Die Fußball WM hat in den letzten Tagen wirklich so einiges zu bieten. Allerdings sollen in diesem Blog keine schwachen Schiedsrichter- oder Torwartleistungen thematisiert werden, sondern das was jedem Freizeitfußballer wohl am meisten aufstößt: Fehlendes Engagement.

Wie wäre es mit Leidenschaft?

Ich kann mir tagtäglich nur die Augen reiben wie wenig Einsatz große Teile der Spieler beim Highlight ihrer Karriere zeigen. Hört sich nach unsachlicher subjektiver These an? Dann möchte ich euch als Zuschauer bitten, mal ganz bewusst die erste Halbzeit (inklusive ihrem Ergebnis) zu ignorieren. Anschließend versucht ihr in der zweiten Halbzeit nur anhand der Spielweise zu erkennen, wer denn gerade führt und wer nicht. Ich verspreche euch, das wird nicht einfach, denn der Spielstand beeinflusst die Laufbereitschaft und Einsatzfreude der Spieler anscheinend eher sekundär. Warum? Das weiß wohl nur der liebe Gott, aber das Alles mit einem schlechten Tag zu begründen ist mir zu einfach. Gerade in den vergangenen zwei Tagen haben sich mir, als engagiertem Freizeitkicker, diesbezüglich die Nackenhaare aufgestellt.

Bei den Stürmern scheint es mittlerweile eh verpönt zu sein in der Defensivbewegung nicht zu traben. Zumal dann ja auch in der Vorwärtsbewegung nichts kommt. Vielleicht erinnert sich in diesem Zusammenhang wer an die Spielanalyse nach dem Frankreich – Mexiko Spiel, in der knallhart gezeigt wird, dass Malouda einfach kein Bock hat sich zu bewegen, um eine Gefahr für das mexikanische Tor zu werden. Egal wie groß die Differenzen bei der Equipe auch sein mögen, doch wir befinden uns auf der größten Bühne des Fußballs und da ist so was definitiv inakzeptabel.



Einfach nicht zu erklären

Nun gut, die Franzosen sind derzeit medial eh omnipräsent, daher widmen wir unser Interesse mal anderen Teilnehmern, die aber ähnliche Fragen aufkommen lassen:

Ich würde das Spiel Slowakei – Paraguay mal als annäherndes Duell auf Augenhöhe betiteln. Doch war der Ausgang des Spiels wirklich so was von eindeutig (0:2 für Paraguay), dass ich mich auf die Suche nach Ursachen begeben musste. Denn die Slowaken haben sich in einer WM-Qualigruppe souverän gegen Polen, Tschechien und Slowenien durchgesetzt und vor allem haben sie gezeigt, dass sie fußballerisch mehr zu bieten haben, als der Autonormalverbraucher von der Slowakei erwartet. Auch wenn Paraguay mit Sicherheit kein Pappenstiel ist, war so ein einseitiges Spiel im Leben nicht zu erwarten.


Doch es war verdammt eindeutig. Nach ungefähr 40 Minuten hab ich dann instinktiv begonnen auf Stanislav Sestak zu achten und verfiel in puren Trotz. Denn Mitte der zweiten Halbzeit fragte ich mich irgendwann, ob ich ihn auch schon mal sprinten gesehen habe?! Meine innere Stimme flüsterte mir, dass dies wohl nicht der Fall sei und auch seine Zweikampfführung sah so lethargisch und unmotiviert aus, dass ich dachte da würde ein Jens Jeremies derzeit mehr bewirken können.

Folglich hab ich dann auch bei weiteren Spielen mal detailliert auf die Laufbereitschaft bei einigen Fußballern geachtet und meine mir erklären zu können, warum die südamerikanischen Teams die WM dominieren. Von Argentinien bis zu Uruguay wirken die Spieler wesentlich galliger in den Zweikämpfen und bereit mehr zu investieren, als viele andere, insbesondere europäische Teams. Eine Mannschaft, die ich von dieser Kritik ausklammere ist die deutsche Elf. Ich denke die vergangenen, wenn auch nicht immer erfolgreichen Spiele, rechtfertigen es hier eine Ausnahme zu machen.

Doch warum ist das so? Es ist doch der Traum jeden Fußballers diesen prestigeträchtigen Pott einmal im Leben in seinen Händen zu halten.

Nun auf die aktuelle Armseligkeit Frankreichs einzudreschen, halte ich an dieser Stelle für unangebracht, doch wann wachen denn auch die europäischen Top-Teams wie England und Italien mal auf. Ihr höheres fußballerisches Potential ist unbestritten, doch es ist kein Zufall, dass sie es nicht packen ihre Spiele zu gewinnen. Besonders die Akteure der genannten Nationen scheinen durch vielfältigste Gründe nur 97 oder 98 Prozent ihres Leistungsvermögens abzurufen. Und auch wenn sie wohl erst vor kurzem festgestellt haben, dass das nicht reicht, um ein Wort um den Pott mitreden zu können, sind sie genau jetzt gefragt da zu sein, denn noch ist fast alles möglich.

Zeit Geschichte zu schreiben

Die Gründe für das relativ desaströse Auftreten von einigen europäischen Mannschaften mögen vielseitig sein.Von einer langen Saison mit dem Verein, über private Probleme bis hin zu Motivationsdefiziten gegen noch so kleine Fußballzwerge. Doch an dieser Stelle möchte ich als einfacher Freizeitsportler an das appellieren, was euch überhaupt nach Südafrika getragen hat: euer Herz und eure Leidenschaft. Denn nur Duelle, in denen beide Seiten bis auf ihren letzten Blutstropfen kämpfen, haben das Potential Geschichte zu schreiben und die passende Bühne ist euch dafür definitiv gegeben.