Keine Woche ist es her, da war noch alles so wie es drei Jahre zuvor immer gewesen ist. Ein Interview. Kurze Sätze. Klares Bekenntnis um Spekulationen ein Ende zu setzen, quälender Fragerei und damit verbundene Spekulationen einen Riegel vorzuschieben. Er ist ein gefragter Mann, nicht erst seit Kurzem. Einem Pressetermin folgt das nächste Fotoshooting. Das Gesicht des deutschen Aufschwungs schlechthin. Einen wie wir ihn herbeigesehnt haben. Jemand der unsere Farben im prachtvollsten Weiß unter der schonungslosen Sonne des Fußballplaneten Europa repräsentiert.
Was von vielen als unmachbar prophezeit wurde, widerlegte er binnen Wochen. Drei Jahre danach sieht man ihn gescheitert, mit eingezogenem Kopf das Schlachtfeld verlassen. Der beste Vorlagengeber aus Europas Topligen der letzten Jahre scheut das tete-à-tete mit den Hoffnungsträgern der nächsten spanischen Dribblergeneration und flieht in die Bedeutungslosigkeit der englischen Fußballprovinz. Kopfschüttelnde Gesichter in den Nachrichtenredaktionen. Mahnende Wörter im Netz, enttäuschte Kommentare. Özils Abstieg, vielleicht nur der Beginn der Renaissance der großen deutschen Fußballdepression.
Das Kopfschütteln steckt an. Doch ich schüttle meinen Kopf nicht in der Horizontalen. Ich nicke aus Überzeugung, dass Mesuts Wechsel keine Flucht, sondern ein logischer Schritt in seiner Entwicklung darstellen kann und wird. Madrid gehört, das steht fest, zu den besten Adressen im europäischen Fußball. Jeder Spieler der hier unterschreibt, kann sich glücklich schätzen Teil dieser Traumwelt Real sein zu dürfen.
Doch Real steht auch für Schnelllebigkeit. Alle paar Jahre muss ein Trainer seinen Hut nehmen. Und mit ihm geht die Philosophie. Kommen neue Gedanken, neue Erwartungen an das Personal. Doch auch die Führungsetage braucht Veränderung. Sie brauchen Namen, wollen die Marke Madrid weltweit festigen, den Konkurrenten aus Barcelona die lange Nase zeigen. Gareth Bale als Mittelfinger ins Gesicht der arabischen Widersacher aus Manchester, Paris und Monaco. Politik wird wohl in keinem anderen Klub so rücksichtslos betrieben wie in Madrid.
Opfer dieses blinden Profilierungswahn ist Mesut Özil. Als der Deal mit Waliser Bale intern durchgewunken wurde, entwickelte sich innerhalb von Stunden eine Zwickmühle. Trainer Ancelotti vermied es Özil das Vertrauen auszusprechen. Dieser zog die Reißleine. Er wusste, dass er nicht der erste Profi gewesen wäre, dessen Standing als Spieler durch ein gefrustetes Bankdasein arg gelitten hätte.
Das seine Wahl nun auf Arsenal fällt, mag von außen betrachten wenig attraktiv sein. Schaut man jedoch hinter die die Kulisse der allgemeinen Empörung, so entdeckt man einiges an Potential in dieser Geschichte. Arsenal ist nach wie vor ein Top-Four Team, auch wenn sie in den letzten Jahre starke Probleme hatten sich dort zu halten. Damit verbunden ist die CL Teilnahme. Somit bekommt Özil all das geboten, was er in Madrid auch hatte: Internationalen Fokus. Hinzu kommt die unbestritten höhere Qualitität der Premier Legue in der Breite. Das Problem der spanischen Duokultur ist altbekannt. Sollte Özil auch in England die Topwerte der letzten Jahre erreichen, könnte er auch seine letzten Zweifler verstummen lassen. Gelingen wird ihm das in Deutschland aufgrund seiner Herkunft wohl nie so ganz.
Trotzdem fehlt Arsenal die Reputation vergangener Jahre. In der Realität bedeutet das keine Titel und immer wieder einschneidende Abgänge im Personal. Arsenal ist längst als Ausbildungsverein verschrien. Als Seller auf dem Transfermarkt aktiv. Finanziell gesünder ist in England wohl keiner. Wenn man dann trotzdem seit 1997 jedes Jahr aufs neue die Championsleaguegruppenphase erreicht, ist das mehr als ordentlich. Aus meiner Sicht in dieser Art und Weise fast einmalig.
