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21.04.2009 um 13:44 Uhr
Halbfinal-Appetizer
Wie auch schon vor dem Viertelfinale gibt es auch zum Halbfinale des laufenden Pokalwettbewerbs einen kleinen Appetizer in Form eines Rückblick auf die bemerkenswertesten Halbfinalspiele der Vergangenheit:

2.5.1984 FC Schalke 04 – FC Bayern München 6:6 n.V.
Die Mutter aller Pokalschlachten: In einem an Leidenschaft und Dramatik kaum zu überbietenden Match lieferten sich die beiden Teams eine packenden Fight, bei dem das damals 18jährige Talent Olaf Thon zum Held des Tags avancierte. Drei Treffer gelangen dem späteren Bayernspieler an diesem Abend, darunter das nicht mehr für möglich gehaltene 6:6 in der Nachspielzeit der Verlängerung. Es bildete Abschluss und Höhepunkt einer denkwürdigen Partie, in der die Bayern schon mehrfach wie der sichere Sieger aussahen und schließlich doch nicht über ein Unentschieden hinauskamen. Im zweiten Versuch, eine Woche später, sollten die Münchener aber dann mit 3:2 siegen und ins Pokalfinale einziehen. In diesem sollte ebenfalls ein späterer Bayernspieler im Mittelpunkt stehen: Lothar Matthäus, der im Elfmeterschießen versagte und so seinen neuen Club zum Pokalsieger machte.

7.5.1991 1. FC Köln – MSV Duisburg 3:0
Zum ersten Mal in der Pokalhistorie wurden 1991 beide Halbfinalpartien des DFB-Pokals in Wiederholungsspielen entschieden (erst in der Folgesaison wurden die Wiederholungsspiele zugunsten eines sofortigen Elfmeterschießens abgeschafft). Sowohl die Begegnung zwischen Eintracht Frankfurt und Werder Bremen (2:2, Wiederholungsspiel 6:3 für Bremen) als auch das Aufeinandertreffen des MSV und des FC aus Köln erlebten innerhalb von 14 Tagen eine Neuauflage. Nach einem dürftigen 0:0 konnten die Kölner durch ein klares 3:0 gegen die Duisburger das Finalticket lösen. Das Spiel selbst wäre wohl längst in Vergessenheit geraten, hätte der damalige FC-Coach Erich Rutemöller nicht mit einer hinterlistigen und längst sprichwörtlichen Anstiftungsaktion für Aufsehen gesorgt. Als der gelbbelastete Stürmer Frank Ordenewitz in der Halbzeitpause angekündigte, sich im zweiten Spielabschnitt eine Rote Karte einzufangen, um so einer Sperre für das Finale zu entgehen, riet ihm sein Trainer mit einem entschiedenen "Mach et, Otze" zu. Ein perfider Plan, der Geschichte machte, aber doch erfolglos blieb. Der DFB überbrückte die Lücke im Regelwerk (eine Gelbsperre wäre im Pokal abzusitzen gewesen, eine Rote Karte hätte hingegen "nur" eine Pause in der Bundesliga bedeutet), indem er Ordenewitz wegen Unsportlichkeit für das Finale sperrte. Dies verloren die Kölner gegen die Rehhagel-Elf übrigens im Elfmeterschießen – auch damals schon wurden Endspiele nicht wiederholt.

11.4.1995 1. FC Köln – VfL Wolfsburg 0:1
Und nochmals der FC! Auch diesmal war die Begegnung als solche nicht sonderlich erwähnenswert. Der Außenseiter aus Niedersachsen siegte dank eines Treffers von Siggi Reich in einem (wie der Autor aufgrund eigener Anwesenheit zu berichten weiß) bemerkenswert langweiligen Match mit 1:0. Die trostlose Partie schrieb dennoch Geschichte. Erstmalig konnte sich ein Zweitligist im Halbfinale auf gegnerischem Platz gegen einen Erstligisten durchsetzen. Ein Kunststück, das bislang einmalig ist und es auch vorerst bleibt, so dem FSV aus Mainz in Leverkusen nicht Ähnliches gelingt.

