"Daß ich nicht mehr mit sauerm Schweiß, Zu sagen brauche, was ich nicht weiß; Daß ich erkenne, was die Welt - Im Innersten zusammenhält". 1808 veröffentlichte Johann Wolfgang von Goethe sein wohl bekanntestes Drama: Faust. Doch hier soll es nicht um Lektüren oder Germanistik gehen, sondern vielmehr um die offen gestellte Frage: Was hält die Welt eigentlich im innersten zusammen?
Ein katholischer Pfarrer würde jetzt wohl sagen, ganz klar, dem Glauben an ein höheres Wesen, an den einen, wahren Gott. Hingegen würde mir ein Wallstreet Banker vermitteln, dass unser stabiles Wirtschafssystem und Geld ausschlaggebend für die friedliche westliche Welt sei. Demokratie wäre für einen Politiker der ausschlaggebende Punkt. Wobei man hier weder etwas verallgemeinern, noch einem zu einhundert Prozent zustimmen, noch widersprechen kann. Und so unterschiedlich alle drei Parteien auch sind, alle haben einen gemeinsamen, unerschütterlichen Kern der Glaube an etwas Höheres. Sei es an die 10 Gebote oder das BGB, sie sind vollends überzeugt von ihrem Handeln und Tun. Und das ist wichtig, viele haben in der schnelllebigen Gesellschaft verlernt an etwas Höheres als den eigenen Mikrokosmos zu glauben, über den eigenen Tellerrand hinauszublicken und das ist schade. Denn glaube verbindet.
Ihr denkt jetzt vielleicht - was viel er mir hiermit eigentlich sagen? Soll er doch seine komischen Gedanken wo anders als auf einer Sportwebseite niederschreiben. Und ihr habt vollkommen Recht, aber nur auf den ersten Blick. Denn für uns ist der Sport, der Fußball, eine Ersatzreligion an die wir glauben und die uns verbindet und in genau diesem Moment hier her gebracht hat. Der Sport löst in uns einen kollektiven Gemeinschaftssinn aus. Er ist es der unsere Welt im inneren zusammenhält. In unserem eigenen Mikrokosmos. Doch nicht nur hier. Eine Gemeinschaft lebt davon, dass sie etwas verbindet. Ein Gedanke, eine Idee, in diesem Fall die Heimat und die Sportler, die aus ihr stammen, um stellvertretend für uns Erfolge zu feiern, die wir ebenso ausgiebig befeiern können, wie die Athleten selbst.
Doch genau hier stoßen viele an ihre Grenzen. Ist Patriotismus doch spätestens seit der NS-Diktatur in Verruf geraten, dass der Glaube an etwas, in diesem Fall der Sport, das er stets immer nur politisch ausgenutzt wird, zumindest in unseren Hinterköpfen verankert. Auch geschichtlich kann man einige Argumente anführen, warum ein Glaube an ein Land und jene Landesgrenzen, willkürlich seien. Viele Völker und Kulturen haben über die Jahrtausende hier im heutigen Deutschland gesiedelt und gelebt. Es ist sicher leicht noch weitere Argumente gegen die Vaterlandsliebe zu finden, ihn als blinden Gehorsam abzustempeln, jedoch tut man sich dabei auch selbst keinen Gefallen, da man sich die Chance nimmt, Freude an etwas größerem als sich selbst zu haben. Sich von Erfolg anderer mitreißen zu lassen eine Euphorie Welle zu besteigen. Mit sich selbst und anderen. Sich gegen die Brandmarkung als Erfolgsfans durchzusetzten.
Dabei ist in den letzten Jahren, schleichend, noch ein weiteres Problem hinzugekommen. Denn für einen gelebten Patriotismus braucht es Erfolge, bei Weltmeisterschaften, Olympischen Spielen. Kaum jemand begeistert sich für die hinteren Plätze, an die man sich später ohnehin nicht mehr erinnern wird. Ein Olympiasieger kann hingegen zu einem Vorbild, zu einem Idol aufsteigen, dem man nacheifert, wegen dem man anfängt Fußball zu spielen, Körbe zu werfen oder viermal die Woche im Schwimmbad seine Bahnen zieht.
Da unsere Anzahl an Goldmedaillen bei olympischen Sommerspielen seit Atlanta 1996, als uns die letzten sportlich positiven Überreste der DDR verlassen haben, rückläufig ist, bewegen wir uns in einer Negativspirale, die einige komplexe Gründe hat. Wem soll man schließlich nacheifern, wenn keine neuen Idole geboren wurden, die man live im eigenen Wohnzimmer gespannt verfolgt hat. Hierbei widerspreche ich persönlich dem DOSB, dass die Farbe der Medaillen egal sei. Natürlich kann auch ein zweiter Platz, ein Wimbledon Finaleinzug einer Sabine Lisicki ohne finalen Erfolg begeistern, jedoch will oder sollte man immer den Willen haben zu Gewinnen und sich nicht mit weniger zufrieden zu geben. Wenn eine Britta Steffen, einem öffentlich in den Medien vorlebt, dass man auch mit sechsten Plätzen bei Weltmeisterschaften zufrieden sein kann, würde ich von einem Mentalitätsproblem sprechen und ihre Vorbilds Funktion in Frage stellen.
