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02.08.2008 um 17:46 Uhr
Glückstag für die Fußballfans?
Die Empfehlung des Bundeskartellamtes an die DFL, samstags vor 20 Uhr eine Zusammenfassung der Bundesligaspiele im Free-TV anzubieten, ist bei führenden Vertretern der öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten auf Zustimmung gestoßen. So macht WDR-Intendantin Monika Piel keinen Hehl aus ihrer Freude über das Votum der Ordnungshüter und spricht gar von einem „Glückstag für die Fußballfans" – ganz selbstlos versteht sich. Denn dass vor allem die ARD Profiteur dieses Entscheids sein dürfte, wird allenfalls beiläufig konstatiert. Ob der 24. Juli aber wirklich ein Tag der Freude für Deutschlands Fußballfans ist, scheint äußerst fragwürdig.

Immerhin begnügt sich das Kartellamt damit, eine vorabendliche Zusammenfassung der Ligaspiele im Free-TV zu fordern, ohne aber gleichzeitig festzulegen, wie diese auszusehen hat. Die findigen Juristen in Reihen der DFL dürften in der Lage sein, das Postulat zu ihren Gunsten auszulegen. Herauskommen könnten zweiminütige Kurzzusammenfassungen ab 19.30 Uhr, mit denen keinem Fußballfan gedient sein dürfte. Von Glückstag wäre keine Rede mehr.

Die Vorgaben des Kartellamtes haben noch weiter reichende Folgen: Sie erschweren den Abschluss eines lukrativen Vertrages mit einem Pay-TV-Anbieter. Gerade Premiere hat stets deutlich gemacht, dass es langfristig an einer Live-Übertragung der Bundesliga nur interessiert ist, wenn die Zusammenfassungen im Free-TV erst am späteren Abend ausgestrahlt werden. So oder so, der Wert der Marke Bundesliga ist durch den Entscheid der Bonner Wettbewerbshüter weiter gesunken. Dies wiegt umso schwerer, als die Bundesliga schon seit Jahren der Konkurrenz aus England und Spanien hinterher hechelt. Die internationale Wettbewerbsfähigkeit wird weiter geschwächt. Ob das im Sinne der deutschen Fußballfans sein kann?

Schließlich könnte der Beschluss des Kartellamtes die Topvereine dazu bringen, von der bewährten zentralen Vermarktung abzuweichen und sich selbst um den Verkauf der Rechte an den eigenen Spielen zu kümmern. Man kann sich ausmalen, welchen Schrei der Entrüstung eine Hinwendung zur dezentralen Vermarktung nach sich ziehen würde. Am lautesten werden sich dann diejenigen echauffieren, die jetzt voller Wonne auf die sozialistische Pauke schlagen und den Fußball als Volksgut beschwören, so wie der Vorsitzende der SPD-Medienkommission Marc-Jan Eumann. Denn was jetzt sozial klingt, kann später sehr unsolidarisch wirken.

Sollte es wirklich so kommen, dass Premiere angesichts der hohen Hürden des Kartellamtes das Interesse an der Bundesliga verliert, droht überdies ein erneutes Übertragungschaos wie schon im Jahre 2006. Damals übernahm arena kurzfristig die Liga-Übertragung, um sie ein Dreivierteljahr später wieder an Premiere abzutreten. Neue Decoder, neue Verträge, undurchsichtige Regelungen bei Sat und Kabel - kurz um, ein elendes Hickhack, das man sich gerne ein weiteres Mal sparen würde. Aber genau das könnte eintreten. Und das soll also ein Glücksfall für den Fußballfan sein?

Das sich Piel & Co. über den Entscheid des Kartellamtes freuen, ist nachvollziehbar. Immerhin sichert er die Marktstellung der Öffentlich-Rechtlichen bei der Bundesliga-Übertragung. Sparen können sie sich aber ihren scheinheiligen Anspruch, als Vertreter des deutschen Fußballfans zu agieren. Das nimmt ihnen nämlich niemand ab, zumal der 24. Juli eben mitnichten ein „Glückstag für die Fußballfans" ist.
Aufrufe: 1463 | Kommentare: 0 | Bewertungen: 2 | Erstellt:02.08.2008
ø 7.0
DFL  |Premiere  |Bundesliga  |ARD  |
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