Die aktuelle Mannschaft ist sicher noch nicht reif für den Titel. Sie beinhalten aber ohne Frage das größte Entwicklungspotential aller Teams in der Premier League. Mit Szczesny (23y), Wilshere (21y), Gibbs (23y) und Ramsey (22y) stehen Wenger gleich vier Spieler für die Startaufstellung zur Verfügung, die schon seit den Jugendmannschaften für die Gunners spielen. Auch Walcott (2005), Rosicky (2006) und Sagna (2007) tragen seit einer gefühlten Ewigkeit das rote Trikot. Hinzu kommen erfahrene Leute wie Podolski, Mertesacker, Flamini, Vermaelen, Arteta und Montreal. Nationalspieler wie Oxlade-Chamberlain (20y), Koscielny, Giroud und Cazorla. Insgesamt das drittjüngste Team der Liga (ø26y).
Fehlende Konstanz war Wengers größter Gegenspieler der letzten Jahre. In der Mannschaft und im Spiel. Dieses Jahr hat kein Spieler den Verein verlassen. Auf ein schlechtes Auftakspiel gegen Aston Villa folgten vier überzeugende Auftritte in CL-Quali und der Premier League. Der Anfang scheint gemacht. Özil wird dem Spiel nach vorne den nötigen Zug geben, den oft fehlenden gefährlichen Ball in die Spitze spielen. Einzig offen bleibt die Frage, ob Arsenal in der letzten Reihe genügend Durchschlagskraft entwickeln kann. Selbst wenn Giroud in der aktuellen Form weiterspielt, fehlen Wenger die Alternativen. Podolski fällt mindestens bis Dezember aus, Park und Bendtner konnten nie wirklich überzeugen. Auf Yaya Sanogo (20) liegt die Hoffnung der Zukunft, auf Mesut Özil die der Gegenwart.
Das Spiel in Madrid der letzten Jahre bestand für mich häufig aus Einzelaktionen. Dies ist natürlich nachvollziehbar, da mit Ronaldo, Benzema und Di Maria hervorragende Dribbelkünstler zur Verfügung stehen. Allerdinges leidet Özils Spiel ein wenig darunter. Das Kombinationsspiel der Nationalelf liegt Ihm eher und dort ist er auch torgefährlicher.
Bei Arsenal findet er gerade diesen Spielstil wieder und falls Giroud sich weiterentwickelt oder andernfalls noch ein Klassestürmer kommt, denke ich ist Arsenal mittelfristig auch wieder fähig in England und eventuell in der Champions League um Titel mitzuspielen.
Ich bin mit dir einverstanden. Ich glaube Özil kann Arsenal per sofort stärker machen. Er ist zwar noch jung aber genau wie seine zum teil jungen Mitspieler bei Arsenal, hat er bereits viel internationale Erfahrung. Das Problem bei Arsenal war oft auch die fehlende Breite des Kaders was oft als unkonstant ausgelegt wurde. Dieser Punkt wurde auch dank des Özil Transfers deutlich verbessert. Özil wird einer der wenigen sein die auf einer Position fest zu Hause sind. Viele Spieler der Gunners sind auf mehreren Positionen einsetzbar. Bleibt die wichtigsten Spieler von grösseren Verletzungspausen verschont werden sie mindestens wieder in den Top4 landen. Auch werden die jungen Spieler wieder einen Schritt nach vorne machen. Was die Gunners ebenfalls Stärker macht. Zudem ist der Transfer auch endlich ein deutliches Zeichen vom Club an die Konkurrenz und an die eigenen Stars. Es zeigt das sie keine Lust mehr haben ihre Talente ziehen zu lassen und fähig sind mit denn andern Mitzuhalten.
Hiermit ist auch der Vater der eindeutige Gewinner des ganzen.
Etwas sehr einseitig recherchiert.
herje manchmal glaub ich wir Deutsche haben echt keine andere Wahl als uns zu erschiessen, ständig wird an Deutschland rumgenörgelt, dabei sind wir das toleranteste Land der Welt.
Dabei ist der Grund ganz einfach, wie in jedem anderen Land der Erde müssen die Zeitungen einfach nur leeren Seiten füllen, nur mit Werbung vollklatschen, wie Spox das macht, kann halt nicht jeder - Gruß
mit den meisten Torvorlagen in Europas Topligen der letzten Jahre, gibt es eig nichts mehr zu sagen!
Das sind Attribute die man von eienm 10er sehen will.
Vor allem der Satz " Gelingen wird ihm das in Deutschland aufgrund seiner Herkunft wohl nie so ganz." stimme ich voll und ganz zu.
Im Allgemeinen liegt die Wertschätzung für Özil in Spanien , England und Italien weitaus höher als im eigenen Land.
Sie schätzen halt clevere und elegante Spieler.
Nicht umsonst sind die kritischen Zuschauer ,im Estadio S. Bernabeau , bei jeder Auswechslung, ab der ca. 80 min., voller Begeisterung aufgestanden.So was widerfährt nicht jedem Spieler im Bernabeau.