Dieser Blog ist anders als alle meine anderen Blogs zuvor. Ganz anders. Denn normalerweise schreibt man besonders schön, besonders lustig oder wenigstens besonders kritisch. Heute nicht.

Denn heute hat der große Brett Favre seine Karriere beendet. Kurz nach 10 Uhr war es da in Green Bay, als die Zeit stehen blieb und mir das Schöne, Kritische und besonders das Komische für kurze Zeit verging.

Denn das war nicht irgendeine Karriere – das war DIE Karriere.

Das sage ich als Packers-Fan. Als Packers-Fan der sich an die Packers in der Neuzeit fast nur an die Packers mit Brett Favre erinnern kann. 16 Jahre Favre und die Packers. Das ist mehr als die Hälfte meines Lebens. Eine der größten NFL-Karrieren ist zu Ende. Eine Institution hört auf zu existieren.

Dabei waren die Zeiten doch so gut. Vor etwas mehr als einem Jahr habe ich noch in der "Lambeau Cottage" gefeiert. Dem ehemals privaten Ferienhaus der Packers-Legende "Curly" Lambeau - direkt an der grünen Bucht des Lake Michigan. Mittlerweile in Universitäts-Besitz und gut versteckt. Eine echte Ehre, denn normalerweise wird an einem solchen historischen Ort nicht gefeiert.

Wie ich jetzt darauf komme: Brett Favre verdient auch eine solche Cottage. Eine Huldigung. Die Favre Fields, den Brett Bowl, die No. 4 Memorial Hall. Mindestens.

Denn es ist vorbei. Aus und vorbei. Natürlich werden die Packers einen neuen Quarterback finden. Klar. Aber bitte. Egal wie gut der auch immer sein wird: Er ist nicht Brett.

Und deshalb tut mir sein Ersatz jetzt schon leid. Egal ob er nun Aaron Rodgers, Craig Nall oder sonst wie heißt. Es ist einfach nicht das Gleiche. Und das werden alle wissen und alle sagen – und alle werden es "den Neuen" spüren lassen. Ob sie es wollen, oder nicht.

Klar. Auch ich werde weiter zu den Packers halten. Bin schließlich kein Gutwetter-Fan. So etwas gibt es in Green Bay einfach nicht. Aber trotzdem: Ich werde Brad vermissen. So wie eine ganze Stadt, ein ganzer Staat – ach was sage ich: ALLE tun werden. Die Green Bay Press Gazette hat gerade binnen weniger Minuten eine Sonderausgabe für den Nachmittag angekündigt.

Und auch der lokale Campus steht Kopf. Dabei hätte man es schon ahnen können. War den Betreibern der Packers-Website doch ein folgenschwerer Fehler unterlaufen. Ein "snafu" – wie es in der vergangenen Woche so schön hieß. "Situation normal – all fucked up". Tolles Wort.

Kurzzeitig sogar mein Lieblingswort. Denn es bedeutete: Sorry Leute, die Meldung über Bretts Rücktritt die wir am letzten Donnerstag veröffentlicht hatten, war nur ein Versehen. Ein Mitarbeiter hat auf einen falschen Knopf gedrückt und die Seite, die es nur aus vager Voraussicht gibt, versehentlich ins Netz gestellt. War also alles nicht so gemeint. Alles gar nicht wahr.

Jetzt ist es wahr. Und ich bin Brett nicht böse.

Mentale Müdigkeit. Nach 17 NFL-Saisons ist das verständlich. Und Brett beweist Größe. Keine Saison auf Halbgas, nur um es noch einmal zu versuchen. Keine Quälerei, nur für ein weiteres Jahr. Das ist gut für ihn - und das ist gut für das Team. Und so tritt Brett - selbst wenn es im letzten Jahr nicht mit dem Super Bowl geklappt hat - auf dem Höhepunkt ab.

Deshalb sage ich Good Bye, Brett! Mehr nicht. Mehr ist nicht nötig.