18.2.1998 Eintracht Trier – MSV Duisburg 10:11 n.E.
Trier ist, was den Fußball betrifft, eine Stadt von schon bemitleidenswerter Tragik. Der einstige Vorzeigeclub, der seine Heimspiele nach wie vor im nicht sonderlich vorzeigenswerten Moselstadion austrägt, hat in den vergangenen Jahren einen sportlichen Abstieg hingelegt, der deutschlandweit seines Gleichen sucht. Vor wenigen Jahren noch mit reellen Chancen auf den Erstligaaufstieg ausgestattet, kämpft die Eintracht nun mehr um den Verbleib in der Regionalliga und muss – dies ist wohl das größte Übel – auf die Trainer"künste" eines Mario Basler vertrauen. Viele Fans denken da wehmütig an die Pokaltriumphe des vorigen Jahrzehnts zurück, die die Eintracht im Jahre 98 sogar bis ins Halbfinale führten. Das unglückliche Scheitern im Elfmeterschießen war dabei aus zwei Gründen schmerzhaft. Nicht nur, dass den Amateuren so das Erlebnis der Finalatmosphäre in Berlin verwehrt wurde. Viel schwerer wiegt: Hätte Trier an diesem Abend gewonnen, so hätte die Eintracht, da Finalgegner Bayern in der Champions League antrat, in der Folgesaison im Europokal der Pokalsieger spielen dürfen. Doch in Trier hat man den Konjunktiv wohlweislich längst verboten und inzwischen aufgehört, vertanen Chancen nachzutrauern.

7.2.2001 VfB Stuttgart – FC Schalke 0:3
Eine 3:0-Heimschlappe ist immer hart. Besonders ernüchternd ist sie aber, wenn das Resultat bereits nach einer guten Viertelstunde feststeht. So geschehen an diesem Februar-Abend, als die Schalker durch Tore von Sand (3.), Asamoah (6.) und Mpenza (18.) schnell das Erreichen des Finales sicherstellten, in dem man gegen Außenseiter Union Berlin siegreich war und so ein wenig die Wunden der verlorenen Meisterschaft lecken konnte.

6.3.2002 FC Schalke 04 – FC Bayern München 2:0 n.V.
18 Jahre nach dem legendären 6:6 trafen die Clubs aus Schalke und München wieder in einem Halbfinale aufeinander, das zwar bei weitem nicht an die Dramatik die Erstauflage heranreichte, aber gleichfalls einen großen Unterhaltungswert besaß. Und das, obwohl die beiden entscheidenden Treffer erst in der Verlängerung fielen. Die Bayern betrachten das Spiel als Revanche für die herbe 5:1-Pleite, die man gut einen Monat zuvor an gleicher Stelle kassiert hatte. Die Meisterschaft schien zu diesem Zeitpunkt bereits in aussichtslose Ferne gerückt, so dass allein ein Titel im Pokal übrig blieb. Die Bayern kämpften wacker, mussten aber nach der gefühlt 30. Roten Karte in der Karriere des Sammy Kuffour in Unterzahl agieren und hatten in der Nachspielzeit nichts mehr zuzusetzen. Van Hoogdalem und Böhme schossen die Knappen ins Finale, in dem die Stevens-Elf ihren Titel gegen Bayer Leverkusen verteidigen konnte.

16.3.2004 Werder Bremen – VfB Lübeck 3:2 n.V.
Die wohl ausgelutschteste und phrasenschweinfüllendste Floskel im Fußball ist gewiss die vom Pokal und seinen eigenen Gesetzen. Jeder weiß inzwischen, dass im Pokal dann und wann der Underdog die Oberhand behält und dass man die Pokalsensationen nur all zu gern zu einem Mysterium hochstilisiert, indem man von ganz merkwürdigen, eigenartigen Pokalgesetzen spricht. So abgenutzt diese Redensart auch sein mag, in der Praxis bewahrheitet sie sich eben doch ab und zu. Wie zum Beispiel am 16. März 2004 als Tabellenführer Werder Bremen vor heimischer Kulisse auf den damaligen 15. der Zweiten Liga aus Lübeck traf. Der Gast aus Holstein führte bis zur 54. Minute und schaffe es letztlich bis in die Verlängerung. Dort konnte man sogar das 2:1 erzielen, ehe Ailton und Valdez mit ihren Treffern den Weg zum Double ebneten. Doch beinahe hätte der Pokal mit all der Macht seiner mysteriösen Gesetze wieder zugeschlagen.
Aufrufe: 4080 | Kommentare: 11 | Bewertungen: 7 | Erstellt:21.04.2009
ø 7.1
KOMMENTARE
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Colt
22.04.2009 | 10:20 Uhr
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Colt : 
22.04.2009 | 10:20 Uhr
0
Colt : 
Die Nummer 1 im Norden sind wir!!!!!!!

NUR DER HSV!!!!

Derbytime

P.s. sehr schönes Blog
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