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14.03.2012 um 10:29 Uhr
Finke – Eine Bilanz (Teil 2)
Volker Finke und Lukas Podolski

Seit 2003 dreht sich beim 1.FC Köln alles um Lukas Podolski. Selbst als das Eigengewächs zwischenzeitlich beim FC Bayern spielte, ging es eigentlich nur darum, wann der „Prinz" heimkehrt. Umso stärker war der Fokus auf das Verhältnis des neuen Sportdirektors zur FC-Ikone gerichtet, galt Finke in Freiburg doch als einer, dem jeglicher Starkult zuwider war. Zugegeben, diese Haltung war auch aus der Not heraus geboren. Schließlich hatten die Breisgauer nicht die wirtschaftlichen Möglichkeiten, mit Angeboten aus Bremen (Cardoso, Todt) oder Dortmund (Heinrich, Kehl) zu konkurrieren. Fakt ist aber auch, dass beim SCF das Konzept über dem Einzelspieler stand. Und nicht zuletzt um ein solches Konzept auch beim FC zu realisieren, wurde Volker Finke von der Clubführung um Wolfgang Overath installiert.

Die ersten Reibereien zwischen Finke und Podolski ließen nicht lange auf sich warten. Finke legte sich zwar anfangs nicht direkt mit dem Starspieler an, dafür aber mit dessen Mentor und Förderer Frank Schaefer, der kurz vor Finkes Einstand das Traineramt übernommen und Podolski mit der Kapitänsbinde ausgestattet hatte. Schaefers Demontage, an welcher der Sportdirektor nicht unbeteiligt war (dazu unten mehr), trieb einen ersten Keil zwischen Finke und Podolski. Der FC brachte die Saison schließlich unter dem Interimstrainer Volker Finke zu einem positiven Ende (auch dazu unten mehr).

Doch der Zwist ging weiter. Wie „Spiegel Online" berichtete, soll Lukas Podolski im Mai 2011 Verstärkungen eingefordert haben. Hierzu soll er dem Sportdirektor eine Liste mit ca. 20 Spielernamen vorgelegt haben, die dem Verein seiner Meinung nach weiterhelfen würden (u.a. Maik Franz). Dass letztlich keiner dieser Akteure geholt wurde, soll Podolski tief enttäuscht haben. Immerhin hatte die ihn damalige Führung um Präsident Overath und Manager Meier mit dem Versprechen geködert, den Kader um ihn herum kontinuierlich zu verstärken. In dieser Hinsicht wurde Podolski enttäuscht, was zu seinem Abschied nach der Saison beigetragen haben dürfte. Allerdings muss man auch einräumen, dass der FC chronisch klamm ist, weswegen man nicht jeden Spieler bekommt, den man gerne hätte. Und für die leeren Kassen kann Volker Finke ebenso wenig, wie für die Versprechungen, die Overath und Co. im Jahr 2009 gemacht haben.

Der nächste Konfliktherd war die Absetzung Podolskis als Mannschaftskapitän, welche formal dem im Sommer 2011 installierten Trainer Stale Solbakken zugeschrieben wird. Doch auch hier hält sich das Gerücht, dass Finke die Position Podolskis als Über-Spieler zugunsten einer besseren Balance in der Mannschaft schwächen wollte. Dass sich Podolski nach seiner Absetzung mit Solbakken mehr als gut arrangiert hat, während er zu Finke zuletzt überhaupt kein Verhältnis mehr hatte, lässt auf weitere tief gehende Dissonanzen zwischen den beiden schließen.

Volker Finke und Frank Schaefer

In der kurzen Phase, in der Frank Schaefer als Trainer des 1.FC Köln fungierte (November 2010 bis April 2011), machte der FC einen Sprung nach vorne: Das Rhein-Energie-Stadion wurde endlich wieder zu einer "Festung", unter Schaefer gewann der FC sieben Heimspiele in Serie und zeigte teilweise mitreißenden Fußball. In einer Phase, als die Ergebnisse noch stimmten, übte Sportdirektor Volker Finke jedoch völlig ohne Not öffentlich Kritik am Trainer. Nach dem 1:0-Sieg gegen Nürnberg etwa diktierte er den Journalisten in ihre Blöcke, dass sich die Mannschaft spielerisch zurückentwickle. Bald darauf kamen Diskussionen auf, wie es mit dem Trainer weiterginge. Schaefer hatte seit seinem Amtsantritt gebetsmühlenartig betont, vorerst nur bis zum Saisonende zu planen und über eine Vertragsverlängerung erst nach vollbrachtem Klassenerhalt zu entscheiden.

