So, nun isses fast geschafft: ER kommt. Ganz persönlich. Höchstpersönlich. In echt.
ER wird zu uns sprechen.
Und SIE werden es zu uns transportieren.
SIE, dass sind die Journalisten und solche, die sich so nennen.
Dass sind die, die uns mit Spekulationen, Kaffeesatzleserei, Interviews untereinander (und gegeneinander) bis hierher über die Sommerpause gebracht haben und weiter bringen werden. Die Journalismus natürlich nur als das verstehen, was er tatsächlich ist: Der Transfer einer Nachricht an das Volk. Vielleicht ergänzt um eine Erklärung, um was es eigentlich geht, damit das dumme Volk auch ja versteht, was der schlaue Journalist schon besser weiß oder ausgegraben hat. Journalismus ist ja kein Mittel zum Selbstzweck, nur um das jeweilige Medium zu füllen, selbst wenn es gar nichts Neues zu berichten gibt. Was eine Nachricht ist, entscheidet immer noch der Journalist.
Ein Beispiel: Wir alle konnten uns ja kaum satt sehen/lesen an den Kuriositäten rund um den (nicht statt findenden!?) Lewandowski-Transfer!
(An dieser Stelle wäre mir ein abkotzender Smiley willkommen.)
Helle Aufregung (naja) brach aus, als berichtet wurde, Lewandowski wolle beweisen, dass es das Watzke-Versprechen bezüglich eines möglichen Wechsels vor Vertragsende tatsächlich gegeben habe.
Alle haben es gemeldet und abgeschrieben und kommentiert und wenn alle darüber berichten muss es ja wahr sein.
Wohlgemerkt: Das hatten selbst die offensichtlich vollkommen verstrahlten Lewandowski-Berater auch auf Rückfrage nicht bestätigt!
Vielleicht auch deswegen versandete diese 'Nachricht' dann also.
Bis sich die Stuttgarter Zeitung zu einem Artikel hinreißen ließ, der im Grunde nichts Neues zu bieten hatte.
Wie auch? Nichts gegen die Sportfreunde aus Stuttgart, jeder hat ja so seine Quellen. Aber dass ausgerechnet deren jetzt besser bzw. ergiebiger sein sollen, als die von Bild, Ruhr Nachrichten und der versammelten Münchner Boulevard-Breitseite zusammen, mag ich irgendwie nicht glauben.
Keine Neuigkeiten also. (Ich gebe zu, ich habe den reichlich tendenziösen Artikel wegen akuter Langeweile zunächst nicht mal bis zum Ende gelesen.)
Außer der Umdeutung, dass aus dem 'Gespräch' eine 'Korrespondenz' wurde.
Dies ist sachlich nicht mal falsch, denn laut der von Wikipedia angebotenen Definition steht Korrespondenz 'für ein i.d.R. schriftliches Gespräch ...'. Der wichtige Punkt ist an dieser Stelle dieses 'in der Regel'.
Ob man dann genau diese neue Formulierung im selben Artikel dahingehend umdeuten sollte, dass 'Korrespondenz' eben auf die Schriftform hinweist ?
Als ich mich selbst bis zu dem Artikel durchgearbeitet hatte, den Zusammenhang und die Intention erkannte, fühlte ich mich ehrlich gesagt nicht nur etwas verarscht.
Das Problem: Wenn ich schon hinter so was komme, sollten die anderen Journalisten das dann nicht erst recht? Und zwar bevor sie das einfach so abschreiben? Meinetwegen können die Journalisten ja auch berichten, dass die Kollegen von der StZ dummes Zeug schreiben.
Was soll ich denn jetzt von den anderen Meldungen im konsumierten Medium halten?
Sind die auch nur von irgendeinem Deppen abgeschrieben oder wenigstens halbwegs seriös recherchiert?
Wenn ich kein Thema habe, mach ich mir halt eins.
Ganz weit vorne mal wieder die Bild.
Der Fußballer Isco spielt bisher beim FC Malaga. Deren Scheich will bekanntlich ja nicht mehr so recht. Isco spielt auch bei der U21-EM (ist also irgendwie präsent) und hat gesagt, (erst) danach wolle er über einen Vereinswechsel reden. Heynckes hat ihn gelobt. Malaga hat gegen den BVB gespielt. Isco spielt offensives Mittelfeld. Wie der Götze?! Moment mal. Könnte doch sein, dass der BVB eventuell auch Isco haben möchte? So als Ersatz für Götze. Super-Idee! Gleich mal melden! Nicht nur Bayern, auch der BVB will Isco! Und Real! Und Manchester! United! Isco sagt ja erstmal nichts. Borussia sagt freiwillig auch nichts zu Transfers. Dass Bayern den gerade nach dem Götze-Wechsel erst recht nicht braucht - geschenkt! Und dass der Malaga-Trainer nicht zu United, sondern zu City geht - wer kann die schon unterscheiden? Und wozu?
Heute steht dann drin, dass der BVB-Wunschspieler Isco zu Madrid geht.
Obwohl selbst das noch nicht mal fest steht.
So.
Und all diese Journalisten haben mir bereits mehrfach Herrn Guardiola vorgestellt.
IHN.
Heute einen Artikel in der Welt über IHN gelesen.
