The star rises
Er blüht wieder auf und spielt eine starke Saison beim finanziell angeschlagenen Erstligisten. Am Ende der Saison stehen wettbewerbsübergreifend 28 Spiele und 8 Scorerpunkte zu Buche.

Portsmouth, das in der Liga aufgrund von Insolvenz und Punkteabzug hoffnungslos abgeschlagen und dessen Abstieg besiegelt ist, erreicht das FA-Cup Finale, verliert dieses allerdings gegen den FC Chelsea mit 0:1. Boateng, der noch im Halbfinale gegen seinen Ex-Club Tottenham sein wohl bestes Spiel auf der Insel macht (1 Tor, 1 Vorlage), entwickelt sich im Endspiel zum negativen Hauptdarsteller: erst foult er Michael Ballack, steigt diesem bei einem Zweikampf auf den bereits verletzten Knöchel, sodass der Kapitän der deutschen Nationalmannschaft ausgewechselt werden muss. Anschließend verschießt er gegen Petr Cech beim Stand von 0:0 einen Elfmeter. Er ist der tragische Held des Spiels, hat aber in dieser Saison erheblich auf sich aufmerksam gemacht.

A "Prince" is born
Nachdem Boateng in einem Interview davon spricht, künftig für das Heimatland seines Vaters spielen zu wollen, wird der ghanaische Verband hellhörig und erstrecht nachdem mit Michael Essien der wichtigste Mittelfeldspieler in Reihen der Black Stars für die anstehende WM in Südafrika ausfällt, versucht man alles, um einen raschen Verbandswechsel für den ehemaligen DFB-Juniorennationalspieler zu erwirken. Brisant: in der Vorrunden-Gruppe Ghanas spielen neben Serbien und Australien auch die Deutschen mit Halbbruder Jerome Boateng, mit dem er seit gemeinsamen Hertha-Tagen nicht mehr gemeinsam auf dem Platz stand.
Der Verbandswechsel ist schnell vollzogen und Boateng erhält einen Platz im endgültigen WM-Kader Ghanas.

Auf seinem Trikot prangt über der schwarzen Nummer 23 der Name „Prince". Ein royaler Name für den neuen Prinzen im Mittelfeld der Black Stars?

Sofort ab dem Beginn der WM übernimmt der Junge aus Berlin Verantwortung im Mittelfeld der Afrikaner und ist schon nach dem ersten Gruppenspiel als Chef aus der Zentrale nicht mehr wegzudenken. Mit ausgezeichneter Übersicht, klugen Pässen, starkem Defensivverhalten und schnellem Umschalten überzeugt der immer noch Anfang 20-jährige.

Im Gruppenspiel Nummer 3 kommt es tatsächlich zum Aufeinandertreffen der beiden Halbbrüder Jerome und Kevin-Prince. Der von den Medien angekündigte Familienkrieg bleibt aus, davon will ohnehin keiner der beiden etwas wissen. Prince tritt in diesem Spiel nicht oft in Erscheinung, beide Brüder sind vielmehr Nebendarsteller in dieser Begegnung.

Sein wahrscheinlich bestes Spiel im Trikot der Black Stars macht die Nummer 23 im Achtelfinale gegen die USA. Bereits in der 5. Minute trifft er zum 1:0 und bis zu seiner verletzungsbedingten Auswechslung in der 78. Minute gibt er in Ghanas Team den Rhythmus an.
Im Viertelfinale gegen Uruguay erlebt dann auch Boateng die wohl schmerzhafteste Niederlage seiner bisherigen Karriere. Nach 120 Minuten bekommt Ghana beim Stand von 1:1 einen Elfmeter, der ziemlich sicher den Halbfinal-Einzug des letzten, verbliebenen Afrika-Teams bei der WM bedeutet. Asamoah Gyan läuft an und hämmert den Ball mit Urgewalt an die Latte des von Fernando Muslera gehüteten Tores. Es ist eine bittere Pille für den 23 Jahre alten Deutsch-Ghanaer.

Afrika ist untröstlich - Ghana ist untröstlich – Prince ist untröstlich.

Durchbruch
Nach der für ihn persönlich aber starken Weltmeisterschaft sind viele Vereine in der Verlosung, die um die Dienste des „Prince" buhlen. Portsmouth muss aufgrund von Insolvenz aus der Premier League absteigen, Boateng jedoch ist aufgestiegen – im Wert und in der Wertschätzung.
Deutsche Vereine haben kein Interesse, in seiner ehemaligen Heimat hat der Sohn einer deutschen Mutter spätestens seit seinem Tritt gegen Ballack nur schlechte Karten und man spricht vom „Ghetto-Kid" Boateng. Das Risiko mit dem schwierigen Charakter will kein deutscher Verein auf sich nehmen.
Den Zuschlag bekommt schließlich der CFC Genua für 6,5 Mio. Euro. Ohne auch nur einmal für den Verein aus dem Nordwesten Italiens gespielt zu haben, verpflichtet ihn der große AC Milan, man einigt sich auf eine Aufteilung der Eigentumsrechte am Spieler Kevin-Prince Boateng.

Der AC Milan übernimmt den Namen „Prince" auf dessen Trikot mit der Nummer 27 und in seiner ersten Saison überzeugt er bei 34 Pflichtspiel-Einsätzen voll und ganz. Nicht selten kommt er auf der „Zehnerposition" zum Einsatz, obwohl dort mit Andrea Pirlo ein Weltmeister im Aufgebot der Rossoneri steht.
Seine Ankündigung im Winter der Saison, den „Moonwalk" zu tanzen, sollten die Milanisti den Scudetto holen, macht er im Mai dann schlussendlich wahr.

Als Belohnung für eine bärenstarke Saison im Rot-Schwarzen Dress sichert sich Milan für ca. 7 Mio. Euro zu 100 % die Dienste des Tattoo-Fans.
Auch in dieser Saison überzeugt der „Pince" auf ganzer Linie und ist mittlerweile ein fester Bestandteil des Milan-Mittelfelds.
Seinen enormen Wert für das Team unterstreicht seine Leistung am 23. Oktober 2011, als er im Spiel bei US Lecce beim Stande von 0:3 zur Halbzeit eingewechselt wird und in 14 Minuten einen lupenreinen Hattrick zum 3:3 erzielt. Milan gewinnt das Spiel schlussendlich mit 4:3.

Leider gibt er im November 2011 bekannt, aufgrund der körperlichen Strapazen vorerst nicht mehr für Ghana spielen zu wollen. Die darauffolgende Diskussion, insbesondere in den deutschen Medien, verläuft erneut kontrovers: man wirft ihm vor, die Nationalmannschaft nur als Sprungbrett genutzt zu haben, um bei einem großen Verein zu landen. Selbst wenn es der Wahrheit entsprechen sollte, dann ist es nicht das Recht der Medien, wieder und wieder auf ihn einzuprügeln.

Meiner Meinung nach findet seine Leistung gerade in Deutschland zu wenig Beachtung, den eins ist Kevin-Prince Boateng ganz ohne Zweifel: ein begnadeter Tänzer des „Moonwalk" - (und ein ausgezeichneter Fußballer…)

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