird auf Physis und Passsicherheit besonderen Wert gelegt, das reicht in der Praxis zu hohem Standard aber ohne Ausnahmetalent nicht zur Weltklasse. Die Technik müssen die aufgekauften Stars einbauen.
Die vielleicht interessanteste Liga ist eine andere, die spanische Liga BBVA.
Hier wird auf einen Mix aus Geld und Jugend gesetzt... sehr sehr starker Jugend. Während Clubs wie Real Madrid mit Geld um sich werfen setzen andere Teams vorwiegend auf den eigenen Nachwuchs, natürlich ist das beste Beispiel hier der große FC Barcelona, der aus den eigenen Reihen Spieler wie Xavi, Iniesta oder Messi groß zog, heute ist jeder dieser Spieler eine Klasse für sich. Die Jugendförderung ist dabei wohl einzigartig, denn wohl nirgendwo sonst wird soviel mit dem Ball und so wenig im Kraftraum gearbeitet. ( Und das weiß ich nicht erst seit dem aktuellen Artikel ;) ) Was bringt es einen Vorzeigeathleten zu haben, wenn dieser nicht mit dem Ball umgehen kann? Diese berechtigte Frage muss sich in Barcelona wohl niemand stellen. Und so kommt es, dass die Spanier mittlerweile eine Nationalmannschaft von absolutem Weltklasseformat haben und die Liga international die einzige ist, die in der Spitze mit der reichen Premier League mithalten kann. Obwohl es für die Vereine finanziell eigentlich gar nicht so nötig wäre, die Spanier kennen und schätzen den Wert der Jugendarbeit.
Ähnlich verhält es sich bei den Italienern, jedoch ist die Nachwuchsarbeit hier mehr mit dem Schwerpunkt taktisches Verständnis versehen, außerdem wird auch viel mehr auf ältere Spieler gesetzt als in jeder anderen Liga. Das Kollektiv soll durch seine taktische Überlegenheit Spiele gewinnen, nicht die Einzelspieler. Geführt hat das immerhin zum Gewinn der Weltmeisterschaft, allerdings sind die Vereine mittlerweile in der Rückentwicklung, was neben den ungünstigen sozialen und vereinspolitischen Verhältnissen in Italien vor allem auf die schreckliche Überalterung zurückzuführen ist. Beispiel gefällig? Das 8.älteste Team der Seria A ist Napoli, sie liegen also im gesunden Mittelfeld was das Alter angeht. In der Bundesliga wären sie Opatruppe Nummer 1. Außerdem verlassen einige Stars die Liga mittlerweile, sie sollte also nicht Vorbild für Deutschland sein, trotzdem muss man wohl sagen, noch ist auch diese Liga stärker als die Bundesliga. Das liegt wohl mehr am Geld aber es ist eben so.
Und in Deutschland? Wie wird hier gejammert wir könnten finanziell nicht mithalten, der Wettbewerb sei verzerrt, Topspieler nicht zu bezahlen, international könne so nicht mitgehalten werden. Das hier weniger Geld rumliegt ist wahr. Oder nicht? Diplomatisch ausgedrückt: Die Bundesliga ist die reichste aller Topligen, die meisten Vereine befinden sich finanziell im Plus, trotzdem können sie aber auf Grund unseres absolut vernünftigen Lizensierungsverfahrens nicht soviel Geld investieren wie ausländische Topteams. Ist das aber ein echter Grund international nicht mithalten zu können? Nein!!! Ist es nicht. Nur ist die Liga ganz offensichtlich größtenteils von Ideenarmen Managern besetzt. Wie sonst lässt sich erklären, dass der afrikanische Markt bisher praktisch gar nicht entdeckt wurde, die Vermarktung in Asien nur zaghaft vorangetrieben wird und alle diese Ideen aus anderen Ligen abgeschaut wurden? Und wie sonst ist zu erklären, dass die deutsche Jugend, um zurück zum eigentlichen Thema zu kommen, erst jetzt einen größeren Stellenwert beigemessen bekommt? Die Förderung in Deutschland ist verhätlnismäßig schlecht, zuviel Ausdauer und Krafttraining, zu wenig Ballbehandlungsübungen. Als Martin Jol bei jedem seiner HSV Spieler mehr Technik trainieren ließ waren die Unterschiede sofort zu sehen, peinlich, denn in jungen Jahren hätte diese Spieler bereits auf einen höheren Standard gebracht werden können. Warum verdammt nochmal macht das kaum ein Verein? Mittlerweile hat ein Umdenken stattgefunden, es wird mehr auf junge Talente gesetzt, aber noch nicht genug. Spieler wie Lahm, Gomez, Marin, Özil oder Holtby dürfen nur der Anfang sein. Es wird viel zu selten langfristig gedacht, natürlich müssen kurzfristig Ziele erreicht werden, jedoch ist das auch mit Jungstars möglich. Alle genannten Spieler sind Leistungsträger. Das wird aber nur mit mehr Mut und anderen Methoden möglich sein...