Geschrieben vom Barcelona-Chefreporter der angesehenen spanischen Zeitung "El Pais".
Unter anderem steht da drin: ER sei der größte Anhänger von Cruyff.
Das ist natürlich Quatsch, denn der größte Anhänger von Cruyff ist ... Cruyff.
(Und damit habe ich - schwuppdiwupp - auch das Dilemma des niederländischen Fußballs auf den Punkt gebracht. Cruyff, van Gaal, Robben ... denkt einfach drüber nach.)
Das zeigt mir, dass der Barcelona-Chefreporter der angesehenen spanischen Zeitung "El Pais" diesen Wesenszug der Persönlichkeit von Johan Cruyff schon mal nicht durchschaut hat.
Und der soll mir IHN erklären?
Irgendwo hab ich außerdem gelesen, ER sei gar kein Visionär!
ER gucke sich einfach nur an, was andere machen und übernehme davon das Beste.
Is ja ne Frechheit!? Das macht ja sonst keiner! (Als kleinen Seitenhieb leiste ich mir an dieser Stelle ein 'chingchangchong'.)
Und Fehler mache ER auch!?
Als Beispiel wird dann zuallererst gerne genannt, dass ER nicht mit Stars könne, weil er mit Ibrahimovic nicht hätte umgehen können.
Zlatan. Die pflegeleichteste Persönlichkeit diesseits der Chinesischen Mauer.
Zlatan. Dem man inzwischen in Schweden ein eigenes Verb zugeordnet hat.
Zlatan. Der IHM mWn zuletzt attestiert hat, durchaus einer der besten Trainer der Welt zu sein. (Kein Anspruch auf Richtigkeit, da ich nicht weiß, wie spät es gerade ist.)
Häufig wird ER von Journalisten als Fußball-INTELLEKTUELLER beschrieben!?
So was gibt es!? Was ist das? Wie kommt man denn da hin? Vielleicht will ich das ja auch?
Zunächst: In SEINEM Kopf verorten Journalisten immerhin schon mal mehr Inhalt als in einem Fußball und/oder dem Kopf von (als Beispiel) Mario Basler. So genau wissen sie das allerdings auch wieder nicht, denn ER gibt außerhalb der üblichen Pressekonferenzen vor/nach Fußballspielen (bisher) keine großen Interviews.
So etwas führt übrigens interessanterweise zur Bildung einer sogenannten 'Aura': Einfach nicht mit Journalisten sprechen. Rar machen.
Klar, die werden meckern und das auch immer und immer wieder erwähnen.
Aber das führt nur umso schneller zur Abnutzung dieses Gemeckers und zum Aufbau von ... etwas Geheimnisvollen!?
Wenn man dabei auch noch höflich ablehnt, statt wie Mou oder SAF einfach unangemeldet einen Hiwi (sprich Co-Trainer) zu schicken, halten einen die Journalisten auch nicht automatisch für einen Kotzbrocken.
Moment mal.
Was hab ich eben geschrieben?
ER spricht nicht mit Journalisten?
Die kennen den Menschen praktisch gar nicht, den sie mir vorstellen?
Das Gefühl hab ich auch, wenn ich so darüber nachdenke, was mir da so als wichtige Charakteristika von Ihm verkauft werden: Herkunft, Werdegang, Familienstand - nützt mir alles nichts, weil ich weder den Ort noch die Gegend noch seine Familie kenne.
Hat angeblich mal Lionel Messi ein Buch geschenkt. Ist ja sensationell?! (Hier bietet sich ein ganzes Füllhorn an hämischen Kommentaren an. Andererseits weiß ich, dass Basketball-Legende Phil Jackson auch seinen Spielern hin und wieder ein Buch geschenkt hat.)
Bewunderte Platini und hört Coldplay. Macht ja sonst auch keiner.
Ich hab jetzt schon so viel über IHN gelesen und weiß im Grunde trotzdem nichts.
ER scheint Ahnung von Fußball zu haben und inzwischen besser deutsch zu können als ich.
Josep Guardiola, genannt Pep - wer auch immer du bist: Herzlich Willkommen!
Übrigens: Sollte es doch eines Tages dazu kommen, dass in der Jeans, die Roberts Frischangetraute eigentlich schon wegschmeißen wollte, doch noch der zerfledderte Bierdeckel - auf der auf der einen Seite steht "für 25 Mille darfste am 15ten Mai wech oder so" und auf der anderen Seite die seltsam ungelenke Unterschrift "Aki wars" - auftaucht ... ach, wen interessierts?
Diese naive Sensationsmache geht mir schon länger auf den Senkel, aber momentan... Ohne Worte, als ob ein ganzer Berufszweig betteln würde nicht mehr ernst genommen zu werden. Es gibt grad nur eine Berufsgruppe die mMn noch unter den konfabulierenden Berufsschreibern steht: Fussball-Live-Kommentatoren...
Was die Klammerbemerkungen angeht ... ähm ... die gibts bei mir umsonst dazu. Wenn sie Dich stören - ich versuche den Text so anzulegen, dass sie sowohl mit als auch ohne funktionieren. Sollten sie Dich also stören, lies einfach drüber weg.
Bewerten würde ich den Text gern danach.