Jedenfalls brauchen wir als Gemeinschaft, sowie wir persönlich, braucht Deutschland, Erfolge. Wie diese zustande kommen ist vor allem den Politikern, den Funktionären meist egal. Ein positiver Dopingbefund attackiert den Glauben an die Unantastbarkeit unserer Religion, wie vor 400 Jahren Galileo und sein Teleskop den christlichen. Man wirft den monotheistischen Religionen oft vor dogmatisch zu sein und die Realität zu verkennen. Doch tun wir nicht Tag täglich dasselbe? Wir reden uns ein, der Sport wäre sauber. Der Fußball wäre sauber. Unsere Idole wären sauber, nur damit unser Glaube unerschüttert bleibt.
Doch Doping ist wie eben vieles nur ein Mittel zum Zweck. Wenn man gewinnen will, darf man nichts unversucht lassen, auch wenn das unserer Ethik des fairen Sportes widerspricht. Nur das Ergebnis zählt, nicht erst in der heutigen Zeit. Doch das ist ein Problem des Systems, dafür kann der normale Bürger vor den heimischen Empfangsgeräten herzlich wenig. Und eben so wenig sollte es diesen berühren, denn auch trotz Doping steht die Leistung und das Talent des Sportlers außer Frage. Man kann sich trotzdem für seine Fähigkeiten begeistern. In anderen Ländern werden Dopingsünder doch auch nicht so rigoros von den Medien niedergeschrieben und öffentlich an den Pranger gestellt. Hier würde oft etwas mehr Empathie und Feinfühligkeit helfen. Haben diese Sportler doch etwas für unsere Gesellschaft geleistet. Vielmehr sollte das positive auch in den Medien überwiegen.
Ich will keinem etwas vorschreiben, auch ich sehe Patriotismus kritisch, vor allem wie dieser in den USA gelebt wird, mit Flaggen an jeder Straßenecke. Jedoch sollte man sich nicht vor seiner Herkunft, der Verbundenheit und den eigenen Wurzeln verschließen und doch offen für Neues sein und in einer sich stets wandelnden Welt, sich sowohl als stolzer deutscher, als auch einer unter sieben Milliarden Erdenbürgern sehen.
Unter dem Strich kann man durchaus sagen, dass man Faust, den Sport als Faszination, ans Herz legen kann, wenn er mit allem vorher, keinen Erfolg hatte antworten auf seine Fragen zu finden. Oder was glaubt ihr, wie wichtig ist der Sport für uns persönlich und unsere heutige Gesellschaft im Allgemeinen?
willst du doping legitimieren?? so liest sich das nämlich! doping ist beschiss und wer das betreibt betrügt.. das will ich nicht sehen und deshalb schau ich seit jahren keine tour de france mehr.. und da hilft es auch nichts auf den leistungsdruck und den gruppenzwang hinzuweisen.. und was ein dopender sportler fürs gemeinwohl beitragen soll ist mir auch schleierhaft.. ich geb nen scheiss auf sowas!! und auch wenn ich die britta steffen nicht sehen und hören kann ist mir ein ehrlicher platz 6 deutlich mehr wert als ein betrogener erster platz!
was den patriotismus angeht liegt die problematik ja darin, dass ihn einige holzköpfe nutzen um hohle und dumme parolen zu verbreiten.. gerade in EM/WM jahren geht mir das tierisch auf den zeiger! da ist es dann plötzlich okay oder zumindest geduldet wenn man die italiener als spaghettifresser bezeichnet.. die grenzlinie zwischen patriotismus und rassismus/nationalsozialismus ist sehr dünn und lieber brüll ich einmal weniger ne parole und bin auf der richtigen seite als umgekehrt...
"Doch Doping ist wie eben vieles nur ein Mittel zum Zweck. Wenn man gewinnen will, darf man nichts unversucht lassen, auch wenn das unserer Ethik des fairen Sportes widerspricht. Nur das Ergebnis zählt, nicht erst in der heutigen Zeit."
Meinst du das jetzt wirklich so, dass wir Sportler dopen sollen, nur für unser Gemeinschaftsgefühl? Das ist ja schon sehr weitgehend und steht dem hier:
"Ich will keinem etwas vorschreiben, auch ich sehe Patriotismus kritisch"
eher entgegen. Für mich ist absolut klar, dass der Zweck die Mittel nicht heiligt und dass das derzeitige System des Leistungssports ein großes Übel ist, wenn es dazu führt, dass Menschen für ein Kollektivinteresse - welches nicht einmal bei allen vorhanden ist, es gibt genügend Leute, die sich vielleicht für Sport interessieren, aber nicht für Deutschland, und umgekehrt - ihre Gesundheit aufs Spiel setzen und den Gedanken "der Beste gewinnt" kaputtmachen, ohne den Sport sinnlos ist. Diejenigen, die Angst haben, dass wir Deutschen wieder die fairen Idioten sind, während der Rest sich um den Verstand dopt, kann ich aber wohl beruhigen. Wir sind genauso "pragmatisch" wie der Rest, heucheln nur ganz gerne, weil wir unser Volk für eine Art "Weltgewissen" halten. Da wir aber wissen, dass das den Rest der Welt nicht interessiert, machen wir da eben dann auch mit.
Sofern wir aber tatsächlich Anstrengungen für einen fairen Sport unternehmen wollen in Zukunft, wäre das ein Kurs, der die Unterstützung der Masse benötigen würde, auch wenn es auf Kosten von Titeln oder Medaillen geht. Man muss die Doper ausgrenzen, statt sich selbst in deren Kreis einzureihen. DIE machen etwas falsch, nicht die Leute, die sich morgens noch im Spiegel betrachten können. Jede andere Denke ist schlichtweg falsch und hält das System für immer am Leben.