Mir ist bewusst, dass ich nur einen Teil der Aspekte nennen konnte, leider hatte ich nicht mehr Platz, es wird einen 2. Teil geben wo ich auf manche Dinge näher eingehe. Feedback :)
Eine Kritik...
2009 ist es soweit, Deutschland hat seine Jugendnationalteams entdeckt. Ja, es ist unglaublich, wir haben ewig gebraucht!!! Und das, obwohl kaum eine große Fußballnation es nötiger hatte als wir, die Jugend zu entdecken. Macht man sich mal ein Bild vom europäischen Spitzenfußball sieht man schnell einige verschiedene Philosophien, denn jede Nation hat ihre eigene Mentalität und ihre eigenen Gegebenheiten.
Da wären zunächst die Engländer. Nicht erst seit heute weiß man: in der Premier League ist soviel Geld vorhanden wie in keiner anderen Spitzenliga. Das wirkt sich aus, ein Aufsteiger dort bekommt annähernd soviel Geld als Prämie wie der deutsche Meister. Natürlich können sie Stars bezahlen, die in Deutschland zu teuer wären. Die Folge daraus zeigt sich in der Zusammensetzung englischer Mannschaften, der Ausländeranteil ist hoch, Engländer werden nur vereinzelt eingesetzt und dabei fast nie in Schlüsselpositionen, gravierendstes Beispiel dieser Art ist und bleibt vorerst wohl auch Arsenal London wo mit Wallcott aktuell nur ein Engländer im engsten Kreis der Stammelf partizipiert. Die Topspieler sind mit wenigen Ausnahmen allesamt Ausländer, bevorzugt Franzosen und Spanier. Dass die Engländer dennoch ein recht starkes Nationalteam haben liegt einfach daran, dass ihre Liga an sich schon internationale Erfahrung bedeutet, dafür muss nicht jeder dieser Spieler Champions League spielen, außerdem werden sie taktisch von erfahrenen Teamchefs ausgebildet, die komplizierte und lehrreiche Ausbildungen hinter sich bringen oder einfach aus dem Ausland kommen.
Die Premier League macht also einfach folgendes:
- Stars aufkaufen
- Jugendspieler aufkaufen
- Trainer aufkaufen
In ihrer Jugendausbildung wird auf Physis und Passsicherheit besonderen Wert gelegt, das reicht in der Praxis zu hohem Standard aber ohne Ausnahmetalent nicht zur Weltklasse. Die Technik müssen die aufgekauften Stars einbauen.
Die vielleicht interessanteste Liga ist eine andere, die spanische Liga BBVA.
Hier wird auf einen Mix aus Geld und Jugend gesetzt... sehr sehr starker Jugend. Während Clubs wie Real Madrid mit Geld um sich werfen setzen andere Teams vorwiegend auf den eigenen Nachwuchs, natürlich ist das beste Beispiel hier der große FC Barcelona, der aus den eigenen Reihen Spieler wie Xavi, Iniesta oder Messi groß zog, heute ist jeder dieser Spieler eine Klasse für sich. Die Jugendförderung ist dabei wohl einzigartig, denn wohl nirgendwo sonst wird soviel mit dem Ball und so wenig im Kraftraum gearbeitet. ( Und das weiß ich nicht erst seit dem aktuellen Artikel ;) ) Was bringt es einen Vorzeigeathleten zu haben, wenn dieser nicht mit dem Ball umgehen kann? Diese berechtigte Frage muss sich in Barcelona wohl niemand stellen. Und so kommt es, dass die Spanier mittlerweile eine Nationalmannschaft von absolutem Weltklasseformat haben und die Liga international die einzige ist, die in der Spitze mit der reichen Premier League mithalten kann. Obwohl es für die Vereine finanziell eigentlich gar nicht so nötig wäre, die Spanier kennen und schätzen den Wert der Jugendarbeit.
Ähnlich verhält es sich bei den Italienern, jedoch ist die Nachwuchsarbeit hier mehr mit dem Schwerpunkt taktisches Verständnis versehen, außerdem wird auch viel mehr auf ältere Spieler gesetzt als in jeder anderen Liga. Das Kollektiv soll durch seine taktische Überlegenheit Spiele gewinnen, nicht die Einzelspieler. Geführt hat das immerhin zum Gewinn der Weltmeisterschaft, allerdings sind die Vereine mittlerweile in der Rückentwicklung, was neben den ungünstigen sozialen und vereinspolitischen Verhältnissen in Italien vor allem auf die schreckliche Überalterung zurückzuführen ist. Beispiel gefällig? Das 8.älteste Team der Seria A ist Napoli, sie liegen also im gesunden Mittelfeld was das Alter angeht. In der Bundesliga wären sie Opatruppe Nummer 1. Außerdem verlassen einige Stars die Liga mittlerweile, sie sollte also nicht Vorbild für Deutschland sein, trotzdem muss man wohl sagen, noch ist auch diese Liga stärker als die Bundesliga. Das liegt wohl mehr am Geld aber es ist eben so.
