Mamma Mia, Milano!
Der AC Mailand schliddert weiter in die Krise.
Nach der gestrigen Derbyniederlage, muss ein Umdenken bei den Verantwortlichen stattfinden. Erneut wurde offenbart, dass Milan in jedem Spiel über deutlich mehr Ballbesitz verfügt, jedoch diese Überlegenheit in gefährliche Situationen umzumünzen. Die aktuelle Lage schreibe ich vornehmlich dem Trainer zu. Bisherige Erfolge unter seiner Führung sind lediglich auf die individuelle Klasse mancher Spieler zurückzuführen. So basierte der Meistertitel 2011, in Allegris erstem Jahr als Übungsleiter bei uns, auf der brillanten Offensive um Ibrahimovic. Bereits seit seinem Amtsantritt lässt sich keine durchgängige Taktik und Spielweise festmachen. Wenn Milan gezwungen ist, das Spiel selbst zu machen, schlägt sich das zwar in hohen Spielanteilen nieder, bringt jedoch keinen ertrag. Lediglich gegen favorisierte Teams, bei der man aus einer sicheren Defensive heraus agieren will, entsteht Gefahr durch Konter oder Standartsituationen. Dazu wirken sich auch personelle Entscheidungen negativ aus. Unverständlicherweise sind Muntari, Matri und Robinho beinahe Stammkräfte. Muntari bewies gestern wieder einmal seine Unfähigkeit zu einem vernünftigen Passspiel. Die Tätlichkeit kurz vor Schluss, weckte Erinnerungen an das entscheidende Ligaspiel in der letzten Saison gegen Siena, als er uns durch seine unbeherrschte Aktion an den Rand der Niederlage gebracht hatte. Matri sieht sich seit seiner Verpflichtung permanent Kritik gegenüber. Allerdings wirkt er aktuell immer noch wie ein Fremdkörper im Mailänder Spiel und strahlt keinerlei Torgefahr aus. Obwohl ich zu Juve-Zeiten ihn eigentlich als fähiger Stürmer betrachtet habe, ist er für Milan momentan unbrauchbar. Er profitiert lediglich von Allegri und der Tatsache, dass er eben dessen Wunschspieler war (warum auch immer, immerhin haben wir Pazzo, obwohl er verletzt war). Die 12 Millionen hätten ausgereicht um stattdessen eine nützlichere Option zu kaufen. Hier denke ich vor allem an Astori, Benatio, Ogbonna oder für den Offensivbereich Liajiic. Nach dem Abgang von Prince mangelt es an Dynamik im Spielaufbau. Montolivo und Poli sind meines Erachtens zwar passicher, aber ohne stark ausgeprägten Offensivdrang. Aus diesem Hintergrund heraus erwarte ich zuversichtlich die Ankunft von Nainggolan, der sich hoffentlich torgefährlicher präsentiert.
Insgesamt sehe ich immer noch einen Trainerwechsel als sinnvolle Veränderung an, die unser Spiel wieder beleben könnte. Als Wunschkandidat würde ich Cesare Prandelli in Betracht ziehen. Auch di Matteo oder Villas-Boas würde ich befürworten, da sie auf die Jugend setzen und den bereits eingeläuteten Wandel, fortführen. Ich finde in der aktuellen Tabellensituation bietet sich der geeignete Zeitpunkt, um die Chance zum Umbruch wahrzunehmen. Eine Saison ohne internationale Beteiligung hätte einerseits zwar erhebliche finanzielle Einbußen zur Folge, eröffnet andererseits auch, dass man sich vollständig auf den Ligabetrieb fokussieren kann. Trotz bescheidener finanzieller Möglichkeiten, muss der vorhandene Spielraum ausgeschöpft werden und in Verstärkungen investiert werden. Die bereits getätigten Verpflichtungen Rami und Honda werden Besserung bringen. Rami ist als zuverlässiger und zweikampfstarker Innenverteidiger bekannt und wird für defensive Stabilität sorgen, während Honda offensiv sowohl als Vorlagengeben, als auch als Vollstrecker, fungieren kann. Mit der Ankunft des Japaners im Mannschaftsgefüge stellt sich jedoch eine weitere Frage. Es tut sich die Möglichkeit auf, ein variableres Spielsystem zu ergreifen, beispielsweise ein 4-2-3-1. Viel wird auch von dem Gesundheitszustand von El Shaarawy abhängen. Seine anhaltenden Verletzungsprobleme rufen den Fall Pato in Erinnerung. Wenn man jedoch davon ausgeht, dass er beschwerdenfrei zurückkommt und konstant sein Leistungsniveau abruft, hebt er Milan auf ein höheres Level.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass ich einem neuen Trainer erwartungsfroh entgegenblicke und all seinen Entscheidungen zunächst sicher positiv gegenüber stehen werde, denn schlimmer als unter Allegri kann es leider kaum ablaufen.