Schaefers Zögern stiftete jedoch plötzlich Unruhe. Just in dieser Zeit gab Volker Finke ein Interview, in dem er sich „naiv" (hüstel) äußerte. Darin deutete er an, dass möglicherweise Schaefers christlicher Glaube für sein Zweifeln und Zögern verantwortlich sei. In der Folge nahm der mediale Druck auf den Trainer massiv zu. Beinahe folgerichtig erklärte Frank Schaefer am 19. April 2011 seinen Rückzug nach dem 34. Spieltag. Es folgte eine Pleite mit Ansage in Wolfsburg, nach der Schaefer mit sofortiger Wirkung seinen Hut nahm. Volker Finke, der seit seinem Amtsantritt immer wieder als „Schattentrainer" gehandelt wurde, übernahm das Traineramt für die letzten drei Spiele.

In der Personalie Frank Schaefer muss sich Volker Finke den Vorwurf gefallen lassen, kräftig am Stuhl des durchaus erfolgreichen und beliebten Trainers gesägt zu haben. Wenn Finke vorhatte, an Stelle von Schaefer einen neuen Übungsleiter zu installieren, mit dem er auf einer Wellenlänge liegt, dann ist ihm das rückblickend misslungen (zum Thema „Volker Finke und Stale Solbakken" im 3. Teil mehr).

In der Personalie Frank Schaefer muss man aber auch der Presse Doppelmoral vorwerfen. Die hat alle Schlagzeilen über den gläubigen Trainer dankbar angenommen – auch und gerade die, die Finke ihnen geliefert hat. Danach verwendete sie aber genau dieses Verhalten Finkes konsequent gegen ihn und war so mitbeteiligt am Negativimage des Sportdirektors in der Öffentlichkeit.

Volker Finke als FC-Trainer

3 Spiele, 3 Siege, 6:1 Tore - Statitisch gesehen ist Volker Finke mit einem Schnitt von 3,0 Punkten pro Spiel der erfolgreichste Trainer der Vereinsgeschichte . Doch die Ergebnisse kamen auch mit einer gehörigen Portion Glück zu Stande: In der Partie gegen Leverkusen hatte der FC es einzig Michael Rensing zu verdanken, dass es lange 0:0 stand. In einer Bayer-Druckphase setzte Milivoje Novakovic den Stich zum 1:0, anschließend schloss abermals „Nova" einen Konter zum 2:0-Endstand ab. Beim „Abstiegsgipfel" in Frankfurt erzielte man die Tore zum 2:0-Sieg ebenfalls zum psychologisch richtigen Zeitpunkt – und sicherte so den Klassenerhalt. Das 2:1 gegen Schalke am 34. Spieltag war dann nur noch Sommerfußball. So kam der FC nach einer turbulenten Saison zumindest auf dem Papier zu einem guten Ergebnis: 44 Punkte und Platz 10 bedeuteten die beste Ausbeute seit zehn Jahren.

Volker Finke hat den FC damals gerettet, das muss man attestieren. Doch er war auch zu einem guten Teil daran beteiligt, dass man die Saison nicht mit Frank Schaefer zu Ende bringen konnte, der – so weit lehne ich mich aus dem Fenster – den Klassenerhalt ebenfalls geschafft hätte, wenn einige im Umfeld des Vereins die Füße still gehalten hätten. So hat Volker Finke jedoch ohne Not eine Baustelle (mit)geschaffen. Ein gutes Krisenmanagement sieht anders aus…

Im dritten und letzten Teil:
• Volker Finke und sein Konzept – was hat er bewirkt?
• Volker Finke und Stale Solbakken
• Was nun, FC?
Aufrufe: 3241 | Kommentare: 4 | Bewertungen: 3 | Erstellt:14.03.2012
ø 7.0
KOMMENTARE
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GNetzer
15.03.2012 | 12:22 Uhr
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GNetzer : 
15.03.2012 | 12:22 Uhr
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GNetzer : 
hab mal die Teile ineinander verlinkt. Schöner Text - aber wäre natürlich geradezu perfekt für die Köln-Gruppe gewesen.
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RoiFabrice22
15.03.2012 | 13:10 Uhr
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15.03.2012 | 13:10 Uhr
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Beim nächsten Mal
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Scandinavia
15.03.2012 | 13:58 Uhr
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15.03.2012 | 13:58 Uhr
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Schöne Zusammenfassung, obwohl vieles den medialen Ereignissen geschuldet ist. Finde Finke ist da immer viel zu negativ weg gekommen. Treffende Ausssage "Und für die leeren Kassen kann Volker Finke ebenso wenig, wie für die Versprechungen, die Overath und Co. im Jahr 2009 gemacht haben." An Ihm liegts nicht, dass Podolski geht. Bin auf die Lösung gespannt, denke aber es wird eher ein Negativüberraschung
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Freejack28
MODERATOR
15.03.2012 | 14:20 Uhr
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Freejack28 : 
15.03.2012 | 14:20 Uhr
-1
Freejack28 : 
Poldi geht eh .
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