Der letzte Sommer am Goodison Park in Liverpool war ein vergleichsweise unruhiger. Erstmals seit 2002 musste sich der dort ansässige Fußballklub FC Everton um einen neuen Trainer bemühen. David Moyes folgte den Lockrufen von Manchester United und hinterließ eine große Lücke. Die Verantwortlichen handelten besonnen und installierten mit Roberto Martinez einen Trainer, der bereits Erfahrungen in der Premier League gesammelt hat.
Bei Wigan Athletic war Martinez nur mäßig erfolgreich und stieg unmittelbar vor seinem Wechsel nach Liverpool in die Zweitklassigkeit ab. Sein größter Erfolg mit den Latics war ohne Zweifel der Sieg im FA-Cup 2013. Neben Trainer Moyes zog es auch Mittelfeldmotor Marouane Fellaini zum englischen Rekordmeister. Zudem verabschiedeten sich Victor Anichebe (170 Spiele für Everton) und Phil Neville (242 Spiele). Diese durchaus schwerwiegenden Verluste wurden mit gezielten Einkäufen bzw. Leihgeschäften wettgemacht: Gareth Barry, Romelu Lukaku, Gerard Delofeu und Arouna Koné wechselten zu den Toffees.
Roberto Martinez kam im letzten Sommer zum FC Everton. (Foto: Spox)
Martinez tritt ein schweres Erbe an
Viele Interessierte sahen das gute Abschneiden in den letzten Jahren untrennbar mit dem Namen David Moyes verbunden. Unter Moyes' Leitung schnitt der FC Everton nur zwei Mal schlechter als auf Rang acht ab. Roberto Martinez strafte jene Pessimisten Lügen. Bisher. Denn Everton rangiert im Januar 2014 nach ausgetragenen Partien auf dem fünften Platz in Englands höchster Spielklasse.
Roberto Martinez' Team trifft deutlich seltener ins gegnerische Gehäuse als die vier vor ihnen platzierten Klubs, doch mit 19 Gegentreffern erreichen die Toffees den zweitbesten Wert der Liga.
Auch in den direkten Duellen musste der Liverpooler Verein sich nur einmal geschlagen geben. Gegen Arsenal (1:1) und den FC Liverpool (3:3) reichte es zu einem Remis, während gegen den FC Chelsea (1:0) sowie im Old Trafford bei Manchester United (1:0) Siege erzielt wurden. Eine Niederlage setzte es einzig gegen Manchester City (1:3).
Die Mischung zwischen Jung und Alt machts
Betrachtet man den Kader des FC Everton so fällt auf, dass die Defensive mit Torwart Tim Howard (34 Jahre), Sylvain Distin (36), Phil Jagielka (31), Leighton Baines (29) und der Ausnahme Seamus Coleman (25) zu älteren Eisen gehört. Vor der Viererkette lenken mit dem erfahrenen Gareth Barry und seinem jungen Kollegen James McCarthy zwei Akteure das Spielgeschehen, die man als perfekte Mischung beschreiben könnte.
Je offensiver die Positionen werden, desto jünger werden die Spieler, auf die Martinez setzt. Mit Ross Barkley, Kevin Mirallas, Gerard Delofeu und Romelu Lukaku treiben namhafte Talente ihr Unwesen im gegnerischen Strafraum. Auch in der Offensive fehlen die älteren Spieler nicht: Leon Osman, Steven Pienaar und Arouna Koné sind dort zu nennen. Der Kader ist somit sehr vielseitig bestückt und bietet für junge Akteure perfekte Entwicklungsmöglichkeiten an der Seite der Oldies.
Traf in dieser Saison bereits neun Mal: Chelsea-Leihgabe Romelu Lukaku (Foto: Spox)
Wenn der FC Everton die bisher gezeigten Leistungen auch in den restlichen 18 Partien bestätigen kann, dann springt ein Startplatz für die Europa League dabei heraus. Roberto Martinez würde die Erfolge von David Moyes nahtlos weiterführen. Everton nimmt in der Premier League gewissermaßen die Rolle zwischen den großen Klubs und dem grauen Mittelfeld der Liga ein.
Für die Verantwortlichen vom FC Chelsea und FC Barcelona war der Goodison Park in dieser Saison das richtige Pflaster, um vielversprechende Talente dort zu parken. Auf der anderen Seite muss der Klub alljährlich den Weggang wichtiger Spieler verkraften, die es zu erfolgreicheren Vereinen zieht. Gerade unter diesem Aspekt sollte die Kontinuität in puncto guter Platzierungen noch höher angerechnet werden.
Ich bin gespannt, wie die Saison für die Toffees weiter verlaufen wird. Vielleicht kann ja eines Tages die Lücke zu den ganz großen Klubs geschlossen werden und dabei springt ein Champions-League-Ticket heraus.