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15.03.2009 um 11:41 Uhr
Geld regiert die Welt. Auch den
„Entscheidend ist nicht mehr auf’m Platz. Entscheidend ist auf’m Konto.", sagte einst Meisterstürmer Adi Preißler. Harter Tobak. Doch was ist dran? Regiert das Geld den Fußball?

Soziales Milieu des Fußballs
Zunächst sollte man die soziale Struktur des Milieus, in dem der Fußball geboren wurde, die Arbeitersiedlungen Englands, näher betrachten. Die Umgebung der Stadien weltberühmter Vereine wie Tottenham, Aston Villa, Liverpool, Arsenal, Sheffield oder Manchester United bietet ringsum das gleiche Bild: Arbeitersiedlungen in Grau. Man hofft immerzu bis zur nächsten Ecke, dass die dumpfe Monotonie der Straßen aufhören möge. Vergebens, denn der Weg ist nach links oder nach rechts doch wieder mit derselben harten Realität gepflastert. Kleine, eingeschossige Häuser, eins wie das andere, verwaschene Gardinen hinter den Scheiben, sowie ein wirres Gestrüpp von Fernsehantennen auf den Dächern. Man geht in diesen Straßen nicht spazieren, und jene Fremden, die es dennoch tun, denen trifft leicht der Argwohn derer, die hier leben.

Folgerichtig sind die Beziehungen dieses Milieus in Deutschland am stärksten dort spürbar, wo der Fußball ebenso seine große Dichte hat: im Ruhrgebiet. Betrachtet man Liverpool und Dortmund, zwei ruhmreiche Vertreter des internationalen Fußballs, genauer, so werden Querverbindungen deutlich. Die zwei Vereine, das ist wie ein Herz und eine Seele. Obwohl ein ständiger globaler Austausch von Talenten stattfindet, bleibt dasselbe traditionelle, regionale Selbstbewusstsein, das in diesen berüchtigten Regionen des Fußballs zuhause ist und dem Erfolg immer wieder den Boden bereitet. Hier ist der Fußball nicht nur ein Spiel elf gegen elf, es ist ein Kampf, denn nur hier findet das Lebensgefühl hart arbeitender Menschen wie kaum sonst irgendwo seinen legitimen Ausdruck. Deshalb gilt der Fußball auch als Vergnügungsbranche des kleinen Mannes.

Desto merkwürdiger wirkt es da, wenn von Zeit zu Zeit diverse Weltverbesserer auftreten, die den Fußball mit neuen Regeln verbessern und vor allem „retten" wollen. Aber sie haben meistens das Spiel nicht durchschaut, sind bis zu seinem wahren Wesen nicht vorgedrungen. So widerspräche zum Beispiel die Abschaffung der Abseitsregel, die immer wieder gefordert wurde, um dem Zuschauer mehr Tore zu bescheren, völlig dem aus der Geschichte heraus entstandenen Grundcharakter des Spiels, das als „Apotheose des Lebenskampfes" („struggle of life") seine Wurzeln im England des 19. Jahrhunderts hat. Denn die Abseitsregel wurde nicht geschaffen, um das Regelwerk schwieriger zu gestalten, sondern den (Tor-)Erfolg einer Mannschaft, ohne den nötigen Kampf und ohne Einsatz spielerischer Intelligenz, zu verhindern. Es ist ein Denkfehler, wenn man davon ausgeht, dass die geschätzten Zuschauer bereit wären, ein großes Angebot „billiger" Tore durch einen höheren Beitrag zu vergüten. Die Zuschauer gingen doch ins Stadium, um zu sehen wie „uns’ Uwe", die Gegenspieler mit seinem Spielwitz übertölpelte und wie er dann gemeinsam mit den Fans feierte. Gemeint ist Uwe Seeler, der mit 17 Jahren und elf Monaten der jüngste Debütant in der Nationalelf.

Globalisierung und Kapitalisierung weit vorangeschritten
Dass der Fußball 136 Jahre nach dem ersten Länderspiel zwischen Schottland und England globalisiert ist, steht außer Frage. Die nationalen und kontinentalen Wettbewerbe gehören zu den interessantesten und spannendsten Ereignissen des internationalen Sports. Zwar befindet sich der Mittelpunkt der Fußball-Welt weiterhin in Europa, doch hunderte Topspieler aus Südamerika und Afrika tragen die Trikots europäischer Vereine. In unzähligen europäischen Spitzenteams sind die einheimischen Spieler in der Unterzahl. Sogar beim SC Freiburg, gerne mal als Musterbeispiel für mustergültige Talentförderung genannt, musste öfters Volker Finkes Assistent Karsten Neitzel als zwölfter Mann herhalten, da in Deutschland ein Bundesligaverein mindestens zwölf Deutsche im Profikader haben muss.