Und in Deutschland? Wie wird hier gejammert wir könnten finanziell nicht mithalten, der Wettbewerb sei verzerrt, Topspieler nicht zu bezahlen, international könne so nicht mitgehalten werden. Das hier weniger Geld rumliegt ist wahr. Oder nicht? Diplomatisch ausgedrückt: Die Bundesliga ist die reichste aller Topligen, die meisten Vereine befinden sich finanziell im Plus, trotzdem können sie aber auf Grund unseres absolut vernünftigen Lizensierungsverfahrens nicht soviel Geld investieren wie ausländische Topteams. Ist das aber ein echter Grund international nicht mithalten zu können? Nein!!! Ist es nicht. Nur ist die Liga ganz offensichtlich größtenteils von Ideenarmen Managern besetzt. Wie sonst lässt sich erklären, dass der afrikanische Markt bisher praktisch gar nicht entdeckt wurde, die Vermarktung in Asien nur zaghaft vorangetrieben wird und alle diese Ideen aus anderen Ligen abgeschaut wurden? Und wie sonst ist zu erklären, dass die deutsche Jugend, um zurück zum eigentlichen Thema zu kommen, erst jetzt einen größeren Stellenwert beigemessen bekommt? Die Förderung in Deutschland ist verhätlnismäßig schlecht, zuviel Ausdauer und Krafttraining, zu wenig Ballbehandlungsübungen. Als Martin Jol bei jedem seiner HSV Spieler mehr Technik trainieren ließ waren die Unterschiede sofort zu sehen, peinlich, denn in jungen Jahren hätte diese Spieler bereits auf einen höheren Standard gebracht werden können. Warum verdammt nochmal macht das kaum ein Verein? Mittlerweile hat ein Umdenken stattgefunden, es wird mehr auf junge Talente gesetzt, aber noch nicht genug. Spieler wie Lahm, Gomez, Marin, Özil oder Holtby dürfen nur der Anfang sein. Es wird viel zu selten langfristig gedacht, natürlich müssen kurzfristig Ziele erreicht werden, jedoch ist das auch mit Jungstars möglich. Alle genannten Spieler sind Leistungsträger. Das wird aber nur mit mehr Mut und anderen Methoden möglich sein...
Mir ist bewusst, dass ich nur einen Teil der Aspekte nennen konnte, leider hatte ich nicht mehr Platz, es wird einen 2. Teil geben wo ich auf manche Dinge näher eingehe. Feedback :)
Aufrufe: 1094 | Kommentare: 6 | Bewertungen: 2 | Erstellt:12.06.2009
ø 9.5
KOMMENTARE
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13.06.2009 | 18:49 Uhr
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jasi2106 :
Die Idee über das Thema einen Blog zu schreiben war sehr gut. Du hast das sehr gut zusammengefasst. Doch wie populär sind die U21-Mannschaften in den anderen Ländern? Wie hat sich das dort entwickelt? Sind das Themen, auf die du vlt. im nächsten Teil eingehen wirst? Das hätte mich noch interessiert.
Ein Hauptgrund für die Entwicklung, dass die U21 (aber auch die anderen Jugendmannschaften) mehr im Fokus sind, dass die Bundesligisten mehr auf die Jugend setzen. Viele Menschen sehen, dass in der U21 v.a. Stammspieler aus der 1.&2. BL spielen und somit bekannter sind. So schaut man eher mal eher rein und sieht, dass sie wirklich guten Fußball spielen (bis auf die beiden Spiele dieses Frühjahr). Es sind nicht mehr nur unbekannte Spieler und viele haben, im Gegensatz zu früher, den Anschluss an die A-NM geschafft. Dadurch sind sie auch schon populärer.
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14.06.2009 | 21:20 Uhr
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Um nach mal nach zuharken...: Wie kommst du auf die Sache mit Jol?
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15.06.2009 | 20:24 Uhr
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Ich fand persönlich, dass man starke Unterschiede sah, vor allem bei den Spielern die vorher technisch weniger stark waren, ich fand zB die Ballbehandlung von Jarolim und Boateng stark verbessert. Auch so Tore wie manche von Jansen haben eine deutlich verbesserte Schusstechnik aufblitzen lassen, also ich fand da waren Unterschiede, wurde übrigens auch in den Medien aufgegriffen.
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15.06.2009 | 22:51 Uhr
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15.06.2009 | 22:55 Uhr
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