Sachen gibt's die gibt's gar nicht
Gestern war ich dann noch einmal in Herning, da ein anderer Volunteer spontan nach Tickets gefragt und massenhaft davon bekommen hatte, weil das Spiel Spanien-Ukraine eh nicht ausverkauft war.
Und da ich ja dort nicht als Volunteer unterwegs bin und eh kein bestimmtes Land supporte, entscheide ich mich spontan und vor allem zum ersten Mal seit meiner Ankunft hier, mich in meinen grün-weißen Schal zu schmeißen.
Also in Werdermontur auf nach Herning und zum Stadion, welches von diesem Örtchen noch mal 5km weit draußen in der Pampa liegt, was schon ein ziemlicher Weg ist, wenn man bedenkt, dass Herning bestimmt nicht mal 5km an Durchmesser hat. Ja und wer ist da gerade vor uns am Ticketcontainer und holt seine Tickets ab?
Herr Baumann sind SIE das???

Ich verwirrt, Herr Baumann verwirrt, gaaanz großes Kino.
Er zeigt nur noch auf meinen Schal und meint "Das passt ja", woraufhin ich völlig verwirrt nur fragen kann "Was machen SIE denn hier?"
Er sagt ganz unschuldig, er würde nur Fussball gucken. Ja nee is klar. Einfach mal eben Fußball gucken. U21. Herning. Spanien – Ukraine. Mache ich auch fast jedes Wochenende
Er fragt, was ich hier mache, fragt, ob ich so was öfter tue, ob ich das ganze Turnier hier bin und wünscht mir dann noch ein schönes Spiel und ein schönes Turnier. Ich sage "Dir auch... äh... Ihnen auch", da meint er "Nee, sag ruhig du" und wir verabschieden uns. Unser Baumann, so wie wir ihn kennen.
Man erwartet ja schon nicht, dass man in Herning überhaupt irgendjemanden trifft. Das man Frank Baumann trifft aber schon mal gar nicht.

Die Tschechien und das Spielzeug
Und heute fängt der Tag eigentlich wieder ganz frustrierend an. Denn ich habe gestern, als ich vor meiner Tour nach Herning mal wieder Notdienstlich auf die Fanmeile berufen wurde, meinen Stundenplan für diese Woche diskutiert. Heute 16 Uhr, sagt Marie. Heute 16 Uhr, teile ich auch Mads mit. Denn ich habe vorher viel zu tun.
Um 16 Uhr bin ich so gerade mit meiner PC-Arbeit fertig und düse in die Fanzone, wo Mads mich wie ein Auto anguckt. Was ich denn hier machen würde? In der Fanzone sei ja nichts los (ja das sehe ich) sie machen um 18:00 Uhr dicht.
Diesmal atme ich einfach durch, schlucke meinen Frust und meine Wut herunter, gönne mir ne UEFA-bezahlte Bratwurst und hänge mich einfach noch nen Stündchen in die leere, aber sonnige Fanzone. Und es lohnt sich. Kurz vor Schluss hält draußen ein Bus und 20 Fußballer werden erst in die Innenstadt und dann in die leere Fanzone gejagt. Es sind die Tschechien, die jetzt mal einen Field-Trip nach Aarhus machen und sich erfreut Bälle und Joysticks schnappen und fasziniert den 8-Mann-Kickertisch betrachten.




Ich kenne das tschechische Team nicht mal, aber hey, die Spieler besuchen uns ganz relaxed auf der Fanmeile. Wow, Tag gerettet.

Das war's auch eigentlich erst mal wieder von mir und ich hoffe, dass sich vielleicht der ein oder andere mit einem Schmunzeln im Gesicht doch noch mal überlegt, ob sporadisch auftauchender Frust und kostenloses Arbeiten einige dieser Moment nicht doch wert sind.

Denn zum Schluss:
"Dear Volunteers, please help yoursevles"
fanden wir nach einem langen und kalten Tag, an dem wir so spät von der Arbeit wiederkamen, dass es im Volunteer Centre kein Essen mehr gab, vor unseren kleinen Baracken im Fahrradstadion. Die Notiz stammte von ein paar netten Leuten, die an dem Tag ein Firmenpicknick im Fahrradstadion organisiert und uns morgens kennen gelernt hatten und klebte an einer Kühlbox voll Sandwhiches und 20 Dosen Bier.
Skål