Doch wie sieht es bei der Kapitalisierung aus? Hat das große den Fußball wirklich verändert? Fakt ist, dass die englische Premier League, die reichste Liga der Welt, weiter Europas Fußball beherrscht. Mitten im globalen Gejammer war in England im Februar das finanzielle Kunststück gelungen, die - ohnehin schon einmalig hohen - Fernseheinnahmen für die Inlandsrechte der Premier League noch einmal um vier Prozent zu steigern: 1,78 Milliarden Pfund (1,9 Milliarden Euro) werden für die Live-Rechte an den drei Spielzeiten 2010/11 bis 2012/13 bezahlt. Dazu kommen die separat ausgehandelten Auslandsrechte, besonders in Asien, wo die Premier League ein Vielfaches von dem erlöst, was alle anderen europäischen Ligen dort insgesamt einsammeln. Galt früher einmal die These, dass sich im Fußball auch die Wirtschaftskraft einer Region spiegelt, so ist das Bild momentan äußerst widersprüchlich. Während am Finanzplatz London einstige Wertpapiere zu Penny-Stocks verkommen, die Immobilienpreise in den Keller rauschen und die Hausmädchen entlassen werden, festigen die Inselkicker ihre Dominanz über das Festland.
Vier der acht Viertelfinalisten der Champions League kommen wie im Vorjahr aus der Premier League. Spalier stehen die Spanier mit Barcelona und Villareal sowie Porto und der FC Bayern. Da scheint der Schnellschuss gerechtfertigt, dass Geld auch Macht bedeutet. Falsch gedacht. Der umsatzstärkste Klub der Welt war auch 2008 noch immer nicht Manchester United, sondern weiterhin Real Madrid. Jenes Real, dem beim Achtelfinal-K.o. gegen den FC Liverpool nicht einmal ein Tor gelang. An diesem Duell lässt sich exemplarisch zeigen, warum es nicht genügt, nur über Geld zu verfügen, man muss es auch kunstvoll verschwenden können.

Das große Geld und die schlechte Ver(sch)wendung
Real hat es verlernt, Real kauft vermeintliche Stars, komponiert aber schon lange keine große Mannschaft mehr. Was auch in der Struktur des Vereins begründet liegt: Bei Real wird der Präsident gewählt, Wahlkampf ist permanent, weshalb die Kandidaten stets neue Stars versprechen , um das Volk zu beruhigen. So feierte der Ablösewahnsinn für die besten Profis der Welt zur Jahrtausendwende noch fröhliche Urstände. Den Anfang bildete im Grunde ein spanischer „Baulöwe". Es handelt sich um Florentino Perez, ein Unternehmer in der spanischen Hauptstadt, der das Präsidentenamt bei Real Madrid insbesondere einem Wahlkampfversprechen verdankt hatte: Er versprach im Jahr 2000, quasi als Antrittsgeschenk, den Portugiesen Luis Figo von Erzrivale Barcelona zu Real zu lotsen. Perez wurde mit 16 469 zu 13 302 Stimmen gegen den Amtsinhaber Lorenzo Sanz gewählt und hielt sein Wort. Ein Versprechen, für das er prompt 60 Millionen Euro zahlte.

Zeichenbegrenzung. Den Rest mit den Absätzen "Erfolg ist käuflich", "Die Veränderung der Profis" und "Der Ball bleibt rund" weiterlesen unter http://...url.com/akqjbk
Aufrufe: 1476 | Kommentare: 2 | Bewertungen: 3 | Erstellt:15.03.2009
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KOMMENTARE
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carterclay
15.03.2009 | 12:07 Uhr
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carterclay : Geiles Teil!
15.03.2009 | 12:07 Uhr
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carterclay : Geiles Teil!
Super geschrieben, sehr informativ und vor allem eine runde Sache. Über manche Dinge kann man natürlich ausführlich diskutieren, aber alles ist sachlich. Find ich super. Thx a lot
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EdHardy22
16.03.2009 | 08:49 Uhr
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EdHardy22 : 
16.03.2009 | 08:49 Uhr
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EdHardy22 : 
Überragender Blog. Wenn man auf deinen Link geht, dann sieht man schnell den Kommentar und dem Artikel, darauf hättest du vielleicht noch eingehen können, wenn du schon sagst, dass Fußball für Arbeiterklasse ist - das stimmt ja nur halb. 10 megaverdiente Punkte!
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